Vergleicht man die Leistung und Richtung der Schulen mit der gewerblichen Thätigkeit arn betreffenden Orte und in dessen Umgebung, so kommt die fortschreitende Einwirkung der Lehre auf die Praxis, wie gesagt, in erfreulicher Weise zur Anschauung. Nicht überall scheinen sich die Gewerbetreibenden allerdings dieses Einflusses bewusst zu sein, nicht überall denselben, wo sie ihn erkennen, als Förderung zu em- pfinden. Es ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen, worin die Ursache liegen mag, dass die Gewerbetreibenden Tirols, und wohl auch an- derswo, die Schule vielfach eher als eine unbequeme Concurrenz denn als Schützerin der gewerblichen Interessen betrachten. Große Vorsicht thnt jedenfalls noth; sollen die Schulen ihre Aufgabe ganz erfüllen, so muss dort, wo dies etwa nicht der Fall sein sollte, von ihnen auch der Schein, als machten sie den Gewerben Concurrenz, ferne gehalten werden. Auch müssen die Lehrkräfte überall direct mit dem Volke Fühlung zu erhalten suchen; es scheinen auch an manchen Orten zu viele Lehrer und nicht alle auf dem richtigen Platze zu sein. Vielleicht geschieht ferner an dem einen Orte, wie etwa in Cortina durch die Silberhligranschule, zu viel, da der Bedarf des Landes durch die vorhandenen Meister dort und in Schwaz hinreichend gedeckt wird, während das Stubaithal dringend einer Fachschule für Metallindustrie bedürfte, soll das einst blühende und heute noch lebensfähige Schlossergewerbe daselbst aus Mangel an Schulung von Hilfskräften nicht zu Grunde gehen. Das Fachschulwesen ist eben noch jung, seine Organisation noch nicht abgeschlossen; dass aber ohne die bestehenden Fachschulen die Tiroler Ausstellung unmöglich gewesen wäre, unterliegt keinem Zweifel. Vor Allem die tirolische Holzindustrie erscheint auf der Ausstellung quantitativ (durch mehr als 130 Aussteller) und auch qualitativ am stärksten vertreten. Dass unter den Kunsttischlern die Gebrüder Colli die höchste Anerkennung verdienen, dürfte unbestritten sein. Sie sind in allen Sätteln gerecht, als Kunsttischler, Schnitzer, wie als Bautischler, denn auch ein ganzes Schweizerhaus von reizender Art haben sie aus- gestellt. In Intarsia leisten die Colli heute das Beste in ganz Tirol und sie beherrschen alle Stilgattungen wie die ersten Kunsttischler Wiens. Das Zimmer in englischer Gothik, die eingelegten Möbel und eine große Uhr sind vor Allem zu nennen; die Preise sind sehr mäßig, die englisch- gothische Zimmereinrichtung (Alles in Allem 700-800 H.) wurde bis Mitte August bereits sieben Mal verkauft. Der Leiter des Etablissements, welches 70 Arbeiter beschäftigt, der älteste mehrerer gemeinsam arbei- tender Brüder, ist zugleich Werkmeister an der Staatsgewerbeschule; das ist eine höchst beachtenswerthe Erscheinung, die zur Nachahmung auffordert. Die Leistungen seiner Schulabtheilung sind denn auch vor- züglich; es wird nichts gelehrt, was nicht auch nach allen Regeln der Kunst und des praktischen Bedürfnisses ausgeführt werden kann. Wie er die Intarsia versteht und beherrscht, zeigen vor Allem auch seine im 28'