In einer Beziehung allerdings halte ich die bukowinischen Teppiche für verbesserungsfähig, auch unter unangetasteter Beibehaltung des tradi- tionellen I-Iausfleißsystemes. Ich meine die Spalten in der Textur, bei deren Olfenlassen nach orientalischer und südslavischer Weise der künst- lerische Charakter nur gewinnen könnte. Versuche nach dieser Richtung wurden, wie die Ausstellung lehrte, schon gemacht. Es waren da nämlich Nachahmungen von südslavischen Kilims zu sehen. Ob damit eine bewusste Versuchsabsicht nach der angedeuteten Richtung verbunden war, weiß ich nicht und glaube ich sogar nicht; das Einel scheint aber daraus hervorzugehen, dass die Sache den Bäuerinnen, die den betreffenden Teppich copirt haben, keine Schwierigkeit gemacht hat, da die Copie_ ganz gut gelungen war. Aber wie schon gesagt, ich möchte doch lieber noch die verwässerten Contouren mit in den Kauf nehmen, als dass den Bäuerinnen etwas zugemuthet würde, was sie mit Unlust ergreifen und von dessen Ersprießlichkeit sie sich nicht selbst sofort überzeugen, was bekanntlich beim Landvolk immer und überall seine mitunter unübersteig- baren Schwierigkeiten hat. Nur in einem Punkte ist die Qualität des bukowinischen Teppichs in neuerer Zeit in heunruhigender Weise zurückgegangen: in der Farbe. Es ist dies derselbe Punkt, der die podolische Kilimwirkerei so reform- bedürftig gemacht hat und der selbst in der orientalischen Teppich- knüpferei eine wenngleich bisher nur episodische Verwüstung angerichtet hat. Die Ursachen hiefür sind bekannt; eine Umkehr von den chemisch bereiteten Farben zu den Kräuterrecepten der früheren Zeit scheint aus wirthschaftlichen und anderen Gründen unmöglich. Auch der bukowinische Teppichweber kauft jetzt um billiges Geld das Material zum Färben der Wolle beim Händler, anstatt sich dasselbe mit großer Mühe selbst zu bereiten. Nun ist übereinstimmenderrnaßen überall die Einführung der chemischem Farben von einem zunehmenden Verfall des Farbensinnes begleitet gewesen. Die rumänische Bäuerin, die ihre I-Iemdverzierungen in so wohlthuender Farbenstimmung zusammenzustellen weiß, scheint kein Auge zu besitzen für die harten Contraste, die sie in ihre Teppiche wirkt. Das Baumwollengarn lässt eben selbst die chemischen Farben auf dem weißen Leinengrunde viel milder erscheinen .als die tiefleuchtende Wolle, wo Farbe neben Farbe am Teppich unmittelbar nebeneinandersteht. Immer unerfreulicher wurde im Laufe der letzten Jahre der Eindruck, den die mit also zubereiteten Farben "gearbeiteten Teppiche gewährten. Einsichtige Männer und Frauen glaubten dem nicht länger mit verschränkten Armen zu- sehen zu dürfen und begannen auf Mittel zur Abhilfe zu sinnen. Vor Allem schien da eine Institution berufen einzugreifen, die ja eigens begründet worden ist, urn die Interessen des Kunstgewerbes in der Bukowina an allen der Stütze bedürftigen Punkten zu fördern und wahrzu- nehmen: das bukowinische Gewerbemuseum. Dieses hat denn auch die Initiative übernommen und für's Erste einmal den Versuch gemacht, durch