36? , Ob wirklich rfür die ganze rheinische Kirchengeschichte die Fragen von grund- legender Bedeutung: seien: hat der heil. Victor mit 360 Genossen zu Xnnten den Mar- tyrcrtod erlitten oder nicht? war die heil. Helena die Stifterin der Victorltirche oder nicht? - darüber dürften die Meinungen getheilt sein. Dem Verf. gewahrt es sichtlich Befriedigung, im Kampfe für die Tradition gegen die wunglaubige Kritik: seinen Scharfsinn und s ine dialectische Schulung geltend zu machen, und er findet auch im weiteren Ver- laufe hier und da Gelegenheit zu mehr oder weniger verdeckter Polemik, die mit seiner Aufgabe nichts zu thuu hat. Hiervon abgesehen folgt man seiner auf mühevolle Unter- suchungen aufgebauten Darstellung mit dem größten Interesse und empfingt vielfach Belehrung. Schwerlich ist schon anderweitig ein so anschauliches Bild entworfen worden, wie im Mittelalter ein großes Bauunternehmen (hier die allmalige Vergrößerung und Umwandlung der Kirche aus einem romanischen in einen gothischen Bau) in Angriff ge- nommen und fortgeführt, wie die Mittel beschatTt, die Baustoffe bezogen wurden u. dgl. m. Daran schließen sich dann die Untersuchungen über Lebensmittelpreise, Geldwerth, Arbeitslöhne im vierzehnten bis sechzehnten Jahrhundert. Ebenso liefern die Beitrage zur Geschichte der Altare der Kirche mancherlei achatzbares Materials. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dass allgemein culturgeschichtliche Mittheilungen, wie über die Victorstracht, das Bastunium u. A. m. cingestreut sind. Grund- und Aufrisse erläutern den Text in angemessener Weise. B. 4t- Der Ornamentstich der deutschen Frübrenaissance nach seinem sachlichen Inhalt. Von Alfred Lichrwark. Berlin, Weidmann'sche Buchhandl. 8". XV, 224 S. M. 7. Peter Flötner nach seinen Handzeichnungen und Holzschnitten. Von J. Reimers. München und Leipzig, G. Hirth's Kunstverlag. 4.". Vlll, 116 S. M. 6. Der Verfasser des ersten der obengenannten Bücher will seine schon vor längerer Zeit fertig gestellte Arbeit als einen Versuch betrachtet wissen, die Grundlage einer Geschichte des modernen Ornaments zu gewinnen. An der Hand der uns in Stichen oder Radirungen erhaltenen deutschen und niederländischen Ornament-Entwürfe aus der Zeit von 1500 bis etwa um 1550 sucht er Herkunft, Verbreitung und Umbildung der Grundformen des Ornaments an sich, dann der Gefaß- und Gerathformen nachzuweisen. Das ausgeführte Ornament und das umfangreiche Gebiet der Buchverzierung sind von der Untersuchung ausgeschlossen. Diese selbst wird in vier Abschnitten durchgeführt. lm ersten bespricht der Verfasser zunächst das Motiv der Umrollung, das wRnllwerkr, und die Linienverschlingung, die -Maureskeu. Mit der Beschränkung auf das Kartuschen- oder Lederornament des tfz. Jahrhunderts wird man die von Lichtwark neu eingeführte Benennung uRollwerk-t - eine Anlehnung an den von Vredeman de Vriese in der Vor- rede zum zweiten Buch der deutschen Ausgabe seiner Architektur 1565 gebrauchten Ausdruck -Geroellu - acceptiren können. Hinsichtlich der sogenannten I-Maureskeu aber kann es keinem Zweifel unterliegen, dass dieses der Verzierungskunst der Araber ent- stammende Ornament am richtigsten als nArabesken zu bezeichnen sein wird. Von an- deren Zierformen kommen in dem ersten Abschnitte noch zur Erörterung das _Knnten- werk, das hangende Tuch, das flatternde Band, die Trophäe, das Anthemium. der Altanthus, das Feigenblatt und die Grotteske. Der zweite Abschnitt behandelt die verschiedenen Formen der Gefaße und Gerathe, des Schmuckes und der Möbel, der vierte die Künstler nach localen Gruppen. Bei dem überreichen Inhalt des Buches kann hier auf Einzelheiten gar nicht naher eingegangen werden. Nur nebenher sei zu Seite 149-150 bemerkt, dass Augustin Hirschvogel nicht von 1506 bis 1560, sondern von 1488 bis 1553 gelebt hat. Von dem Monogrammisten S. (Seite 160) existiren nicht blos zwei Dolchscheiden (P. 288, 289). sondern noch eine dritte, B. und P. unbekannt gebliebene, mit der Dar- stellung eines Gastmahles, dem Apostel Simon und einem gefesselten Amor in Ornament- ranken, in der Ornamentstichsammlung des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und ln- dustrie. Ebenda findet SlCh auch das von Lichtwark auf S. zto u. 112 als IDresdener Friesu ertvahnte unbeschriebene Blatt eines unbekannten Kleinmeisters , ein symmetrisches Akanthusornament mit einer männlichen und einer weiblichen Halbßgur, welche sich mtt Keulen beltampfen; in der Mitte des Frieses ein Pferdekopf, links und rechts ein Todtenschadel. Nach dem auf mehreren Blättern dieses Meisters wiederkehrenden Motiv des Pterdekopfes nennt Lichtwark diesen Anonymus nMeister mit den Pferdekopfenv. Viel wird für die Kcnntniss desselben durch diese Taufe allerdings nicht gewonnen, da man der allgemein verständlichen niheren Bezeichnung der einzelnen Blätter durch Anführung der betreffenden Bartsch-Nummern niemals wird entrathen können. 116 lllustrationen begleiten die Ausführungen des Verfassers, und wenn diesen auch nicht überall unbedingt zugestimmt werden kann, wenn andere Studien über diesen Gegen-