im Hause, muss weiter als auf einen bedeutsamen Factor hingewiesen
werden. Die Vorliebe, das Wohnhaus mit Blumen zu schmücken, ist eine
allgemeine. Epheu und andere Schlinggevvächse bedecken das röthliche
Gemäuer und winden sich mitunter bis zum First des Daches empor.
Daneben schmücken Blumen, in Vasen gepflanzt, die Lichtschachte. Am-
peln mit üppigen Zierpflanzen hängen dazwischen, und sonst noch im
Hause an jedem passenden Orte; jedes Fenster gleicht einem kleinen
Treibhause, Reihen von Blumentöpfen, artistische Erzeugnisse, stehen auf
den umgitterten vorspringenden Fenstersimsen. Gewisse solche Töpfe,
fast cylindrischer Form, können als typisch gelten. Sie sind meist glatt,
einfärbig glasirt, türkisblau, kobaltblau, saftig dunkelgrün, dunkelpink-
roth; seltener zeigen sie das bekannte dunkle Chinesischgelb. In die
Flächenwinkel zwischen diesen Töpfen hängt man als verbindende Zier-
glieder Akanthusblätter aus emaillirtem Thon von passender Farbe (meist
der complementären zu derjenigen der Töpfe). Der Augenschein lehrt,
dass Zweck und Verwendung dieser Gefäße ein natürliches Correctiv
gegen eine widersinnige Anwendung naturalistischer Decorationsmotive
in sich tragen und auch zur Geltung bringen. Wäre es doch auch zu
sonderbargsollten die getreulichen Abbildungen von Blumen auf Garten-
töpfen mit der Erscheinung der lebenden Originale concurriren.
Was wir bis jetzt mit flüchtigen Blicken gemustert, tritt dem Be-
sucher in London auf Schritt und Tritt entgegen, Zeugniss davon gebend,
dass es den Keramikern gelungen ist, ihren Schöpfungen in der verhält-
nissmäßig kurzen Zeit von etwa fünfundzwanzig Jahren Eingang in das
Leben zu verschaffen und deren Erfolg dauernd zu Bxiren. In der That
können die modernen Werke der decorativen Keramik, "wie sie von
Minton, Hollins, Copeland, Doulton, Stiff und so vielen Anderen
introducirt wurden, in ihren ersten Anfängen auf keine ältere Epoche
zurückgeführt werden.
Etwas anders steht es mit der keramischen Cabinetskunst, wie wir
die künstlerisch hergestellten Tafel- und sonstigen Gebrauchsgegenstände
nebst den keramischen Luxusobjeclen bis zu den zierlichsten Nippes
nennen möchten. Diese steht in England mit den Ergebnissen älterer, bis
in's vorige Jahrhundert zurückgreifender Perioden in directem, wenn auch
in manchen Fällen nur mehr lockerem Zusammenhang. Dieser lässt sich
feststellen in Bezug auf das in Verwendung kommende Material, auf die
Formengebung im Allgemeinen, auf die Decorationsweisen mit Anwen-
dung von Muffelfarben, endlich auf die Anbringung von Verzierungen
vermittelst verschiedener Druckmethoden.
Um das herrschende Genre genugsam zu überblicken, ist der Besuch
Ivon Fabriken und ihrer ausgedehnten show rooms am zweckdienlichsten-
Es soll nicht geleugnet sein, dass es seine Schwierigkeit hat, zu den
Stätten der industriellen Thätigkeit Zutritt zu erhalten. Dieser sattsarn
bekannte Umstand hat übrigens nichts Befremdendes an sich, da wohl