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49.3.
31
MITTHEILUNGEN
K. K. oßswßnn. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
-o-o-o.o.-.o-s-Q-o--.--o-o-o-o-o-Q-o.-.-.-.-.-.o-Q-o
NEUE FOLGE. FÜNFNURIUÄHRGANG. HEFT H.
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Klbßißjijlhßßiißiiiß ißlßßißfj K3
WIEN 1890.
COMMISSIONS-VERLAG VON CARL GEROLITS SOHN.
o-o-ouo-o-o.o.o.o-o.
Im Verlage der M. Riegefschen Universitäts-Buchhaudlung Gust.
I-Iimmer in München erschien soeben
KATALOG
des
Mbayerßehen"Naüonahnuseunw.
V. Band.
Romanische Alterthümer.
Von
Dr. Hugo Graf,
K. l. Conservator des bayerischen Naxionalmuseums.
Mit 1x2 Abbildungen in Lichtdruck auf 15 Tafeln. 40. Cartonnirt Preis M. 4.--.
wYerlag voaw9 hn in Wien-
Zur
Culturgesehiehte Frankreichs
im XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Aus dem Nachlasse
VOII
Ferdinand Lotheissen.
Mit einer biographischen Einleitung von Anton Bettelheim,
17', Bogen gr. 8". in Ausstattung und Format wie die im gleichen Verlage
erschienene rLiteraturgeschichte Frankreichs im XVlI. Jahrhunderte von dem
nämlichen Verfasser.
Mit einem Lichtdruckporträt Lotheissen's.
Preis geh. M., in Halbfrzbd., zu den früher erschienenen Werken
passend, M. 20 Pf.
rwas Lotheissen als gediegener Mann der Wissenschaft geleistet, ist
wohlbekannt, er wusste die Kunst des Schriftstellers mit der Gründlichkeit des
Gelehrten zu vereinigen, seine Geschichte der französischen Literatur wurde
von Heinrich Laube, einem seiner grössten Verehrer, wiederholt öffentlich
belebt und anerkannt. Lotheissen hat erklärt, dass er eine wahrhafte Geschichte
der Literatur nur in Verbindung mit der Culturgeschichte für möglich halte,
und im Geiste dieses Programmes hat er die ganze französische Sittengeschichte.
insbesondere den Zeitraum von der Reformation bis zur Revolution durch-
forscht. Nach solchen Gesichtspunkten ist auch das in unserem Verlage
erschienene Werk Lotheissen's vLiteratur und Gesellschaft in Frankreich
zur Zeit der Revolution 1789-1794 geschildert, und kann das neue Slmmel-
wer als Fortsetzung dieses Buches sowohl, als auch als Supplernent zur
französischen Literaturgeschichte betrachtet werden.
MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrigtwfür lglgvrilstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
lm Commissionsverlag von Carl GerolcPs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr 6. 4.-
Nr. 5J 29315 wurm, wer"... .890. N. F. v. Jahrg.
luhulh Eine Bnldwirkerei mit der Krcuzabnnhme nncli Ruine. Von Alois Riegl. R. von Wnldheim.
Von B. Bucher. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen
Institute. Lineralurbedcht. Bibliographie des Kunslgewerbes. Notizen.
Eine Bildwirkerei mit der Kreuzabnahme nach
Ratfael.
Von Alois Riegl.
Vor einiger Zeit ist aus Privatbesitz in Trient ein Arrazetto zur zeit-
weiligen Ausstellung in's Oesterr. Museum gelangt, der sowohl wegen
seiner seltenen äußeren Beschaffenheit, als auch wegen seines Darstellungs-
inhaltes Interesse verdient, und gegenwärtig auf der von dem genannten
Museum veranstalteten Gobelinausstellung zu sehen ist 1. Die Besitzerin
des Arrazetto, Frau Luisa Baroni in Trient, hatte denselben bereits früher
an Cav. Pietro Gentili nach Rom zur Begutachtung eingesandt. Das Guta
achten Gentili's, das mir in Abschrift vorliegt, und das ich übrigens auch
im Original eingesehen habe, lautet, soweit es uns interessirt, folgender-
maßen. Uarrazetto pregevole sopra tutto perche eseguito in piccole
proporzioni come per esser stato ritrattu da un disegno di Raffaello.
lfepoca del medesimo rimonta al seicento, senza dubbio eseguito
nella fabbrica di Ferrara.
Indem wir von der in den Worten Gentili's enthaltenen Werth-
schätzung ganz absehen, und! die Erörterung über den Antheil RaEaels
In den Rahmen des Berichtes über diese Ausstellung, der in der nächsten
Nummer der nMittheilungenl erscheinen soll, hätte eine so ausführliche Besprechung.
wie sie der Bedeutung dieses Arrazetto nach mehrfacher Richtung hin entspricht, nicht
Platz finden können, weshalb demselben im Nachstehenden eine gesonderte Erörterung
gewidmet wurde.
Jahrg. 1890.
an dem zu Grunde liegenden Carton vorläuhg bei Seite lassen, wollen
wir vor Allem den Schlusssatz des Gutachtens in's Auge fassen, und die
Orts- und Zeitbestimmung nach Möglichkeit in's Reine zu bringen trachten.
Einer Beschreibung des Arrazetto sind wir durch die beifolgende
Abbildung Fig. überhoben; es muss aber beigefügt werden, dass der
Grund aus Rohleinen besteht, worauf die Halbschatten in gelber, die tiefen
Schatten in rother Wolle ausgeführt sind, während die Lichter durch-
wegs mittelst Silberfäden aufgesetzt erscheinen. Auch die schwarze In-
schrift INRI ist auf Silbergrund gewirkt. Hienach scheint der Carton,
nach welchem der Arrazetto gefertigt wurde, nicht in Farben ausgeführt
gewesen zu sein, sondern nur in einer getuschten Zeichnung bestanden
zu haben. Die Maße sind außerordentlich klein, und betragen 55 Centi-
meter in der Länge und 53 Centimeter in der Breite.
Ohne die Autorität des Directors der vaticanischen Gobelinmanu-
factur unterschätzen zu wollen, vermögen wir die Gründe nicht einzu-
sehen, weshalb er die Entstehung des Arrazetto so "zweifellos nach
Ferrara versetzt. Die ferraresische Gobelinfabrication fällt, so viel wir
wissen, auf zwei verschiedene Zeitperioden, die durch eine etwa 40 bis
Sojährige Pause von einander getrennt sind. Die erstere dieser beiden
Perioden fällt in's XV. Jahrhundert, kann somit im vorliegenden Falle
nicht in Betracht kommen. Die zweite beginnt mit dem Regierungsan-
tritte Ercole's II. von Este r534 und währt bis gegen das Ende seines
Nachfolgers Alfonso II. 1597. Unter den erhaltenen und in schriftlichen
Ueberlieferungen erwähnten Arrazzi dieser Periode findet sich kein
einziger, der mit dem in Rede stehenden in irgend einem ersichtlichen
Zusammenhange stünde. Die ganze ferraresische Production jener Zeit war
überhaupt vorwiegend historischen oder mythologischen Stoffen zuge-
wendet. Große Sorgfalt wurde auf die ornamentale Ausstattung, reiche
Bordüren, Grotesken, Landschaftliches verwendet, und die wenigen er-
haltenen Stücke sind überdies in der Regel signirt, entweder mit dem
niederländischen Namen Karcher, der sich auf einen der Leiter der
ferraresischen Gobelinfabrik bezieht, oder mit Angabe der Stadt Ferrara
und einer Jahrzahl. Die genannten Eigenthümlichkeiten der ferraresischen
Gobelins vermisst man an unserem Arrazzetto, und es erscheint somit
schon aus äußeren Gründen nicht wahrscheinlich, dass derselbe in Ferrara
angefertigt wurde.
Der Grund, weshalb Gentili so nzweifellosu für die ferraresische Her-
kunft eingetreten ist, dürfte hauptsächlich darin liegen, dass nach einer
Mittheilung der dermaligen Besitzerin, gemäß einer in ihrer Familie ver-
erbten Tradition, der Arrazetto einstmals der Prinzessin Eleonora d'Este,
der Schwester Alfons' II. und Gönneriu Tasscfs, gehört haben soll, und
von dieser an einen Geistlichen verschenkt worden wäre, dessen Familie
das Geschenk ebenso wie das Andenken der Spenderin allezeit in größter
Pietät bewahrt hätte. Ein Handschreiben der Prinzessin, das die erwähnte
Schenkung bestätigte, soll leider durch Brand zu Grunde gegangen sein,
und damit zugleich jede stichhältige Beglaubigung; gleichwohl ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass der Arrazetto, der augenscheinlich
noch in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts angefertigt worden war,
in der zweiten Hälfte desselben im Besitze einer estensischen Prinzessin
gewesen sein könnte. Damit wäre aber noch immer nicht erwiesen, dass
er in Ferrara auch seine Entstehung gefunden hat. Die oben citirte Fa-
milientradition will zwar in der Stadtansicht rechts im Hintergrunde des
Bildes das alte Schloss von Ferrara mit der Zugbrücke erkennen, zumal
sich auf einem sofort zu besprechenden nächstverwandten Stich Marc-
anton's Fig. eine ganz andere Stadtansicht darbietet. Die ldentiiicirung
mit dem Schloss von Ferrara wird sich aber schwerlich beweisen lassen.
Das Aussehen dieser Gruppe von Baulichkeiten zeigt überhaupt weit
weniger italienischen, als vielmehr nordischen Charakter, weshalb sich
die Muthmassung aufdrängt, es habe der Zeichner des Cartons, so wie
es auch von Marcanton mehrfach nachgewiesen ist, für das Landschaft-
liche einen deutschen oder niederländischen Stich zu Rathe gezogen.
Diese Bedenken, die wir den Nachrichten der Familientradition ent-
gegenbringen, scheint Gentili nicht zu theilen; er mag hiebei auch durch
den Umstand beeinflußt worden sein, dass Giulio Romano, der Haupt-
schüler RalTaePs, auf welch' letzteren sowohl der Entwurf zum Stich des
Marcanton als zum Arrazzetto zurückgeführt wird, von Mantua her bald
nach dem Regierungsantritte Ercole's ll. an den Hof von Ferrara berufen
und daselbst mit dem Entwurfe von Cartons für Arrazzi beschäftigt worden
sein soll. Ueber den Inhalt der letzteren ist bisher nichts Näheres be-
kannt geworden; die Vermuthungenwon Müntz und Anderen bezogen
sich ausschließlich auf mythologische und historische Stoife'.
Dass vollends die Zuweisung des Arrazzo in's Seicento von Seite
Gentili's unrichtig, und wohl nur auf ein flüchtiges Versehen zurückzu-
führen ist, erhellt schon daraus, dass aus dem XVll. Jahrhundert wie
Gentili doch wissen musste überhaupt keine Nachrichten über ferra-
rische Gobelinfabrication vorliegen. Mit diesem negativen Resultate
werden wir uns rücksichtlich der Orts- und Zeitbestimmung im Wesent-
lichen begnügen müssen. Auf Grund der äußeren Erscheinung lässt sich
nur im Allgemeinen sagen, dass das kleine Bild noch in der ersten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts wahrscheinlich von einem Niederländer sei es
nun in Rorn oder in Flandern gewirkt worden sein mochte. Der Be-
steller wird aber weit eher in vaticanischen, als in estensischen Kreisen
zu suchen sein.
Nähere Aufschlüsse über eine Reihe von Teppichcartons, die Giulio Romano
wahrszheinlich für Franz l. von Frankreich gefertigt haben eoll, sind demnächst von
Dr. Dollmnyr in Wien zu erwarten. Ueber einen Canon aus dieser Reihe, mit der Er-
oberung Carlhngenfs, hat bereits R. Stinssny in der Kunsrchronik N. F. 179 berichtet.
3.
lndem wir uns nun der Betrachtung der auf dem Arrazetto zur
Darstellung gebrachten Composition zuwenden, wollen wir wieder an das
Gutachten Gentili's anknüpfen, der den Arrazetto nach einer Zeichnung
RaifaePs gefertigt sein lässt. Es ist mir nicht bekannt, dass eine solche
Zeichnung bisher an's Licht gekommen wäre. Auch die Muthmaßung der
dermaligen Besitzerin, dass das Originalbild sich in Perugia befände, be-
ruht augenscheinlich auf einem lrrthum. Das Blatt, das Prestel' aus
dem Besitze eines Nürnberger Sammlers im Jahre 1780 als eine Hand-
zeichnung RatTaeYs veröffentlicht hat, kann weder dem Meister zuge-
schrieben, noch als Canon für den Arrazetto betrachret werden. Dass
aber der Gegenstand der Darstellung, die Kreuzabnahrne, mit Raffael in
Desseins des meilleurs peintres etc. du Cabinet de M.
berg, Tsf. 4.
de Praun
Nurem-
Verbindung stehen könnte, darf nicht von Vornherein abgewiesen werden,
da sich dieselbe Darstellung, allerdings mit gewissen kleinen Verschieden-
heiten, auf einem Stiche Marcantonio Raimondfs B. 32 wiederI-indet,
den man bisher fast einstimmig auf eine verschollene Zeichnung
RaffaeYs zurückgeführt hatl. In jüngster Zeit hat aber Delaborde in
seiner Monographie über den berühmten Stecher" große Zweifel darüber
geäußert und verschiedene Mängel in der Composition als RalTaeYs un-
würdig erklärt. Es bezieht sich dies hauptsächlich auf die Art und Weise,
wie der Leichnam herabgelassen wird, indem der auf der linken Leirer
stehende Johannes durch die Last völlig erdrückt zu werden droht. Diese
Bemängelung, die übrigens schon von Zani und noch früher geäußert
So Onley ll, 788, Barlsch XIV, 37 und Passnvanx VI, 14.
Murcamonio Rnimondi, Paris 1888.
worden ist, scheint mir nicht so schwer in's Gewicht zu fallen. Stichhältiger
ist jedenfalls die weitere Bemerkung Delahordäs, dass der Raum zwischen
den beiden Leitern als klaKende Lücke in der Composition erscheint, da er
durch die Landschaft im Hintergrunde nur ungenügend ausgefüllt wird.
In der That fehlt es im Stiche an einer ausreichenden Vermittlung zwischen
der oberen und der unteren Figurengruppe; es bleibt indess fraglich, 0b
die Schuld hieran dem Zeichner oder dem Stecher beizumessen ist. Die
Möglichkeit einer Mitwirkung RaffaeYs an der Entstehung des Stiches ist
also keineswegs von Vornherein abzuweisen.
Vor Allem müssen wir uns nun das Verhältniss klar machen, das
zwischen dem Arrazetto und dem Stiche obwaltet. Auf Grund einer ober-
Hächlichen Betrachtung könnte man zunächst geneigt sein, den ersteren
unmittelbar nach dem letzteren entstanden sein zu lassen. Diese Annahme
verliert aber schon dadurch viel an Wahrscheinlichkeit, dass der Arrazzetto
nicht im Verhältnisse des Gegensinns zum Stiche steht, wie es die Technik
der Wirkerei gegenüber dem Carton mit sich bringt, und wie es- um nur
ein classisches Beispiel zu citiren bei den vaticanischen Arrazzi gegen-
über den Ratfael-Cartons in Hamptoncourt der Fall ist. Wenn wir vollends
Stich und Arrazzetto einer genauen Vergleichung unterziehen, so ergeben
sich trotz der engen Verwandtschaft in den beiderseitigen Figurengruppen
doch zahlreiche Differenzen, die nicht lediglich aus der Uebertragung in
die Gobelintechnik und der dadurch bedingten theilweisen Vergröberung
und Verziehung der Formen erklärt werden können.
Namentlich in Bezug auf das landschaftliche Beiwerk springt die
Verschiedenheit sofort in die Augen. Gemeinsam ist nach dieser Richtung
blos die Vertheilung der oberen und unteren Gruppe auf zwei ver-
schiedene Terrainstufen, von denen die obere im scharfen Abschnitt gegen
die untere abfällt; sonst ist Alles verschieden. Der Stich zeigt im Vorder-
grunde blos zwei Nägel, einige Steinchen und Erdschollen, ferner das
Täfelchen des Stechers. Der Arrazzetto enthält dagegen außer der Terrain-
andeutung noch zu beiden Seiten den Strunk des in halber Höhe abge-
brochenen Kreuzes eines Schächers, ferner einen kurzen Baumstumpf und
drei Blattbüsche. Im Hintergrunde erblickt man auf dem Stiche die breit
hingelagerte umwallte Häusermasse von Jerusalem, und dahinter in
sanften Wellen verfiießende Berge mit verstreutem Baumwuchs. Auf dem
Arrazzetto gewahrt man dagegen zwei schroffwandige Felsmassen, eine
kleine Gruppe von Häusern und Thürmen, ferner eine Rundbogenbrücke
mit zinnenbekrönter Brustwehr und einem spitzen Thurme darüber ein
landschaftlicher Hintergrund, der zwar vollkommen der Zeit um etwa
1520 entspricht, aber, wie schon oben bemerkt wurde, aus einem nordischen
Stiche entlehnt sein dürfte.
Auch in Bezug auf die menschlichen Figuren fehlt es nicht an Ver-
schiedenheiten. Die meisten darunter sind allerdings untergeordneter Art,
hie und da bauscht sich ein Gewandzipfel, verlauft irgend ein Theil einer
Ü.
Draperie in etwas verschiedener Weise, erscheint das INRl auf einem
rhomboidischen Täfelchen anstatt auf einem Carteggio mit eingerollten
Rändern geschrieben. Wichtiger ist dagegen, dass der Mann rechts unten,
der die Beine des Leichnams hält, auf dem Arrazetto mit einem flatternden
Mantel ausgestattet ist; dagegen fehlen ihm hier die Beinkleider, die
er auf dem Stiche trägt. Es kann auch kaum zweifelhaft sein, warum dem
Manne auf dem Arrazzetto der Mantel gegeben wurde. Die nach rechts
wegüatternde Draperie sollte das Gleichgewicht gegenüber dem bauschigen
Mantel des Johannes herstellen, was im Arrazzetto um so nothwendiger
war, als hier der Baum fehlt, der im Stiche die gedachte Function
allerdings in ungenügendem Maße erfüllt. Von demselben Mantel
Hattert ferner ein Zipfel auch unterhalb der Leiter in das von der
letzteren und vom Kreuzesstamm eingeschlossene Feld, und hier ist seine
Bestimmung nicht minder klar; er sollte offenbar zur theilweisen Ausfüllung
jener von Delaborde bemängelten Lücke dienen, die sich übrigens auch
sonst auf dem Arrazetto weit weniger störend bemerkbar macht, da die
Stadt hier aus dem Hintergrunde weiter nach vorne gerückt ist, und
in der linkseitigen Oelfnung zwischen Leiter und Kreuz ein steil ab-
fallendes Felsmassiv sich hervordrängt. Aber auch die Niveauditferenz
zwischen dem oberen und dem unteren Plane erscheint gegenüber dem
Stiche vermindert, indem das Kreuz sammt den Leitern etwas tiefer ge-
stellt ist, und in Folge dessen die Figuren der unteren Mariem Gruppe
mehr in den freien Mittelraum hineinragen, die beiden Gruppen also
einander näher gebracht sind. Die Gesammtanordnung geht somit auf
dem Arrazzetto mehr in die Breite als in die Höhe, und verdient gegen-
über derjenigen auf dem Stiche den Vorzug, so dass ersterer mindestens
nicht weiter entfernt von Ralfael erscheint, als Marcanton's Stich.
Das Ergebniss der durchgeführten Vergleichung lässt sich dahin
zusammenfassen, dass Stich und Arrazzetto einerseits von einander unab-
hängig sind, andererseits aber so viele enge Verwandtschaften aufweisen,
dass sich die Vermuthung aufdrängt, es müsse beiden der gleiche Arche-
typus zu Grunde gelegen haben. Und zwar liegt die Verwandtschaft in
der figuralen Composition, während das landschaftliche Beiwerk durchaus
verschieden erscheint; dies entspricht aber vollkommen dem üblichen
Verhältnisse, wonach der erfindende Meister blos eine Figurenskizze zu
liefern pflegte, die dann vom Stecher für seinen Stich oder von den
Schülern für den Arrszzo-Carton im Einzelnen ausgeführt wurde.
In der Galerie Borghese befindet sich das einzige Tafelgemälde
RatTaePs, das mit dem hier behandelten Gegenstande in einigem stolflichen
Zusammenhang steht. Es ist dies die Grablegung, die Raffael auf Be-
stellung der Atalanta Baglioni als Altarblatt für eine Kirche in Perugia
gemalt hatte. So wie uns das fertige Bild in der Galerie Borghese ent-
gegentritt, wird es Mühe kosten zwischen dieser Grablegung und der
Kreuzabnahme eine Verwandtschaft herauszufinden. Aber der Ausführung
UWHWWWW, .. vr, ................. ..
durch Mantegna's Grablegung bewogen, sich zur Aenderung des Thema's
entschloss. Der stotfliche Uebergang war hiebei keineswegs ein schwieriger,
da in der Leidensgeschichte Christi von der einen zur anderen Dar-
stellung nur ein Schritt führt, jai beide oft in einander übergehen. Mit
der Beweinung Christi kommen wir aber ganz nahe der Kreuzabnahme
die, wie schon Springer ausgeführt hat, mit der darauf folgenden Be-
weinung und Grablegung in engstem Zusammenhange steht. Es ist daher
nicht unmöglich, dass Raffael während seiner langjährigen Beschäftigung
mit dem Gegenstande seine Aufmerksamkeit einmal auch der Kreuzab-
nahme zugewendet hat.
Die Anordnung auf dem Bilde Perugino's ist nun folgende. Die
Mitte nimmt Christi Leichnam ein; arn Haupte wird er von einer weib-
lichen Figur gestützt, zu seinen Füßen knietbeine andere Figur, die
einen Zipfel des Bahrtuchs hält, neben ihr hinter den Füßen des Leich-
nams eine weitere Figur rnit gefalteten Händen, dieser zunächst endlich
die über den Leichnam gebeugte weinende Mutter. Wie mehrfache
Zeichnungen beweisen, hat Raffael die geschilderte Anordnung zunächst
ziemlich genau von Perugino übernommen und trotz mannigfaltiger Ver-
änderungen im Einzelnen so lange beibehalten, als er überhaupt daran
dachte, eine Beweinung Christi für Atalanta Baglioni zu malen. Dieselbe
Anordnung liegt aber im Wesentlichen auch der unteren Gruppe der
Kreuzabnahme bei Marcanton und auf unserem Arrazzetto zu Grunde,
wobei der Leichnam Christi durch die ohnmächtige Gottesmutter, und
diese letztere durch eine der tröstenden Marien ersetzt, ist. Auf der nach-
gezogenen Silberstiftzeichnung im Louvre Phot. Braun 23g sehen wir
Christus fast in derselben gekreuzten Beinstellung, und mit ähnlicher
Haltung der Arme liegend, gestützt von einer zu seinen Häupten knieenden
Figur, die namentlich auf fder Oxforder Zeichnung Braun 20 in vielen
Beziehungen mit der entsprechenden Figur der Kreuzabnahme überein-
stimmt, trotzdem sie hier den Oberkörper der Maria, dort aber nur das
Haupt Christi stützt, während der Oberkörper des Leichnams hauptsächlich
von der Mutter getragen wird. Zu Füßen des Leichnams hat Perugino eine der
Marien das Bahrtuch spreiten, eine andere neben ihr mit gefalteten Händen
knieen lassen; RaEael hat diese zwei Figuren in eine zusammengezogen, so
criticnl account of the drawings by Michel Angeloäand Ralfaello in zhe un-
versity gnlleriyea. Oxford 1870, S. 154.
Rafael und Michel Angeln x29.
dass die Figur am Fußende kniend betet Oxforder Zeichnung, ähnlich wie es
auch auf dem Stich und dem Arrazzetto der Fall ist. Als Beleg für diese
Wandlung könnte vielleicht eine Zeichnung aus der ehemaligen Sammlung
Gay in Paris Braun 123 geltend gemacht werden. Die Gesammtan-
ordnung einer Beweinung Christi nach diesem Schema gibt am besten
das Bild von Fra Bartolornmeo in der Galerie Pitti wieder! Johannes
das Haupt Christi stützend, Magdalena zu seinen Füßen knieend, hinter
dem Leichnam und über diesen gebeugt die weinende Mutter.
Nach dem Gesagten lassen sich nun zwischen der unteren Gruppe
der Kreuzabnahme und- den Entwürfen RaKaeYs zur Beweinung Christi
einige Gemeinsamkeiten nicht verkennen, die einerseits die Composition
im Allgemeinen, anderseits auch gewisse Einzelheiten in den VFiguren
betreffen
Es soll zwar keineswegs behauptet werden, dass RalTael für die
Atalanta Baglioni zu allererst eine Kreuzabnahme zu malen beabsichtigt
und darauf bezügliche Studien gemacht hätte. Aber das Eine dürfte als
wahrscheinlich geltend gemacht werden, dass sich unter den auf das Bild
für die Baglioni bezüglichen Studienblättern eines befunden haben mochte,
das sich mit der unteren Gruppe der Kreuzabnahme nahe berührte, und
einerseits für den Stich Marcanton's, anderseits für den Carton zum
Arrazzetto benützt worden ist. Dass die Studienblätter RaffaePs zur Grab-
legung später von Seite Marcanton's Veirwerthung gefunden haben, be-
weist ja die Beweinung Christi B. 37, deren ligurale Composition augen-
scheinlich auf jene Oxforder Raffael-Zeichnung Braun 20 zurückgeht,
während das Landschaflliche darin wörtlich aus einem Stiche des Lucas
van Leyden herlibergenommen ist. Wenn wir uns nun dasselbe Verhältnis
auch für die Kreuzabnahme zutreffend denken wollen, so sind wir folge-
richtig gezwungen nicht nur die untere, sondern auch die obere Gruppe,
die ebenfalls dem Stiche und dem Arrazzetto gemeinsam ist, dem zu
Grunde liegenden Archetypus zu vindiciren, wobei es natürlich offen
bleiben muss, dass die obere Gruppe nicht von der Hand des Meisters
selbst, sondern von einem seiner Schüler entworfen sein könnte. Denn die
Schulverwandtschaft mit Ralfael lässt auch die obere Gruppe nicht ver-
kennen.
Aber selbst die unmittelbare Antheilnahme RaFfaePs wäre vielleicht
für diese obere Gruppe zu erweisen, wenn wir heute im Stande wären,
die Nachricht Zani's zu controliren, wonach zu seiner Zeit in der Samm-
lung des Don Ciccio di Luca zu Neapel sich eine Originalzeichnung
In der Albertina befindet sich eine Federzeichnung reproducirl in Nr. 23! der
vom Oesterr. Museum herausgegebenen Photographien; die ohne Zweifel mit der
stützenden Maria der Kreuzabneihme zusammenhängt. Sie ist im Gegensinne gehalten, aber
leider nicht frei von dem Verdechte, nach dem Stiche gezeichnet zu sein.
Euciclopedie P. II, vol. VIII, x67 f.
RalTaeFs befunden hätte, die denselben Gegenstand wie der Stich Mar-
canton's zur Darstellung brachte, aber mit gewissen starken Abweichungen,
die zur Annahme zwingen, Marcanton habe diese Zeichnung nicht benützt,
ja höchst wahrscheinlich gar nicht gekannt. Die wesentlichste Abweichung
hatte darin bestanden, dass in dem von Delaborde bemängelten leeren
Raume zwischen den beiden Leitern eine weitere Figur eingefügt war,
die den herabsinkenden Leichnam von unten in Empfang nahm und auf
diese Weise den Johannes entlastete. Die übrigen Abweichungen bezogen
sich im Wesentlichen auf die Köpfe der Figuren, und erschienen Zani
ebenso wie jene Vermehrung der Figurenzahl als Verbesserungen gegen-
über dem Stiche des Marcanton. Der Hintergrund enthielt nach Zani
blos allgemeine Andeutungen des Landschaftlichen un monte appena
toccato con alberetti pittorici. Diese Zeichnung, von der Zani ganz be-
geistert ist, und in deren Ursprung von der Hand RaffaePs er keinen
Zweifel setzt, ist seither leider verschollen. Augenscheinlich steht sie
außerhalb der Copien, die sich an den Stich Marcanlon's und an Ugo
da Carpi's Clairobscur anschließen. Dies spricht zu ihren Gunsten, und
Passavant Vl. 14 hat sie auch unbedenklich als Vorlage für Marcanton's
Stich erklärt, was aber nach Zani's Worten wenig wahrscheinlich ist.
Auch das Verhältniss des Clairobscurs von Ugo da Carpi zum Mar-
canton'schen Stiche ist nicht ohne Weiteres als dasjenige einer unmittel-
baren Entlehnung des ersteren aus dem letzteren aufzufassen. Unter den
Eigenthümlichkeiten des Clairobscurs ist besonders der Umstand auf-
fallend, dass der Mann unten auf der rechten Leiter nicht den Kopf
zwischen den Sprossen durchsteckt, sondern den Oberkörper von Außen
um die Leiter herumbiegt, was von künstlerischem Standpunkte dem Zer-
schneiden des Kopfes durch die Leiter vorzuziehen ist. Die oben erwähnte,
von Prestel veröffentlichte Zeichnung, die in den meisten Dingen mit
dem Clairobscur übereinstimmt, zeigt doch wieder Abweichungen Kopf
der stützenden Maria, die sie mit dem Marcanton'schen Stiche gemein
hat. Alle diese Umstände führen zwar zu keiner Aufklärung des ur-
sprünglichen Verhältnisses, erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit, dass die
aus späterer Zeit bekannt gewordenen mehrfachen Umbildungen des
Thema's keineswegs alle den Stich des Marcanton zum alleinigen Aus-
gangspunkte haben, sondern zum Theil von verschiedenen Zeichnungen
aus RaffaePs Schule und vielleicht auch RaffaeVs Zeit abzuleiten sind,
deren Ursprung in letzter Linie auf die Studien RaffaePs zum Bilde für
die Atalanta Baglioni zurückzuführen wäre.
Eine befriedigende Aufhellung dieser Frage ist nur von zwei Seiten
her zu erwarten von etwaigen Entdeckungen verschollener Raffael-Zeich-
nungen, die mit dem Gegenstande in Zusammenhang stünden was
freilich nur Sache eines glücklichen Zufalls sein könnte und von einer
gründlichen Untersuchung über die RaEael-Schule, die heute keineswegs
mehr aussichtslos wäre, und gewiss auch in Bezug auf die Marcantonkchen
Stiche manche lang vermisste Aufklärung schaHen würde. Vielleicht ist
dann auch der dieser Untersuchung zu Grunde liegende Arrazzetto be-
rufen zur Gewinnung gesicherter Ergebnisse beizutragen, und es wäre
daher erwünscht, wenn derselbe beim Verkaufe, zu dem er gegenwärtig
ausgeboten ist, nicht im Handel verschwinden, sondern in den Besitz einer
öffentlichen Sammlung oder eines namhafteren Sammlers und Kunst-
freundes gelangen möchte, wo er der Kunstforschung fortdauernd zu-
gänglich bliebe.
R. von Waldheim.
Aus dem Kreise der Persönlichkeiten, welche das Oesterr. Museum
als seine Freunde in vollem Sinne betrachten darf, ist am 2. Januar ein
Mann abgerufen werden, dem nach menschlichem Ermessen noch ein
langes Wirken hätte beschieden sein sollen. Am 12. December 1832 ge-
boren, konnte Rudolf von Waldheim weder den Jahren, noch bis vor
Kurzem seiner Erscheinung nach ein alter Mann genannt werden; und
wenn er in letzter Zeit sich wiederholt genöthigt sah, während der
Wintermonate ein südlicheres Klima aufzusuchen, so brachte er stets
frische Rüstiglteit mit zurück, und nahm, wie früher, thätigen, fördernden
oder doch wohlwollenden Antheil an allen Vorgängen und Bestrebungen
innerhalb des weit gezogenen Kreises seiner lnteressen. Auch diesmal
schien der ihm liebgewordene Aufenthalt in Abbazia seinen Zweck zu
erfüllen; noch am 25. December rühmte er in einem Schreiben an mich
die milde Luft am Meere im Vergleiche mit dem Höhenklima, unmittel-
bar darauf muss ihn die Seuche überfallen haben, welche'in diesem Winter
so viele Opfer gefordert hat.
Er entstammte einer deutschböhmischen, aber bereits durch mehrere
Generationen in Wien ansässigen Familie, welche schon im 15. Jahr-
hundert einen hervorragenden Rang unter den böhmischen Glasmachern
einnahm, und von Kaiser Rudolf ll. den Adel und das Prädicat von
Wald heim zu dem ursprünglichen Namen Schürer empfing. Hat die
oft laut werdende Klage Grund, dass Oesterreich so arm sei an alten
Bürgergeschlechtern, weil schon die Enkel eines Mannes, der es durch Fleiß
und Unternehmungsgeist zu angesehener Stellung in der Geschäftswelt ge-
bracht hat, aus ihrer Sphäre herauszustreben pflegen, so steht hier ein wohl-
thuendes Beispiel des treuen Festhaltens an Bürgersinn und bürgerlicher
Thätigkeit vor unseren Augen, und zeigt, wie gut sich damit die Pflege
geistiger Interessen und künstlerischer Neigungen vereinigen lässt. Zumal der
uns jetzt Entrissene war eine Künstlernatur und zugleich ein ausgezeichneter
Geschäftsmann. Als Jüngling erlernte er das Holzschneiden in der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei und unternahm es, diesen Zweig der graphischen Repro-
duction auch hierzulande wieder zur Kunst zu erheben eine Aufgabe,
an deren Lösung Alois Auer, damals Director jenes lnstiutes, verzweifelte.
Und auch Waldheim sollte die ganze Schwierigkeit seines Unternehmens
erfahren. Zwar hatte er in Fr. W. Bader einen trefflichen Mitarbeiter ge-
funden, und das erste Atelier in der Rieruerstraße wurde eine Schule,
aus welcher tüchtige Holzschneider in großer Zahl hervorgegangen sind.
Aber während an anderen Orten eine Verlagsthätigkeit jede derartige
Anstalt vollauf in Anspruch nahm, musste Waldheim selbst Ver-
leger werden, um seine Leute beschäftigen zu können. Noch im Grün-
dungsjahre der Anstalt, 1856, ließ er einen humoristischen Kalender er-
scheinen, 1857 folgte das Wochenblatt v-Figarou, 186i die wWiener Illu-
strirte Zeitung-t, in der sich der Formschnitt schon den mannigfaltigsten Auf-
gaben, wie Bildnisse, historische und Genrebilder, Landschaften, Archi-
tekturen sie stellen, gewachsen zeigte; und da dieses Unternehmen nicht
der nöthigen Theilnahme begegnete, versuchte er es mit kleineren, mehr
auf das Lesebedürfniss in den Familien berechneten Blättern. Aber die
Stempelpflicht machte es, wie Waldheim vor zwei Jahren in einem Vor-
trage darlegte, unmöglich, der ausländischen Concurrenz standzuhalten.
Er gelangte zu der Einsicht, dass für das Bestehen einer ausschließlich
der Holzschneidekunst gewidmeten Anstalt in Wien die Zeit noch nicht
gekommen sei, er vielmehr seiner Geschäftsthätigkeit eine breitere Grund-
lage geben müsse, sollten die Arbeit und die Opfer von acht Jahren rast-
losen Strebens nicht gänzlich verloren sein. Deshalb erwarb er die von
dem Architekten Ludwig Förster gegründete artistische Anstalt. Förster
ist bekannt als Verfasser eines der drei prämiirten Pläne für die Erweiterung
Wiens, als Erbauer eines Theiles des Arsenals, ferner der Judentempel in
Wien und Budapest, der evangelischen Kirche in Gumpendorf und zahlreicher
Privathäuser, viel bekannter aber noch als Herausgeber der nAllgemeinen
Bauzeitungu, für deren technische Herstellung er eben die Buch- und
Kunstdruckerei eingerichtet hatte. Mit dessen bauwissenschaftlichem Ver-
lage vereinigte nun Waldheim seine Unternehmungen, die Anstalt musste
sowohl mit Rücksicht auf diese, als auf den eben damals sich vollziehenden
Umschwung in der graphischen Reproduction durch die Nutzbarmachung
der Photographie vielfach erweitert und ausgestaltet werden, und, wie
allbekannt, hat sie, mit der Entwickelung der wChemigraphiec und dem
Umwandlungsprocesse, der innerhalb der Holzschneidetechnik verging,
Schritt haltend, ihre Stellung in der ersten Reihe solcher lnstitute er-
rungen und behauptet.
Die Uebernahme des Förstefschen Geschäftes fiel in der Zeit mit der
Gründung des Oesterr. Museums zusammen und die Anknüpfung unmittel-
barer Beziehungen ließ nicht auf sich warten. Waldheim rief in Gemein-
schaft mit dem damaligen Docenten an der Kunstgewerbeschule Valentin
Teirich die w-Blätter für Kunstgewerbeu in's Leben, welche, seit 1876 von
Jos. Storck geleitet, mit Erfolg bemüht sind, die Grundsätze des Museums
in der Industrie zur Verbreitung und Geltung zu bringen; er bot opfer-
willig die Hand zur Durchführung von litterarisch-künstlerischen Unter-
nehmungen, für welche das Museum allein die Mittel nicht aufwenden
konnte; es braucht hier nur an die "Stickmnster der Renaissanceu, die
wKunstgewerblichen Flugblättern, F. Ritter's neuen "Ornamentstich-
Katalogw und A. RiegPs vKatalog der Aegyptischen Textilfuxider-
erinnert zu werden.
Aber sein thatkräftiges Eingreifen beschränkte sich keineswegs auf
dieses sein eigenstes Gebiet, auf welchem er auch eine hochinteressante
Sammlung zunlllustration der Geschichte der graphischen Reproduction
anlegte; er war aufrichtiger Kunstfreund und immer bereit, jedes tüchtige
künstlerische Streben zu fördern, in welcher Richtung immer es sich
bekunden mochte. Demgemäß stand er auch dem kunstgewerblichen
Schaffen jeder Art als werkthätiger Freund nahe, betheiligte sich mit
aller Lebhaftigkeit an der Gründung des vWiener Kunstgewerbevereinesx,
und widmete sich als dessen erster Präsident mit Hingebung dieser guten
Sache. Wie er in Ausstellungsfragen die Interessen des Vereines und damit des
österreichischen Kunstgewerbes nachdrücklich und erfolgreich vertrat, ist
unvergessen; wie er im Einzelnen und für den Einzelnen wirkte, das ent-
zieht sich der Besprechung, aber die dankbare Erinnerung an ihn als
einen Mann, der nicht blos platonische Liebe für unser kunstgewerbliches
Schaffen hegte, wird allgemein lebendig bleiben.
Und so werden wir jederzeit das Gedächtniss dieses wahren Freundes
unserer Anstalt und unserer Bestrebungen hoch in Ehren halten.
B.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
S9. Majestät der KRIEG? hat Mittwoch den 22. Januar das
Atelier des Professors Otto König mit Allerhöchstseinem Besuche beehrt.
Se. Majestät fuhr ohne Begleitung um 11,1 Uhr am Portale der Kunst-
gewerbeschule vor und begab sich, vorn Künstler begrüßt, in dessen
Arbeitsraum, um ihm zur Vollendung einer Porträtbüste zu sitzen.
Die in Thon modellirte Büste ist zur Ausführung in Marmor be-
stimmt. Die Büste ist im hohen Grade gelungen und fand den vollen
Beifall Sr. Majestät. Nach beendigter Sitzung besichtigte Se. Majestät
die übrigen im Atelier befindlichen fertigen und in Ausführung begrif-
fenen plastischen Werke. Unter diesen seien besonders erwähnt Die
Liebesgruppe Amor und Psyche, der Entwurf für das Wiener Goethe-
,Denkmal, die allegorische Gruppe vEin Triou, die Gruppe für Silber
w-Großmlitterchens Jugendzeitu und die Brunnenskizze mit den schönen
Figuren der Nixe mit der Wassermuschel, des Centaurs mit dem Wein-
schlauche und des Amor. Se. Majestät verweilte über eine Stunde
im Atelier.
Personalnaohnchtßn. Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit
Allethöchster Entschließung vorn 30. December v. J. allergnädigst zu ge-
statten geruht, dass der Vicedirector des k. k. Oesterr. Museums, Re-
gierungsrath Bruno Bucher,den königl. preußischen Kronen-Orden Ill.
Classe annehmen und tragen dürfe. Ferner haben Se. Majestät mit Aller-
höchster Entschließung vom g. Januar d. J. dem ordentlichen Professor der
k. kffechnischen Hochschule in Wien und Curator des k. k.Oesterr. Museums
für Kunst und Industrie, Regierungsrath Dr. Alexander Bauer, den Titel
eines Hofrathes taxfrei allergnädigst zu verleihen; und mit Allerhöchster
Entschließung vom 27. Decemher v. J. den mit dem Titel eines Re-
gierungsrathes bekleideten Docenten der k. k. Kunstgewerbeschule und
außerordentlichen Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste in
Wien, Dr. Anton Ritter von Frisch zum außerordentlichen Professor der
Chirurgie an der Universität in Wien allergnädigst zu ernennen geruht.
Geheim-Ausstellung. Die Specialausstellung gewirkter Wand-
tapeten wurde Sonntag, den 26. Januar erölfnet. Die Gegenstände befinden
sich im Säulenhof, in den unteren und oberen Arcaden, in den Sälen IV,
Vl, VII, IX und im Vorlesesaal. Der Zeit nach beginnen sie mit dem
14. Jahrhundert, endigen mit dem 18., und stellen innerhalb dieses Zeit-
raumes alle verschiedenen Arten in Originalbeispielen dar. Angeschlossen
sind moderne Copien, sowie eine größere Anzahl von französischen Imi-
tationen. welche die verschiedenste Benutzung der Originale zeigen, aus-
gestellt durch die Firma Philipp Haas 8t Söhne. Der Katalog enthält
neben der Beschreibung der Gegenstände und den Namen des Eigen-
thümers, als Einleitung eine Geschichte der Gobelins und verwandter
Teppiche, von J. v. Falke.
Besuch das luseums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Januar von 9606, die Bibliothek von 2834 und die Vorlesungen von 506 Per-
senen besucht.
Neu 311556311611 -Wien seit hundert Jnhrena, eine Sammlung von Handzeich-
nungen, Aquarellen, Stichen, Lithographien u. s. w., darstellend Porträts, Volksscenen
Genrebilder und Architekturen aus dem alten Wien, darunter viele Miniaturportrats
bekannter Persönlichkeiten von Meistern der alteren Wiener Schule, aus dem Besitze
eines Kunstfreundes, ausgestellt durch A. Einsle. Die Sammlung, welche sich im Saal VII
befand, blieb nur bis gegen Ende des Monats Januar ausgestellt.
Im Saal Vl Collection älterer mahrischer Stickereien, Eigenthum des Fürsten
Johann v. Liechtenstein; eine Colleclion neuer ungarischer Stickereien in nationaler Art,
ausgestellt durch Frau Gyarmathy in Budapest; eine Collection neuer türkischer Stickereien
aus Constantinopel, Eigenthum des Hofraths Walcher v. Moltheim; eine Tischdecke in
applicirter Stickerei, angefertigt im Institute der Schulschwestern in Hallein; eine Col-
lection verschiedener Spitzenarbeiten von Fräulein Sandtner, Lehrerin an der Spitzen-
fachschule in Gossengrun; Schrank in schwarzem Holz mit Elfenbeineinlagen von J. Zel-
nitzer in Meidling; Standarte des Mannergesangvereins Arion, nach Entwurf von Kainz-
mayer, ausgeführt von Ciseleur Waschmann; zwei Faienceschüsseln mit Wappenmalerei,
von Frlulein Anna Peyscha; eine Collection musivisch verzierter Biergefaße von Holz,
von Bindermeister W. Haut? in Pilsen, Eigenthum des dortigen Gewerbemuseums; eine
Collection decorativer Malereien auf Sammt und Seide Decken, Ueberzuge, Facher von
Frau E. Mathey-Tissot, Malerin in Neufchitel; eine Wanduhr mit geschnitztem Gehäuse
vom Bildhauer Lars Kruse.
Im Saal VII Collection von loo photographischen Bildern aus Dalmatien und
Griechenland, Landschaften, Architekturen, Kunstwerke, Stadtansichten darstellend, neue
Aufnahmen von Raimund Freiherrn von Stillfried, k. u. k. Hof-Photograph.
Vorlesungen. Am 28. November v. J. hielt Professor Wickhoff einen Vortrag
über die Gestalt Amor's in der Phantasie des italienischen Mittelalters. Er begann mit einer
Schilderung des lnhaltesider Lyrik des sagen. nsnßen neuen Stilesn, dessen Hauptvertreter
Dante, Guido Cavalcanti und Cino von Pistoia waren, bei denen Amor immer als Per-
sönlichkeit auftritt, ja neben der gepriesenen Geliebten die Hauptfigur ihrer Dichtung
bildet. Es wurde nun die Frage erörtert, ob dieser Amor Dante's das schalkhafte Flügel-
39
knabehen sein konnte, welches die sizilianische Dichterschule aus der spatlateinischen
Poesie übernommen hatte. Die Damen jener Dichter wurden beständig in Bezug auf
Gestalt und Gehaben mit einem Engel verglichen und zu dieser ndonna angelicatan
mochte jenes mythologische Spielzeug schlecht 'passen. Aber noch mehr, Dante, dem
Beatrice das directe Modell für einen Engel, welchen er zeichnete, abgab, lasst Amor
diese Frau mit seinem eigenen Namen benennen, weil sie ihm, dem Gott, so gleiche. Er
sucht sich nun eine Vorstellung von den Engeln zu verschalfen, wie sie zu jener Zeit gemalt
und gemeißelt wurden, um daraus auch das Bild Amors zu gewinnen. Und wirklich
zeigt sich bei einer Durchsicht der beschreibenden Stellen bei Dante und seinen Genossen,
dass der Amor ihrer Gedichte in Gestalt und Tracht mit Giottcfs Engeln identisch ist.
ln dem beständigen Kampfe antiker Ueberlielerung mit moderner Erfindung, der den
ganzen Verlauf der italienischen Kunst beherrscht, überwältigt die erstere die hohe
Gestalt Amor's, wie sie dem inneren Auge des Dichters der Komödie vorgeschwebt, nur
zu bald, und schon bei Petrarca tritt der antike Amor wieder auf. Durch Poesie und
Kunst des italienischen Mittelalters schreiten am Beginn sowie am Schlusse die abge-
nutzten Amoretten des Alterthunns, auf seiner Höhe aber hatte jener Amor Dante's ge-
wandelt, wenn auch nur in der Phantasie lebend, als würdiger Genosse der geheimniss-
vollen Gestalten, welche die großen Maler Toscana's geschaEen. nEr enthüllte sich uns.
schloss der Vortragende nals ein absonderliclies Beispiel von Wandel und Wechsel
künstlerischer Typen. Eine Figur des semitischen Mythos hatte im Laufe der Zeit die
Gestalt der hellenischen Nilte angenommen, und wieder nach achthundert Jahren diese
Hulle einem Wesen geliehen, das nichts Anderes war, als jener Eros, den Nike in längst
vertraumten Jugendtagen auf seinem Siegesliuge begleitet hatteh
Litteratur Bericht.
Die hellenistischen Reliefbilder. Mit Unterstützung des königl. sächsischen
Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichtes und der philo-
logisch-historischen Classe der k. sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften herausgegeben und erläutert von Theodor Schreiber. Leip-
zig, Wilh. Engelmann. Liefg. u. z. Gr.-Fol. M. 20.
Schon im Jahre 1880 veröffentlichte Schreiber in der archäologischen Zeitung einen
Aufsatz, in welchem er das Wesen des hellenistischen nReliefbildesn kurz charakterisirte;
vertieft, erweitert und zum Theile verändert erscheinen die Resultate dieses Aufsatzes
in dem Buche wdie Wiener Brunnenreliefs aus dem Palazzo Grimaniu, Leipzig 1888, in
welchem hauptsächlich der Nachweis versucht wird, dass die Heimat der Reliefbilder
Alexandria sei. Das Werk, welches nun in die Oetfentlichkeit tritt, als Abschluss lang-
jähriger Studien, ist ein Atlas, eine Publication aller Denkmller, die Schreiber unter
jenem Namen zusammenfasst.
Da wir in Nummer des Jahrganges 1889 der sMittheilungenc über das Werk, die
Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani referirt und Schreibers Ausführungen über jene
Monumentenclasse im Auszuge wiedergegeben haben, konnen wir uns hier beschränken,
zu wiederholen, dass die Reliefbilder eine in hellenistischer Zeit im Zusammenhange mit
einem neuen Systeme der Wandverzierung entstandene Gattung von Reliefs sei, die, wie
sie bestimmt war das Wandgemälde zu ersetzen, auch den Charakter desselben annahm,
mit einem Worte malerisch ist.
Die bis jetzt erschienenen zwei Lieferungen des neuen Werkes mit zusammen
zo Tafeln enthalten durchwegs Haupiwerke der Gattung an erster Stelle, wie gebahrend,
die Wiener Brunnenreliefs, dann auf Tafel lll-X den berühmten Cyklus aus Palazzo
Spada, auf Tafel Xl-XX andere nicht minder wohl bekannte Werke aus Villa Albani,
dem Museo Capitolino und Palazzo Colonna, unter ihnen die reizvollen Reliefs mit Perseus,
der die Andromeda vom Felsen leitet und dem schlafenden Endymion. Tafel l-ll ver-
treten das Genre, in dem die hellenistische Kunst sich so schöpferisch erwies, die übrigen
führen uns in mythologisches Gebiet. Die Reproduction erfolgte in sauberen, im Tone
nur zu gleichmäßigen und zu braunen Heliogravuren von Dujsrdinijeder Tafel geht auf
einem besonderen Blatte eine Umrisszeichnung des betreffenden Bildwerkes voraus, in welcher
die Ergänzungen durch Schratfirungen, die Ueberarbeitungen durch Punktnetzüberdruck
angegeben sind, eine Einrichtung, die gerade nicht sehr gefällig, aber unleugbar praktisch
ist, da sie rasch und bequem über die wichtige Frage nach der Erhaltung jedes Reliefs
Aufschluss gibt. Von dem Texte ist bis jetzt noch nichts erschienen.
Der Atlas von Schreiber wird der allgemeinen Beachtung eine Gattungdesgriechischen
Reliefs naher bringen, die man bis jetzt noch zu sehr bei Seite liegen ließ, trotz-
dem sie ganz eigenartig ist, ja grundverschieden von dem Relief der eigentlich elassischen
Periode der antiken Kunst. Nicht mehr wie in dieser steht in der hellenistischen Zeit
die Reliefplastik ausschließlich im Dienste der Oeifentlichkeit und der Architektur, sie
bildet nicht mehr blos Metopen und Friese, wir sehen sie ein Gebiet erobern, das ihr
gegenwärtig ganz verschlossen ist, das Wohnhaus. Losgelßst von der Architektur, frei
von der Nothwendigkeit monumental zu wirken, schafft sie für dieses das Cabinetsbild
mit seinem intimen Reiz, seiner Vorliebe für idyllische Auffassung der Stoffe aus dem
Menschen-, Heroen- und Naturleben, sowie für das Detail und miniaturmaßige Aus-
führung derselben. Ms.
Das k. k. Hofhurgtheater in Wien, erbaut von Karl Freih. v. Hasenauer.
Photographie und Lichtdruck von J. Löwy. Wien, V. A. Heck, 1890.
qu. F01. H. 40.
In erster Linie für das kunstliebende Laienpublicum berechnet, beabsichtigt diese
Publication die decorativen Effecte sowie die Leistungen der einzelnen Künstler im neuen
k. k. Hofburgtheater in ihrer reichen Mannigfaltigkeit und gediegenen Pracht zu veran-
schaulichen. Ein Vorwort von E. Ranzoni bildet zu den Tafeln erwünschte Erläute-
rungen und spricht sich auch über die allgemeine Anordnung und Baugeschichte in
Kürze aus. in den Lichtdrucktafeln finden wir die wichtigsten Außenansichten, eine
Reihe der schönsten Partien aus dem Inneren, die künstlerisch bedeutendsten Sculpturen
von Weyer und Benk und die stattliche Zahl von Gemälden von Eisenmenger,
Ruß, E.Cha rlemont, Karger, Hynais, Matsch und Klimt. Auch einige kunst-
gewerbliche Arbeiten in Bronze, entworfen von Hasenauer, haben in dieser Auswahl
ihren Platz gefunden. Fs.
Charakteristische Holzbauten der Schweiz vom 16. bis xg. Jahrhundert,
nebst deren inneren Ausstattung. Nach der Natur aufgenommen von
Gladbach. 32 Tafeln in Lichtdruclt mit illustr. Text. Voll-
ständig in Liefgn. Berlin, Claesen 8c Co. t. Liefg. M. 9.
Der durch verschiedene, höchst verdienstvolle Publicationen über die Holzerchi-
tektur der Schweiz bekannte Verfasser bringt in der vorliegenden ersten Lieferung eine
Reilie sehr charakteristischer Holzbauten aus verschiedenen Cantnnen der Schweiz. Per-
speetivisch dargestellte Details erlautern die Gesammtansichten in wirkungsvoller Weise;
auch Theile der inneren Ausstattung, wie ein in dieser Lieferung enthaltenes Buffet
summt Waschschrank darthut, sollen in dieser neuen Publication zur Darstellung gelangen.
Die vorliegenden Tafeln lassen von den folgenden das Beste erwarten. H-e.
Der Bilderschmuck in den Sacramentarien des frühen Mittelalters. Von
Anton Springer. Sonderabdruck aus dem XI. Bande der Abhand-
lungen der philologisch-historischen Classe der königl. sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften. Leipzig, 1889. gr. 8". 42 S. M. z.
Ausgereifte Erfahrung auf dem Gebiete mittelalterlicher Kunst ist es, die uns aus
dieser neuen Arbeit Springer's allerwarts entgegenblickt. Fur die Geschichte der Buch-
malerei und der christlichen lkonographie ist sie ebenso wichtig, wie für die Kenntnias
der frühmittelalterlichen Bucheinhtlnde, über die sich der Autor zwar nur anhangsweise,
aber ausführlich genug verbreitet. Von L. Delisle'a Studien ausgehend, spricht Springer
zunachst über die allgemeine Gliederung der Sacramentarien als Vorgänger der Missale.
Bezüglich der künstlerischen Ausscnmückung kommt der Autor zu dem Schlusse,
dass hier eine gewisse Regel waltete, udass insbesondere die Eingangsworte der Prafation
und der Anfang des Kanons künstlerisch hervorgehoben wurdenu. Die Psalterillustrationen
genossen in dieser Beziehung eine großer Freiheit, wie aus einer älteren Arbeit Sprin-
ger's hervorgeht. Die Evangeliare hatten in ihrer Auaschmückung nur die aus der syri-
schen Kunst stammenden Kanonesarcltitekturen und die Evangelistenbilder gemeinsam.
lm Uebrigen scheint es, dass sie ziemlich zwanglos illustrirt wurden.
Springer geht nunmehr auf die ältesten erhaltenen Sacramentarien über, auf die
merowingischen in der Vaticana und in der Pariser Nationalbibliothek, wobei auch darauf
hingewiesen wird, dass die figurirten Buchstaben, die in byzantinischen und merowin-
gischen Handschriften vorkommen, aus der spatantiken Kunst herstamiuen dürften. Be-
sprechen werden hierhuf die karolingischen Sacramentarien, die Springer in Gruppen
bringt. Endlich spricht er von den Buchdcckeln S. 33 H1. Der Autor beherrscht das
reiche Material mit sicherer Hand und weiß trotz des rein wissenschaftlichen Charakters
der Arbeit dennoch seine Darstellung ganz allgemein verständlich einzurichten, weshalb
die neue Studie wohl in weiteren als streng wissenschaftlichen Kreisen Anklang finden
könnte. Dies führt mich zu einer allgemeinen Bemerkung Das Studium karolingischer
Bilderhandschriften hat nicht allein ein akademisches Interesse, sondern auch einige prak-
tische Bedeutung. Denn zweifellos ist es, dass sich die künstlerische Ausschmückung litur-
gischer Bücher heute fast ausnahmslos einer seltenen Geschmacklosigkeit erfreut. Ohne
nun zum unmittelbaren Copiren karolingischen Büchcrschmuckes auffordern zu wollen,
möchte ich doch von Neuem hier darauf hinweisen, dass die karolingischen Prachtblnde
eine Fülle von neuen Anregungen für das moderne Kunsthandwerk zu geben im
Stande sind. Fr.
es
Monogramm-Album. Musterblätter für WeiB-, Bunt-, Kunst-, Goldstickerei
und Lederpressung, Porzellan- und Majolikamalerei. Zum Gebrauche
in Schule und Haus. Entworfen von Gustav Gnant, Zeichenlehrer.
Stuttgart, Jul. Hoffmann, 1889. 50 chromolithogr. Taf. Fol. M. t6'5o.
Unter den im Titel angeführten Techniken ist es namentlich die der Weiß- und
Buntstickerei, welche aus diesen Musterblattern Vortheil ziehen kann, etwader vierte
Theil von 62.5 Monogrammen ist aber ohne mehr oder minder großen Umander
rungen unterworfen werden zu müssen auch in den anderen der angeführten Tech-
niken ausführbar. So hatte z. B. der Herausgeber bei sechs Tafeln in erster Linie die
Lederpressung im Auge, während acht für eine Ausführung mittelst des Pinsels be-
berechnet sind.
Die Compositionen zeigen guten Geschmack, sind weder ganz einfach noch über-
mäßig reich, und wenn sie sich einerseits nicht durch besondere Originalität auszeichnen,
so haben sie anderseits den Vorzug, alle Extravaganzen glücklich zu vermeiden. Ihr Stil
lehnt sich im Allgemeinen an Vorbilder der Renaissance an, ist aber seinem wesentlichen
Charakter nach modern. Fs.
Original-Zeichnungen deutscher Meister des sechzehnten Jahrhunderts zu
ausgeführten Kunstwerken für Könige von Frankreich und Spanien
und andere Fürsten. Herausgeg. von J. H. v. Hefner-Alteneck.
Frankfurt a. M., Heinrich Keller, 1889. gr. Fol. M. 25.
Bereits im Jahre 1365 hat Hefner-Altcneck Original-Entwürfe deutscher Meister
für Prachtrüstungen französischer Könige herausgegeben, welche aber nicht viel Beach-
tung gefunden haben. Die nun vorliegende zweite Herausgabe wird wohl mehr Glück
machen, da ihr die immerhin bedeutenden Ergebnisse neuer Forschungen des Genannten
zu Gute kommen; es ist der Beweis erbracht, dass nicht nur die-Prachtrüstungen der
französischen Könige von deutschen Künstlern entworfen worden, sondern dass auch
solche und ähnliche Arbeiten für andere hohe Herren des lnv und Auslandes mit Be-
stimmtheit als" auf Zeichnungen deutscher Meister beruhend bezeichnet werden dürfen,
während sie bisher immer französischen und italienischen Künstlern zugeschrieben worden
sind. Hefner-Alteneck erzählt in der Einleitung die Geschichte seiner Forschungen die
Auffindung der Zeichnungen im konigl. Kupferstichcabinet zu München; auch Hauslab
in Wien', dann Destailleur und Spitzer in Paris besaßen und besitzen eine größere Zahl
von Blättern, welche jener reichhaltigen Sammlung entstammen. I3 prächtige Licht-
druclttafeln aus dem Atelier Brucltmann's in München führen die aufgefundenen größeren
und kleineren Bruchstücke vor's Auge, deren Schöpfer zum Theil nun freilich nur ge-
muthmaßt werden können, die aber allem Anscheine nach fast durchwegs bayerische
Meister waren. Einiges wird zuversichtlich der Hand des bayerischen Hofmalers Hans
Mielich geb. zu München tgtg, gest. ebenda 1571. zugeschrieben, welchem Christoph
Schwarz, Hans Bol, Johann van Aachen, Friedrich Sustris, Boxberger u. A. zur Seite
standen. Und nicht nur die Entwürfe werden für Deutschland in Anspruch genommen,
auch die Ausführung wird deutschen Plattnern zuzuschreiben sein, welche zu eben der
Zeit zumal in Nürnberg Ausgezeichnetes leisteten; die verdienstvollen Untersuchungen
Schünherr's in Innsbruck werden da geschickt verwerthet. Die Entwürfe sind voll Reiz
und Anmuth und bezeugen eine Erßndungsgabe und Phantasie außerordentlicher Art; ihre
Wiedergabe allein sichert dem Herausgeber Dank. Der Text ist an manchen Stellen
etwas dunkel, auch Flüchtigkeiten unterlaufen, so wenn unsere Albertina, das berühmte
Handzeichnungscabinet des Erzherzogs Karl, ietzt nAlbrechtw genannt wird. E. L.
es
Jahrg. 1890.
Ueber -Weaen und Grenzen des Barockstils- spraeh am xz. Nov. v. J.
der Director des k. k. Oesterr. Museums, Hofrath J. v. Falke, im 11.6. Gewerbeverein.
Der Vortrag ist soeben als Separatabdruck 26 S. aus der aWochensehrift des n.-ö.
Gewerbevereinesa im Verlage des letzteren erschienen.
nDie Photographien betitelt sich eine von Max um in Wien herausgegebene
neue Zeitschrift für Photographie und verwandte Facher, welche es sich zur Aufgabe
macht, dem in diesem Zweige der graphischen Kunst beschäftigten Praktiker in allen
Fragen seines Berufes mit Rath und That zur Seite zu stehen. ln diesem Sinne will
das neue Fachorgan einerseits aus allen Gebieten der Photographie und der Repro-
ducliunsverfahren Vorschriften und Arbeitsmethoden, sowie Besprechungen aller wich-
tigen Neuerungen bringen, andererseits einschlägige Anfragen nach Thunlichkeit beant-
worten. Die nPhotographiea erscheint zu Beginn eines jeden Monats in einem Umfange
von mindestens I6 Druckseiten, ab und zu auch mit einer illustrirten Beilage, und kostet
ganzjlhrig ü. 2-50.
lm Verlage und unter der Redaction van Alexander Koch in Darmstadt erschien
am m. Jlnuar d. J. die erste, von dem Director der Kunxtgewerbesehule in Frankfurt
am Main Prof. F. Luthmer eingeleitete Nummer eines Fachblanes für innen-
decoration, welchen das Gesammtgebiet der Mobel- und Decorationsuoife, die Teppich-
und Kunstmohel-Fabrication, das Beleuchtungswesen und andere Zweige der Hauuus-
stattung mit Ausschluss der Deeorationsmalerei in den Kreis seiner Betrachtung
ziehen wird. Die neue Fachzeitschrift erscheint monatlich zweimal, der Bezugspreis
betragt halbilhrlieh M. 6.
Den mehrfachen Publicationen über die Wiener Möbelindustrie der letzten Jahre
hat sich jüngst eine neue angeschlossen nAchte Wiener Möbelindustrie-Aus-
stellung-, veranstaltet vom Club der Industriellen für Wohnungseinrichtungen in Wien,
A. Schroll Co. Aus den 25 Tafeln in Lichtdruck lernen wir den neuesten Stand dieser
lndusrrie kennen. Er hat sich seit der Jubiläums-Ausstellung von X883 kaum wesentlich
verändert; nach der getroüenen Auswahl konnte man sogar auf ein langsames Zuruek-
treten der clauicistiachen Richtung schließen.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vorn I5. Decernber 1839 bis I5. Jlnuar 1890.
l. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher" Unterricht.
Arrenbrechl. W. Ausführliche Anleitung
der allerneuesten ruionellen Meihoden
zur Anferiigung von Cuivre-poli in Antik-
und Hochglanz-Bronze in allen Metall-
fnrban. Glns-Aetzimitntiun für Man- und
Buntglumalerei. Die neuesten Erfindungen
in derGlu-Glnnz- und Mnttvergoldung und
Jlersilherung hinter Glss u. s. w. 3. neu-
bearbeitete, vergrößerte u. mit den neue-
sten Erfindungen bereicherte Auflage. 8".
86. S. Bann, Hnnstcin. M. m.
Bonnefont, G. Les Eeoles profession-
nellel de In Frnnce. 8'. 240 p. avec gruv.
Limoges, Ardlnt Co.
Bütlner Pfinner zu Thnl, F. Adam
und Eva in der bildenden Kunst bis
Michel Angela. 3. Titel- Auß. 3'. 67 S.
Leipzig, Verlag zum Greifen. M. l.
Clernen, P. Die Portrltdlrstellungen Kerl"!
des Großen. Zeiuchr. des Aachener Ge-
sehichtsvereinos, u. Bd.
Clericus, L. Dns Kunstgewerbe, die christ-
lichen Herbergen und die Streiks. Bau-
u. KunstgevL-Ztg. für du D. Reich, r.
Congress. IX. Deutscher, für erziehllehe
Knnbenhnndlrbeit zu Hamburg. Zeitschr.
für gewerbl. Untern, lo.
Duvnl, M. Grundriss der Annomie für
Künstler, herausg. von F. Neelsen. Auto-
risirte deutsche Ucbersetlung. gr. 8'. Vlll,
271 S. mit 77 Holuchn. Stuttgart, Enke,
1890. M. 7.
Export, Kunstgewerblicher, von Japan. Hen-
delsmusq i.
Fleizchner, L. Foribildungs- und Geq
werbeschulen in der Schweiz. Wochen-
schrift des n. 0. Gnu-Vereinen, z.
Frankreichs Kunstindustrie, Ueber. Central-
blall für Glas-lud. u. Keramik, 146.
Galland, G. Geschichte der holländischen
Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der
Renaissance, der nationalen Blüthe und
des Classiciamus. Lex.-8'. Xll, 635 S.
mit 181 Textsbbild. Frankfurt a. M.,
Keller, 1890. M. 15.
Gewerbeschule, Die, in Aachen.
für gewerbl. Unterr., 10.
Guignet, C. E. Les Couleurs. 18". 281 p.
avec 36 grav. et 18 pl. en cnuleurs.
Paris, Hachette 61 C0. fr. 1.15. Bibl.
des merveilles.
H. Mängel der gegenwärtigen kirchlichen
Kunstthätigkeit in Deutschland. Zeitschr.
für christl. Kunst, 10.
Heranbildung, Die, des Lehrlings zum Kunst-
handwerker. Corresp.-Bl. f. d. D. Malerin,
XIV, 1.
Kajstan, J. Ueber Erziehung an gewerb-
lichen Lehranstalten. Suppl. zum Central-
blatt für das gewerbl. Unterrichtswesen
in Oesterreich, Vlll, e.
Kunst, Die, des Orients und ihre Bedeutung
für das moderne Kunstgewerhe. Wieck's
Gew.-Z1g., 50.
Kunst, Münchener. lllustrirte Wochen!
Rundschau über das gesammte Kunstlehen
Münchens Theater, Musik, Litteratur und
bildende Kunst. Herausgeg. von Julius
Schaumberger. 1. Jahr 35- Jahrg. des
iTheater-Journnytäßg 90. 52 Nrn. B.
gr.4'. München, Lindauer. M. 10.
Luxus, Gewerbe und lndustrie. Bayer. Ge-
werbe-Ztg, 24.
Mager, E. Die Aufgabe des Volksschul-
Zeichenunterrichtes. Wieck's Gew.-Ztg.,
49-
Malerei, Ueber, und Plastik. Correap-Blatt
zum D. Maler-Jourrn, 50; n. d. sVßZtgJ
Mnyeux, H. Ueber die Cartouche. Mitth.
des Tiroler Gew.-Vereines, 11, 12.
ei se l. Einige Bemerkungen über Zeichnen
und Zeichenunterricht. Zeitschr. f. gew.
Unterricht, m.
Nntuntudium, Ueber des, in der religiösen
Kunst. Kirchenschmuck Seckau, 1.
Nüscheler, A. Die Gotteshluser der
Zeitschr.
Schweiz. Histon-antiqusr. Forschungen.
Decanat Luzern. Der Geschichtsfreund,
Bd. 44.
Rentzseh, 0. Das Gesamrmgebiet der
Vergolderei, nach den neuesten Fort-
schritten und Verbesserungen. Die Her-
stellung von Decorntionsgegenstlnden aus
Holz, Steinpappe etc., ferner Anleitung
zur echten und unechten Glsnz- u. Matt-
vergoldung etc. Die Fabricatian und Ver-
arbeitung von Leisten und die Herstellung
von Passe-Partouts oder sagen. Emaille-
glüsem. Praktisches Handbuch für Ver-
golder, Maler etc. Mit 70 Abbildgn. 3'.
Vlll, 116 S. Wien, Hartleben. M.
Romstorfer, A. Gewerbliches Unterrichts-
wesen in Rumlnien und Südrussland.
Suppl. zum Centralbl. für das gewerbl.
Unterrichtswesen in Gestern, Vlll, z.
Senart, E. L'art industriel dans finde.
Gaz. des beaux-arts, ianv.
Skoda, J. Umschau auf dem Gebiete des
Kunstgewerbes überhaupt und des böh-
mischen insbesondere. in höhmßprache.
Aus d. XV. Jahresber. der k. k. böhm.
Oberreslschule in Karolinenthsl.
Sloid, Schwedischer, in Amerika. Nord-
west, Xil, 50.
Stand des gewerblichen Schulwesens in
Württemberg. Suppl. zum Centralbl. für
das gewerbL Unterrichtswesen in Gestern,
VIII, z.
Studium, Das, der Naturformen an kunst-
gewerblichen Schulen. Zeitschr. d. bayer.
Kunstgem-Vereines München, 11, u.
Trinkgeräth, Altdeutsches. CnrresprBLzum
D. Maier-Jourm, 5a.
Zach, J. Ueber den Unterricht in den
Elementen der darstellenden Geometrie.
Suppl. zum Centralbl. für das gewerbl.
Unterrichtswesen in Oestern, Vlll, z.
II. Architektur. Sculptur.
Ahrens, H. Denkmale heidnischer Motive
auf christlichen Friedhöfen. Der deutsche
Steinbildhauer, Beil.
Büttner Pfänner zu Thal. Die St. Pe-
terskirche zu Bacherach. Kunsthistorische
Abhnndlung. 8'. 49 S. mit Abbildgn.
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Chipiez", C., et G. Perrot. Le Temple de
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restitues d'apres Ezechiel et les Livres
des rois. Fol. 87 p. avec grav. et pl.
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Co. fr. 100.
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Capelle in Rumburg. Mittheil. des Ver-
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Abbild. in Lichtdr. u. Holzschn. Breslau,
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Wendung. Naturstudien mit praktischen
Beispielen. 1. Serie. Color. Ausg. Fol.
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Dänischen übers. von A. Hannover. gr. 8'.
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und seine Geschichte. Mit 194 lllustr.
268 S. gr. 8'. Leipzig Seemann.
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als Vorlagen für Canevasstickerei. Kunst-
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tapisseries de la cathedrale d'Angers. 4'.
84 p. et pl. Lille, impr. Desclee, de
Brouwer et Co.
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en France depuis quarante ans 1848
-1888i, rapport presente au nom de la
lVß section de la commission permanente
des valeurs de douanes. 8'. 48 p. Paris,
impr. nationale.
Ledertapeten, Cordovaer. Tapeten-Ztg; n.
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handwerken. Mit 17 afbeeldingen en eene
wapenplaat. 39 verm. uitg. Amsterdam,
Gebr. Schröder. 8'. en 187 p. fl. z.
Kirchen-
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Barbier de Montault, X. Les Livres
d'heures de la bibliothequede la ville d'An-
gers. 8'. 33 p. Angers,Germain8tGrassin.
Block, J. C. Jeremias Falck, sein Leben
und seine Werke, mit vollstand. alphabet.
und chronolog. Register sammtl. Blätter
sowie Reproductionen nach des Künstlers
besten Stichen. Lex.-8'. 262. S. Danzig,
Hinstortf, 1890. M. 25.
Catalogue des incuaables de la Bibliotheque
de Reims. 3'. Vlll, 176 p. Reims, impr.
de Plndependant remois.
Franke, E. Praktische Anwendung von
F.'s Initialen und Schriftheften. 1. Heft.
24 Taf. qu. 8'. Zürich, Orell, Füßli 81 Co.
ir. 2-50.
Guyencourt, R. de. Les Gravures du
Breviaire d'Amiena 1746-1889. Notice.
3'. 10 p. et grav. Arniens, impr. Douillet
6x Co.
Jahrbuch, Technisches, für Buch- u. Kunst-
druck, sowie alle verwandten Zweige.
Herausg. u. redig. von A. Halauska. 1. Bd.
1.-3. Heft. gr. 4'. 100 Sp. mit Text-
abbild. u. Taf. HIllein-Salzburg. Leipzig,
Gracklauer. M. t-ao.
Lübke, W. Vervielfaltigende Kunst. Die
Gegenwart, XXXVll, 1.
Pellechel, M. Catalogue des incunables
et des livres imprimes de la bibliotheque
publ. de Versailles, de MD MDXX,
avec les marques typo raphiques des
editions du XVß siecle. f". Vlll, 307 p.
Paris, Picard.
Photographie, Die. Zeitschrift für Photo-
graphie und verwandte Fächer. Unter
Mitwirkung hervorragender Fachmänner
herausgeg. von Max JaEe. Nr. 1. Januar
1890. 8'. I8 S. Wien, M. Jaife. Abunnem;
Ganzjahr. M. 5.
Schiffmann, F. J. Zu den Anfangen des
Buchdrucks und des Buchhandels in der
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-Spiegel, Jac. und Joh. Hederlin. Der
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Bemalung, Ueber die, der Thongefaße im
Alterthum. Centralbl. für Glas-lnd. und
Keramik. x44.
Glasgeflße, Die orientalischen, mit Email-
maierei. Sprechsaal, XXlil, t.
Guiffrey, Jules. Documenta inedits sur
les anciennes manufactures de faience et
de porcelaine. 8". p. Nogent-ie-Rotrou,
impr. Daupeley-Gouverneur.
lndustriestätte, Eine alte deutsche. Sprech-
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Lauth, C. La Manufacture nationale de
Sevres 1879-1887. Mcn administrativen.
Notices scientiüques et Documents ad-
ministratifs. Xi, 454 p. Paris, J. B.
Bailliere et lils. fr. 8.
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chemischer Kenntnisse für den Keramiker.
Sprechsaal, 5x.
Ris-Paquot. L1 Ceramique tnusicale et
instrumentale. 4'. 24 p. et 48 pl. en
couleura. Paris, A. Levy.
Walters, Paul. Mykenische Vasen aus
dem nördlichen Griechenland. Mittheil.
des knis. deutschen archiol. Instituts zu
Athen. div, 3.
VII. Arbeiten aus Holr. Mobilien.
Bender, E. lntarsia. Verzierung kleiner
kunstgewerblicher Gegenstlnde, als Ser-
virtischchen und -Bretter, Schenktische,
Schreibmappen, Federkdsten etc. etc. Unter
Mitwirkung mehrerer Künstler herausgeg.
I8 Taf. Fel. Berlin, CleesenöxCu. M. 60.
lssel, H. Wandtafelungen u. Holzdecken.
Eine Mustersnmmlung kunstgewerhlicher
Schüpfungen alter und neuer Zeit in ge-
schichtlicher Reihenfolge als Hilfsmittel
zum Entwerfen für Architekten, Kunst-
tischler u. Studirende des Kunstgewerbes.
In 40 Taf. Nebst einer kunstgeschieht-
lichen Abhandlung mit 38 eingedr. Holz-
schnitten und einem Anhang über Ur-
sprang, Herstellung und farbige Behand-
lung der -lntarsia-. to Hefte. Fol. 47 S.
Leipzig, Schnitze. M. t8.
Matthias, J. Anleitung zum Einlegen der
Metalle in Holz nach einer indischen
Kunstweise. Ein Lehr- und Musterbuch
für Holzindustrie- und Handfertiglteits-
schulen, Lehrwerkstatten. sowie für den
Selbstunierricht. Mit 41. Taf., enthaltend
Originalentwurfe und Darstellungen nach
ausgeführten Gegenständen. gr. 8'. VlIl,
57 S. Leipzig, Zehl. M. 4-20.
VIII. Eisenarbeiten. Wafen. Uhren.
Bronzen etc.
Boeheim, Wendelin. Waffenkunde. Hand-
buch des Walfenwesens in seiner histor.
Entwickelung vom Beginne des Mittel-
alters bis zum Ende des I8. Jahrhs. Mit
Abbild. nach Zeichnungen von A. Kaiser.
ln lo-n Liefgn. t. Liefg. gr. 8'. 64 S.
Leipzig, Seemann, 1390. M. rzo.
Bulletin des amareurs d'hurlogerie, publie
par Junius Gondy, membre de la Societe
nationale d'horlogerie. Un numöro chaque
trimestre. Nr. l. oct. 1889. 18'. 16 p.
Pontarlier Doubs, J. Gondy.
Emsilliren, Das, von Gusseisen. Gewerbe-
halle, t.
Graffigny, H. de. Les Armes et YAr-
murerie travera les siecles, 8'. 98 p.
avec grav. Limoges, Ardant 81 Co.
Helene, M. Le Bronze. 18'" 291 p. avec
So grav. Paris, Haehette dt Co. fr. rzg.
Bibl. des merveilles.
Huquier, G. Entwürfe tar Schmiedeeisen-
und andere Metalllrbeiten im Stile des
Rucoco. vNOIIVGItI livre de serrurerien.
30 Lichtdr. nach den Originalstichen in
der Ornamentstichsammlung des kdnigl.
Kunstgewerbe-Museums zu Berlin. lmp.-
4'. Berlin, Schahi. M. zo.
Langlois, C. V. Sur quelques bulles en
plomb au nom de Louis IX, de Phi-
lippe lll et de Philippe le Bei. 8'. p.
avcc fig. Nogent-le- Rotrou, impr. Daupeley-
Gouverneur.
Lind, K. Der alte Wiener Landhaus-
Brunnen. Berichte u. MittheiLdes Altenh-
Vereines zu Wien, XXVl, i.
Schmucktechniken des Eisens. Mittheil. des
GCVL-MLISEIITHS zu Bremen, tz.
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rnelin, L. Deutsche Goldschmiedearbeiten
im Dome von Rieti. Zeitschr. des Bayer.
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seine Schicksale während der Fremdherr-
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vereines. Bd. n.
Marsaux, L. Reliquaire de Villers Saint-
Sepulcre LOise. Revue de Part chretien,
Vll, 4.
Rosenberg Marc. Der Goldschmiede
Merkzeichen. zooo Stempel von alteren
Goldschmiedearbeiten, in Facsirn. herausg.
und erklart. Lex.-8'. lX, 582. S. Frank-
furt a. M., Keller. u.
Sehnntgen, A. Kuestifelehen des Car-
dinala Albrecht von Brandenburg in der
Schatzkammer des Kölner Domes. Zeit-
schriR fnr christl. Kunst, m.
X. Hernldik. Sphragistik. Numis-
malik. Gemmenkunde.
Barthelemy, A. de. Nouveau Manuel de
numismatique ancienne. Ouvr. accomp.
d'un atlas renferm. n. planches. I8". Vlll,
483 p. Paris, Roret. fr. 7.
Bussen, Arnold. Kleine Beiträge zur mittel-
alterlichen Mnnzkunde Tirols. Numismat.
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Engel, A., et R.Serrure. Repertoire des
sources imprimäes de la numismati ue
franeaise. Supplement et table. 8'. Vtill,
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Fischer, F. Vllappenbüchlein der Plister
Zunft in Luzern vom Jahre t4o8. Der
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Gourdon de Genouillac, H. L'Art he-
raldique. 3'. 292 p. avec fig. Paris, Quantin.
Bibl. de l'enseignement des beaux-arts.
Jaklin, Dietr. Wappen der Anno 1887
lebenden Btirgergeechlechter der Stadt
Chur, zusammengetragen aus Wappen.
bhchern Glterer und neuerer Zeit, sowie
nach Sigillen und Petsehaften der Samm-
lung btlndneriacher Wappen. Mit I1 Taf.
S. Chur, I. Rich. fr. 6.
Leeoy de la Marche. Les Sceaux. 8'.
320 p. avec grav. Paris, Quanxin.
Lettres monetaires dea ateliera frangais, ou
Resume pur ordre alphab. des villes de
France ou on frappe monnaie depuis
Pordonnance du aept. 1389. Suivi de
lettrea monetaires qui se trouvent
Pexergue des medailles imperiales ro-
meiner. 12'. p. Lille, impr. Leleux.
Müller, O. F. Die Münaen der Familie
Baeboven von Echt. Numiamat. Zeitachn,
XXl, t.
Nass, Alfred. Heidelberger Münzen des
Königs Friedrich von Bohmen. Numism.
Zeitsehr, XXl, t.
Sauer, W. Die Schildhalter des Wapp
des Herzogthums Nassau. Annalen des
Vereins für nasaauische Alterthumsltunde,
XXl.
Wurth. Das Wappen einer mittelalter-
lichen akademischen Corporation. Der
deutsche Herold, to.
ens
XI. Ausstellungen. Topographie.
Museographie.
G. Zur Entwickelungs-
geschichte von Kunstsammlungen. Nord
und Sud, Januar.
Steche, A. Ueber altere Bau- und Kunst-
werke in den Amtshauptmannachaften
Glauchau und Roehlitz. Wisaenaehaftl.
Beilage der Leipz. Ztg. 189a, 1.
Basel.
Stecker, F. A. Baseler Stadtbilder.
Alte Haueer und Geschlechter. Mit
Lichtdr. und Holzsehn. Vlll, 351 S.
Basel, H. Georg. 8'. fr. 6'5o.
Bergen.
-Das westlandische Kunstindustrie-Museum
in Bergen Norwegen. Bau- u. Kunst-
gewerbe-Ztg. für das D. Reich, a.
Be n.
Museum, Das, für deutsche Volkatrachten
und Erzeugnisae des Hauagewerbee in
Berlin. Blltter für kunatsinn. Frauen, l.
Museum, Das, f. deutsche Volltsttaehten.
Correap-BI. zum D. Maler-Jourm, 51;
n. d. nV. Zlgm
Textilausstellung, Historische, im kbnigl.
Kunstgewerbe-Muaeum zu Berlin. Wissen-
schaftl. Beil. der Leipz. Ztg., 148-150.
Frankfurt a. M.
V. V. Dürer-Ausstellung in Frankfurt
am Main. Repert. f. Kunstwissensch, 4.
London.
Seidlitz, W. v. Londoner Ausstel-
lungen Februar 1389. Repertorium für
Kunstwisseuach, 4.
Mainz.
Lindenachmidt, L. Das rbmiach-
germanische Centralmueeum in bildlichen
Darstellungen aus seinen Sammlungen.
Herausgeg. im Auftrage du Voramndee.
gr. 4'. S. mit 59 LiChldh-Tlf. und
50 Bl. Erkllr. Mainz, V.v. Zabern. M. I5.
Marseille.
Catalogue du musee egyptien de Mar-
seille par M. G. Maspero, de l'Institut.
8'. Vlll, 208 p. Paris, impr. nationale.
Paris.
Catalogue aummaire de peinturea ta-
bleaux et peinturea dekorativen expoaees
dans lea galeriea du Muaee national du
Louvre. n". Vlll, 231. p. Lib. des irnpr.
reuniee. fr. t.
Paris Weltausstellung 1889.
Catelogue general ofliciel de I'Exposition
universelle iuternation. de 1889 Paris.
vol. 8'. Exposit. retroepeetive du travail
et du ariencea anthropologiquea. Sect.
Anthropologie, Ethnographie, 250 p. et
plans; aect. ll Arte liberaux, 167 p. et pl.;
sect. lll Arm er Metiere, 114 sect. lV
Muyena de transport, I1 p. et pl.; sect.
Pur is Welnusslellung 1889.
Ans militaires, 313 p. et plans. Lille,
impr. Danel. Prix des vol. fr. 2x50;
ll, fr. rgo; lll, fr. 1-50; lV, fr. 1-15;
fr. 2-50.
Expusition rötrospective de l'un francais
au Trocadero, l'Expos. univ. internat.
de 1889 Paris. 8'. 30 p. Lille, impr.
Danel.
Garnier, E. Exposition universelle ce-
ramique, verre. mosnlque. Gendes beaux-
uns, dec.
Mechin, F. Ls Perse l'Exposirion
universelle de 188g. L'Ar1, 614.
Molinier, E. Lu ceramique l'Expo-
silinn universelle de 1889. L'Arr, 614.
oser, F. Die kunstgewerblichen Schulen
auf der Pariser Ausstellung. Zeitschr. des
beyer. Kunstgem-Vereins München, u.
Paris Weltausstellung 1889.
Rerniniscenzen von der Pariser Welnus-
stellung. Bl. f. Kunslgew., XVlll, u.
Rage Les uns libersux Plixpositinn
univ. Revue de Belgique, 9.;
Uifalvy, C. v. Aus der Pariser Welt-
ausstellung. Keramische Erzeugnisse,
Bronzen u. Möbel. Bayer. Gew.-Ztg.. 113.
Aus der Pariser Weltausstellung.
Bau- u. Kunstgew.-Ztg. für das Deutsche
Reich, 1.
Versai ll es.
Guide au musäe de Versailles. Abrege
de l'histoire du palais, descripxion des
appanements, salles es galeries dont on
rnppelle Vancienne destination, des prin-
cipuux tableaux. sculptures er objets d'en
ainsi que le nom des artistes. 18'. 72 p.
er grav. Versailles, Vauteur. Paris, Brunox.
fr. t.
Notizen.
Rudolf v. Waldheim. Der Wiener Kunstgewerbeverein versam-
melte am ro. v. M. um Uhr Abends seine Mitglieder im Sitzungssaale
des Oesterr. Museums zu einer Trauerfeier für seinen Präsidenten, bei
welcher der Director des Oesterr. Museums, Hofrath v. Falke, einen
Nachruf hielt. Die Direction des Oesterr. Museums hat an den Sohn
des Verblichenen ein Beileidschreiben gerichtet, in welchem vor Allem
des unermüdlichen, kunstbegeisterten Strebens Waldheim's und seiner
opferwilligen Förderung der litterarischen und künstlerischen Publica-
tionen des Museums rühmend gedacht wird.
Bayerisches Natioualmuaenm. lm Jahre 1866 bei Uehergabe des kon. baye-
rischen Schlosses Neuburg a. D. an das Militararar wurde eine Anzahl interessanter
Bronzeüguren von dort nach Manchen gebracht und seitdem daselbsr im k. Baumagazine
verwahrt. lm August vor. Jahres brachten bayerische Blätter die Nachricht, dass diese
Iverthvollen Erzgussarbeiten verkauft werden sollten. Kürzlich wurde ein hervorragender
Bestandrheil jener Bronzen, eine Brunnengruppe, durch Verfügung Sr. konigl. Hoheit
des Prinz-Regenten dem bayerischen Nationalmuseum achenkungsweise überlassen. Die
Gruppe, dem Ende des 16. Jahrhunderts angehorig, besteht aus vier ehernen Löwen,
welche Wappenschild halten, einem bronzenen Aufbau in Form einer Vase mit drei
wasserspeienden weiblichen Karyatiden, einer Wasserschale und einer das Ganze bekrä-
nenden Statuette des Merkur, die als freie Nachbildung der bekannten Statue des Giovanni
da Bologna erscheint. Die Gruppe soll, durch eine steinerne Renaissaneesaule und eine
Marmorschale ergänzt und in ihren Theilen verbunden, in dem kleinen Teiche des Mu-
seutns artens an der Stelle des jetzigen Springbrunnens aufgestellt werden, wo sie zu
den 1a ilreichen, den Garten so eigenartig schmütkenden Bronzewerken derselben Periode
eine anrnuthige Ergänzung bilden wird.
Permanente Gewerbe-Ausstellung in Leipzig. lm März d. J. soll in Leipzig
eine dauernde Gewerbe-Ausstellung eröffnet Werden. Dieselbe will man nicht großartig
gestalten, damit die Gegenstände des einzelnen Ausstellers genügend zur Geltung kommen
und dem einzelnen Aussteller genutzt wird, ohne demselben viele Kosten zu verursachen.
Unter Anderem sollen Werkstätten der verschiedenen Gewerbe vorgeführt werden, und
zwar derartig eingerichtet, dass Werkzeuge. Vorrichtungen und Maschinen in neuester
und bester Construetion in denselben vertreten sind. Das Unternehmen wird von dem
Directorium der Polytechnischen Gesellschaft und dem Leipziger Gewerbeverein geleitet.
llßltrisohea Gewerbamnseum. Die Glassammlung dieses Museums ist nahezu
vollständig in sechzehn Kasten aufgestellt und beginnt mit ausgegrabenen römischen,
cyprischen und fränkischen Gläsern, und bringt auch die Glastechnikan der weiteren
Jahrhunderte, darunter viele venezianische und altdeutsche Glaser und deren lmitationen.
Den Schluss bilden moderne Glaser.
Edelsteine. Die gewaltige Ausbeutung der Cap-Gruben hat eine Fülle von Diamanten
auf den Markt geworfen und die Preise der Steine erheblich gedruckt. Ein Consortium soll
den Erwerb der sammtlichen Gruben beabsichtigen, die Förderung auf etliche Jahre hinaus
beschränken und auf diese Weise den Diamanten wieder einen höheren Preis verschaffen
wollen. Wenn auch die Cap-Diamanten sich an Schönheit, oder besser gesagt an
Reinheit und Feuer mit den brasilianischen nicht messen können, da sie gemeinhin einen
Stich in's Gelbliche besitzen, so werden sie doch wegen ihres maläigen Preises von den
Juwelieren sehr gesucht. Ja man kann sagen, dass im letzten Jahrzehent überhaupt nur
Cap-Diamanten verarbeitet worden sind, weil Brasilianer zu den größten Seltenheiten
gehören und im Handel kaum noch vorkommen. Zahlt man für ein Karat vom Cap
etwa 250-300 Mark, so für ein Karat aus Brasilien mindestens looo Mark. Unter den
farbigen Edelsteinen, welche zur Zeit besonders modern und auch im Preise nicht hoch
sind, ist der Saphir zu nennen. Mit Vorliebe wird der dunkelblaue Saphir benützt und
in Verbindung mit Brillanten gebracht. Steine in der Größe eines Taubeheies sind nicht
selten. Peru und Russland liefern noch immer ein ausgesuchtes und reichliches "Material.
Weniger begehrt ist der Smaragd, wiewohl schöne, dunkle Exemplare ungemein kostbar
sind. Große, schöne Rubinen sind kaum noch aufzutreiben für solche in der Größe eines
Fingernagels und in der begehrten Farbe des Taubenblutes werden 4oo.0oo-50o.oo0
Francs bezahlt. Kürzlich hat ein Berliner Hofjuwelier einem Aristokraten einen solchen
Stein für die Summe von 400.000 Mark verkauft. Die besten Exemplare kommen aus
Ceylon, die minderwerthigen aus Siam. An Opalen, die bekanntlich aus Ungarn stammen,
ist zur Zeit kein Mangel. Der in allen Farben des Regenbogens schimmernde Stein gehört
noch immer zum Liebling der Damen; hingegen ist außerst selten der spitze persische
Türkis geworden, der in seiner schönsten Form, jener einer Frauenbrust, kaum noch zu
erlangen ist. Große Perlen in birnenförmiger Gestalt werden mit Tausenden von Mark
bezahlt. Für ein Exemplar von 38 Karat Gewicht wurden kürzlich 46.000 Mark verlangt;
die Lange desselben betrug etwa I8 und die Breite 13 Millimeter. Für eine fünfreihige
Schnur ausgesucht schöner runder Perlen von mildem, deckenlosem Glanze stellte sich
der Werth auf 400.000 Mark. ln den Kreisen der Juweliere macht gegenwärtig eine
von der Pariser Firma B. B. Boucheron, welche im Palais Royal ihr Lager aufgeschlagen
hat. angewendete Neuerung großes Aufsehen. Dieselbe besteht darin, dass Rosen jour
derart gefasst sind, dass eine vorn und eine rückwärts als Folie erscheint. Zwischen
winzigen Körnchen von Silber, welche das unbewalfnete Auge kaum wahrnehmen kann,
sind die beiden Rosen zusammengefügt, so dass sie völlig den Eindruck eines Brillanten
machen. Um dem Verstandnisse zu Hilfe zu kommen, sei bemerkt, dass eine Rose eine
Halbkugel bildet, deren Wölbung nur zwei Reihen Facetten besitzt und aus diesem
Grunde bisher nur kastenförmig gefasst wurde, der Brillant dagegen ein oben stark,
unten schwach abgestumpfterAchttlachner ist, an dem sowohl Obcrtheil als Untertheil mit
mehreren Reihen von Facetten versehen sind. Fügt man zwei Rosen mit den beiden
Unterßachen zusammen, so kommt ein Gesammtkörper heraus, welcher dem des Bril-
lanten ahnlich ist. Endlich möge noch eines neuen interessanten Verfahrens, welches bei
der Fälschung farbiger Edelsteine stattfindet, gedacht werden. Man verdoppelt die flachen
Steine derart, dass man den entsprechenden farbigen GlasHuss mit Hilfe einer elek-
trischen Stichliamme völlig zum Schmelzen bringt und das Geschmolzene auf die Rück-
seite des ersten Steines in der gewünschten Starke auftropfen lasst. Dann erfolgt der Schliff,
und nach seiner Vollendung ist die Fuge zwischen Echtem und Unechtem kaum zu er-
kennen. Es handelt sich hier um einen Betrug der schlimmsten Art. Gegen den früher
geübten Unfug des nDoublirens-r konnte man sich noch schützen, indem die Verbindung
des echten Steines mit dem unechten Glasfluss durch Mastix geschah, so dass es nur
eines längeren Eintauchens in kochendes Wasser, welches den Mastix auflöst, bedurfte,
um beide Körper zu trennen. Stets sollte man größere Steine lose kaufen und sich vor
ihrer Fassung überzeugen, ob sie i-Doublettenu sind oder nicht.
Wr. Ztg.
Fiir die Redaclloll vennlwnrllich J. Folnnü und F. Rilkr.
Selbstverlag den k. k. Outerr. Museums lür Kunlt und lndunlrie
Bußhnlmrkvrel von cm Oemlrl" Bohln Wim.
Verlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
Die
alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen
der Stadt Krakau.
Nach Balthasar Behems Codex Picturalu in der k. k. Jazellnnischen Bibliothek.
Herausgegeben von
Bruno Buchen
Mit 27 Tafeln in Lichtdruck. Format 4". Preis cartonnirt 20 Mark.
Das vorliegende Werk bringt zum eratonmal eine treue, auch typographisch in ent-
sprechender Weise ausgestattete Wiedergabe der Wlllkilr der Stadt Krnkau" in dem berühmten
xCOÄEJC piclurarusc der Kraksuer Universitäts-Bihliothelt, ein Unicum der seltensten Art, nebst
den 17 Miniaturen desselben in vollendeten Lichtdrucltbildern. Um eine vollständige Zusammen-
stellung der auf das Bürgerthum der damals deutschen Stadt und vornehmlich auf das Gewerbe-
wesen sich beziehenden Urkunden aus dern XIV. bis XVll. Jahrhundert zu gewinnen. sind die
Lücken des genannten Codex soviel als möglich aus anderen Quellen ausgefüllt worden. Darf
demnach das Werk als eine allgemein cultuw, kunst- und gewerbgeschichtlirh sehr wichtige
Erscheinung bezeichnet werden, so dürfte es namentlich such das Interesse der Sprachforsrhung
in Anspruch nehmen.
Den besten Urientirunqsbehelf tür Wien bietet Einheimischen und
Fremden der neue
Monumentalplan der Kaiserstadt.
Derselbe, 70 Zentimeter hoch, 90 Gentimeter breit, vorn k. k. militär-
geographischen Institute in Farben ausgeführt, enthält ISS hervorragende
sehenswerthe Bauten der Haupt- und Residenzstadt in plastischer Zeichnung
und richtiger Perspective, erstreckt sich vom Kahlenberge bis zum Arsenale,
von der k. k. Sternwarte bis zur grossen regulirten Donau, incl. dem Prater
und dem Ausstellungsgebäude Rotunde. Alle Bauten, Theater, Monumente,
Brücken das Tramwaynetz, alle Verkehrslinien, Hütels, Bier- und Kaffee-
häuser, Restaurants, Vergnügungsplätze und sonstige Sehenswürdigkeiten
treten deutlich hervor, man wird nichts von Bedeutung vermissen.
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