94 begegnet. Die Ornamente sind also entweder geometrischer oder vegeta- bilischer Natur; in Bezug auf die Vertheilung der Ornamente über die Fläche herrscht große Verschiedenheit. (Schluss folgt.) Eine Truhe aus kursächsischem Besitze im Oesterr. Museum. Von Herrn. Herdtle. Das k. k. Oesterr. Museum ist seit geraumer Zeit im Besitze einer reich mit lntarsien verzierten Truhe der deutschen Renaissance, welche außer der Profilirung des Deckels keinerlei architektonische Gliederung zeigt. Die Dimensionen dieser Truhe sind folgende: Höhe 46 Centimeter, Länge 75 Centimeter, Breite 49 Centimeter. Die beiden Seitenwände und der Deckel enthalten arabeskenartiges Ornament im Stile des Peter Flötner und Virgil Solis. Die Vorderseite dagegen ist mit eingelegten bunten Blatt- ranken verziert, der untere Theil derselben zeigt außerdem noch zwei symmetrisch angeordnete, von Kartuschen eingerahrnte ovale Felder. In diesen beiden Feldern befinden sich jetzt zweil mit Oelfatbe auf- gemalte Wappen, laut Inschrift diejenigen der Familien Wutnaw und Lattorf und datirt vom Jahre t639. Im Vergleiche zu den umrahmenden Kartuschen und den die letz- teren umgebenden polychromen lntarsiaranken erscheinen die aufgemalten Wappen vollständig aus dem Maßstabe gefallen, sie sind nämlich viel zu klein. Gelegentlich der Aufnahme dieser Truhe zu Studienzwecken an meiner Fachschule gab dieser Umstand in Verbindung mit der auffal- lenden Combination von lntarsiaarbeit und Oelmalerei Veranlassung, der Sache weiter nachzuforsc-hen und es konnte durch Sprünge in der Farb- schicht, welche theilweise ganze Linienzüge verfolgen ließen, constatirt werden, dass sich unter der Oelmalerei ebenfalls lntarsien befinden. Die Sprünge erwiesen sich als die Fugen der eingelegten Holzstücke. Nach längeren Untersuchungen wurde denn auch herausgefunden, dass der rechte Wappenschild die beiden gekreuzten Schwerter und den quergetheilten Schild mit Rautenkranz des kursächsischen Wappens enthält, während der linke drei rechtsschreitende Löwen auf mit Herzen bestreutem Grunde, das alte Wappen von Dänemark, zeigt. Die Kar- tusche dieses letzteren Schildes trägt auch, abweichend von der im Uebrigen symmetrisch gebildeten des sächsischen Schildes, eine Krone in Intarsia. So erweist sich denn unsere Truheunverkennbar als ein ursprünglich aus kurssächsischem Besitze stammendes Kunstwerk.