ß ll. Auch die Frescomalerei wurde von S. Bernward zu Hildes- heim gepfiegt: Thancmar spricht von der Ausschmückung der Kirche mit exquisita ac lucida pictura, so dass man sie für neu halten mochte. Die Art und Weise wird wohl nicht weit von der der Oberzeller Fresken auf der Reichenau abweichen, nur wird sie wahrscheinlich viel härter und roher gewesen sein. Ill. Doch nicht die Miniaturen und Wandmalereien sind es, durch welche Bernward's Ruhm sich gründete, auch nicht die Bauten von S. Michael und Heiningen, sondern die Metallarbeiten, die er selbst oder seine Werkstätte geschaffen hat. Wir haben den Einband des Codex Nr. 18 zu betrachten, der ja auf Bernward inschriftlich zurückgeht. Vorderseite: Stark restaurirte Arbeit mit den gewöhnlichen Motiven von Bucheinbänden: mitten sein byzantinisches Elfenbeinrelief. Die ziemlich rohe Filigranarbeit erinnert unmittelbar an das Kreuz von Heiningen. Der Grund für die geringe Feinheit der Filigrandrähte dürfte wohl im Materiale liegen, denn dass Bernward sehr feine (ge- kerbte) Goldfiligranfäden zu erzeugen und in zierlichen Windungen aufzulöthen gewusst habe, zeigt das berühmte Bernwardskreuz in der Magdalenenkirche zu Hildesheim. Uebrigens befindet sich der Vorder- deckel, der eben die Filigranzier hat, in einem desperaten Zustande, und sind wohl selbst die Medaillons mit den Evangelistensymbolen (vielleicht mit einer Ausnahme) jüngeren Ursprungs. Die Edelsteinfassung ist hier sehr einfach, blos eingestrichen. Als Edelstein wird auch der Quarz, ja selbst das Glas behandelt. Einzelne Steine sind antike Cameen, auch Gemmen. Die Rückseite des Einbandes habe ich als Zeichnung schon gewür- digt; jetzt habe ich die Goldschmiedarbeit zu erwähnen. Der Schmuck der Rückseite besteht aus dünnen silbernen Plättchen, welche aufgenagelt sind. Das Bild der stehenden Madonna erscheint als von einem erhöhten Rahmen umgeben. Derselbe enthält die Inschrift gravirt, die Striche sind mit Niello ausgefüllt, so dass sie wie Bleistiftstriche auf der Platte stehen. Nur der Grund, von dem die Buchstaben sich heben, das Unterkleid der Madonna und ihr Attribut, sowie die Körpertheile an Mutter und Kind wurden in Silberfarbe gelassen; alles Andere ist vergoldet. Die Schräge vom Rahmen zur Bildfläche ist behandelt wie die anderen Theile, das Rankenmuster scheint schon romanisch zu sein, so klar und einfach ist es entwickelt; es hat unverkennbare Aehnlichkeit mit dern Muster an der Unterplatte eines Tragaltars, den ich in meinem Werke v-Der Reli- quienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburgu unter Nr. I5 beschreibe und abbilden lasse. Dieser Rahmen umschließt ein stehendes Madonnenbild, um eben von den vier Buchstaben e P und sechs Sternen und zwar g A M 7 sind diese elf Stücke jedes separat auf einem dunkeln Seidenstoffe auf- gestiftelt, so dass die Arbeit wie ausgeschnitten erscheint, als wäre