Gohelins fast ein Jahrhundert lang ehrenvoll bestand und erst im Jahre t8io in Folge finanzieller Nöthen ihr Ende fand. Die Darstellung Mayer's ist auf archivalischem Material aufgebaut und beschäftigt sich wenig mit künstlerischer Kritik der zur Erwähnung und Beschreibung gelangten Werke; diesbezüglich wird das Urtheil dem Leser anheimgestellt, dem zu diesem läehufe eine Auswahl charakteristischer Proben i'n Lichtdruck vorliegt. Das Buch füllt im vollsten Sinne des Wortes eine klaffende Lücke aus und darin besteht sein Werth und sein Verdienst. Auch der vorangeschickte Abriss einer Geschichte der Wandteppichivirkerei wird Manchem Willknmmenes bringen, wenngleich der Verfasser in der unterschiedlosen Erklärung aller von den Alten erwähnten nTeppichea als Wandteppiche noch der her- gebrachten, namentlich von E. Müntz befolgten Methode huldigt, wobei außer Acht gelassen wird, dass ja die meisten von den Alten erwähnten xTeppichec ebensogut gestickt oder geknüpft, wie gewirkt sein konnten. Das Technische hat überhaupt in der ganzen Publication, mit einziger Ausnahme einer aus Münti xLa Tapisseriec entnommenen Schilderung des technischen Vorganges, wie er heute in den Gobelins zu Paris beob- achtet wird, keine weitere Berücksichtigung erfahren. So konnte es dem Verfasser auch entgehen, dass uns heute für die Beurtheilung der Teppichkünste der Alten noch ganz andere, greifbarere Mittel zu Gebote stehen als die vieldeutigen SChfiflllChCD Nachrichten bei Plinius u. A. Auch die Kreuzfahrer-Hypothese hätte Mayer weniger gläubig auf- genommen, wenn er sich mit den Textiltechniken der Alten näher vertraut gemacht hätte. Dass die ersten Versuche auf Begründung einer hülischen Teppichmanufactur in Deutschland nicht nothwendigermaßen eine Berufung von Niederländern zur Voraus- setzung haben mussten, hat Mayer ganz richtig hervorgehoben. Wäre er von diesem Punkte aus dern Verhältnisse zwischen der hülischen Gobelinwirkerei der neueren Zeit und der bürgerlichen des vorangegangenen Mittelalters weiter nachgegangen, so wäre er nothgedrungen auf die Bedeutung der wirthschaftlichen Umstände und Veränderungen gekommen, die die alte deutsche Rücklaltenerzeugung unmöglich machten und nur mehr für ausländischen Großbetrieb oder für fürstliche Privatateliers Raum ließen. Die alten deutschen Rücklacken aber, für die sich nunmehr ein Specialforscher finden möge, sind gewiss nicht erst nach der Rückkehr der Kreuzfahrer vom dritten Kreuzzüge vom Orient aus in das deutsche Bürgerhaus eingezogen. Doch dies sind Mängel der Einleitung, die mit dem eigentlichen Gegenstands der Publication nichts unmittelbar zu schaEen haben und seinem besonderen Werthe keinen Abbruch thun. Die Ausstattung ist wiederum so reich und gefällig, wie wir ea eben von Hirth's Verlage gewohnt sind. RgL k Bulletin de PAcademie des Sciences de Cracovie t89i, Octohre. Professor Sokolowski unterzieht einen im Grünen Gewölbe zu Dresden be- iindlichen, in vergoldetes Kupfer gefassten Krystallbecher einer gründlichen Untersuchung, und- gelangt zu dem Schluss, dass dieses Gefäß aus dem Domschntze zu Krakau nach Dresden gekommen sein muss - wann? ließ sich nicht aufklären. Die Anbringung der Konigskrone, des Wappens des Hauses Ungarn-Aniou, des polnischen Adlers und einer in mangelhaftem Latein verfassten, augenscheinlich später hinzugefügten lnschrift machen es zweifellos, dass der Becher für die Königin Maria von Ungarn, Enkelin des Königs Karl Robert Anjou und erste Gemahlin Kaiser Sigismunds, angefertigt und bestimmt gewesen sei, von ihr bei ihrer Krönung als Königin von Polen mit Wein gefüllt auf den Altar des Kraltauer Doms gestellt zu werden. Da aber nicht sie, sondern ihre jüngere Schwester Hedwig gewählt wurde, brachte man deren Namen auf der Fassung an. Die Fassung wird als vortrefflich ciselirt und mit Reliefornamenten versehen bezeichnet, das ganze Gelaß erinnert an die Goldschmiedarbeiten, die Konig Ludwig der Große nach Aachen gestiftet hat. - ln demselben Hefte befindet sich ein Bericht Sokolawskfs über die neuesten Forschungen über Hans Dürer mit besonderer Beziehung auf die Arbeiten von E. Cbmelarz (Jahrb. der kunstliistonSammlnngt-n lll. Bd.) und W. Schmidt (Beilage zur Allg. Ztg. 188g). Er schließt sich aus inneren und äußeren Gründen der Ansicht J. Burck- hardfs an, dass diesem Maler das Bildniss des Bischofs Tomicki im Franziskanerkloster zu Krakau zuzutheilen sei. B. Ü Vor Kurzem ist das erste vSpCClalheft for Mobel- und Holzbildhauer- arbeiteri- der rlllustr. kunstgew. Zeitschrift für lnnendecorationl, Verlag von Alexander Koch, Darmstadt, erschienen. Unter den Illustrationen finden wir folgende Originalent- Würfe: Treppenpfosten, Salonschrank in englischer Gothik, Herrenachreibtisch, Pfeiler- schratik, Schrank im Stil Louis XVL, Sitzbank, Notenpult in reicher Holzsebnitzerei, Bücherschrank, Hausthür, Speisezimmerstuhl, fünf Motive für Postarnente, Juwelensclirank im Stil Louis XV., Wandschrank, Entwurf für eine Schlafzimmereinrichtung und für ein reiches Buffet in gotbischem Stil Der Text enthält eine Abhandlung von Jacob v. Falke: