75 dem allgemeinen Künstlerlaufe entsprechend, mit christlichem Inhalte verbunden. ln den dargestellten Personen sind Portrütszüge und typische Bilder zu unterscheiden. Die Ansicht, dass es Christus- und Madonnenporträts gegeben habe, darf gegenwärtig nicht mehr als bloße Legende behandelt werden, die Gesichtszüge der Apostelfürsten Petrus und Paulus lassen sich schon feststellen. ln einem vergleichenden Excurse wies der Vortragende auf beabsichtigte oder zufallige Aehnlichkeiten der altchristlicben Malerei und der Renaissancekunst hin. Bei den biblischen und symbolischen Bildern wurden nebst den Wunderthaten Christi besonders die Scenen: aDominus legem den und die Ent- stehung und Bedeutung des Nimbus ausgeführt; als Beispiel der Arcansymbolik und ihres Beweismatcriiiles diente der IXOYZ und im Anschlusse daran die altchristliche disputa del sacramento in S. Callisto. Zur allgemeinen Charakteristik des lnhaltes der Katakombenbilder ist gegen Grillparzefs düstere Schilderung der kahlen Gange von S. Sebästiano zu bemerken, dass den Gruniiton dieser Bilder eine freudige Zuversicht und gläubige Hoffnung bilden. Die Leiden der Verfolgung werden ganz von der Dar- stellung ausgeschlossen und offene Kreuzigungsbilder kommen erst vom 5. Jahrh. an vor. Die altchristliche Sculptur theilt im Allgemeinen mit der Malerei den lnhalt. lhre thatsächlich mindere Begünstigung hat aber nicht in einem dogmatisch innerlichen Gegensatze des Christenthumes zur Sculptur, wie Lüblte vermuthet, sondern in außer- lich beschränkenden Verhältnissen ihre Erklärung. Besonderen Werth bietet die Sculptur der Katakomben nebst einigen trelflichen Originalien für die Frage der Marmorpoly- chromie, welche sie im beiahenden Sinne entscheidet und wobei sie zugleich, wie der Vortragende an einigen seiner Funde aus S. Priszilla zeigte, die thatsachliche Farblosig- lteit späterer Marmorfunde erkläre. Für die kirchliche Kleinkunst und das Verständniss ihrer Formen ist die Kenntniss des frühchristlichen Kirchengeräthes von grundlegender Bedeutung. Diese Formen waren das Problem, welche das Mittelalter zur Weiterbildung übernahm. Die Aesthetik der liturgischen Kunst kann auf die Kenntniss des Formen- principes nicht verzichten. Der merkwürdige Doppelsinn des Wortes i-Principu bedeute hier mit Recht nAnfang der Erkenntnissn und zugleich wl-Irkenntniss des Anfangsu. Schließlich gedachte der Vortragende des auf den 23. Februar d. J. fallenden 70. Geburtstages J. B. de Rossfs, tles genialen Wiederentdeckers der Katakomben und Be- gründers der christlichen Archäologie. Scbliemann's praktische Erfolge mit dem Wissen eines Montfaucon und Mabillon verbindend, habe er durch eine rein sachliche, glänzend gerecht- fertigte Methode seine überraschenden Resultate erzielt. Auf weiten Studienreisen sammelte de Rossi sein reiches Material aus Pilgerbüchern, ltinerarien und den Martyreracten. Seine Verdienste um die fast unentwirrbare Topographie der Roma sotteranea sind einzig und unerreicht. rAm Schreibtische entdeckte er die Katakomben: und was mehr ist, er gab ihnen den richtigen Namen. Auch die classische Schwesterwissenschaft verdankt ihm, besonders in der Epigraphik, wesentliche Forderung. Bis in unsere Tage beweisen immer neue, vielfach überraschende Funde die Treue der Geistesschirfe und des Glückes. Die hervorragendsten wissenschaftlichen Institute der Welt zahlen ihn zu ihrem Mitgliede und überall wird sein Fest mit Interesse und unbedingter begeisteter Theilnahme begangen. Moge dieser Ehrentag moderner Wissenschaft und eines ihrer genialsten Pionniere auch für die altchriatlichen Monumente Ocsterreichs begeistertes Interesse wecken. Die Siilona christiana tritt bereits in die Fußstapfen der Roma sotteranca, aber auch Aquileja, Pola, Grade, die Wege des Christenthums über Syrmium, Lauriacum, Juvavum, bergen zahlreiche und wichtige Reliquien aus frühchristlicher Periode. Die phänomenalen handschriftlichen, textilen und monumentalen Schätze Wiena lassen die Bearbeitung und Erhaltung desselben als eine Ehrenpiliclit Oesterreichs erscheinen. Litteratur-Bericht. Histoire du luminaire depuis Yepoque romaine jusqu'au XIX" siecle. Ouvrage contenant 500 gravures dans le texte et 80 grandes planches hors texte imprimees en deux teintes. lllustrations de M. Emile Solvet avec le concours de MM. Berteault et Vaucanu par Henry-Rene (l'Allemagne, Archiviste-Paleographe. Paris, Alph. Picard, 189i. 4". VI, 702 S. fr. 40. Das Unternehmen, eine Geschichte der Beleuchtungsgegenstände zu schreiben, hat ohne Zweifel etwns Ueberrnschendes, denn ein Material wie dieses fügt sich kaum ohne Anwendung von Gewsltmitteln einer zusammenfassenden Behandlung, und man ist begierig zu erfahren, wie sich der Autor seiner schwierigen Aufgabe entledigt hat. D'Allemagne glie-