57 Wächters eine Inschrift, von welcher deutlich die Worte zu lesen sind: Peeter de Aasettl - Bruesel. Durch letzteres ist wohl der Brüsseler Ur- sprung sichergestellt, wogegen der voranstehende Name noch keine end- giltige Zuweisung gefunden hat. Ilg vermuthete die Verballhornung eines Städtenamens und glaubte etwa Peter de AsselMHasselt) lesen zu sollen, wobei das Wörtchen de als französische Uebersetzung des Hämischen van aufzufassen wäre. Dagegen hat aber Bucher mit gutem Grunde geltend gemacht, dass dem damaligen Brüsseler Sprachgebraucbe gemäß das de lediglich als der flämische Artikel der aufgefasst werden darf. In dem Worte Aasettl haben wir sonach nicht einen Ortsnamen, sondern ein Epitheton des Peeter zu erblicken, das allerdings seiner Deutung von sprachkundiger Seite vorläufig noch entgegensieht. Man hat auch versucht, die genannte Inschrift mit dem Namen des Pieter van Aelst, des berühmten Wirkers der Raifael-Arazzi, in Verbin- dung zu bringen. Die Leistung, die uns in der Trienter Folge entgegen- tritt, wäre allerdings jenes Meisters nicht unwürdig, aber zu einer ernst- lichen Begründung der Identität der beiderseitigen Wirker fehlt doch jeder Anhaltspunkt. Da nun aber die Frage nach den Beziehungen der Trienter zu den RaEael-Arazzi einmal aufgeworfen ist, so sei sofort auch betont, dass die ersteren gegenüber den letzteren in gewisser Beziehung sogar eine höhere Vollkommenheit beanspruchen dürfen. Wenn man nämlich an den vaticanischen Arazzi vielfach die Beobachtung gemacht hat, dass die Ausführung des flämischen Wirkers den Intentionen des römischen Cartonzeichners nicht vollständig gerecht geworden ist, so muss ein solcher Tadel Angesichts der Trienter Teppiche verstummen. Denn die Zeichnung zu diesen stammt zweifellos von einem einheimischen flämi- schen Meister, der sich allerdings die Vorzüge der welschen Weise, namentlich im ornamentalen Beiwerk, schon zu eigen gemacht hat, ohne gleichwohl in den Manierismus der späteren zu verfallen. Für den Wirker war es nun gewiss weit natürlicher und geläufiger, die Vorlage von der Hand eines einheimischen Künstlers in's Textile zu übertragen. Von anderen bekannt gewordenen Denkmälern stehen den Trienter Arazzi am nächsten die Darstellungen aus dem Roman de la Rose bei Sir Rich. Wallace, und der Teppich mit den Miracles de la statue de Notre Dame du Sablon in der Collection Spitzer, welch' letzterer Teppich laut Inschrift im Jahre 1518 vom Reichspostmeister Franz von Taxis bestellt worden ist. Hieraus ergibt sich auch ungefähr die Zeitstellung der Trienter Arazzi. Aus dem Trienter Domschatze ist ferner noch ein bisher unbekannt gebliebenes Stück zur Ausstellung gelangt, das den Evangelisten Johannes auf Pathmos darstellt, und nach Ort und Zeit des Ursprungs mit der früher genannten Suite eng zusammenzuhängen scheint. Es liegt nahe diese Darstellung mit der Apokalypse in Verbindung zu bringen, aus welcher wir eine ganze Reihe von Scenen, augenscheinlich unter Dürer-