80 St. Michaelskirche in Hildesheim, den doppelchorigen Mainzer Dom zum Vorbilde nahm; wenn noch auf dem Sarkophage des Bernward eine Re- miniscenz an den Mainzer Aufenthalt sich findet, da die Inschrift un- mittelbar an die des Ekkehard ll. im Mainzer Dome anklingt. Auf Wunsch des Jünglings weihte Willigis den Bernward zum Priester, der nachher zu seinem Großvater ging, welchem er ein treuer Pfleger des Alters war. Eine Propstei (Deveivter), die ihm sein Oheim Volcmar verleihen wollte, nahm er nicht an. Nach dem Tode des Großvaters 987 kam Bernward an den kaiser- lichen Hof, auf die Pfalz Nymwegen, wo die Kaiserin Theophano für ihren Sohn die Reichsregierung führte. Otto III. war 980 geboren, 983 gekrönt worden, damals also sieben Jahre alt. Wahrscheinlich hatte die Empfehlung des treuen Erzbischofs auch einigen Antheil an der Ent- schließung der Kaiserin, dem sächsischen Grafensohn Bernward die Er- ziehung des jungen Königs anzuvertrauen. Nahm doch Willegis im Rathe der Krone den ersten Platz ein. Bernward hat die Erziehung des jungen Königs Otto derart geleitet, dass dieser der Stolz der Deutschen zu werden versprach. Die Vorliebe des Königs nach dem sonnigen Süden, die Schwärmerei für byzantinische Ideen wird aber kaum von ihm her- rühren, wissen wir doch von dem Einiiusse eines griechischen Lehrers, des Johannes aus Calabrien auf den jungen König. Otto schätzte, ja liebte den Bernward, ja es scheint fast, als hätten die eigenen Verwandten des Königs - selbst die Kaiserin Theophano nicht ausgenommen - nicht ohne gewisse Eifersucht die herzlichen Beziehungen des jungen Königs zu seinem frommen, vielleicht ein wenig rauhen Lehrer gesehen. Die stärkste Feindin Bernwards war Sophia,die Schwester des Königs, welche, auch wohl Aergerniss verursachend, allzulang- vom Stifte Quedlinburg sich entfernt hielt, und am Hofe des Königs weilte. Bernwardus scheint ihr in un- liebsamer Weise ihre Präsenzpfiicht vorgehalten zu haben. Obwohl es also ohne trübe Stunden nicht abgieng, obwohl Bernward fühlte, dass er nicht gar lange am Hofe weilen könne, erkannte er es sicher als ein hohes Glück, das er ausnützen müsse zu seiner eigenen Ausbildung. Es war eine Zeit des Lernens, des Aufnehmens mannigfachster Eindrücke, da er mit allen Strömungen des litteratischen Lebens wie künstlerischen Schaffens in Berührung kam, da er die edelsten Geister seiner Zeit kennen lernte, Wunderwerke der damaligen Kunst studiren konnte. War ja doch eine Theophano der herrlichste Stern, der Leitstern dieses Hofes. (Fortsetzung folgt.)