"I 'l also Sicherheit, rauchende Trümmerhauifen bezeichnen den Weg, den die Räuber genommen. Erst jene Herrscher, welche das Sachsenvolk dem nunmehr entstandenen Römisch-deutschen Reiche gab, haben Ruhe und Sicherheit geschaffen. Heinrich, der Finkler, hat zunächst seine Sachsen, dann auch die südlichen Stämme siegen gelehrt über die schnell herein- brechenden, schnell verschwindenden Schaaren der Barbaren. Er hat in seinem Lande Sachsen feste Burgen gebaut, überall für Zulluchtsorte der Bewohner hinter festen Mauern gesorgt: er hat die Kampfesweise der Deutschen derjenigen der Feinde angepasst. Die Einzelheiten gehören nicht hierher. Woher also sollten Künstler, wenn je von solchen im eigentlichen Sinne des Wortes gesprochen werden könnte, nach Sachsen geholt werden? Doch von den Rheingegenden nicht, auch nicht vom eigentlichen Lothringen, das ja eben auch verwüstet darniederlag, und noch dazu ausgebeutet war von Vasallen, die die reichen, ehemaligen Stiftsgüter entweder als Lohn ihrer Treue, oder als Beute ihrer Untreue in festen Besitz genommen hatten. Erst König Heinrich und sein Sohn Otto haben das an das westfränkische Reich schon fast verlorene Gebiet mit ihrem Reiche vereinigt, und erst Bruno, Otto d. Gr. Bruder, seit 953 Erzbischof von Köln, hat die verwahrlosten kirchlichen Zustände geordnet. Von da an mochte man den Anflug von Kunstkeimen, wie die zarten Sprossen im ausgehauenen Walde, wieder ahnen. Nicht also aus diesen Gebieten drang in der Zeit des Altfried die Kunst nach Sachsen vor, umgekehrt vielmehr liegt die Sache richtig. Die Prachtbauten im Sachsenlande zu Gernrode, Gandersheim, Corvey, Essen haben auf die Wiederbelebung der Künste im Rheinland ein- gewirkt'). Warum auch hätte Otto d. Gr. zum Baue des Domes von Magdeburg sich Maurermeister aus der Lombardei geholt, wenn er sie am Rhein gehabt hätte? Warum hätte auch Otto lII., warum Bischof Balderich von Lüttich einen Maler Johannes aus der Lombardei kommen lassen? (Mon. Germ. SS. lV, 729. Vlll, 729.) Und noch Meinwerk von Paderborn hat einen italienischen Griechen als Baumeister. Aus den romanischen Ländern wurden Mönche und Maurer nach Deutschland geholt"); die h. Ida nimmt zum Baue von Herzfeld aus ihrer gallischen Heimat die Steinarbeiter mit; die Stifte Herford, Corvey sind Nachbilder französischer Klöster; noch 939 beruft Marksvidis nach dem Kloster Schildesche Zimmerleute, Maurer und Steinmetzen aus Franzien. Aber ganz besonders wichtig waren die Baumeister aus Como, weil vielleicht gerade bei den Langobarden sich eine von Byzanz weniger beeinflusste, an die reine Antike sich haltende Kunsttradition erhalten ') Waltenbach, Deutschllndu Geschichlsquellen, l, 292. ') Nach Jahrbb. des Vereine: von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft LlIl. Bonn 1 87 3.