Brun den mannigfachen Dingen zu verleihen wusste, gab er dem Lande in diesen Arbeiten einen decorativen Stil, der den Charakter der Zeit, den Geist der Gesellschaft, so fein und vollständig wie kein anderer zum Ausdruck brachte. Nichtsdestoweniger lag es dem "Ersten Maler des Königsu ferne, irgendwelche Tyrannei auszuüben. Die Goldschmiede- Zeichnungen, da die Arbeiten selbst im Laufe der Zeit dem Einschmelzen nicht entgangen sind, gestatten uns gegenwärtig noch es festzustellen, dass Le Brun nie daran dachte, verdienstvolle Künstler, welche Auf- träge des Königs auszuführen hatten, unter seine stilistische Eigenart zu beugen. So haben Legare, Pierre Bain und manche Andere ganz und gar selbständig geschaffen. Auch geht nicht allein aus den Aufzeichnungen seines Biographen Nivelon, sondern auch aus dem Urtheile anderer Per- sonen hervor, dass Le Brun mit dem großen Respect vor fremder Arbeit eine ebenso große Zurückhaltung im Anpreisen der seinen zu verbinden wußte. Er war ein Mann voll Selbstbeherrschung, klug und wohl unter- richtet, vornehmlich aber besaß er die Eigenschaften eines guten Admini- strators. Von jeher hatte er sich als geschickter Unterhändler erwiesen, schon damals als es sich um die Gründung der Akademie handelte, dann später als Director der Gobelins, wo er im ersten Anlauf die Manufactur der königlichen Möbel zu hoher Blüthe brachte, und endlich als Vorstand der königlichen Gemälde-Galerie, in welcher Eigenschaft er einen wesent- lichen Autheil an der Gründung des Cabinets der Handzeichnungen hat. Als Künstler aber zeichnet ihn vor allem ein feines Gefühl aus für die Erfordernisse wie für die Grenzen in jeder Kunstgattung, in der Archi- tektur so gut wie in der Sculptur, in der Malerei so gut wie in der or- namentalen Kunst und im Kunstgewerbe. Wie ein Jahrhundert vor ihm die großen Meister Italiens, hatte er ein geübtes, feines Auge für das Ganze der Kunst. Er empfand lebhafter als irgend Einer das Wesen und den Zweck einer decorativen Malerei, ließ die Decke leicht und luftig er- scheinen, verstand die Wände mit hübschen Perspectiven zu beleben und wusste durch Herbeiziehung aller anderen Künste überall eine erhöhte Festesstimmung wachzurufen. Die Anzahl der Sculpturen, die nach Zeichnungen von Le Brun ausgeführt wurden, ist außerordentlich groß. Am häufigsten und erfolg- reichsten hat Girardou nach ihnen gemeißelt, von anderen Meistern wur- den mehrere figurenreiche Grabmäler nach seinem Entwurfe ausgeführt. - Im Hafen von Toulon wurden 1667 zwei königliche Schiffe vom Stapel gelassen, deren reiche Decoration von Le Brun entworfen worden war, nachdem Andere vergebliche Versuche gemacht hatten, die Aufgabe glücklich durchzuführen. - In der Kirche St. Eustache in Paris hat er die Kanzel componirt, in der Kirche Grands-Augustin daselbst rührt der Entwurf des Hochaltars von ihm her. Mit unglaublicher Raschheit und Virtuosität bewältigte er die verschiedenartigsten Aufgaben. lm Jahre