stand - zunächst Reimers in seinem weiter unten zu besprechenden Buche über Peter Flötner - zu mehrfach abweichenden Ergebnissen gelangen, so kann doch die incunable Bedeutung der Arbeit Lichtwark's dadurch nicht verringert werden. Sein Buch ist im höchsten Grade lesenswerth nicht nur allein für den Fachmann, sondern für Jedermann, es enthält eine Fülle von positiven Resultaten und Anregungen zu weiteren Unter- suchungen und die methodische Forschung auf diesem Gebiete wird dem Verfasser für die durch ihn geschatfene Grundlage stets zu Dank verpüichtet bleiben. Das bereits erwahnte Buch von J. Reimers über Peter Flotner bringt in seinem ersten und dritten Theile eine kritische Sichtung und ausführliche Beschreibung der bisher bekannt gewordenen Originalzeichnungen und Holzschnitte des kunstreichen Nürn- berger Meisters. In der zweiten Abiheilung bespricht der Verfasser, an Lichtwark's Werk anknüpfend, die wesentlichsten ornamentalen Formen des I6. Jahrhunderts, deren Genesis und Entwickelung. 93 Illustrationen erhoben noch den Werth des schonen Buches, dessen sich jeder Freund der decorativen Kunst des 16. Jahrhunderts freuen wird. In den biographischen Daten über Peter Flotner versucht Reimers vor Allern nachzuweisen, dass das bisher angenommene Todesjahr des Meisters (1546) nicht richtig sei, sondern dass dieser noch 1547 gelebt habe. Aus dem Tndtcngelauibuch von St. Sebald aber IMit- theilungen aus dem german. Nationslmuscum ll, p. 278) geht mit: Bestimmtheit hervor, dass aPeter Flettner Bildhauer am Spitzenpergu wirklich im Jahre 1546 gestorben ist. Der Schlusssatz der Neudorfefschen Nachrichten iiber Peter Flotner Ilstarb 1546 den 2.3. Octoberi: dürfte demnach nicht, wie Reimers meint, von Andreas Gulden, sondern noch von Neudorfer selbst beigefügt worden sein. Der Ansicht I..ichtwark's, dass Flbtner Italien gewiss mit eigenen Augen gesehen habe, tritt Reimers mit dem unumstoßlichen Nachweis entgegen, dass die italienischen EinHüsse in den Arbeiten Peter Flotner's au! illustrirte italienische Druckwerke, vor Allem auf den Polifilo, dann den Comasker Vitruv und Serlio's Architekturwerk zurückzuführen sind. Den Antheil Flotner's an dessen sogen. IKunstbuchu, der t549 bei dem Formschneider Rudolf Wyssenbach zu Zürich erschie- nenen Arabeskenfolge - diese Arabesken wurden bekanntlich auch in dem 1559 bei Gessner in Zürich erschienenen Werke: nlmperatorum romanorum. . . irnsginesv als Zierstücke verwendet - beschrankt Reimers auf die der Folge vorangestellte, bezeichnete und 1546 datirte Grotteske und zwei Dolchscheiden. Reimers gelangt durch seine Unter- suchung zu dem Schlusse, dass die genannte Folge überhaupt nicht ein ursprünglich zu- sammengehoriges, von einem Künstler geschaiienes Werk ist, sondern dass Wyssenbach Blltter verschiedener Künstler copirte, variirte und dieselben dann mit eigenen Erfindungen vermehrt als Folge drucken ließ. Die Tliatsache, dass Flötner in seinen beglaubigten Ar- beiten von der Arabeske fast gar keinen Gebrauch macht, ist allerdings sehr geeignet, die Darlegung Reimers' zu unterstützen, wenn auch die Adresse des Rudolf Wyssenbach auf dem Schlussblatie der Folge als deren Verleger allein noch nicht hinreichend sein kann, ihn auch als den Künstler derselben zu betrachten. Die Vermuihung Reimers, dass die Initialen BV auf der Kanne Flotnefs (S. 46, Fig. 33) splterer Zusatz seien, ist richtig. Die Ornamentstichsammlung des k. k. Oesterr. Museums iür Kunst und Industrie hat kürzlich ein prächtiges Exemplar dieses Holz- schnittes erworben, auf welchem die Buchstaben B V nicht erscheinen. Das Blatt ist nur mit Klüpfel und Meillel und den Initialen Flötner's bezeichnet. Damit ergänzt sich auch die Note 4 auf Seite 114, nach welcher es dem Verfasser seinerzeit nicht möglich wurde, einen Originaldruck dieses Holzschnittes nachzuweisen. Auf Seite 49 vermuthet Reimers, in dem Nürnberger Goldschmied Jacob Hofmann den Meister der Gelsßfolge von t55t entdeckt zu haben, und er bringt Flotner mit dieser Gefäßfolge insoferne in Zusammenhang, als er meint, dass Jacob Hofmann unter Benutzung der von ihm erworbenen Arbeiten Fl0tncr's der Herausgeber des uNeuen Kunstbuches- von 1551 sei. Wie Reimers selbst zugeben muss, erhebt sich diese Anschauung über das Verhlltniss Peter Flotncr's und Jacob Hofmann's zu dem nMeister von 1551- nicht über den Werth einer Vermuthung, und der Referent ist der Ansicht, dass Mathias Zundt, dessen Thütigkeit alsBildschnitzer und Goldschmied in Verbindung mit Wenzel Jamnitzer durch D. Schonherr in den Mittheilungen des Instituts für Osterr. Ge- schichtsforschung IX, a nachgewiesen ist, der Herausgabe des Kunstbuches von 1551 weit naher stehe, als Peter Flotner und Jacob Hofmann. Schließlich eine Bemerkung zu Seite 91. Reimers spricht daselbst über die Ver- weudung der Araheske in Frankreich und meint, dass die GefaBe von Oiron. oder wie sie nunmehr (Bonnaiie in der Gazette des beaux-arts 1838, I, 313) genannt werden: die Faiencen von Saint-Porchaire, gewiss mit die Veranlassung gewesen seien, dieses Or- nament in Frankreich in so ausgedehntem Maße als Buchschmuck zu verwenden. Dass das Umgekehrte der Fall ist, indem die Flachenornamente der genannten Gefäße mit Buchbinderfileten aufgedruckt wurden, hat Bruno Bucher im Vereine mit Hans Macht bereits im Jahre 1879 in den lMillhCiillngED des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrien (p. 225 E.) überzeugend dargethan. R-r. Jahrg. 1890. so