421. Und nun kann noch das zweimalige Brennen erspart werden, indem Deck die Glasur gleich auf das Rohgeschirr durch Zerstäuber aufsprengt und alles zusammen, Masse und Glasur dann in einem Brande fertig gestellt wird - eine bedeutende Kostenersparniss! Dass auch Sevres für solche Kolossalstücke die Kosten mit in Be- rücksichtigung nimmt, erscheint wohl nicht verwunderlich, wenn man erfährt, dass die Ausformung allein bei mancher großen Vase nach dem Gießverfahren in Sevres bis 10.000 Frcs. gekostet hat. Noch in einer Richtung hat Sevres der Porzellankunst neue Bahnen geschaffen. Die alte Päte tendre, die seit 1804 unter Brogniart der Un- sicherheit der Fabrication halber aufgelassen worden war, ist wieder neu erstanden, durch die Forschungen von Lauth und Dutailly so umgestaltet und auf so sichere Basis gestellt, dass jetzt in Sevres selbst die größten Stücke daraus hergestellt werden können. Die engen Grenzen einer Vorlesung gestatten mir nicht mehr, das Wesen dieser Neuerung darzulegen. Es muss mir genügen, wenn es mit gelungen sein sollte, mit der flüchtigen Skizze über Sevres und seine Errungenschaften dargethan zu haben, welche vielfältigen, neuen, glänzenden Bahnen die Porzellankunst dem französischen Kunstinstitute verdankt. Ich bedauere, dass ich nicht in der Lage war, diese Schilderungen mit glänzenderen, kostbareren Beispielen, als den hier vorgefllhrten Ob- jecten unserer Sammlung zu illustriren, bedauere auch, dass ein ungün- stiges Moment, die künstliche Beleuchtung, die Schönheit manches, sonst ganz prächtigen Schaustlickes hier beeinträchtigt, indem es die Farben abstumpft, tödtet. Auch dies Moment hat Sevres nicht außer Acht gelassen. Aus dem reichen Schatze seiner Decorationsmittel kann es wählen und schafft nun mit Auswahl jener Farben, die in Gas- oder Lampenlicht ihre Brillanz behalten, geradezu Kunstporzellane für den Abend. Bei der großen Rolle, welche das künstliche Licht im Salon spielt, in den langen Abendstunden, wo der Salon gerade seine Hauptfunctionen zu erfüllen hat, sind diese durch Beck's Anregung aufgegritfenen Be- strebungen von Sevres nicht zu unterschätzen, und erklärlich erscheint das allgemeine Entzücken, das die Abendausstellungen von Sevres in Paris und auf der Amsterdamer Ausstellung erregten. So lehrt und führt Sevres in allen Richtungen des Fortschrittes. Das Porzellan ist heute aus seinen engen Grenzen, aus seiner starren Sonderstellung heraus; mächtig Huthet es in die anderen Gebiete der Keramkunst hinüber, eignet sich ihre Decormethoden, ihre EEecte an, durch _den charakteristischen Reiz und Vorzug seines Materials dabei immer den höchsten Rang unter den keramischen Producten behauptend.