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doppelpultförmigem Abschlusse; doch ist der Satteldachabschluss hier
nicht an den beiden Kurzseiten abgewalmt, sondern die Kurzseiten
gehen senkrecht bis durch die Bedachung durch, und werden durch diese
schräg begrenzt. Die Dimensionen sind: o'68 Meter Länge, o'58 Meter
Höhe und o'z5 Meter Breite. Marmor setzt die Entstehungszeit in
das 8. bis I0. Jahrhundert, davon kann aber keinesfalls die Rede sein,
wie schon der erste Blick lehrt, vielmehr haben wir es hier mit einem
guten Werke der gothischen Zeit zu thun, welches Kraus, vielleicht etwas
zu weit gehend, in die Zeiten der Spätgothik versetzt. Der ganze Schrein
ist mit Kupferblech überzogen, und ruht jetzt auf vier unbeholfenen
Würfeln, die vielleicht die Stelle ehemaliger figürlicher oder Thierbil-
dungen vertreten. Die beiden Langseiten der Theka wie die der Be-
dachung sind in je drei quadratische Felder eingetheilt, deren mittleres
durch ein über die Ecke gestelltes Quadrat untergetheilt wird, während
die je zu beiden Seiten übrig bleibenden Quadrate durch kreisrunde
Medaillondarstellungen gefüllt werden. Diese Darstellungen sind in Silber
getrieben. Die einzelnen quadratischen Felder werden durch eine Fries-
verzierung getrennt und umzogen, welche in ihren Kreuzungspunkteu
reiche geschliffene Steine trägt. Die durch die Rundbilder abgeschnittenen
Zwickel werden durch gothisches Laubwerk gefüllt, während die Drei-
ecke, welche sich bei den über Eck gestellten Quadraten ergeben, Che-
rubirngestalten theils kniend, theils stehend zeigen. Niello, Limousiner
Email und Steine haben reiche Verwendung am Sarge gefunden. Die
beiden Kurzseiten zeigen reich decorirte, große Kreuze, deren Querbalken
in der Höhe der Oberkante der Theka durchläuft und in deren Kreu-
zungspunkten eine Darstellung des agnus dei sich befindet. Neben den
Kreuzen stehen in großen getriebenen Figuren auf der einen Seite die
bartlosen, jugendlichen, mit der Glorienscheibe versehenen Gestalten der
Märtyrer Johannes und Paulus, auf der anderen Seite die Apostel Petrus
und Paulus mit ihren Attributen. Der Grund ist reich mit Laubranken-
werk ausgefüllt. Die Darstellungen der getriebenen Silbertäfelchen sind
für die über Eck gestellten Quadrate auf der einen Seite unten: die
Madonna mit dem Kinde, sitzend, auf einem Sitze, der seitwärts in
gothische Voluten endigt; darüber Christus als Salvator mundi, mit einem
Buche in der Rechten, gleichfalls sitzend; auf der andern Seite unten
die Darstellung der Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes zu Seiten
des Kreuzes, und darüber die Auferstehung Christi: Christus mit der
Fahne in einem Wolkengebilde. Die vier quadratischen Felder geben also
für sich die Hauptentwickelungsmornente in der Geschichte Christi. Die
Runddarstellungeu sind auf der einen Seite unten links und rechts die
Evangelisten St. Marcus und Lucas, sitzend, vor 'einem Lesepult, auf
welchem ein Buch liegt; an der Peripherie des Medaillons erscheint das
Bildzeichen des betreEenden Evangelisten. Oben auf derselben Seite sind
es rechts und links die Evangelisten Matthäus und Johannes. Die Me-