39 knabehen sein konnte, welches die sizilianische Dichterschule aus der spatlateinischen Poesie übernommen hatte. Die Damen jener Dichter wurden beständig in Bezug auf Gestalt und Gehaben mit einem Engel verglichen und zu dieser ndonna angelicatan mochte jenes mythologische Spielzeug schlecht 'passen. Aber noch mehr, Dante, dem ' Beatrice das directe Modell für einen Engel, welchen er zeichnete, abgab, lasst Amor diese Frau mit seinem eigenen Namen benennen, weil sie ihm, dem Gott, so gleiche. Er sucht sich nun eine Vorstellung von den Engeln zu verschalfen, wie sie zu jener Zeit gemalt und gemeißelt wurden, um daraus auch das Bild Amors zu gewinnen. Und wirklich zeigt sich bei einer Durchsicht der beschreibenden Stellen bei Dante und seinen Genossen, dass der Amor ihrer Gedichte in Gestalt und Tracht mit Giottcfs Engeln identisch ist. ln dem beständigen Kampfe antiker Ueberlielerung mit moderner Erfindung, der den ganzen Verlauf der italienischen Kunst beherrscht, überwältigt die erstere die hohe Gestalt Amor's, wie sie dem inneren Auge des Dichters der Komödie vorgeschwebt, nur zu bald, und schon bei Petrarca tritt der antike Amor wieder auf. Durch Poesie und Kunst des italienischen Mittelalters schreiten am Beginn sowie am Schlusse die abge- nutzten Amoretten des Alterthunns, auf seiner Höhe aber hatte jener Amor Dante's ge- wandelt, wenn auch nur in der Phantasie lebend, als würdiger Genosse der geheimniss- vollen Gestalten, welche die großen Maler Toscana's geschaEen. nEr enthüllte sich uns. - schloss der Vortragende -- nals ein absonderliclies Beispiel von Wandel und Wechsel künstlerischer Typen. Eine Figur des semitischen Mythos hatte im Laufe der Zeit die Gestalt der hellenischen Nilte angenommen, und wieder nach achthundert Jahren diese Hulle einem Wesen geliehen, das nichts Anderes war, als jener Eros, den Nike in längst vertraumten Jugendtagen auf seinem Siegesliuge begleitet hatteh Litteratur - Bericht. Die hellenistischen Reliefbilder. Mit Unterstützung des königl. sächsischen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichtes und der philo- logisch-historischen Classe der k. sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften herausgegeben und erläutert von Theodor Schreiber. Leip- zig, Wilh. Engelmann. Liefg. 1 u. z. Gr.-Fol. a M. 20. Schon im Jahre 1880 veröffentlichte Schreiber in der archäologischen Zeitung einen Aufsatz, in welchem er das Wesen des hellenistischen nReliefbildesn kurz charakterisirte; vertieft, erweitert und zum Theile verändert erscheinen die Resultate dieses Aufsatzes in dem Buche wdie Wiener Brunnenreliefs aus dem Palazzo Grimaniu, Leipzig 1888, in welchem hauptsächlich der Nachweis versucht wird, dass die Heimat der Reliefbilder Alexandria sei. Das Werk, welches nun in die Oetfentlichkeit tritt, als Abschluss lang- jähriger Studien, ist ein Atlas, eine Publication aller Denkmller, die Schreiber unter jenem Namen zusammenfasst. Da wir in Nummer z des Jahrganges 1889 der sMittheilungenc über das Werk, die Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani referirt und Schreibers Ausführungen: über jene Monumentenclasse im Auszuge wiedergegeben haben, konnen wir uns hier beschränken, zu wiederholen, dass die Reliefbilder eine in hellenistischer Zeit im Zusammenhange mit einem neuen Systeme der Wandverzierung entstandene Gattung von Reliefs sei, die, wie sie bestimmt war das Wandgemälde zu ersetzen, auch den Charakter desselben annahm, mit einem Worte malerisch ist. Die bis jetzt erschienenen zwei Lieferungen des neuen Werkes mit zusammen zo Tafeln enthalten durchwegs Haupiwerke der Gattung: an erster Stelle, wie gebahrend, die Wiener Brunnenreliefs, dann auf Tafel lll-X den berühmten Cyklus aus Palazzo Spada, auf Tafel Xl-XX andere nicht minder wohl bekannte Werke aus Villa Albani, dem Museo Capitolino und Palazzo Colonna, unter ihnen die reizvollen Reliefs mit Perseus, der die Andromeda vom Felsen leitet und dem schlafenden Endymion. Tafel l-ll ver- treten das Genre, in dem die hellenistische Kunst sich so schöpferisch erwies, die übrigen führen uns in mythologisches Gebiet. - Die Reproduction erfolgte in sauberen, im Tone nur zu gleichmäßigen und zu braunen Heliogravuren von Dujsrdinijeder Tafel geht auf einem besonderen Blatte eine Umrisszeichnung des betreffenden Bildwerkes voraus, in welcher die Ergänzungen durch Schratfirungen, die Ueberarbeitungen durch Punktnetzüberdruck angegeben sind, eine Einrichtung, die gerade nicht sehr gefällig, aber unleugbar praktisch ist, da sie rasch und bequem über die wichtige Frage nach der Erhaltung jedes Reliefs Aufschluss gibt. Von dem Texte ist bis jetzt noch nichts erschienen.