313 gewürdigte Schedulu diversurum artium des Priesters Theophilus. Selbst Germain Bapst, welcher die Schedula nur in der Ausgabe des Grafen Charles de PEscaIopier benützte, sind diese für uns wichtigen Nach- richten entgangen, so dass er in seiner sonst so werthvollen Arbeit über das Zinn") direct erklärt: Theophilus habe dieses Metall nur in der Malerei, und zwar zu Folien verarbeitet, benützt. Die Schedula enthält jedoch') eine eingehende Erklärung aller Vorgänge bei der Anfertigung von Gefäßen aus Zinn, sowohl von gegossenen als von gehämmerten. Auch werden die zur Fertigstellung nöthigen Arbeiten, das Löthen, Ab- drehen und Poliren gezeigt. Durch den Einblick in eine Klosterwerkstatt aus dem Ende des u. Jahrhunderts, welcher hiebei geboten wird, erhalten wir eine weitaus größere Kenntniss bezüglich der Zinnarbeiten des Mittel- alters als durch die Autopsie der ältesten vorhandenen Objecte aus Zinn (welche auch alle das Alter der Schedula nicht aufweisen) gewonnen werden kann. Der Guss der Ampullen, wie ihn Theophilus beschreibt, geschieht aus verlorener Form, d. h. dieselbe wird über ein Wachsmodell, nicht aus Stücken, sondern allseitig geschlossen hergestellt. Sie kann nach Entfernung des Wachses nur ein einzigesmal zum Gusse benützt werden, da sie, um den gegossenen Gegenstand bloßzulegen, zerstört werden muss. Nebenbei bemerkt wird der Guss aus verlorener Form bei den Bronze- arbeiten der Asiaten, der Japaner zumal, vielfach auch bei den besten Kunstbronzen der Franzosen beute noch in Anwendung gebracht. Als wichtiges Werkzeug unseres Zinngießers in der Klosterwerkstatt finden wir schon die Drehbank vor, welche trotz ihrer primitiven Construction doch schon auch zur Anfertigung hölzerner Schüsseln und sonstiger Gefäße verwendet wird. Die Vorgänge bei der Arbeit, wie sie uns Theo- philus zeigt, gestalten sich in folgender Weise: Ein geschmiedetes Stück Eisen, wso lang wie die Hand und ein wenig dünner als der kleine Fingenu, nach einem Ende hin konisch verjüngt, wird am dickeren Ende mit einem hölzernen Griff versehen, den wir am einfachsten beschreiben, wenn wir ihn als spulenförmig bezeichnen. Dieses Eisen mit dem Holz- gritf würde ein Drechsler die Spindel mit der Rolle nennen. Diese Spindel dreht sich zwischen zwei Docken (hinter columpnasu) um ihre eigene Achse. Nun wird die Spindel schichtenweise mit Thon belegt und iede Schichte für sich getrocknet. Dem auf diese Weise geformten, an der Spindel steckenden Tbonklumpen gibt der Künstler durch Abdrehen die gewünschte Form und zwar eine solche, welche dem Hohlraum des zu erzeugenden Kännchens entspricht. Bemerkenswerth ist, dass das mittelalterliche tornatorium, die Dreh- oder Drechselbank der Kloster- werkstatt, kein Rad besitzt, auch keinen Bogen u. dgl., um die Rolle in ') Ulälain. Paris, G. Massen, 1884. ') Cay. LXXXVH-LXXXXIX,