283 diese unmittelbar - theilnehmen; solcherart kann die Arbeit vom ersten bis zum letzten Moment übersehen werden, wodurch sie eben jenen Cha- rakter gewinnt, den wir nun einmal in Kunstsachen nicht gerne ver- missen: den Charakter des individuell Gestalteten. Beim Fabrikserzeugniss entfällt dieses Merkmal fast vollständig, denn hier ist die Beziehung zwischen der ldee, dem Entwürfe des Productes und seiner Ausführung eine zu vielfach vermittelte. Zwischen dem Ar- beiter, der die Maschinen bedient, und dem Product, das gestaltet werden soll, stehen die rtodten Hebel und Rädern der Fabrik. Wohl hat daher schon mancher Handwerker schaffend gehandwerkt und handwerkend geschaffen, aber wohl noch niemals ein Fabriksarbeiter; er hätte denn nein Häkchen mehr" ersonnen, das die Maschine verbesserte, aber seine eigene Arbeit - nur vereinfachte. Der sociale Einfluss des Fabriksbetriebes wiederum besteht haupt- sächlich in der Verbilligung der Waare, als deren nächste Folge wir eine Ueberhandnahme des Luxus und des Modebedlirfnisses auf der mittleren Stufe der Bevölkerung wohl betrachten dürfen. Insoferne also gehen freilich Culturfortschritt und Fabrikswesen Hand in Hand; allein die künstlerische Berechtigung dieses etwas fadenscheinigen Luxus auf mitt- lerer Stufe wäre noch zu erweisen. So weit aber bisher unsere Erfah- rungen reichen, ist sie nicht vorhanden, und die Qualität dieses "Reich- thurns der Armem- ist nur zu oft ein testimonium paupertatis im engeren Wortsinne. Wenn wir nun die Wirkung, welche der Fabriksbetrieb auf das Product in technischer Hinsicht ausübt, im Einzelnen uns klar machen wollen, so müssen wir wohl zunächst gewisse Unterschiede feststellen. Es gibt nämlich Gewerbe, bei welchen der Fabriksbetrieb ohne wesentliche Veränderung des Erzeugnisses die Rolle des Hand- betriebs übernimmt oder doch übernehmen kann, und es gibt auch solche, bei welchen dies ohne wesentliche Veränderung nicht der Fall ist. Die ersteren kämpfen vergebens und auch unberechtigt gegen die Fabriks- arbeit an, denn bei ihnen kann wohl, aber muss keineswegs das Er- zeugniss durch diese Arbeitsweise verschlechtert werden. Dies gilt besonders für alle reinen Nützlichkeitswaaren; ein Zahnstocher z. B., den die Ma- schine herstellt, wird in keiner Hinsicht dem betreffenden Handerzeugnisse nachstehen. Die letzteren Gewerbe dagegen bereiten dem Fabriksbetrieb Schwierigkeiten, die nur bis zu einem gewissen Grade zu überwinden sind, künstlerisch wohl niemals gänzlich} und diese Gewerbe müssen und sollen der Handarbeit erhalten bleiben. So heißt z. B. Fahrikserzeugung Verschlechterung der Waare in allen den Fällen, wo die Bildsamkeit des Stoffes der Handarbeit einen großen Spielraum gewährt und der Fabriks- betrieb diesen Spielraum einschränkt, wie es etwa bei der gepressten statt geschlilfenen oder geblasenen Glaswaare, beim metallenen Gusswerk statt der getriebenen Metallwaare, beim Platte ndruck statt der Handvergol-