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angeregt, und in den mährischen und böhmischen Fabriken gearbeitet
und ausgeführt wird.
Selbständiger und völlig altsteirischer Landesart entsprechend stellt
sich die Tischlerei dar, ein Kunstgewerbe, das bei dem ehemaligen Holz-
reichthum des Landes gleich dem Schmiedehandwerk eine hohe Stufe
künstlerischer Ausbildung erlangt hatte. Zeugen dessen sind noch reichlich
vorhandene Möbel, insbesondere aber Vertäfelungen der Wände, Holz-
plafonds und architektonisch gestaltete Thüren in Schlössern, städtischen
Wohnhäusern, selbst in Bauernhäusern. Und das Eigenthümliche des
Landes ist dabei, dass neben der architektonischen Gestaltung mit Säulen,
Pilastern, Gesimsen und Giebeln, weit mehr die lntarsia, die eingelegte
Holzarbeit zur Verzierung benützt worden ist, als die Schnitzerei. Es ist
daher ein ganz richtiger Vorgang, wenn Lacher und andere Künstler,
welche für die Kunsttischlerei die Compositionen liefern, in jüngster Zeit
auch Theyer, den Hauptnachdruck auf die Intarsia legen, die Con-
struction, die Profile einfacher halten und den Füllungen den Haupt-
schmuck zuwenden. Das Möbelstück, ebenso künstlerisch in seiner Art,
wie ein reich mit Schnitzerei bedecktes Stück, kommt dadurch billiger
zu stehen und ist leichter erreichbar und somit größerer Verbreitung
fähig in einem gerade nicht vorn Reichthum bevorzugten Lande. Ent-
sprechend diesem Vorgange zeigt denn auch die Ausstellung eine große
Anzahl solcher mit lntarsia verzierter Gegenstände, theils in einzelnen
Exemplaren, theils in ganzen Gemächern, welche dieser Landesausstellung
auch nicht fehlen. Natürlich, wie einmal heute der Geschmack geht, sieht
man auch mancherlei Hausgeräth in späteren Stilarten, zumal bei den
Decorateuren, doch mehr vereinzelt und auch nach seiner Art ohne
vorragende Bedeutung.
Den genannten, auf nationaler Basis ruhenden Gewerben mag man
auch die Stickerei anreihen, welche ebenfalls an die Vergangenheit wieder
anknüpft, so die Abtheilung für Stickerei an der Staatsgewerbeschule
und was auf ihre Anregung in Haus und Industrie geschaffen worden
und sich auf dieser Ausstellung eingefunden hat, und ebenso der Verein
für Hausindustrie in Aussee mit seiner schönen, in Roth und Blau ver-
zierten Leinenwäsche. Minder günstig lautet das Urtheil über die Arbeiten
in Gold und Silber, die nur hie und da einzelne gute Anfänge zeigen;
fortgeschritten sieht man mit Vergnügen die Zinnarbeiten von Raimund
Zamponi und die im Oesterr. Museum wohlbekannten Messinggussarbeiten
von Samassa, die in großer Collection vorhanden sind. Diesen braucht
man keine Veränderung zu wünschen, nur Beharren auf dem einge-
schlagenen Wege. Auch zierliche und kunstvolle Drechslerarbeiten, ein
paar reizende Etageren, Arbeiten, denen man so selten begegnet, findet
man auf der Grazer Ausstellung.
So ist der Eindruck im Ganzen ein recht erfreulicher, und wir
zweifeln nicht, dass, wenn wieder zehn Jahre vergangen sind, ein weiterer