Notizen. 1' August v. Klein. Montag, den zz. December starb nach längerem Leiden Herr August Klein Ritter v. Ehrenwalten im Alter von 66 Jahren. Sein Name war mit Recht populär, denn Klein gehörte mit zu den Männern, welche den Ruf der Wiener Kunstindustrie, unserer Bronzewaaren und GalanterieALederarbeiten in der ganzen Welt verbreiteten. Wie erfolgreich Klein selbst mit den in diesem Zweige den ersten Rang beanspruchenden Franzosen zu rivalisiren verstand, beweist der Umstand, dass auch ln Paris die rArticles de Vienne-, wie man vorwiegend die Klein'schen Fabricate im Aus- lande nennt, den französischen Erzeugnissen für ebenbürtig gehalten werden. Seine Erfolge gründeten sich mehr auf natürliche Begabung als auf streng künstlerische Studien. Er hatte ein sicheres Auge für das, was im beständigen Wechsel der Mode Beifall zu finden geeignet war und wusste in dieser Beziehung stets das Richtige zu treffen. Seit der Gründung des Oesterr. Museums bis über die nächsten Jahre nach der Wiener Weltausstellung hinaus identificirte er seine Erzeugnisse mit den Vorbildern, auf welche dieses Institut hinwies. Zahlreiche Entwürfe für sein Atelier sind damals aus der Kunstgewerbeschulc des Museums hervorgegangen. Sein Geschäft in Wien, dessen große Niederlage am Graben Weltbekannt ist, begann vor etwa 40 Jahren in sehr kleinem Umfange am Schottenfeld, wo so viel echt wienerische Industrien sich solid und glücklich entwickelt haben. August Klein ist das Beispiel eines nselfmademanc, der mit wenig Arbeitern begann und zuletzt ein paar Hundert geschickter Hände beschäftigte. Manche seiner kunstfertigen Ciseleure und Lederarbeiter haben sich wieder als Meister selbständig gemacht und nach der Schule Klein's ihre Geschäfte zumeist in den west- lichen Vorstädten begründet. August Klein hat seine Filialen in fast allen großen Centren Europa's errichtet und besitzt solche außerdem in vielen Städten Ameriktfs. In allen Ausstellungen haben die Klein'schen Erzeugnisse seit den Sechziger Jahren schon ge- glanzt; nach der Betheiligung Klein's an der Wiener Weltausstellung 1873 wurde ihm das Ritterkreuz des Ordens der eisernen Krone verliehen, worauf er geadelt wurde und sich das Pradicat von Ehrenwalten beilegte. Herr Klein hinterlasst zwei Sohne, wovon der altere, August von Klein, das Geschäft fortlühren wird; ein zweiter Sohn, Edmund, leitet eine Filiale in Graz. . Eine Spielkarten-Ausstellung wird gegenwärtig zu Harlem abgehalten. Sie enthllt nicht weniger als 5c verschiedene Arten; Muster aus sammtliehen Fabriken Europa's. Ferner Curiositaten aus China und Japan; auch altere Stücke von historischem Werthe; chinesische Karten aus Seide mit beweglichen Figuren und andere hieher gehörige Raritsten. '- Mikroskopisohe Motive für die Ornamentik der Gewebe. Die übliche Ver- zierung der Textilien besteht in der Wiederholung geometrischer Figuren oder stilisirter Nachahmungen von Gegenstünden der organischen Natur. Der Zeichner, der zu decorativen Zwecken nur willkürlich erfundene Motive verwendet, hat damit selten Glück. Dagegen erklärt sich der Erfolg, den der Japanismus in den letzten Jahrzehnten errungen hat und der sehr berechtigt war, durch den Eifer der Japaner in der Aufspürung und Verwerthung der Motive, die sie der Natur entnehmen und ihr Drängen nach neuen Motiven, verbunden mit einer ungemeinen Schärfe der Naturbeobachtung, welche durch stilistische Zucht auch den alten Motiven neue Wendungen abzulocken versteht. Von den vielen Tausenden von Pflanzenarten sind etwa nur 600 für die decorativen Künste als Urrnuster in Gebrauch, darunter zumeist diejenigen, welche bereits von den Meistern der italienischen und deutschen Renaissance und den großen franzüsischen Zeichnern verwendet worden sind. Indessen sind doch auch lobenswerthe Bestrebungen zur Durchforschung der Gebiete der Natur im Interesse der Bereicherung des Motivenschatzes der decorativen Kunst und des Kunstgewerbes zu verzeichnen. Zunächst der erfolgreiche Schritt, der in dem XVerke i-Die Pflanze in Kunst und Gewerbe: von Anton Seder gemacht wurde. Gegenwärtig tritt der Director des Straßburger Kunstgewerbe-Museums, Professor A. Schricker, mit einem Gedanken in die Oeffentlichkeit, der ihn schon seit mehreren Jahren beschäftigt hat, nämlich die Verwendung vor Allem in der textilen Zierkunst, des unerschöpflichen Schatzes von Motiven, welche das Mikroskop erschließt. Unmittelbar sind allerdings die kostbaren Bildertafeln nicht verwerthbar, auf welchen die Naturforscher die Formen der Mikro-Organismen dargestellt haben, hier muss nach japanischer Art stilisirt werden, und dieses hat Professor Schricker mit großem Geschick und nicht ohne Erfolg versucht. Für die Redaction verantwortlich: J. Fahrerin und F. Ritter. Selbstverlag des k. k. Oeaterr. Museums für Kunst und Industrie. Burlulmrkerei von Dar! Gcrnltfs Sohn iu Wluu.