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zu empfehlen geeignet schien. Die Zurücksetzung war aber keine ganz
verdiente, insbesondere von historischem Gesichtspunkte.
Selbst unter den ganz primitiv gemusterten Kilims aus der Land-
schaft Karamani in Kleinasien, mit ihren aus einzelnen Farbenquadraten
zusammengesetzten concentrischen Rautenmustern, fanden sich beachtens-
werthe Stücke, so z. B. ein besonders sorgfältig ausgeführtes, dem Aus-
sehen nach älteres Stück, das an einzelnen Stellen eingewirkte Goldfäden
aufwies, worin man also einen Beweis dafür erblicken darf, dass man
früher selbst so primitive Arbeiten bei sorgfältiger Ausführung für werth
gehalten hatte, durch Anwendung von kostbarem Material zu Luxus-
gegenständen erhoben zu werden.
Aber auf blos geometrische Musterung beschränkt sich die moderne
Kilimwirkerei keineswegs. In Kurdistan werden von Bordüren umzogene
Kilims erzeugt, die das Herati-Muster oder die versetzten Palmwipfel
der Knüpfteppiche, mitunter in recht sorgfältiger und feiner Ausführung
aufweisen. Was aber an den Kurdistaner Kilims das Allerbemerkens-
wertheste ist, das ist die Hervorbringung von Mustern im weißen Grunde
mittels der natürlichen Durchbrechungen oder Schlitze im Gewebe, also
die Benützung eines natürlichen Gebrechens oder Mangels der Technik
zur künstlerischen Ausstattung. Dieser Vorgang lässt sich unmittelbar
zur Seite stellen demjenigen der Chinesen, die das Schwinden und Reißen
der Glasur an ihren Seladon-Fayencen zur Hervorbringung der Craquele-
Musterung verwenden.
Endlich sind auch in die alte Abtheilung zwei in Gold, Silber und,
Seide gewirkte Teppiche 'gelangt, die sich in Anbetracht ihres decora-
tiven lnhalts neben die -abendländischen Gobelins stellen lassen. Der eine
dem Fürsten Johann Liechtenstein gehörige, zeigt neben den alten histo-
rischen Thiergruppen dieVotivgaben spendenden und empfangendenGenien
des Jagdteppichs, und zwar bezopft, was wohl zu beachten ist. Im Be-
sitze der Kaiserin Friedrich soll sich ein ähnliches Exemplar befinden.
Der zweite Wirkteppich älteren Ursprungs der Ausstellung, aus dem
Gardemeuble des königl. sächsischen Hofes, enthält blos vegetabilische
Musterung, und zwar das gewöhnliche persische Rankenwerk. Der Ver-
gleich mit den abendländischen Gobelins fällt freilich zu Ungunsten der
orientalischen aus und zeigt den großen Abstand zwischen diesen beiden
Gebieten, sobald es sich um Figürliche Ausstattung eines Kunstgegen-
standes handelt. Auchfder Unterschied im Material - Seide und Gold
gegenüber der im Abendlande überwiegend gebrauchten Wolle - ver-
dient nachdrücklich hervorgehoben zu werden, zumal die durch Nichts
bewiesene und durch so Viel widerlegte Meinung, das Abendland hätte
seine Figurenwirkerei erst von den Sarazenen gelegentlich der Kreuzzüge
erlernt, noch heute vielfach gläubige Anhänger findet.