künstlerischen Ambitionen repräsentieren, bilden einen wertvollen Beitrag zur Wiener Kunst- und Zeitgeschichte und geben darum auch zu ihrer Kritik vielfach Veranlassung. Gerade das aber war nicht die Absicht dieser Zeilen. Sie wollten nur zeigen, wie ein solches Problem einst mit Hilfe des größten Aufwandes an künstlerischen Mitteln, durch den es gelöst wurde, zu einer hervorragenden Bedeutung wuchs, dann, als die Mittel bescheidener wurden, doch wieder durch die Intimität ihrer Lösungen seine Bedeutung behielt. Wie sich die bürgerlich-städtische Kunstempfindung eine Aufgabe zurechtzulegen verstand, welche die prunkvolle höüsche Kunstempiindung schon glänzendvariiert hatte. So vermag die Vorführung einiger Bilder solcher Brunnendenkmale, von denen viele dem Untergang geweiht sind, einen liebenswürdigen Zug auch aus dem Kunstempiinden jener Zeit aufzudecken, welche so lang mit Unrecht gering geachtet wurde und heute wieder neuerdings von den Genießenden geschätzt und verstanden wird. MODERNE BUCHEINBÄNDE äl- VON ANTON KISA-GODESBERG A. RH. 51b O wie manchem anderen edlen, von unserer Zivili- sation kaum mehr zu trennenden Luxus ver- danken wir auch den zierlichen in Gold und Farben prangenden Schmuck, in welchen sich die gedruckten Schöpfungen des Geistes in den Bibliothekender Liebhaberhüllen, dem phantasie- reichen Morgenland. An die Stelle der derben Einbände aus Rinds- und Wildleder, die im Mittelalter in Europa üblich waren, mit ihren Blindpressungen und Metallbeschlägen, zu deren Schonung man ihnen seidene oder lederne Hemden (camisiae, chemises genannt) antat, kamen zu Beginn des XVI. jahr- hunderts solche aus feinem Ziegenleder, das die Araber schon seit längerer Zeit als Corduan und Maroquin zum Überzug ihrer Buchdecken aufs sauberste herzurichten verstanden. Goldpressungen in dem wundervollen, aus antiken Motiven entstandenen Arabeskenornament füllten mit an- mutigen, reichen und zugleich zierlichen, farbenblühenden Verschlingungen die Fläche; vergoldete Tierbilder kennzeichneten das Mittelfeld und die Ecken, häufig in durchbrochener Lederauflage herausgehoben. Venedig nahm diese graziöse Kunst wie so viele andere Errungenschaften der über- legenen islamitischen Kultur willig auf, und mit ihr zugleich das edel geschwungene farbige Bandwerk mit reich geschürzten Verknotungen und phantasievollen Durchdringungen, begleitet von Blüten und Blättern, um- rissen von feinen Goldlinien, die in die Fülle der Farben harmonische