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Anmerkung wörtlich wiedergeben zu müssen glauben "). Sodann ging
Graf Zichy auf die Entstehung der Farniliem, Gesellschafts- und Landes-
wappen iiber, auf das Institut der Herolde, auf das Verhältniss der He-
raldik als Wissenschaft zur Genealogie, Nurnismatik, Jurisprudenz und
Geschichte und skizzirte hierauf in aller Kürze die Geschichte derWappen-
kunst von der Zeit ihrer Bllithe bis dahin, als durch Bizarrerien und
Standeshochmuth ihr Verfall herbeigeführt wurde, dem nun in neuerer
Zeit mehrere Vereine durch wissenschaftliche Behandlung der Heraldik
zu steuern suchen.
") Nach Herrn Prof. Karabacek war
r. die älteste und einfachste national-arabische heraldische Figur die Schildtheilung
durch den wagrechten Streifen (arabisch: isäbe, d. h. Binde). Die Farben waren
verschieden; so gab es z. B. im 13. Jahrhundert sarazenisshe Wappenschilde, die auf
weissenz Grunde eine grüne Querbinde trugen. Am gebräuchlichsten jedoch war die
weisse Binde im rothen Felde.
Dies letztere sarazenische Wappen, für welches bis in's i5. Jahrhundert mehrere
Beispiele nachzuweisen sind, war das Urbild des österreichischen sogenannten Binden-
schildes, des Wappens unseres Kaiserhauses. So ist jetzt also die wissenschaftliche
Erklärung seiner Herkunft aus dem Orient gegeben, nachdem die bekannte Erzählung von
dem blutigen Walfenrocke des tapferen Herzogs Leopold VI. vor Accon oder Ptolcmais
von der historischen Kritik langst schon in das Bereich der Fabel gewiesen worden war.
2. ln Tassds i-Gerusalemme liberalen, I. Gesang, 55. Stanze, heisst es:
0 il forte Otton', che conquistb lo scudo,
In cui dall' angue esce il fanciullo ignudo.
Dieser Vers bezieht sich auf die Nachricht, dass Otto von Visconti sein Wappen
aus dem Orient geholt habe, indem er sich der Sage nach auf dem ersten Kreuzzuge den
Wappenschild eines von ihm erschlngenen Sarazenen aneignete. Das Wappen also, welches
seitdem die Beherrscher Mailands aus dem Geschlechte Visconti führten, ist die bekannte
geringelte Schlange, welche im Begrilfe ist, ein Kind oder überhaupt einen Menschen
zu verschlingen.
Eine historische Bestätigung hatte die sagenhafte Angabe Tasso's über die orien-
talische Abstammung des Wappens der Visconti bisher nicht erfahren; auch war es bis
heute Niemand gelungen, eine Erklärung der Symbolik in der Wappeniigur beizubringen.
Professor Karabacek ist im Stande, an der Hand eines Denkmals nachzuweisen, dass
l. das Urbild jenes Wappens wirklich zur Zeit der Kreuzzüge im Orient gang und gäbe
war und dass 2. die Darstellung des sarazenischen Originals nach der symbolischen Lehre
der Araber seinem Besitzer langes Leben, Macht und Reichthum zuspricht. Also kurz
gesagt: der durch Otto v. Visconti erschlagene Sarazene war ein vornehmer Ritter ge-
wesen und der annectirte Schild enthielt nach orientalischer Sitte den heraldischen Com-
mentar dazu.
3. Auch die Jedermann bekannte rfranzosische Lilie-i, das Wappenbild der
Bourbonen, stammt aus dem Orient, und zwar kommt die heutige, so eigenartig stylisirte
heral dische Form dieser Lilie lange vor den Kreuzzugen im Orient vor.
Thatsache ist aber, dass König Ludwig Vll. von Frankreich erst bei seiner Kreuz-
fahrt dieses sarazenische Wappenbild als eigenes Emblem adoptirte, welches dann auch
auf seine Nachfolger überging.
Diese sogenannte rfranzösische Lilie- ist also gleichfalls wieder eine arabische
Blume der mittelalterlichen Heraldik. Sie tritt auch später noch, z. B. während des
14. Jahrhunderts auf und zwar als Hauswappen der mamelukischen Sultane aus der Fa-
milie des Nasir-ed-din Mohammed in Aegypten und Syrien. Endlich
4. Noch ein interessantes Beispiel der Aufnahme sarazenischer Wappen durch
christliche Adelsgeschlechter bietet das Wappen der graflichen Familie Hoyos. Aus
Spanien stammend, ist es um so erklarlicher, dass dieses Geschlecht für sein Wappen ein
spanisch-maurisches Emblem entlehnt hat.
Letzteres besteht aus einer den rothen Schild schräg theilenden goldenen Binde
(arabisch: isäbe), deren Enden von Löwenrachen gefasst werden.
Dieses maurische Wappen gehort dem r3. Jahrhundert an und ist auf einem Decken-
gemälde der Alhambra sichtbar.