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ralen Wandmalereien, die nur archäologische: Interesse haben, bis auf eine, welche als
Probe gewählt wurde, nicht aufgenommen worden; auf drei Tafeln sind - es möge dies
hierQbesonders hervorgehoben werden -- die Malereien farbig, in ausgezeichneter Chromo-
lithographie wiedergegeben. In den Text theilen sich der Director des Berliner Kunst-
gewerbemuseums und der Verfasser der nGeschichte der decorativen Wandmalerei in Pom-
pejil. Lessing beschrankt sich auf eine kurze Einleitung, welche die; Bedeutung der
römischen Wand- und Decltendecorationen für die Geschichte der neueren Kunst darlegt;
Man's Ausführungen, seine Uebersicht über die Entwickelung der römischen Wand-
malerei und die Erlluterungen zu den einzelnen Tafeln lassen nirgends den Fachmann
verkennen, der mit philologiacher Methode zu arbeiten und zu schreiben gewohnt ist.
Ms.
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Ausschmlicltung der lnterieurs des k. k. kunsthistorischen Hofmuseums
in Wien vom Architekten Karl Freiherrn von Hasenauer. 30 Blatt
Lichtdruck. Fol. Wien, A. Schroll 8c Co., 1892. H. 18.
Unter dem rnachtigen Eindruck: allgemeiner Pracht und bei dem Interesse, das
die ausgestellten Kunstgegenstände selbst erwecken, übersieht der Besucher des neuen
knnsthistorischen Hofmuseurns leicht die Fülle reizender decorativer Details, womit die
geschickten Hande einer Schaar fleißiger Maler und Stukkateure, theils nach den Ent-
würfen Hasenauefs, theils nach Modellen hervorragender Wiener Bildhauer und Decora-
tionsrnaler, Winde und Decken in verschwenderischer Weise überschüttet haben. Dieser
ebenso heitere als beziehungsreiche Schmuck verdient aber aus mehr als einem Grunde
eingehende Würdigung; nicht allein vermüge der antriuthvollen Grazie, welche sich darin
ausspricht. auch nicht blos wegen des allgemeinen Interesses, das die decorative Aus-
schmückung eines modernen Monumentalbaues ersten Ranges bei allen Künstlern und
Kunstverstandigen erregen muss, sondern ganz besonders deshalb, weil sich hier abermals
in sehr deutlicher Weise zeigt, dass Wien einen decorativen Stil besitzt, der durchaus
eigenartig ist, der gegenüber der süddeutschen Ornau-ientirungskunst, wie sie von München
ausgegangen. wie gegenüber der norddeutschen, die in Berlin ihr Centrum hat, seine volle
lndividualitlt bewahrt. Derselbe hat in seiner phantasievollen Fülle, in seiner einschmei-
chelnden Anmuth und seiner unbestreitbaren Vornehmheit seine wesentlichsten Vorzüge.
Er entnimmt seine Anregungen nicht immer derselben Quelle, inahert sich mit voller
Absicht bald dieser bald jener Kunsrweise, bleibt aber stets sich selbst treu. Diesen
eigenartigen Zug zu verfolgen, gibt auch die vorliegende Publication reichlichen Anlass.
Die 30 Bl. Lichtdrucke enthalten in scharfer Wiedergabe unter Anderem die Gewolbdecke
über dem Parterre-Verstibul, die ornamentalen und figuralen Details an den Decken von
sieben Sälen der Gemäldegalerie und die Decoration der Kreuzgewölbe der Arcaden an
der Hauptstiege. Fs.
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Zur Geschichte des Posamentiergewerbes, mit besonderer Rücksichtnahme
auf die erzgebirgische Posamentenindustrie. Nach zahlreichen ge-
druckten und handschriftlichen Quellen bearbeitet von Eduin Siegel,
Lehrer an der Bürger- und Posamentierschule zu Geyer. Mit 18 Abb.
Annaberg, Herrn. Graser's Verlag, 1892. 8'. 126 S. M. z'5o.
Dieser erste Versuch einer historischen Bearbeitung der Posamentiererei verdankt
seine Entstehung ebenso wie die meisten Geschichtsdarstellnngen kunstgewerblicher Dis-
ciplinen dem Bestreben nach technischer und künstlerischer Reformirung dieses Zweiges
der Textilkunst, wofür eine klare Erkenntniß der früheren Geschichte derselben geradezu
eine Vorbedingung bildet. Das Capitel über die ältesten nachweisbaren Entwickelungsstufen
musste notbgedrungenermaßen lückenhaft bleiben; es steht uns zwar hiefür, wie auch
der Verfasser weiss, heute Material genug zur Verfügung, dasselbe hat aber bis zur
Stunde weder von fachtechnischer noch von philologischer Seite her Bearbeitung ge-
funden. Für die Posamentierkunst im deutschen Mittelalter und der neueren Zeit ist es
hauptsächlich Material und zwar wirklich schatzbares Material, was der Verfasser bei-
bringt: eine pragmatische Geschichtsdarstellung auf den ersten Wurf wird ja kein billig
Denkender verlangen. Besonders eingehend ist das Posanaentiergewerbe im sachsischen
Erzgebirge behandelt; diesbezüglich wird SiegePs Nachfolgern nicht mehr viel zu ergänzen
übrig bleiben. Ein Interesse über das Posamentiergewerbe hinaus darf der bezügliche
Abschnitt deshalb beanspruchen, weil ja die erzgebirgische Spitzenklöppelei sich damit
in mehrfachen Punkten enge berührt. Die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt die
üblichen Erscheinungen, die wir von der Geschichte anderer Textilzweige her kennen:
Aufkommen der Maschinen, tumultuarische Auflehnung der Zünfte gegen ihren Gebrauch