31 seinem Sohne vollendet wurde. Eine weitere Erhöhung des Etfectes, die hier angestrebt wurde, konnte nicht mehr im Geiste der bisherigen De- corationsweise erreicht werden. Der Naturalismus im Detail wird noch mehr gesteigert. Blumen und Blätter ragen frei aus dem Grunde heraus und werfen tiefe Schatten. Die beiden Vasen, aus welchen der Pflanzenwuchs sich erhebt, werden von einer männlichen und einer weiblichen Gestalt emporgehalten. Der grüne, blühende Schmuck besteht aber nicht aus Pflanzenbüscheln, son- dern Kränze, aus je zwei gegen einander geneigten Zweigen gebildet, sind hier an Stäben festgebunden. lru freien Rund dieser Kränze er- weitern sich die Stäbe zum Knauf oder treiben phantastische Blumen, auf welchen Vögel sitzen u. dgl. Von einem Kranz zum andern bildet ein stilisirtes Blatt der Fächerpalme den Uebergang und bringt in seiner rhythmischen Wiederkehr nicht allein wohlthuende Ordnung in die allzu bewegten Formen, sondern erinnert auch an das Streben, naturalistische und antike Ziermotive in Eins zu verschmelzen. Wir sehen an den Thiirpfosten des Baptisteriums die naturalistische Richtung schon um die Mitte des Jahrhunderts an den Grenzen maß- voller Schönheit angelangt. War sie aber durch die beiden Ghiberti rasch emporgeblliht, so wuchs sie durch die Werke der Della Robbia in die Breite. Während der ganzen zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis in die ersten Decennien des t6. verließen zahlreiche Lunetten, Me- daillons und sonstige Reliefdarstellungen die Werkstatt Luca's und seiner Nachfolger, die mit den prächtigsten Frucht- und Blumenkränzen ge- schmückt waren. Auch bei den Arbeiten der Della Robbia ist ein Fortschritt von einer gebundeneren, stilistische Anklänge aufweisenden Composition zu größerer Willkür und Freiheit zu bemerken. Eines der älteren Werke Luca's ist das Medaillon mit dem Florentiner Stadtwappen an der Facade von Or San Micbele. Der schöne Fruchtkranz, welcher dasselbe umgibt, ist weitaus nicht so üppig wie spätere ähnliche Umrahmungen. Auch die Zahl der Pflanzenspecies ist eine geringere: Büschel von Pinienzapfen, Granatäpfeln, Citronen, Trauben und gewöhnlichen Aepfeln wiederholen sich mehrmals, Früchte und Blätter sind regelmäßig zu zweien und dreien angeordnet, und die einzelnen Büschel mit Bändern sorgfältig fest- gebunden. Es ist die solide, etwas umständliche Art einer im Jugendalter stehenden Kunstrichtung. (Fortsetzung folgt.)