85 waren. Ein particulares Interesse mochten sie erwecken, aber innerhalb der Geschichte der Gobelinwirkerei im Allgemeinen spielen sie ebenso- wenig eine bedeutsamer-e Rolle, als die barberinische Fabrik unter Urban VIII. und die neueren vaticanischen Anläufe. Nur des äußeren Zusammenhangs halber sei hier noch einmal auf die kleine Bildwirkerei mit der Kreuzabnabme nach Ratfael hingewiesen, die in der vorigen Nummer der vMittheilungem eine ausführliche Besprechung gefunden hat. Man hat nämlich aus der theilweisen Verzerrung und Vergröberung der Zeichnung, die an jener Bildwirkerei, insbesondere bei Vergleichung mit dem nächstverwandten Stiche von Marcanton in die Augen fällt, auf Ausführung durch eine ungeübte Lehrlingshand schließen wollen, wo- durch die Anfertigung durch einen italienischen Schüler wahrscheinlich gemacht erschiene. Dagegen ist aber an den Umstand zu erinnern, dass diese Wirkerei nicht nach einem gemalten Canon, sondern ganz zweifellos nach einer flüchtig getuschten und weiß gehöhten Handzeichnung aus- geführte worden ist, wobei es am allerwenigsten einem niederländischen Wirker verargt werden könnte, wenn er Angesichts der in unbestimmten Contouren gehaltenen und von italienischer Künstlerhand ausgeführten Zeichnung nur eine mittelmäßige Reproduction zu Stande brachte. Da- gegen ist an der Mache selbst, an der technischen Ausführung dieser Bildwirkerei nichts zu tadeln. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. GBSOhGIIk 8.11 das Museum. Der k. k. Baurath Otto Wagner hat dem Museum ein schön gebundenes Exemplar seiner jüngst erschie- nenen Publication: nEinige Skizzen, Proiecte und ausgeführte Bauwerkeu gewidmet. Der opulent ausgestattete Großfolio-Band enthält die Früchte einer zehnjährigen Thätigkeit und umfasst 63 Heliogravüren, die vom k. u. k. militär-geographischen Institute nach Originalzeichnungen oder photographischen Aufnahmen hergestellt wurden. Die erste Partie, aus 16 Tafeln bestehend, zeigt uns Skizzen, darunter ein Palais der kaiserl. russischen Botschaft in Wien, mehrere Miethhäuser und ldealproiecte, der zweite Theil umfasst sieben Entwürfe für Monurnentalbauten, dar- unter das Berliner und Budapester Reichstagsgebäude, die Börse in Am- sterdam u. s. w., den Schluss bildet die Gruppe der ausgeführten Bau- werke, darunter Wiener Miethhäuser, ein Wohnhaus, eine Villa, die neue Synagoge in Budapest und die Länderbank. Zum Schluss finden wir die Ausschmückung zweier Festplätze, welche anlässlich der Begrüßungsfeier lhrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Stefanie und der Feier der Sil- bernen Hochzeit lhrer k. u. k. Majestäten errichtet wurden. - Sämmtliche Bauten und Entwürfe sind in den Spätformen der Renaissance gehalten. Bibliothek. Vom 21. März bis 20. October ist die Bibliothek des Oesterr. Museums, wie alljährlich, an Wochentagen - mit Ausnahme des Montags - von 9 bis z Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis i Uhr geöffnet.