Jeder Fabrikant die oft mit schweren Opfern erkauften Vortheile und Neuerungen bewahren und sie nicht leichtsinnig und zu seinem größten Schaden der Concurrenz preisgeben wird. Schreiber dieses, obwohl mit den besten Empfehlungen von Seite des k. u. k. österreichisch-ungarischen Consulates ausgestattet, verdankt doch die kräftigste Förderung der pri- vaten Verwendung eines gebürtigen Oesterreichers, des früher durch Jahre in Frankreich lebenden, nunmehr in England auf seinem Besitz- thum die Früchte einer erfolgreichen künstlerischen Thätigkeit genießenden Malers Musil, der mit größter Liebenswürdigkeit sich sogar der Mühe unterzog, persönlich die nöthigen Einführungen vorzunehmen. Die edelsten Erzeugnisse der keramischen Cabinetarbeiten Englands gehören der Gruppe des Weichporzellans (Knochenporzellan, Porcelaine tendre artißcielle) an. Das Material dieser Arbeiten, von denkbar gün- stigstem Aussehen, weich und warm in: Ton, einschmeichelnd fast, wie es Jedermann gerne bestätigt; von vorzüglichem Schmelz des Glasurüber- zuges, dabei geeignet zur Anbringung von Farben und Emaillen, deren Leuchtkraft unübertrelflich ist und welche in solcher Vollkommenheit auf keinem anderen keramischen Körper hergestellt werden können. Diesen Eigenthümlichkeiten entsprechend ist auch die Zierweise der englischen Luxusgeschirre eine mannigfach variirende. Farben unter und auf der Glasur, pastose, durchsichtige und undurchsichtige Emaillen, Edelmetalle, hochpolirt und in matten Tönen und Schattirungen u. s. w. werden in den verschiedensten Combinationen zu meist reichern Decor benützt. Der stylistischen Behandlung nach kann man wohl die heute geltenden Zier- weisen nach drei Richtungen hin auseinanderhalten. Es zeigen sich die Formen, welche der englischen Tradition entsprechen, ferner diejenigen, welche die moderne französische Kunst nach England verpflanzte, endlich jene Gebilde, welche unter dem Einüusse der asiatischen Ornamentik, insbesondere der japanischen, entstanden sind. ln entschiedenster Weise kommt das zäheste conservative Princip bei den Wedgwoodarbeiten zur Geltung, welche, ohne sich von der Bahn der alten Tradition zu ent- fernen, sich heute noch als lebensfähig erweisen. Modern französischer Einfluss ist es, auf welchen die heute zu den beliebtesten zählenden Verzierungsarten der englischen Luxusgeschirre zurückzuführen sind; old syrle heißt man im Allgemeinen dies Genre. Aus den Zeiten der drei Ludwige Frankreichs des vorigen Jahrhunderts sind dabei nur einige schwache Anklänge bemerkbar. Die Einführung einzelner keramischer Specialitäten ist auf bestimmte Persönlichkeiten der modern-französischen Schule zurückzuführen; so die emailähnlichen Gri- saillen aus Min ton's Etablissement, fast ausschließlich figuraler Art, auf Solon; die fein-realistischen Blumenmalereien auf Musi 1. Dieser Künstler hat es auch verstanden, die Barbotinemalerei seinen Schöpfungen in voll- kommenster Weise dienstbar zu machen. Schön zeigt sich bei diesen Ar-