für
KUNST UND INDUSTRIE.
rMonatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am i. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacleur Bruno Buehar. Expedition von C. Geroldlr Sohn.
Man abonnirx im Museum, bei Gerold Comp., durch die Postansralten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 139. WIEN, APRIL 1377- XII. Jahrg.
Inhllt Weltausstellung in Paris. Die Tirciler Glasmalerei und Kathcdralglashütte. Jahresberichte
der Fachschulen des k. k. Handelsmininteriums über das Schuljahr 1875176. Vorlesun en
Im Museum, Unterrichtsplan des Deutschen Gewerbe-Museums in Berlin. Kleinere it-
lheilungen.
Weltausstellung in Paris.
Die Wiener Zeitung vom 18. März enthält nachstehende officielle
Kundmachung
Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit der Allerhöchsten
Entschliessung vorn 16. November 1876 den k. k. Handelsminister aller-
gnädigst zu ermächtigen geruht, nach Sicherstellung der für die officielle
Betheiligung der im Reichsrathe vertretenen Länder an der internationalen
Ausstellung von Gegenständen der Kunst, Industrie und Urproduction des
Jahres 1878 in Paris erforderlichen Mittel im verfassungsmässigen Wege
die officielle Annahme der an Oesterreich gerichteten Einladung zu dieser
Ausstellung im geeigneten Wege der französischen Regierung zu eröllnem
Im Sinne dieser Allerhöchsten Entschliessung ist, nachdem Se. k.
und k. Apostolische Majestät dem von beiden Häusern des Reichsrathes
beschlossenen Gesetzentwurfe betreffend die Bewilligung eines Credites
von 600.000 H. öst. Währ. für diesen Zweck mit der Allerhöchsten Ent-
schliessung vom 9. März d. J. die Allerhöchste Sanction zu ertheilen ge-
ruht haben, die formelle Verständigung der französischen Regierung von
der officiellen Betheiligung der im Reichsrathe vertretenen Länder an der
Pariser Ausstellung 1878 bereits erfolgt.
Mit der Allerhöchsten Entschliessung vom 17. März d. J. haben Se.
k. und k. Apostolische Majestät, unter Beziehung auf die Allerhöchste
Entschliessung vom 25. October 1865, Sich in Gnaden bewogen gefunden,
Allerhöchstihren Herrn Bruder den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog
Karl Ludwig als Protector für die Betheiligung Oesterreichs an der
Pariser Ausstellung 1878 zu bestätigen, den k. k. Handelsminister Johann
Ritter v. Chlumecky zum Präsidenten der k. k. Centralcommission in
1877.
Wien für die Weltausstellung 1878 in Paris zu ernennen, das vorgelegte
Namensverzeichniss der Vicepräsidenten und Mitglieder dieser Commission
allergnädigst zu genehmigen so wie auch den beantragten Grundsätzen
betreffs der Organisation der k. k. Centralcommission in Wien und der
Filial- und SpecialcomitCs in den im Reichsrathe vertretenen Ländern die
Allerhöchste Zustimmung zu ertheilen.
Weltausstellung 1878 in Paris.
Probeotor
Se. k. und k. Hoheit der durchlaucht. Herr Erzherzog Karl Ludwig.
K. k. Centralcommission für die Weltausstellung 1878 in Paris.
Präsident
Se. Excellenz Herr k. k. Handelsminister Johann Ritter v. Chlumecky.
Vioeprßsidenten
Herr Franz Arnt, Sectionschef im k. k." Handelsministerium in Wien.
Herr Anton Graf v. Attems, Gutsbesitzer, Landtags- und Reichs-
tagsabgeordneter, Vizepräsident der Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien.
Herr Rudolf lsbary, kais. Rath, Reichsrathsabgeordneter, Fabrikant,
Vicepräsident der n. ö. Handels- und Gewerbekammer in Wien.
Herr Friedrich Schmidt, Oberbaurath, Dombaumeister, Rector der
k. k. Akademie der bildenden Künste, Curator des Oesterr. Museums für
Kunst und Industrie in Wien.
Herr Dr. Joseph Stefan, Generalsecretär der kais. Akademie der
Wissenschaften, Rector und Professor der k. k. Universität in Wien.
Von den 84. Mitgliedern der Centralcommission gehören dem
Kreise des Oesterr. Museums an, nämlich die Herren
Oberbaurath ch Curator, Vicepräsident.
Prof. Ba Curator.
Custos Buc Secretär.
Hofrath v. telb rge Director.
Reg.-Rath v. Curator.
Reg.-Rath v. a1 Vicedirector.
Oberbaurath v. Curator.
Freiherr v. bec Curator.
Hof-Glaswaarenfabrikant Curator.
Gemeinderath tz Curator.
Karnmerrath Mitglied des Aufsichtsrathes der Kunst-
gewerbeschule.
Dr. Ferd. tarnm Curator.
Reg-Rath Director der Kunstgewerbeschule.
Freih. v. Delegirter der n. ö. Handelskammer, Curator.
Graf ich Curator.
3D
Das Actionscornite hat nachstehenden
Aufruf zur Bethelligung der österreichischen Kunstindustrle
an der Pariser Weltausstellung 1878
erlassen
Die österreichische Kunstindustrie steht auf's Neue vor einer grossen Aufgabe, die
sie nicht gewünscht, die sie nicht herbeigeführt hat; aber sie kann sich ihr nicht ent-
ziehen und muss sie l6sen.
Die dritte Pariser Weltausstellung, der wir für das Jahr 1878 entgegensehen, ist
unabanderliche Thatsache, so weit menschlicher Beschluss reicht, und eben so fest steht
nunmehr die Theilnahme Oesterreichs.
Es ist richtig und wird von Niemand geleugnet, dass heute die Lage der Welt und
die Lage der Industrie insbesondere einem solchen Unternehmen, welches blühende Frie-
denszustande zur Voraussetzung haben sollte, ungünstig sind; es ist leider richtig, dass
diese Ungunst der Zeiten doppelt schwer auf Oesterreich drückt. Aber soll uns das ver-
anlassen, dem Kampfe zu entsagen und ruhig dern Laufe der Dinge zuzusehen?
Wenn uns nicht mehr die Frage vorliegt, ob Ja, ab Nein, sondern nur, ob wir gut
oder schlecht ausstellen sollen, werden wir da nicht alle Anstrengungen machen, deren
wir fähig sind, um das erstere Ziel zu erreichen, um Oesterreich würdig im Wettkampfc
der Nationen erscheinen zu lassen?
Wir haben ja noch einen besonderen, einen zwingenden Grund dazu. Es ist That-
sache-und wir können davon reden- die Kunstindustrie Oesterreichs hat neues Leben
gewonnen und sich einen jungen Ruhm erworben. Soll sie dieses Leben auf das Spiel
setzen, diesen jungen Ruhm auf einem neuen Schlachtfelde begraben lassen! Soll sie
nicht vielmehr Alles daran setzen, ihn zu behaupten, ihn fester zu begründen und zu er-
weitern? Handelt es sich ja doch nicht blos um eine Frage der Ehre, sondern um eine
Ehre, mit der die materiellsten Interessen, mit der Wohl und Wehe auf's Engste ver-
knüpft sind!
Und wir können dieses Ziel erreichen.
Können wir auch nicht hoffen, auf einem Boden, wo Frankreich bei sich zu Hause
mit all' seiner Kraft auftritt, als die Ersten aus dem Kampfe hervorzugehen, so können
wir doch vollkommen auf einen ehrenvollen Platz, selbst auf einen frischen Ruhmeszweig
rechnen, vorausgesetzt, dass wir es an Anstrengungen und sie sind doppelt nöthig
nicht fehlen lassen.
Diese nun hervorzurufen und in die rechten Wege zu leiten, bezweckt unser Aufruf.
Wir wenden uns zunächst an die Industriellen selber mit dem Ersuchen, mit der
dringenden Bitte, sich der Theilnahn-ie an der neuen Ausstellung nicht zu entziehen, trotz
der Ungunst der Zeiten, trotz so vieler, nur zu wohl bekannter Täuschungen, zu denen
die Weltausstellungen Ursache gewesen sind. Wir verlangen keine Opfer von ihnen, wie
sie bisher bei solchen Gelegenheiten gebräuchlich waren, keine blossen Cabinetstücke,
keine forcirten Luxusgegenstande, die, nur zu diesem Zwecke gemacht, eine Weile die
Augen blenden, um sodann, weil unverkauft und nach ihrer Natur unverkäullich, Aerger
und bitteren Schaden zurückzulassen.
Die österreichische Kunstindustrie soll nicht zur Schau und nicht für die Kunst-
cabinete arbeiten, sondern dasjenige, was in Wirklichkeit gesucht und gebraucht wird,
und sie soll dieses und darin besteht ihre Aufgabe gut schaffen, d. h. zweck-
massig, brauchbar und schon zugleich. In diesem Sinne müssen ngutx und i-osterrcichischu
identische Begrilfe werden und alsdann hat unsere Kunstindustrie den goldenen Boden
gefunden, auf welchem sie Ruhm, Glück und Gewinn an sich fesseln wird. Folgt sie
diesem Wege auch für die bevorstehende Ausstellung, so wird sie sich schwerlich über
Opfer zu beklagen haben.
Wir wenden uns zweitens ganz in demselben Sinne an das Publicum, an das kau-
fende und bestellende, an dasjenige zumal, welches Kunst und Schönheit liebt und ehrt.
Wir wenden uns an das Publicum mit der Bitte, die Industrie in ihrem Streben zu unter-
stützen. So Mancher ist in der Lage und hat auch die Lust dazu, schöne Gegenstände
zu seiner Freude entstehen zu lassen, so Mancher hat die Absicht, früher oder später
schone Gerathe zu bestellen, die er für sich braucht, für seine Wohnung, für seinen
Tisch er mache letzt die Bestellung, sobald als möglich, da es noch Zeit ist; er mache
sie unter der Bedingung, dass diese Gegenstände zu Paris auf der Ausstellung erscheinen,
und er achte darauf, dass sie gut und schon und zweckmassig seien. Sollte er des Rathes
dazu bedürfen, so wird das Actionscomite bereltwilligst ihm zu demselben verhelfen.
Aber zum Dritten haben wir uns noch an einen anderen Kreis zu wenden, welcher
der Sache der österreichischen Kunstindustrie auf der Pariser Ausstellung im höchsten
Grade nützlich sein kann.
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Es sind heute so manche öffentliche Bauten von grossartiger, von monumentaler
Bedeutung im Gange, die über kurz nder lang zu ihrer Ausstattung vieler vorragender
kunstindustrieller Arbeiten bedürfen werden, der Vertäfelungen und Mabilien, der Lustres
und Candelaber, der Gitter und Thßren und was dieser Dinge mehr sind. Die Archi-
tekten sind vollkommen in der Lage, sofern die Bestellung rechtzeitig geschieht, wenig-
stens einen Theil dieser Gegenstände noch in Ausführung bringen zu lassen. Da die
Entscheidung bei den Bauherren, bei den Behörden, Gemeinden und Corporationen liegt,
so ergeht auch an diese die eindringlichste Bitte, so bald wie nur möglich denn die
Zeit drängt in höchstem Grade Zustimmung und Auftrag geben zu wollen.
Wenn alle diese Factnren, die an der Pariser Ausstellung mit persönlichem und
mit patriotischem Interesse betheiligt sind, nur das thun, was ohnehin einmal geschehen
wird und muss, wenn sie dem guten Willen die schnelle und richtige That folgen lassen,
so brauchen wir um den Ausgang nicht Sorge zu tragen. Es wird Allen zugleich geholfen,
dem Industriellen, dem die Opfer erspart werden, dem leidenden Arbeiter, dem Beschäf-
tigung zu Theil wird, und endlich wird Oesterreich auf der Pariser Ausstellung mit einer
genügenden Anzahl schöner und guter Gegenstände vertreten sein, die, aus gleichem
Geiste geschalfen, Ehre und Erfolg für unsere Bestrebungen sichern werden.
Wir dürfen daher unsererseits mit Zuversicht erwarten, nach keiner Seite hin eine
Fehlbitte zu thun.
Für das Actionscomite
der Präsident
Edmund Graf Zichy m. p.
Dio Tiroler Glasmalerei und Kathedralglashütte I876.
Fast mit Jahreswende hat diesmal das Geschäftsjahr der Tiroler
Glasmalerei seinen Abschluss gefunden, während sonst der Eintritt des
Winters mit Frösten, welche die Einsetzung den Fenster unmöglich
machen, eine natürliche Grenze der grossen Arbeitsperiode bildet.
Diese, an Fülle des Schaffens noch reicher als die des Vorjahres,
trat in Folge der dem religiösen Kunstgebiete immer ungünstiger sich an-
lassenden Zeitverhältnisse an materiellem Erfolge weit hinter jenes zurück;
ja das erste Semester brachte Erscheinungen zu Tage, welche für die Zu-
kunft der Glasmalerei höchst besorgnisserregend zu werden drohten.
Reiche Stifte und Kirchenfürsten, welche früher mit zu den besten Be-
stellern gezählt und gediegene reiche Ausführung verlangt hatten, zogen
entweder unter Berufung auf ihre hohen Steuerlasten schon ertheilte Auf-
träge zurück, oder reducirten doch die Preise so sehr, dass die Anstalt
froh sein musste, die Arbeiten ohne Schaden liefern zu können.
Die gleichzeitige Arbeitslosigkeit deutscher Collegen verschärfte die
schon bestehende Concurrenz, bis ein hohes Disagio deren Einfluss um
ein Bedeutendes verringerte, und das wesentlich verbesserte Fabrikat
der Kathedralglashütte wieder einen Hatten Absatz nach dem Auslande
erwarb. Wenn nun auch die Aufträge der Glasmaler nicht auf gleicher
Höhe wie in den Vorjahren blieben, so konnte doch die Hütte mit dem
neuen Ofen zu vier Häfen eben so lange arbeiten als früher mit zwei,
und mit Jahresende zeigte das Lager so empfindliche Lücken, dass eine
neue Campagne beginnen musste. Damit tritt denn die Glashütte allmälig
in den Zustand materieller Unabhängigkeit von der Mutteranstalt, der
Glasmalerei, was unter oben erwähnten äusseren Verhältnissen nur wün-
schenswerth sein kann. Charakterisiren wir mit zwei Worten das abge-
laufene Jahr, so ist es nicht nur ein Glied neuer Entwicklung in quanti-
tativer Richtung, sondern weit mehr ein solches der Vertiefung, des
Studiums und Fortschrittes in Kunst und Technik.
Darauf zielte hin der Abendcursus im Winter, wo einige 20 Glas-
maler in zwei Abtheilungen nach ornamentalen und Figuralen Gypsmodellen
und Gewandfiguren zeichneten; die Bereicherung der Bibliothek rnit einigen
Hauptwerken über Ornamentik, Heraldik und Kunstindustrie, welche mit
erfreulicher Theilnahme bei Lösung verschiedenerAufgaben benützt wurden;
die häufigere Uebermachung ganzer Aufträge an die Anstalt, wodurch
reiche Gelegenheit zum Studium und zur Anwendung praktischen Kön-
nens gegeben wurde und durchschnittlich fünf Zeichner vollauf Beschäf-
tigung erhielten. Einen derselben, der mit der Uebertragung der Steinle-
schen Compositionen der Kreuzschifffenster der Votivkirche in Wien be-
traut wurde, veranlasste die Anstalt vor Beginn seiner Aufgabe zu einer
Studienreise; einem zweiten Ornamentisten ist für das laufende Jahr ein
rnehrwöchentlicher Aufenthalt an Kunst- und Kunstgewerbemuseen be-
stimmt. Es ist hier angenehme Pflicht, dem k. k. Handelsministerium,
welches auf Ansuchen des Director's der Tiroler Glasmalerei-Anstalt um
geeignete Lehrmittel für genanntes Zeichnungsstudium in grossmüthigster
Weise das Storckische und das Grandauefsche Werk sowie eine Collection
vorzüglicher Gypsabgüsse nach Originalen des classischen Alterthums und
der Renaissance überrnachte, den tiefsten Dank auszusprechen. Die ge-
wissenhafte Verwerthung dieser schönen Materialien weisen die Mappen
aus, worin die Zeichnungen der Glasmaler der Anstalt gesammelt sind.
Ebenso bringt die Direction dem k. k. Obersthofmeisteramte Sr. Majestät
des Kaisers den tiefsten Dank dar für die hohe Bewilligung der Aufnahme
der decorativen Wandmalereien des spanischen Saales im Schlosse Ambras
durch einen unserer Zeichner.
Ein Mißstand machte sich gerade im verflossenen Herbste besonders
fühlbar die Ueberhastung grosser Aufträge, welche in denkbar kürzester
Zeit ausgeführt sein sollten und auch ausgeführt wurden. Appellirt in
vereinzelten Fällen der Architekt, dem hier und da erst im letzten Mo-
mente die Mittel zu einer Kunstverglasung bewilligt werden, mit Grund
an die Leistungsfähigkeit eines grossen Etablissements, so entsteht für
dasselbe doch die grösste Verlegenheit, wenn plötzlich drei und vier um-
fassende Aufgaben gegeben werden und alle Hände sich damit beschäf-
tigen sollen mit Hintansetzung einer Menge schon begonnener; bei der
gezwungenen Eilfertigkeit sind unsaubere Mache, Unfälle, materielle Ver-
luste und Schädigung des ganzen Geschäftsganges wie des wohlerworbenen
Rufes der Anstalt gar nicht zu vermeiden.
Am Schlusse des vorjährigen Berichtes wurde der in Schwebe be-
findlichen grösseren Arbeiten gedacht, worunter die Kunstverglasungen
lder Kathedrale von Savannah obenan standen. Leider trat auch darin
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eine unangenehme Sistirung ein, einerseits in Folge der Einführung eines
Zolls auf Glasmalereien in der Höhe von 40 96 des Werthes, während
früher die Unionsregierung Werke des Kirchenschrnucks auf besonderes
Ersuchen der Besteller meist zollfrei einführen liess, anderseits weil durch
den schlechten Geschäftsgang und die Verdienstlosigkeit des Gewerbe-
und Mittelstandes, welcher diese wie die meisten anderen kirchlichen
Bauten der Unionsstaaten mit grossartigen Spenden aufführt und aus-
stattet, die vorher reichlichen Beisteuern naturgeinäss spärlicher und ge-
ringer wurden. Unter solchen Verhältnissen gibt das amerikanische Ar-
beitsfeld nicht mehr jenen Hoffnungen Raum, die noch vor zwei Jahren
mit vollem Grunde daran geknüpft wurden. Es ist denn auch aus 1876
nur ein Auftrag aus La Crosse zu verzeichnen.
Gleichwohl beschickte die Anstalt die Weltausstellung zu Phila-
delphia mit drei Fenstern des Sitzungssales des Tiroler Landtages und
einer Collection farbiger Kathedral- und Antikgläser, welche als Rück-
wand die Lobmeyfsche Glasausstellung abschlossen, und erhielt für diese
ihre Leistungen die Medaille. Ob und welche Erfolge daraus resultiren,
steht erst abzuwarten; unter allen Umständen dürften die hohen Prohibi-
tivzölle schwer zu überwindende Schranken bilden.
Noch ungünstiger gestalteten sich begreiflicher Weise die Absatz-
verhältnisse nach dem Orient, wohin denn auch im verflossenen Jahre
nicht ein Geschäft gemacht wurde.
Die näheren und nächsten Arbeitsfelder, Deutschland und Oester-
reich, erwiesen sich dagegen desto ergiebiger. Nicht nur dass die Bocholter
Pfarrkirche wieder fünf f-igurale Fenster mit Darstellungen aus dem Leben
Christi erhielt und Goch die drei bildlichen Glasgemälde für das Josephi-
Chörchen, so erfolgten ansehnliche Bestellungen für Haldern bei Mehrhoog,
XVescke, Borken, für Gross St. Martin in Cöln. Die meisten dieser Fenster
werden nach Compositionen des Prof, Klein ausgeführt.
Von grösseren Aufträgen nach Oesterreich sind zu nennen; Die
Kunstverglasung der romanisch-byzantinischen Kirche zu Levico rnit zg
Fenstern, Barbian mit 15 Fenstern, Leonfelden bei Linz 22 Fenster,
St. Peter in Prag 23 Fenster, Pfarrkirche von Graz lO Fenster, Seminar!
kirche daselbst Fenster; 13 Fenster für die Klosterkirche in Friedland,
gestiftet vom Fürsterzbischof zu Olmütz; 4. grosse Fenster nach Leutschau,
gestiftet vom Zipser Bischof Czaska; f-igurale nach Var Palota; die
decorativen für Riegersburg; für die Votivkirche die Hochchorfenster
mit Darstellungen aus dem Leben Petri nach Compositionen von Prof,
Führich, Cartons von E. v. Wörndle und Jobst.
Als Fortsetzung des in den letztvergangenen Jahren Begonnenen
sind zu nennen die Kuppelfenster der Universitätskirche in Innsbruck;
Figurale für Wilten; Apostelfenster mit decorativen Lünetten für
Kaltern; der würdige Schluss der Restaurationsarbeiten für die durch ihre
Schätze alter Glasmalerei weltberühmte Stiftskirche Heiligenkreuz bei
Baden, 78 Flügel; tigurale Fenster nach St. Valentin in Oberösterreich;
ornarnentale Glasmalereien nach Erzstift Martinsberg; die Lünetten der
Xaveri-Kapelle im Dom zu Klagenfurt; Fenster für die Schlosskirchc
zu Wechselburg in Sachsen und eine noch grössere Zahl von Ein-
zelobjecten oder Pendants nach fast allen Provinzen Oesterreichs,
nach Deutschland, Belgien und Italien.
Nicht unerwähnt dürfen darunter bleiben die zwei Monumental-
fenster für die Pfarrkirche in Lienz, errichtet dem Andenken Beda We-
ber's und Volderauefs; zwei mit Wappen ausgestattete Butzenscheiben-
fenster für die Kirche Sta. Maria dell'anima in Rom als Anfang einer
Folge von Kunstverglasungen dorthin, welche im laufenden Jahre in dem
hguralen Hauptfenster darstellend Maria als erlösende Fürbitterin der
armen Seelen nach Ludovico Seitz, einer Stiftung Sr. Majestät des Kaisers
von Oesterreich ihren Culrninationspunkt finden.
Es ist noch ein Arbeitsfeld zu erwähnen, das im Vergleich zu den
Vorjahren wieder erhöhte Production ausweist die Glasmalerei für Pro-
fanzwecke.
Mit Uebergehung einzelner Cabinetsstücke oder Salon- und Treppen-
hausfenster machen wir nur die grösseren Aufträge dieses Genres nam-
haft Sechs Wappenfenster für das germanische Nationalmuseum in Nürn-
berg, gestiftet von den deutschen Adelsgeschlechtern Bibra, Marschalk,
Redwitz, Rotenhan, Schenk von Geyern, Seckendorf und Soden, gezeichnet
von Director Dr. A. Essenwein, der auch die Vorlagen für zwei orienta-
lisirende Teppichfenster lieferte, wovon eines mit drei Wappenfeldern die
Tiroler Glasmalerei dem Nationalinstitute widmete; die decorativen Kunst-
Verglasungen der Villenburgen Baden und Braunfels, der Fürsten Solms
nach Entwürfen des k. Bauraths Oppler in Hannover, der zwei solcher
Fenster zum Abschluss seines gothischen Stübchens in der Münchner
Ausstellung in Auftrag gab. Dafür sowie für einige kleinere Cabinets-
stücke die Künste in Renaissance-Architektur und ein hl. Dreikönigs-
bücl in spätgothischer Umrahmung erhielt die Anstalt die Medaille.
Wenn es befremdet hat, dass sie in München nicht imposanter aufgetreten,
so war die gleichzeitige Beschickung der Weltausstellung in Philadelphia
und die Schwierigkeit, ja völlige Unmöglichkeit, einen der Besteller zur
Ueberlassung bedeutenderer Objecte auf ein halbes Jahr für die Exposition
zu bewegen, Grund- davon.
Die sechs Tiroler Landhausfenster sind prächtige Wappenschildereien
von Festons und Ornarnentik festlich umrahmt, zwischen welchen Em-
blemen der Volkskraft und des Bürgerthums zwei historische überlebens-
grosse Porträts Herzog Rudolf lV. der Stifter, durch den Tirol an Oester-
reich kam, und der Volksheld Andreas Hofer hervorragen.
Für den Saalbau mit Vorräuruen und Treppenhaus der St. Wenzels-
Vorschusscasse in Prag lieferte die Anstalt nach Motiven des Architekten
Barvitius in denkbar kürzester Zeit 13 reich ornamentale Fenster im Re-
naissancestyl.
Damit schliessen wir die Reihe umfassenderer Aufgaben ab, welche
eine Unmenge Nippes in Wappen, Spruchrosetten, Spruchschilder u. s. w.
begleitet.
Das Oesterr. Museum für Kunst und Industrie hat diese Leistungen
der Anstalt für den Schmuck des Wohnhauses als einen Fortschritt ge-
würdigt und auf der letzten Weihnachts-Ausstellung mit dem Anerken-
nungsdiplome ausgezeichnet.
Als besondere Vertretung für Profan-Glasmalerei ist in Wien die
Firma Wilfort 8c Wolff, Tapetenhandlung, l., Burgring bestellt, welche
aber auch Aufträge kirchlichen Charakters übernimmt.
Sprechen die in diesem Jahre auf den Expositionen erlangten Aus-
zeichnungen öffentlich für den ästhetischen Werth der Leistungen des ln-
stituts, so hat es auch eine Fülle jener stillen Anerkennungen, Belobungen
von Architekten und Kunstfreunden, von Kirchenvorständen und Ge-
meinden zu verzeichnen, welche nicht minder werthvoll für das fernere
Wirken der Glasmalerei sind, die weniger auf blendende Ausstellungs-
erfolge abzielt, als dahin, dass jedes gemalte Fenster ein edler Schmuck
seines Baues, ein durch sein Dasein beredter Vertreter des Ateliers werde,
woraus es hervorgegangen.
Von Riesenobjecten aber, wie die beiden kolossalen Kreuzschiff-
fenster der Votivkirche, deren Ausführung von den Stiftern, Sr. Majestät
dem Kaiser und der Commune Wien, auf empfehlenden Vorschlag der
Bauleitung der Anstalt übertragen wurde, wird eine solche Fülle und
Macht künstlerischen und technischen Könnens zu einer glücklichen Lö-
sung gefordert; die mit jedem Kolossalwerke verbundenen Schwierigkeiten
stellen die Ausdauer und das nach Vollkommenheit ringende Streben der
daran betheiligten Kräfte auf so strenge Proben, dass diese Aufgabe als
eine Existenzfrage im edelsten Sinne des Wortes aufgefasst wird. Glück-
lich ein Kunstinstitut, das an der Grösse und dem ästhetischen Werthe
solcher Vorwürfe selbst emporwachsen kann, glücklich, dass der Arbeit!-
kreis sich immer voller mit anderen Kunstaufgaben füllt, rein technische
und handwerksmässige Leistungen zurückdrängend, ein Verhältniss,
das wie urplötzlich das entgegengesetzte abgelöst.
Daraus erklärt sich ein neues Moment qualitativen Wachsthums,
dass die Direction einige mittelmässige Kräfte, die auf günstige Entwick-
lung wenig Hoffnung liessen, ausschied und dafür neue, tüchtige enga-
girte, deren jede ihren Mann stellt.
So tritt die Tiroler Glasmalerei mit ihrer bewährten Garde in das
neue Jahr, willens Tüchtiges zu schaffen, treu ihrem Principe, mit allen
materiellen und geistigen Mitteln wie das künstlerische Individuum zu
streben vorwärts!
Jahresberichte der Fachschulen des k. k. Handelsministeriums über das
Schuljahr I875l76.
Fachzeichenschule und Lehrwerkstätte für Holzschnitzerei
in Tione.
Leiter und Lehrer J. Tamanini.
Diese im April 1876 vom k. k. Handelsministerium übernommene
Fachschule war im Schuljahre i875f76 von 16 ordentlichen Schülern,
ro Hospitanten und von zo Schülern des Sonntags und Abends besucht,
wobei mehrere Schüler wegen Raummangels abgewiesen werden mussten.
Der Mehrzahl nach waren dieselben Tischler und Holzschnitzer, wobei
jeder Tischler verpHichtet worden ist, auch die Holzschnitzerei zu lernen.
Der Schulbesuch war vom December bis Mitte April am regelmässigsten.
Die an der Fachschule ausgeführten Arbeiten repräsentiren einen Werth
von 824. H. also 536 H. mehr als im Vorjahre, und es entfiel auf einen
Schüler im Durchschnitte ein Verdienst von 54 Kreuzern, auf einzelne
Schüler sogar über H. ö. W. per Tag. Eine grössere Zahl von Bestel-
lungen wäre für diese Schule in Zukunft wünschenswerth. Zur Anschaf-
fung von Materialien Werkhölzern u. dgl. wurden vom k. k. Handels-
ministerium 700 H. bewilligt und von den Gemeinden Tione und Roncone,
dann von mehreren Privaten der Schule verschiedene Holzgattungen im
beiläufigen Werthe von roo H. zum Geschenke gemacht. Die Schüler
sind der Mehrzahl nach sehr arm. Zwei Schüler genossen von Sr. kais.
Hoheit dem Herrn Erzherzog Albrecht Stipendien zu 25 und 40 H.
per Monat und einer hatte ein Stipendium von io H. monatlich, wozu H.
die Gemeinde Roncone und H. der Leiter der Schule beisteuerte. Als
dringend wünschenswerth wird vom Leiter die Einsetzung eines Schul-
ausschusses, die Erweiterung der Schullocalität und die Beistellung eines
zweiten Lehrers bezeichnet.
Facbzeichen- und Modellirschule für Siderolithwaaren-
Industrie in Tetschen ajE.
Leiter und Lehrer A. L. Lhotta.
Diese im Jahre 1874 gegründete Fachschule war im abgelaufenen
Schuljahre von 30 Schülern besucht, von welchen aber nur 17 bis zum
Schlusse des Schuljahres verblieben. Den Tagescurs besuchten ordent-
liche und 4. ausserordentliche Schüler, den Sonntagscurs 29, den Abend-
curs 2x Schüler, welche sich der Mehrzahl nach zu Malern und Model-
leuren für die Thonwaaren-Industrie, zum Theile auch zu Lithographen,
Bildhauern u. s. w. heranbilden wollten. Die Lehrmittelsammlung
wurde durch 213 Gypsmodelle aus dem k. k. Oesterr. Museum, und die
recht fleissig benützte kleine Bibliothek der Schule durch mehrere, vom
k. k. Handelsministerium sowie auch von einzelnen Privaten geschenkte
Werke vermehrt. Ferner ist der Schule durch Vermittlung des Schulaus-
schusses eine Drehscheibe, sowie auch das erforderliche Rohmateriale
Thon und Gyps unentgeltlich beigestellt worden, und es hatte die
Handels- und Gewerbekammer von Reichenberg zur Unterstützung mittel-
loser, rleissiger und würdiger Schüler den Betrag von m0 H. gespendet.
An der Münchner Ausstellung hatte sich diese Fachschule mit sechs
Stück Gefässen betheiligt und die am Schlusse des Schuljahres in Tetschen
veranstaltete Ausstellung der Schülerarbeiten erfreute sich einer regen
Theilnahme.
Fachzeichen- und Modellirschule für Thonwaaren-Industrie
in Teplitz.
Leiter und Lehrer Franz Laube.
Dieselbe eröffnete am 3. October 1875 das zweite Schuljahr mit 85
eingeschriebenen Schülern, von welchen aber nur 65 die Schule wirklich
besuchten. 30 dieser Schüler gehörten der Thonwaaren-Industrie, die
übrigen verschiedenen anderen Gewerben an. Drei Schüler besuchten die
Schule ganztägig, vier halbtägig, die übrigen waren Abendschüler.
Die Handels- und Gewerbekammer von Reichenberg hat derselben
eine Subvention von too fl. für ein Stipendium und zur Nachschaliung von
Lehrmitteln zugewendet und es wurden der Schule auch von einzelnen
Privaten Geschenke an Lehrmitteln zu Theil. An der Münchner Aus-
stellung betheiligte sich diese iunge Lehranstalt mit 30 Stück Schüler-
arbeiten, und sie hatte insoferne einen bemerkenswerthen und erfreulichen
Erfolg zu verzeichnen, als ein Fabriksbesitzer Director Pechar bei Teplitzl
einzelne der gelungeneren Objecte zur Decorirung von Bierkrügen aus
Preschner Thon mit Salzglasur und Schmelzfarben verwendet hat, welche
er nunmehr als Specialartikel führt. Das Verhältniss dieser Fachschule
zu den dortigen Industriellen wird im Allgemeinen als ein ziemlich gün-
stiges bezeichnet, und es ist zu hotTen, dass sie durch die in Aussicht
genommene Anstellung einer zweiten Lehrkraft für Malerei und Decora-
tion der ihr gestellten Aufgabe auch in dieser Richtung entsprechen wird.
Fachschule für Goldschmiede und verwandte Gewerbe
in Prag.
Leiter Otto Mentzel, Bildhauer, zugleich Lehrer des Modellirens;
Lehrer Architekt Jos. Schulz für Freihandzeichgen.
Schülerzahl 33, und zwar ordentliche Ganztag- Schüler, ausser-
ordentliche Schüler, Sonntagsschüler und lz Schüler für Sonntag und
Abends. Von diesen waren 24. Gold- und Silberarheiter, Graveure und
Juweliere, die übrigen vertheilten sich auf verschiedene andere Gewerbe.
Der Schulbesuch war keineswegs ein geregelter und bedauerlicher
Weise waren es in vielen Fällen die Chefs der Werkstätten selbst, welche
die bei ihnen beschäftigten Schüler durch Arbeit vorn Schulbesuche ab-
hielten. Das aus Mitgliedern bestehende Schulcomite Obmann Dr. Otto
63
Benndorf liess kein Mittel unversucht, um auf den Schulbesuch einzu-
wirken. Es wurde das Schulgeld aufgehoben, einzelne fleissige Schüler
durch Stipendien von x00 bis 200 H. unterstützt und durch Veranstaltung
einer permanenten kunstgewerblichen Ausstellung in den Räumen dieser
Lehranstalt wurde die Theilnahme der betreffenden Fachkreise zu wecken
gesucht. Insbesondere sollte auf letzterem Wege ein engerer Anschluss
der productiven Elemente an diese Fachschule bewirkt werden, welcher
mit der Zeit zur Hebung der Frequenz führen kann. Mit besonderer
Anerkennung verdient hier die von Herrn Josef Muck Edlen v. Mu cken-.
thal dieser Lehranstalt gewidmete Stipendienstiftung genannt zu werden,
deren Zinsenertrag von 500 H. schon in diesem Jahre zu Stipendien für
drei der würdigsten Schüler dieser Anstalt verwendet worden ist. Auch
die Böhmische Sparcasse hat über Ansuchen des Schulcomitäfs zu
gleichem Zwecke 100 H. gespendet, welcher Betrag mit Beginn des Schul-
jahres r87677 zur Vertheilung gelangt.
Fachschule für gewerbliche Malerei und Chromolithographie
in Reichenau Böhmen.
Leiter und Lehrer Ernst th.
Diese zur Hebung der in und um Reichenau vorkommenden eigen-
artigen Malerindustrie bestimmte Fachschule war im Schuljahre r875l76
von 44 Schülern und Schülerinnen besucht, davon Schüler den Un-
terricht täglich, die übrigen nur an je einem Tage der Woche besuchten.
Die Schullocalitäten sind noch sehr beschränkt und fassen gleichzeitig
nicht mehr als 18 Schüler. Die Gemeinde, welche zum Baue eines neuen
Volksschulgebäudes 25.000 H. beizutragen hat, ist vorläufig ausser Stande,
für die Fachschule ein geräumigeres Gebäude herzustellen. Es konnte
daher auch der Unterricht in der Chromolithographie nicht erötfnet werden,
obwohl die erforderlichen Utensilien vorhanden wären. Trotz der be-
rührten entgegenstehenden Hindernisse hat diese Fachschule ihrer Aufgabe
möglichst entsprochen, und es hat der unermüdliche Fleiss des Leiters
derselben nicht wenig dazu beigetragen, dass ein grosser Theil der dor-
tigen Bevökerung erwerbsthätig erhalten und ein nennenswerther Industrie-
zweig wieder derart gehoben wurde, dass er es wagen konnte, auf der
jüngsten Weltausstellung jenseits des Meeres die Concurrenz zu versuchen.
Fachschule für Spielwaaren-Industrie in Katharinaberg
in Böhmen.
Leiter und Lehrer Job. Rordorf.
40 Schüler. Das Schulcomite bestand aus Mitgliedern und Ex-
perten. Die Lehrmittelsammlung erhielt in dem Schuljahre 1875l76 einen
namhaften Zuwachs, u. zw. 16 Gypsabgüsse Habenschadedscher Thier-
modelle, 40 Gypsabgüsse aus dem k. k. Oesterr. Museum und Werke
und Druckschriften. An Modellen und Formen wurden an dieser Anstalt
neu angefertigt 121 Stück Säugethiere für den Anschauungsunterricht,
und andere Modelle für Spielwaaren nebst den dazu gehörenden Formen.
Obwohl diese Fachschule erst seit April 1874. besteht, war sie doch schon
in der Lage, sich an der Teplitzer Gewerbe-Ausstellung, an der Weihnachts-
Ausstellung im Oesterr. Museum und an der permanenten Gewerbe-Aus-
stellung in Prag betheiligen zu können. Das Erträgniss für verkaufte
Schüler-Erzeugnisse betrug im abgelaufenen Schuljahre über 50 fl. ö. W.
Fachschule für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung
in Hallstadt.
Leiter und Fachlehrer Hans Greil. Werkmeister Joh. Engleithner.
lrn abgelaufenen Schuljahre war diese Fachschule von i7Wochentag-
und Sonntagsschülern besucht; überdies nahmen am Zeichenunterrichte
allein noch 33 die Volksschule besuchende Schüler theil.
Die durchschnittlichen Leistungen der Schüler werden im Verhält-
nisse zu dem kurzen Bestande der Schule von dem mit der Localleitung
betrauten Schulausschusse als in iederRichtung zufriedenstellend bezeichnet.
Diese Fachschule betheiligte sich an der diesjährigen Münchener Ausstel-
lung, und der Erlös für verkaufte Schülerarbeiten betrug im abgelaufenen
Schuljahre 44.0 Gulden. Der Arbeiterverein in Hallstadt beschenkte die
Schule mit Reisszeugen und anderen Zeichenrequisiten. Nachdem die
Holzschnitzerei und die Marmorbearbeitung in Hallstadt und Umgebung
einen, mitunter sogar wesentlichen Nebenerwerb der Mehrzahl der Ein-
wohner bildet, so fällt dieser Fachschule die wichtige Aufgabe zu, den
ästhetischen Sinn zu wecken und ein gründlicheres Verständniss für die
richtigeiAuffassung der Formen hervorzurufen, welcher Aufgabe dieselbe,
nach dem vorgelegten Berichte zu schliessen, in befriedigender Weise ent-
sprochen hat.
Verlosungen In lluuun.
Am l. März hielt Professor v. Lützow einen Vortrag über die Gründung der
Akademie der Künste. Unter den wenigen Vorarbeiten, die da benutzt werden
konnten, ist vor Allem die Geschichte der bildenden Künste in Wien" zu nennen, welche
in den Annalen der bildenden Künste für die österreichischen Staaten" von Hans
Rudolph Fuessli zu finden, übrigens lückenhaft ist und manche Unrichtigkeit enthält. ln
den letzten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts unter Kaiser Leopold wurde der erste
Grund zur Akademie gelegt. Sie war anfangs eine Kunstschule, die mehr einen perso-
nellen als olficiellen Charakter trug; sie hatte weder Fonds noch Statut und entstand
dadurch, dass der Hofmaler Peter Strudel, eine Art österreichischer Lionardo, der Gyps-
abgusse und Statuten aus ltalien mitgebracht hatte wiederholt um ein passendes Local
petitionirte, um diese Schätze unterzubringen. Anfangs der Neunziger-Jahre war Strudel
zum Vorstand dieser Anstalt ernannt worden, im Jahre l70l wurde Peter Strudel in den
Freiherrnstand erhoben, und im Jahre 1705 fand die feierliche Erdlfnung der Akademie
in dem sogenannten Strudelhof statt. Da wirkte Strudel mit seinen Brüdern Paul, der
Bildhauer war und den grbssten Theil an der Dreifaltigkeitssaule auf dem Graben ar-
beitete, und Dominik, der als Ingenieur wohl an der Anstalt Architektur lehrte. Die
Kunst StrudePs war der italienische ßarockstyl, doch war er kein gewöhnlicher Prak-
tikant", wie diese Art von Manieristen Goethe nennt, sondern ein tüchtiger Künstler, wie
Tafelbilder von ihm in hiesigen und anderen Galerien bezeugen. Strudel starb im Jahre
1714, und mit seinem Tode verschwand die Akademie eine zeitlang, und zwar bis zum
Jahre 1726, sie hatte eben kein Local; erst im Juni des genannten Jahres würde sie
wieder erölfnet im Günther-Sterneggschen Hause auf dem Mehlmarkte, und zwar unter
dem Directorate von Jacob van Schuppen, der, zu Fontainebleau geboren, in Paris unter
Nic. Largilliere sich gebildet hatte. Protector war damals der kunstliebende Graf Althann.
Die Ernennung van Schupperfs wurde in Wien keineswegs sympathisch begrusst; seine
Bildung war französisch, daher jener Peter Strudel's entgegengesetzt; er regte aber
namentlich die bürgerlichen Maler der St. Lucas-Bruderschaft gegen sich auf, welche bei
allen Behörden gegen das Bestehen einer solchen Akademie eiferten; ihre Eingaben wurden
zwar ignorirt, die Aufhebung des zunftmässigen Kunstbetriebes in Wien fand aber erst
unter Joseph II. statt. im Jahre 173i übersiedelte die Akademie in das Schönbrunner-
Haus, im Jahr 1733 in das Haus des Grafen Althann in der Seilergasse. Damals fand die
erste feierliche Preisvertheilung statt; die Medaille, welche zu diesem Behufe Matthaus
Donner machte, wird in der akademischen Ausstellung zu sehen sein. Auch populäre
Vortrage über Kunst führte van Schuppen ein. 1742 verliess die Akademie das Althann'sche
Haus und übersiedelte in die von Fischer von Erlach gebaute Hofbibliothelt; aber auch
dort blieb sie nur wenige Jahre, da 1745 der neuernannte Bibliothekar van Swieten die
Gemächer als seine Wohnung beanspruchte. Nun war die Akademie durch vier Jahre
unterstandslos", und erst im Jahre 174g erhielt sie die nöthigen Räume in dem kaiser-
lichen Stallgebäude zugewiesen. Jahre 1751 starb van Schuppen; man fand keinen
Director, da David Gran ablehnte, indem er von einer solchen französischen Anstalt nichts
wissen wolle. 175g erhielt die Akademie in der Person des Portratmalers Martin Meitens
einen neuen Director und eine neue Heimstätte in dem Universitätsgebaude, wo ihr jener
Theil, der nun die Wohnung des Directurs Littrow bildet, zugewiesen war. Schliesslich
gedachte der Vortrag noch des Protectorates des Fürsten Kaunitz, des österreichischen
Colbert, der Errichtung einer Kupferstecher- und Zeichnungsschule durch den tüchtigen
Schmutzer und der abermaligen Uebersiedlung der Akademie in das ehemalige Noviziat-
haus der Jesuiten zu St, Anna, wo sie bis in unsere Tage geblieben. Der Vortrag,
welcher eine Fülle von, interessanten Daten und Bemerkungen bot, wurde sehr beifallig
von dem zahlreichen Publicum aufgenommen.
Untarrlehhplan das Deutschen Gewerbe-Museums In Berlin.
Schuljahr lßyöfxßyy.
1. Vorbereltungs- Olasseu Stumm, Preis
Elementares Ornament-Zeichnen wischen" P"Q""m
Sonntags-Classe Herren Baumstr. Cremer, KVolff, Nitka Rm.
Abend-Classe Herren Baumstr. Wentzel, Nitka, Zaar
Damen-Classe Herr Hofmaler Norhnagel
'2. Ornamenlzeichnen und Formenlehre Herren Baumstr. Genick,
Wolff.......
'3. Gebundenes Zeichnen und Prujectionslehre Herr Architekt Elis
4. Architektonisches Zeichnen Herr Baumeister Schult
5. Zeichnen und Malen nach Gypsabgüssen, Ornamente Herren Hi-
storienmaler Meurer, Baumeister Cremer
G. Zeichnen und Malen nach Gypsabgüssen, Fignrliches Herr Histo-
rienmaler Schaller
Figuren-Zeichnen Herr Historienmaler Meurer
Thier-Zeichnen Herr Historienmaler Schaller
"P9"?
Anatomie des Menschen und der Thiere Herren Prof. Ewald
und Historienmaler Schaller
ro. Blumen-Zeichnen und Malen, Vortrag über Botanik Herr Hofmaler
Noxhnagel..............g
n. Mudelliren, Ornamente
Sonntags-Classe Herr Bildhauer Noack
Abend-Classe Herr Bildhauer Noack
u. Modelliren, Figürliches Herr Bildhauer Walger
'r3. Styllehre u. Srylgeschichte des Kunstgewerbes Herr Archil. Elis
2. Oompositions-Olassen. Slßßdm Preis
wöehentl. pr.Quana
I. Für Möbel, Geräthe, Gefässe und bauliches Ornament Herr Bau-
meister Luthmer
II. Für Flach-Ornament, Weberei, Stickerei, Tapetendruck etc. Herr
Historienmaler Meurer 42
III. Für ligürlicbe Decoration Herr Professor Ewald
IV. Für Modelliren Herr Bildhauer Behrendt
Zeichen-Cursus für Gemeinde-Schullehrer, l. Cursus Herren Bau-
meister Cremer, Zaar
Zeichen-Cursus für Gemeinde-Schullehrer, 2. Cursus Herr Bau-
meister Cremer
Neu in die Anstalt eintretende Schüler zahlen Rm. Eintrittsgeld.
Das Schuljahr begann am Montag, z. October 1876 und schliesst am Sonnabend,
3c. Juni 1877. Ferien vom 24,. December 1876 bis 6. Januar, vom 29. März bis 4. April,
vom ig. bis 23. Mai 1877.
In den rnit bezeichneten Classen findet der Eintritt nur zu October jedes Jahres
statt. An allen Cixssen können Damen theilnehmen.
Ueber die Aufnahme neuer Schüler in die übrigen Classen werden besondere Be-
stimmungen vor dem jedesmaligen Quartalschluss veröffentlicht.
Die Sammlung des Museums ist täglich ausser Montags von io bis Uhr,
die Bibliothek mit Ausnahme der Ferienzeit an den Wochentagen von Uhr,
Vormittags bis Uhr Nachmittags und Montag, Dienstag, Freitag und Sonnabend Abends
von bis Uhr geoifnet
Krßtueiit MHTHEILUNGEN.
Grillparzer-Monument. Von der Jury für die Beurtheilung der
Concurrenz- Entwürfe zum Grillparzer-Monument wurden die Verfertiger
der Skizzen unter dem Motto "Das Denken ist nicht der Empfindung
geschenkt-ß Herr Prof. Kundtmann, vJaromiru Herr Prof. Weyer
und "Patriau Herr Bildhauer Helmer zur Betheilung mit den ausge-
schriebenen Preisen von je 1000 H. bestimmt. Dem Verfertiger des
Entwurfes unter dem Motto "Dem heimischen Sänger-t Herrn Bildhauer
Lax wurde eine Ehrengabe zugesprochen. Jeder der vorgenannten vier
Bewerber wurde von Seite des Comitefs eingeladen, einen neuen Entwurf
anzufertigen. Diese Entwürfe sollen bis Ende October d. J. vollendet sein
und werden ebenfalls im Säulenhofe des Museums ausgestellt werden.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
März von 13.545, die Bibliothek von 1456, die Vorlesungen von 515 Personen
besucht.
Neu ausgestellt. Gitter, Giebel, Rosen und Dachwimpel nach Zeichnung des
Architekten A. Krumbholz, ferner Thor- und Thurbeschlbge und zwei Communion-
gitter für die Votivkircha nach dem Entwurf des Prof. H. Riewel, ausgeführt in
Schmiedeeisen von Ludwig Wilhelm in Wien; kirchliche Geräthe in Metall im
gothischen Style, ausgeführt von Brix und Anders in Wien; Imitationen nach Me-
tallarbeiten in Gyps, ausgeführt im Atelier des Museums von Alex. Schroth im Auf-
trage des Museums in Harlem; 30 japanische Stichblätter in Eisen, geschnitten und
tauschin; Rosenkränze, 17. und 18. Jahrhundert; Buchbeschlage aus ver-
guldetem Kupfer, I8. Jahrhundert; Tabacksdosen, Henkel, kleines Hei-
ligthum; bairischer Fraucnschmuck in Silberfiligran; Kreuz aus Malachit, 17.
Jahrhundert; Holzloffel mit Silber beschlagen, deutsch, 17. Jahrhundert;
siebenbürgischer und ungarischer Frauenschmuck, 17. und 18. Jahrhundert, sammtlich
Eigenthum des Museums; Teppich nach einem römischen Mosaikfussboden, gefunden
auf den Walserfeldern bei Salzburg, Eigenthum des Herrn J. Gruber in Maria-Saal;
ältere Paramente aus Mauterndorf Snlzburgi, Eigenthum der dortigen Pfarre; Zwei
Gitter und andere Gegenstände aus Schmiedeeisen von Schlossermeister V. Gillar in
Wien; Biiouterien von H. Rumpf in Wien; Christus am Kreuze von Ebenholz
mit Elfenbeineinlage, nach Zeichnung des Architekten Schaden, ausgeführt vom Bild-
hauer Schindler in WVien; Alt-Wiener Porcellan Eigenihum des Herrn M. Blum;
Oelgemälde nach einer Landschaft von Kriehuber, copirt von Fräulein Marie von
Wening-lngenheim; zwei Karyatiden, entworfen und modellirt von Bildhauer
Moriz Gedon in München, Gypsabgüsse aus dem Atelier des Museums. im Saal IX
des Museums wurde eine Ausstellung von Ornarnentsiichen der deutschen Schule vom
15, bis zum i7. Jahrhundert veranstaltet. Ferner wurden neu ausgestellt Schaukelfauteuil
vom Bildhauer Z. J. Jäckl; zwei Facher auf Seide gemalt von Frau Louise Lübke;
Silberpokal mit eingesetzten Goldmünzen ausgeführt von F. Jauner in Wien, Eigen-
thum des Fürsten Joh. Adolph zu Scharzenberg; Kästchen sammt Tisch mit Elfen-
bein eingelegt, Eigenthuin des Herrn August Meyer; eine Collection Bronzeleuchter
von Albert Samassa in Laibach.
Plastische Modelle. Um dem dringenden Bedürfnisse nach einer systematisch
angelegten, nach den Unierrichtsstufen fortschreitenden Sammlung von Anschauungs-
behelfen und plastischen Modellen für den Zeichenunterricht an Gymnasien, Realgym-
nasien, Realschulen. Tages- Gewerbeschulen, Lehrer- und Lehrerinneu-Bildungsanstalten,
Bürgerschulen und gewerblichen Fortbildungsschulen zu genügen, hat sich der Herr Mi-
nister für Cultus und Unterricht bestimmt gefunden, die Anfertigung einer derartigen,
theils aus Draht-, lheils aus anderen plastischen Modellen bestehenden Sammlung anzu-
ordnen. Diese Sammlung besteht aus fünf Serien und zwar perspectivische Apparate,
elementare Draht- und l-lolzmodelle; architektonische Elementar-formen Holzmodelle;
architektonische Stylformen Gypsmodelle; ornamentale Stylformen Gypsmodelle und
figurale Gypsmodelle. Mit Rücksicht auf die Lehrziele sind für Gymnasien und Real-
schulen sowie für Gewerbeschulen Tagesschulen; sammtliche fünf Serien, für Lehrer-
und Lehrerinnen-Bildungsanstalten und Bürgerschulen die erste und zweite, für gewerb-
liche Fortbildungsschulen Abend- oder Sonntagsschulen die erste, zweite, dritte und
vierte Serie bestimmt. Die Anschalfung der ganzen Sammlung ist für die obgenannten
Anstalten insofern obligatorisch, als dieselben im Interesse einer einheitlichen Organisation
des Zeichenunterrichtes angewiesen wurden, wenn sie eine Lehrmittelsammlung für den
Zeichenunterricht anzuschaffen in dem Falle sind, die vorerwahnte Sammlung zu beziehen.
Allgemeine Zeiohsnsohnle im IX. Bezirke. Seit der Errichtung wurde diese
Schule besucht lm Schuljahr i87475 von 55, i87576 von 69, und i87677 von 77
Schülern. Nach Studien oder Beschäftigung vertheilen sich die Schüler
Im Schuljahre
i8 18 18
Volks- und Bürgerschul Schüler, welche der Schulpflicht 74,7
genügt, dann Realschüler, welche die vierRealschulclassen
absolvirt und sich einer gewerblichen oder kunstgewerb-
lichen Richtung zuwenden iu 16
Gymnasialschüler von verschiedenen Gymnasien aus der
V., Vl., Vll. und Vlll. Classe io ii io
Handels-Akademiker
Universitatshörer Stud. philos. und medic.
Gewerbetreibende
Kunstgewerbetreibende i5 zo
Angestellte
Volks- und Bürgerschullehrer
Doctoren der Medicin
K. k. Officiere
Technische Beamte, Private und Privntbeamte iz
Summa 53 69 77
An andere Anstalten übergetreten sind im Laufe der drei Jahre An die Akademie
der bildenden Künste an die technische Hochschule an die Bau- und Maschinen-
schule an andere allgemeine Zeichenschulen 2.
Wiener Hauenerwerbverein. Mit dem ersten Semester des laufenden Schul-
jahres wurde das Uebungscomptoir des Vereines geschlossen. Die Schülerinnen dieses
Instituts, welche vorerst zwei Jahrgänge der Handelsschule absolvirt haben, führen die
mannigfaliigsten comptoiristischen Arbeiten einer dreimonatlichen Geschaftsgebalirung
sammt Abschluss und Liquidation aus und erlangen hierdurch jene Sicherheit und Ge-
wandtheit, die sie in den Stand setzt, jeder Anforderung in diesem Zweige kaufmännischer
Thatigkeit zu entsprechen. Der Verein ist bemüht den absolvirien Schülerinnen des
Uebungscomptoirs geeignete Stellen zu vermitteln. Aus der Maschinenstrickereischule
sind mehrere Schülerinnen nach zurückgelegter Lehrzeit ausgetreten, so dass der Verein
in der Lage ist, neue, sowohl zahlende als unentgeltliche Schülerinnen aufzunehmen,
68
Photographische Gesellschaft in Wien. Fcn- das Gesellschaftsjahr 1877 wur-
den folgende Preise ausgeschrieben Voigtlander-Medaillen l. Goldene Medaille
von 140 Ducaten. Für die Erhöhung der Empfindlichkeit nasser Platten. ll. Goldene Me-
daille von x40 Ducaten. Für ein durch Sicherheit und Empündlichkeit hervorragendes
Trockenverfahren. lll. Goldene Medaille von 40 Ducaten. Für die eingehende Untersuchung
des Asphaltes. IV. Silberne Medaille. Für eine Sammlung von Naturstudien. V. Silberne
Medaille. Für eine Sammlung von Momentaufnahmen. VI. Silberne Medaille. Für eine
Sammlung von Projectionsbildern für den Unterricht in Naturwissenschaften, Kunst und
Technik. Vll. Medaillen in Gold im Werthe von 40-100 Ducaten, in Silber und Bronze.
Für wissenschaftliche Abhandlungen, Erfindungen und Verbesserungen, welche in den
Versammlungen oder im Vereinsorgane zuerst mitgetheilt werden, sowie für besonders
verdienstliche Leistungen auf dem Gebiete der photographischen Praxis. Gesell-
schafts-Medaillen l. Goldene Medaille von 140 Ducaten. Für die Herstellung von
Hoch- und Tiefdruckplatten in Halbtonmanier mittelst Photographie. ll. Goldene Medaille
von x40 Ducaten. Für eine kritische Studie über die Reactionen der Chromsäure und ihrer
Salze auf Albuminate, Albuminoide, Kohlenhydrate und Harze, mit besonderer Rücksicht
auf die verschiedenen heliographischen Processe. lll. Silberne Medaille. Für Genrebilder.
lV. Silberne Medaille. Für in Oesterreich-Ungarn hergestellte Pigmentdrucke. V. Sil-
berne Medaille. Für eine Sammlung von Aufnahmen alter Baudenkmale. Vl. Silberne
Medaille. Für eine Sammlung ethnographischer Studien. VII. Silberne Medaille. Für eine
Sammlung anthropologischer Studien. Die detaillirten Programme werden auf Verlangen
von dem Vorstande Regierungsrath Dr. E. Hornig Wien, lll., Hauptstrasse franco
zugemittelt.
Aus Baiern. Das Interesse für das Wiederaufblühen der Kunstindustrie, welches
die Münchner Kunstgewerbeausstellung vom vergangenen Jahr in die weitesten Kreise ge-
tragen hat, beginnt allerorten sich zu aussern. ln Augsburg ist die schon langere Zeit
hindurch kundgegebene Absicht der Errichtung eines eigenen Gewerbemuseums jüngst im
Anschluss an die Vorträge des Herrn Dr. Seelhorst der Verwirklichung naher gerückt.
Ferner veranstaltet das baierische Gewerbemuseum in Nürnberg in der Zeit vom
z. September bis 7. October 1877 eine Ausstellung von alteren und neueren deutschen
kunstgewerblichen Arbeiten aus dem Gebiete der Buch- und Kunstdrucker; Zweck der
Ausstellung ist die Entwickelung dieses Zweiges der Kunstindustrie mit seinen Neben-
arbeiten in Deutschland vom XVX. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu zeigen, die Kennt-
niss der zu Gebote stehenden Vervielfältigungsarten zu verbreiten und zu einer umfassen-
den Benutzung jener Hilfsmittel anzuregen, welche die neue Wissenschaft hiefür bietet.
ln Folge dessen werden nicht nur alle Erzeugnisse, welche hier einschlagen, von den
Buchdrucken bis zur Photographie, sondern auch die zur Herstellung der betreffenden
Erzeugnisse angewendeten Werkzeuge etc. in der Ausstellung inbegriffen. Endlich beab-
sichtigt, wie dem Nürnb. Corr. geschrieben wird, der Gewerbeverein zu Bamberg im
Laufe dieses Sommers eine funfundzwanzigste locale Industrieausstellung abzuhalten an
welcher sich das baierische Gewerbemuseum betheiligen zu wollen zugesagt hat. Der
Director der Kunstgewerbeschule in München, Herr Emil Lange, hat ein Promemoria
verfasst, welches sich eingehend über die Grundsatze ausspricht, nach welchen die Orga-
nisation kunstgewerblicher Fachschulen vor sich gehen soll.
Preisausschreiben Concurrenz-Arbeiten für Entwürfe von einem Schützen-
becher ausgeschrieben von der Schützengesellschaft der Stadt Zürich sind 19 eingegan-
gen. Das Preisgericht hat in seiner Sitzung vom 28. Februar wie folgt entschieden
LPrämie Hr. H. von der Cammer in Bremen; z. Prämie Hr. Carl Bossard und Jos.
Balmer in Luzern; 3. Prämie Hr. Georg Graef, k. Zeichenlehrer in Rothenburg, Baiern;
t. Ehrenmeldung Hr. A. Toepfer und Georg Bergfeld in Bremen.
Alte Topferwaaren. Aus Siegburg in der preuss. Rheinprovinz wird unter
dem 8. Decbr. vor. J. geschrieben ln der Aulgasse, die seitwärts dem Seehof zuführt,
liegt der sogenannte Scherbenberg, der jetzt zum Theil mit Gartenanlagen versehen wird.
Beim Umgraben fand man die schönsten und merkwürdigsten Erzeugnisse der früheren
Topferkunst. Der gestern aufgedeckte Backofen bereits der 13. enthielt Tüpfe, auf denen
die ganze biblische Geschichte, Zeichnungen, Jahreszahlen, römische Siegesgöttinnen,
Kaiser Konstantin, Wappen von Jülich, Cleve und Berg, alles in den schönsten Farben
und Glasuren, abgebildet sind. Alles ist in feinstem Thon hergestellt. Auch viele Formen,
welche damals in der Topferkunst gebraucht wurden, fanden sich vor.
Bolhllvnrlng Oulerr. lnluunx.
summa-n von cm a-unn um