Anklingen an ägyptische Art enthalten jene Nachrichten über Kunst und Kunstgewerbe beim israelitischen Volke, wie sie uns in ca. io Capiteln des Buches Exodus überliefert werden. Diese Stellen der heiligen Schrift sind von großem Interesse für die älteste Geschichte des Kunstgewerbes, das nach Material und Technik seine Würdigung findet. Dabei ist aber der Bau der Stiftshütte und damit der spätere Tempel strenge bis in's kleinste Detail an jenes Vorbild gebunden, das der Herr dem Moses auf dem Berge, also in der Vision gezeigt hatte: nEin Heiligthum sollen sie mir machen, nach dem Vorbilde des Zeltes, das ich dir zeigen werdeß Dieser strengsten Gesetzmäßigkeit steht aber eine Bemerkung zur Seite, welche an die Künstlernamen eines Beseleel und Ooliab anderthalb- tausend Jahre vor Christus geknüpft wird: nDer Herr hat den Künstler erfüllt mit dem Geiste Gottes und mit Weisheit und mit Verstand und mit Wissenschaft und aller Erkenntniss, zu erdenken und zu machen das Werk in Gold und Silber und Erz und Stein zu schneiden und Holz- werk zu zimmern. Was man künstlich erfinden kann, gab er in sein Herz. Auch den Ooliab vom Stamme Dan's - Beide versah er mit Weis- heit, um Zirnmerwerk zu machen, Kunstweberei und Stickerei, Hyazinth und Purpur, auch zweimalgefärbten Carmosin und Byssus und um Alles zu weben und allerlei Neues zu erfindenm Gewiss eine in ihrer directen Beziehung auf Gottes Geist erhabene Auffassung des künstlerischen, ja sogar des kunstgewerblichen Berufes, um so auffälliger bei einem Volke, das, wie die Juden an bildender Kunst, im Gesetze und in der Praxis gleich arm erscheint. Das auserwählte Volk der Kunst aber waren die Hellenen; ihnen war die natürliche Offenbarung der Schönheit zu Theil geworden. An Stelle hässlicher Götzenbilder streben sie menschlich schöne Forrnen an, mehr als irgendwo ist bei ihnen der hohe Stil der Kunst von der religiösen Auffassung untrennbar. Mit dem Aufgeben des alten naiven Götterglaubens trat in ihrer Kunst an Stelle der selbstlosen Schönheit und einfacher Hoheit das Streben nach spannender Wirkung und damit der Beginn des Verfalles ein. Sehen wir von der griechischen Tempelarchitektur ab, da sich die Culthandlung doch außerhalb derselben abspielte und hören wir den Römer Vitruv, wo er von der satzungs- mäßigen Richtung der Altäre und der Tempel spricht und im äaimtzdpdg verlangt, man möge die Säulenordnungen nach dem psychologischen Charakter der Götter auswählen. Die dorische Ordnung, also Strenge und robuste Kraft der Formen, verlangt er für Minerva, Mars und Her- kules, während Venus, Flora, Proserpina in korintisch-graziöser Archi- tektur und die ernste Juno, Diana, Liber Pater und ähnliche Götter in den jonischen Formen die gebührende Bauweise finden sollen; ein Ver- langen allerdings, dem die Monumente widersprechen. Vitruv aber sieht in diesem Öefzandpögßlatiü oder consuetudo seu natura), in dieser satzungs- mäßigen, wie von Natur aus gebotenen Bauweise die Vollendung aller architektonischen Rücksichten. Selbstverständlich scheint uns bei all'