T259 Commerzialrath Hanusch den hohen Protector bat, die Ausstellung zu eröffnen. Nachdem der Herr Erzherzog die anwesenden Herren, zunächst den Unterrichts- und Handelsminister sowie den Bürgermeister begrüßt hatte, wurde die Weihnachts-Ausstellung in Augenschein genommen. Sie um- fasst den Säulenhof, die Säle Vl, Vll und IX und die Galerie. Der durchl. Herr Erzherzog besichtigte die ausgestellten Objecte auf das Eingehendste und sprach wiederholt höchstseine Zufriedenheit aus. Gegen iz Uhr verließ Se. k. u. k. Hoheit das Museum mit dem Ausdrucke besonderer Anerkennung für den Kunstgewerbe-Verein. Besuch des Museum . Die Sammlungen des Museums wurden im Monate November von 39.75r, die Bibliothek von 2683 und die Vorlesungen von 69z Per- sonen besucht. Vorlesungen. Am z}. October eröffnete Hofrath J. v. Falke den Cyltlus der Vorlesungen dieses Wintersemesters mit zwei Vortragen über nDie moderne Reform im Kunstgewerbe und ihre Resultaten. Bei dem Umatande, als heute die Ansichten über das, was künstlerisch in der Industrie zu schaffen und zu leisten ist, wieder weit auseinander gehen, als alle möglichen Kunstweisen, selblt bizarre, wieder zur Nachahmung empfohlen werden, bei dem Umstande ferner, als die jüngeren Mitstreirer die früheren Zustände nicht aus eigener Anschauung mehr kennen und so in ihrem Urtheile fehl gehen, hielt es der Vortragende für zeitgemilß, das ganze Bild dieser von uns erlebten und erschaffenen Bewegung einmal aufzurollen. Das Gegenwärtige sollte mit dem Vergangenen verglichen werden, um so den richtigen Maßstab in der Beurtheilung zu gewinnen, was heute geleistet wird. Zu diesem Zwecke entwarf Falke zunachst ein Bild der Zustande in den Kunst- gewerben ehe die große Bewegung begann, also etwa um das Jahr i85o, und wies in den einzelnen Zweigen nach, wie künstlerisch unzulänglich alle Arbeiten damals waren, wie mangelhaft die Technik, wie die alten Verzierungsweisen ganz unbekannt geworden, wie der Industrie die erfindenden Künstler und die geschickten Hande fehlten. Als dieser Zustand der Dinge einsichtsvollen Männern zum Bewusstsein kam, zunachst in England, ging daraus das Bestreben hervor zu helfen und zu bessern, das Bestreben eine wirkliche und echte Kunst wieder in das Gewerbe einzuführen und zugleich den Geschmack des Publicums zu heben und richtig zu stellen. Der erste Vortrag wies nun ausführlich nach, wie der einzige Weg dahin zu gelangen, in bewusster und verständiger Lehre lag, im Unterrichte auf Grundlage vorhandener mustergiltiger Gegenstände, also durch Gründung vereinter Museen und Schulen. Dieser Weg wurde zunachst in England ein- geschlagen, dann auf dem Continente nachgeahmt, wo Oesterreich mit der Gründung des Oesterr. Museums voranging. Hier in Oesterreich entwickelte sich die Sache ganz folgerecht Schritt fai- Schritt wie mit Nuthweiidigkeit. Erst kam das Museum, dann mit demselben vereint die Kunstgewerbeschule, dann die nFachschulena für ein- zelne Gewerbe oder einzelne lndustrien in den Kronlandern, wo sie gerade ansassig waren u. s. w. Das Beispiel Oesterreichs fand nun wieder Nachahmung in Deutschland, in Berlin, München, Frankfurt, Dresden und vielen anderen Orten, und bald überall in allen Culturstaaten. Die Reformbewegung auf Grundlage von Museen und Schulen hatte sich in zwei Jahrzehnten die Welt erobert. Nun aber, nach dieser äußeren Ausbreitung, welchen künstlerischen Erfolg hatte sie gehabt? Auch diesen Erfolg nachzuweisen, schilderte Falke die heutigen Zustande im Kunsigewerbe im Gegensatze zu denen vor dem Beginne der Reform, und Wies überall die Veränderungen, den großen Fortschritt nach. Er zeigte, dass nicht bloß die Gegensiande besser geworden, dass nicht bloß eine große Zahl ausgezeichneter Künstler zum Unterrichte wie zur Erfindung vorhanden sei, sondern dass die heutige Kunst- industrie sich auch aller ehemaligen Verzierungsliünste wieder bemachtigt und die eine und die andere derselben viel weiter ausgebildet habe. Der Abstand zwischen Einst und Jeizt ist unleugbar ein enormer und kann nur von denen geleugnet werden, welche den lriiheren Zustand nicht gesehen haben und nicht kennen. Trotzdem genügen diese Erfolge den Wünschen vieler Freunde der Kunstindustrie nicht und insbesondere auch deshalb, weil aus dieser Bewegung kein neuer Stil hervorgegangen sei. Falke besprach nun eingehend diese Stilfrage, gab die Gründe an, warum ein solcher neuer oder ganz originaler Stil überhaupt nicht habe entstehen können, legte aber andererseits dar, dass man mit der modernen Renaissance, indem man sie modernen Forderungen und modernem Brauch anpasse und also verändern und umwandeln müsse, ganz wie es auch früher der Fall gewesen, auf dem Wege zu jenem Ziele sei, wenn man das Ziel nur