Schlesische Gläser. Eine Studie über die schlesische Glasindustrie früherer Zeit. Von E. v. Czihak. Breslau, Museum, schles. Alter- thlimer. 80' VI, 288 S. M. 8'5o. Für die genauere Bestimmung der Herkunft älterer Glasarbeiten rnangeln uns, wie bekannt, fast gänzlich diejenigen Kennzeichen, die bei Goldschmiedearbeiten und Thongefaßen zwar nicht immer, aber doch vielfach sichere Auskunft geben: die Orts- und Meisterwerken; und wie selten eingravirte oder aufgemalte Wappen, Embleme, Namenszüge u. dgl. zuverllssige Schlüsse gestatten, bedarf keiner Erörterung. Daher bleibt nur zu oft nichts Anderes übrig, als die Sachen in große, nach der Qualitat der Masse, der Formgebung im Allgemeinen und der Decorirung gebildete Gruppen einzuordnen. So figuriren in den Sammlungen unter dem Schlagworte: Böhmisches Glas ebenso haufig wie unter dem: Venezianisches, Gegenstände, die auf solche Bezeichnung nur in be- schränktem Sinne Anspruch haben. Aus der letzteren Kategorie haben wir in neuester Zeit auszuscheiden begonnen, was durch die Form eher einer von den Statten in Deutsch- land und den Niederlanden, an denen nachweislich Glas nach Venezianer Art gemacht worden ist. zugewiesen zu werden scheint als Murano selbst. Noch schwieriger ist es, aus der Menge der Iböhmischl genannten Glaser die auszuscheiden, die nicht in Böhmen fabricirt sein mögen. Denn ob die Hütten auf dieser oder jener Seite des Riesengebirges betrieben worden sind, begründet so wenig in der Masse als im Stil einen Unterschied. Und vollends hatten die Händler, welche Glas von diesen Gebirgslandern aus in ganz Europa verbreiteten, keinen Grund, den überall angesehenen Namen ihrer Waare mit einem anderen, den Käufern nicht geläufigen, zu vertauschen. So wird es begreiflich, dass von den Erzeugnissen Schlesiens, obwohl es schon im vierzehnten Jahrhundert Glas- hütten besessen hat, fast niemals die Rede ist. Das Studium musste daher mit archiva- lischen Forschungen beginnen, und dann durch Vergleichung der nachweislich schle- sischen Gläser mit böhmischen Anhaltspunkte für die Charakteristik der ersteren zu gewinnen suchen. Diesen Weg hat denn auch Czihak in seiner sehr dankenswerthen Arbeit eingeschlagen. Und zwar kam ihm hierbei der besondere Umstand zu statten, dass einheimische Fabricate beinahe ausschließlich in Schlesien selbst zu Enden sind und namentlich das Breslauer Museum deren eine große Anzahl besitzt. Für die altere Zeit konnte freilich die Ausbeute nicht sonderlich groß sein, da das Staatsarchiv in Breslau erst von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, dann allerdings eine reichlich fließende Quelle ist. Erst von da an lasst sich die Geschichte der schlesischen Glasindustrie acten- massig verfolgen - leider, denn die Blüthezeit des böhmischen Glasstils war damals bekanntlich schon vorüber und die Finanzpolitik Friedrichs des Großen schützte zwar die schlesische Production gegen die böhmische Concurrenz, aber gleichzeitig die seiner anderen Provinzen gegen die schlesische. Czihak's Darstellung verfolgt nun den Industrie- zweig durch das ganze Gebiet der heutigen Provinz Schlesien einschließlich der Lausitz und für die frühere Zeit auch der osterreicbischen Landestheile, weist 136 Ortschaften nach, in denen Glasfabriken bestanden haben oder noch bestehen, und liefert einen beschreibenden Katalog der umfangreichen Glassammlung des Museums schlesischer Alterthümer. ln einem Excutse behandelt der Verfasser die vielumstrittenen sogenannten Hedwigsglaser, die auch er für orientalisch halt. Beiläufig mag bemerkt sein, dass die Ableitung des Wortes Romer von dem niederländischen nrummera u. s. w., die ihn nicht befriedigt, von namhaften Germanisten gebilligt worden ist. B. i Les Medailleurs de la Renaissance. Florence et les Florentins. Par Alois Heiss. Avec 27 eaux-fortes, phototypographies et 360 illustrat. Paris, .l. Rothschild. Fol. X, 178 S. M. 200. Wie in den früheren Banden über die oberitalienischen Medailleure gibt hier der Verfasser nicht nur die Abbildungen und Beschreibungen aller Borentinischen Medaillen der Frührenaissance sowohl von bekannten Meistern wie Michelozzo, Antonio Pollaiuolo, Bertoldo etc., als auch der Monogrammisten und von namenlosen Stücken, sondern er illustrirt nun ebenso wie früher die Lebensgeschichte der dargestellten Personen durch zahlreiche Bildnisse, historische Scenen etc. Wenn dieses Buch. vielleicht nicht dasselbe Interesse wie die ersten erregt, so ist nur der Umstand schuld, dass die mit- getheilten fiorentinischen Monumente eben wegen ihrer allgemeinen künstlerischen und kunsthistorischen Bedeutung zu bekannt sind, die Schicksale der berühmten Florentiner schon zu genau untersucht, als dass sich noch viel Neues hatte sagen lassen. F. W. i