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GEGEBER-VOM- KKOSTE
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VEUAG VON RRTARIA Co. III VIUL XVII.JRHRG.1B14s HEFT 11 UnD 12.
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Inhalt
Seite
Neuerwerbungen der
Textilsammlung des
k. k. Österreichischen
Museums von Moriz
Dreger .477
Eine gotische Tonbüste
aus Oberbayern von
Alfred Walcher von
Molthein 499
Die Kanzel des Domes
von Grado von Leo
Planiscig 503
Das bosnische Haus
von I-Iartwig Fische!
Ein Werk des Joachims-
taler Zinngießers
Hans Wildt im Öster-
reichischen Museum
von Dr. Edmund Wil-
helm Braun .533
Aus dem Wiener Kunst-
leben von I-Iartwig
Fische 538
Kieine Nachrichten
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 548
Literatur des Kunstge-
werbes 548
S0
5x8
KUNST UND KUNSTHANDWERK
JÄHRLICH 12 HEFTE
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
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47'!
NEUERWERBUNGEN DER TEXTILSAMM-
LUNG DES K. K. OSTERREICHISCHEN
MUSEUMS Sie VON MORIZ DREGER-WIEN Sie
läuiigen Bericht über einige der wichtigeren
Neuerwerbungen zu geben, die in den letzten
drei jahren für die Textilsammlung des Museums
gemacht wurden. Mehrere wertvolle Vermeh-
rungen, die mit einer Spende zum fünfzig-
jährigen Bestande des Museums zusammen-
hängen, müssen hier außer Betracht bleiben, da
sie im Zusammenhange mit den übrigen Jubi-
läumsgaben besonders gewürdigt werden sollen;
gerade diese Gruppe umfaßt aber die bis in die romanische Zeit zurück-
reichenden ältesten Stücke, die unserer Sammlung in den letzten Jahren
zugekommen sind. Wir können in dem vorliegenden Berichte daher nur
Arbeiten von der Renaissancezeit an bringen; es befinden sich aber Stücke
darunter, die an sich sehr reizvoll und künstlerisch anregend sind und zum
Teile auch wissenschaftlich oder technisch aufklärend wirken.
Der auf Seite 478 abgebildete Stoff zeigt ein grünes Samtornament von
gleichgefärbten genoppten Rändern umgeben; ein Teil der Blüten und granat-
apfelähnlichen Formen besteht aus orangefarbenem Flor; der glatte, weiße
Grund wird auf der Vorderseite hauptsächlich durch die Kette gebildet. Man
darf das Stück wohl ohne Bedenken als venezianisch bezeichnen und noch
dem XV. Jahrhunderte zuschreiben. Ähnliche aufgelöste Musterungen
finden wir zum Beispiele in den Darstellungen aus der Ursulalegende des
Vittore Carpaccio in der Akademie zu Venedig Abschied des englischen
Prinzen und Begegnung mit der heiligen Ursula".
Bemerkenswert sind bei unserem Stoffe unter anderem die blattartigen
Mittelstücke mit dem ausgesparten Innenraume, ein Motiv, das sich besonders
in den Streumustern von der Mitte des XVI. bis zur Mitte des XVII. Jahr-
hunderts ausgebildet iindet, hier aber gewissermaßen in einer Vorstufe zu
erkennen ist. Auch die iiammenartig bewegten Ausläufer einiger Blüten
mögen nicht übersehen werden; es sind wohl noch Nachklänge älterer ost-
asiatischer Einflüsse, wie sie für die Stoffe der gotischen Periode ja unleug-
bar sind. Im ganzen ist diese zierliche und freie Umformung des Granat-
apfelmotives auf unserem Stücke unter den erhaltenen älteren Stoffen eine
Seltenheit, paßt jedoch vollständig in den Geist der Zeit gegen 1500 und,
wie gesagt, zu den uns überlieferten bildlichen Darstellungen.
Ein jüngeres Werk italienischer Renaissanceweberei ist auf Seite 47g
abgebildet. Hier ist eine Musterungsart zur Geltung gelangt, die gegen Mitte
des XVLJahrhunderts immer mehr hervortritt die sonst meist versetzte
62
Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums. Venezianische! Renaissancesamt, grün
und orange auf glattem weißem Grunde Höhe des Stückes 87 Zentimeter
Diagonalanordnung kleiner in sich geschlossener Motive. Die reichere
Goldmusterung zeigt als Grundschema eine S-förmige Gliederung, wie sie
auch für einen großen Teil der frühen Spitzen kennzeichnend ist."
Besonders auffällig sind die schrägstehenden Balken, die dadurch gebildet
sind, daß in ihnen ein großer Teil der Kettenfäden der Breite nach vorne
flottliegt"; diese Fäden sind dann in zweimal gebrochener Linie mit der
Schere auseinandergeschnitten, so daß sie nun von beiden Längsseiten
her schräg über die allgemeine Fläche herausspringen. Es wird dadurch in
dem, sonst einheitlich weinroten und nur mit Gold gemusterten, Seiden-
gewebe ein außerordentlich reiches Spiel der Lichter erzeugt. Es ist einer
der zahlreichen Versuche der fortgeschrittenen Renaissance, plastische und
Lichtwirkungen zu erreichen, und wäre etwa dem Mustern durch Fiocchi"
oder durch bloße Schnitte im Gewebe vergleichbar. Die Gesamtwirkung
des Stoffes ist von merkwürdig schlichter Vornehmheit und doch von ganz
geheimnisvollem Licht- und Farbenreize.
Gleichfalls der fortgeschrittenen Renaissance gehört das auf Seite 480
abgebildete Gewebe an. Das Stück ist anscheinend als obere Abschluß-
borte einer Bespannung gedacht und zeigt in der Längsrichtung oben und
Gesxickt Findet sich Vergleichbares etwa auf einem Damenporträt Bronzinos in der Eremitage zu
St. Petersburg.
479
unten die ursprünglichen Webekanten. Das Muster ist in grünem Flor mit
gerippten Rändern auf glattem gelbem Grunde ausgeführt. In gewissem
Sinne vergleichbare Formen haben wir unter anderem bei Tintoretto Apo-
theose der Venezia" im Dogenpalaste gefunden. Merkwürdig ist, wie die
Tierornamente schon in weit älteren Arbeiten, so auf einem italienischen
Stoffe um 1430 bei Falke Kunstgeschichte der Seidenweberei", Abb. 495
vorgebildet sind; die Fischkörper und der ganze Rankenzug sind aber voll-
endete Renaissance.
Eine weitere be-
merkenswerteRenais-
sancearbeit bietet die
Abbildung auf Sei-
te 48x; auch hier han-
delt es sich um ei-
nen friesanigen Strei-
fen. Die ursprünglich
blaue Kette bildet die
Musterung und der gel-
be Schuß den Grund;
diese oberen Schich-
ten sind aus Seide ge-
bildet. Die Figürliche
Darstellung ist bei un-
serem Stücke übrigens
nach beiden Seiten hin
unvollständig; doch ist
rechts die Einschläfe-
rung des Argus, dessen
Leib mit zahlreichen
Augen bedeckt ist,
deutlich zu erkennen.
Darstellungen von ähn-
licher Linienführung,
Bewegung, Tracht
und anderem finden
wir bisweilen in älte-
ren Modelbüchern, so
in dem des Andreas
Bretschneider Neu-
es Modelbuch", Leip-
zig, 1619 und insbe-
sondere bei Frederic
de vlnclolo "Pour- Neuerwerbung der Texülsammlung des Österreichischen Museums. Kasel,
traicts", Turm, 58g, Weinrote Seide mit Gold, Italien, xvl. jahrhundert
Ifvv
wo auch die dekorativen Ränder fast genau so vorkommen. Wenn man
sich aber einen Augenblick an französische Arbeiten, besonders an
französische Netzarbeiten, erinnert fühlt, so sei hier darauf hingewiesen, daß
damals eben die italienischen Formen in Frankreich einströmten und daß
auch das oben genannte Werk des in Venedig tätigen Vinciolo der franzö-
sischen Königin gewidmet und in französischer Sprache erschienen ist. Leider
sind wir über die Entwicklung der Weberei seit dem XVLjahrhundert heute
eigentlich noch weniger unterrichtet als über die der vorhergehenden Zeiten.
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Renaissancesamr. grüner Flor
mit genoppten Rändern auf glattem gelben Grunde Breite 56 bis 57 Zentimeter
Oder wollen uns die älteren Zeiten, um ein Wort Macaulays abzuwandeln,
nur deshalb klarer erscheinen, weil wir weniger Hilfsmittel haben, uns von der
Unzulänglichkeit unserer Anschauungen zu überzeugen? jedenfalls wird es
nötig sein, auch diese späteren Perioden in ähnlich umfassender und gründ-
licher Weise neu durchzuarbeiten, wie es Falke vor kurzem für die frühen
Perioden getan hat. Einstweilen wird die Veröffentlichung bemerkenswerten
Materiales eine der wichtigsten Vorarbeiten dazu sein.
Die außerordentliche technische Vervollkommnung, welche dieWeberei
in späterer Zeit besonders auf französischem Boden erlangt hat, zeigt uns
dann ein Gewebe, von dem auf Seite 482 ein Teil dargestellt ist. Die unge-
wöhnlich reichen und zarten Farben, die neben den bandartigen Formen
aus schwarzer Chenille verteilt sind, haben heute an der Vorderseite aller-
dings durch das Licht stark gelitten, so daß die schwarzen Partien nun aus
dem weißen Grunde allzustark hervortreten. Der außerordentliche Reichtum
der verschiedenen Bindungen und die Mannigfaltigkeit des Seidenmaterials,
die zur Verwendung gelangt sind, erwecken aber heute noch den Eindruck
eines fast unendlichen Reichtums und einer lebensvollen Bewegung, die
stellenweise wirklich an hinfiutendes Wasser gemahnt. Man wird sofort
an die Zeit des großen Lyoner Zeichners Philippe de Lasalle erinnert und
darf es wohl kühn behaupten, daß weder vorher noch nachher technisch
höher Stehendes geschaffen wurde; jedoch auch künstlerisch ist die Arbeit
in ihrer Art unübertroffen.
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Brokatell, Streifen mit Darstellung der
Einschläferung des Argus, blau auf gelbem Grunde, gegen 1600 Breite des Streifens 17 Zentimeter
Da es uns allen immer klarer wird, daß die Textilgeschichte gerade
der letzten Jahrhunderte nur durch genaue Lokalforschung geklärt werden
kann, legt unsere Sammlung immer mehr Gewicht auf die Vertretung der
österreichischen und besonders der Wiener Weberei, die ja seit Maria
Theresiens Zeit in großem Aufschwunge begriffen war. Wir bieten
auf Seite 483 ein Meisterstück" der früheren kaiserlichen Webeschule
in Wien aus dem Jahre 1828 und ein weiteres auf Seite 484, das eine
merkwürdige Mischung von Rokoko und Romantik aufweist. Es sei hier
kurz erwähnt, daß die Meister- und Prüfungsstücke der Wiener und wohl
auch anderer Textilschulen oft viele Jahre hindurch nach gleicher Vorlage
ausgeführt wurden, so daß die Zeichnung älter sein kann als die mit Jahres-
zahl versehene Probearbeit selbst. So besitzt das Österreichische Museum
selbst auch ein und dieselbe Darstellung als Arbeiten ziemlich auseinander-
liegender Jahre. Was die österreichische Textilkunst seit Ende des XVIlI. Jahr-
hunderts betrifft, hoffen wir übrigens in absehbarer Zeit Wichtigeres mitteilen
"Eva
zu können, da unsere Sammlung auf diesem Gebiete während der Abfassung
des vorliegenden Berichtes eine ganz ungeahnte Erweiterung erfahren hat.
Schon heute können wir sagen, daß manches der in Betracht kommenden
Erzeugnisse bisher in ganz falsche Zeiten und Länder versetzt worden ist.
Von außereuropäischen Webereien sei zunächst die auf Seite 485
dargestellte Kasel erwähnt; sie ist aus Teilen zweier verschiedener Stoffe
zusammengesetzt, die man wohl nach Persien und in das XVI. bis XVII. Jahr-
hundert zu versetzen hat, Die mittleren Partien zeigen reiche Farben auf
vorherrschendem Goldgrunde, die Seitenteile Gold auf rotem teilweise aus-
gespartem Samtgrunde. Dieser äußere Samtbrokat erinnert wohl an vene-
zianische Arbeiten noch älterer Zeit; doch darf man nicht vergessen, daß
gerade die venezianische Weberei seit jeher stark unter orientalischem Ein-
flusse stand und daß sich im Oriente manches länger erhielt als in dem wand-
lungsfähigeren Europa. Ganz anderer Herkunft ist das auf Seite 486 abgebil-
dete Stück. Die Zeichnung
erinnert zunächst an die
der Wandbespannungsstof-
fe aus der Spätrenaissance
oder Frühbarockzeit; doch
macht die Zeichnung der
Blumen im einzelnen sofort
einen fremdartigen Ein-
druck. Besonders gilt dies
jedoch von der Farben-
wirkung und der Technik.
Sehr auffällig sind das Flott-
liegen der bunten Schüsse,
die Breite der Umrißlinien
und der Wechsel in der Far-
benstellung der aufeinander
folgenden Rapporte. Vor
allem diese Eigentümlich-
keit ist man eigentlich nur
bei ostasiatischen Geweben
zu sehen gewohnt, und mit
Ostasien lassen sich über-
haupt alle Eigentümlichkei-
ten des Stückes vereinigen,
so daß die Ausführung wohl
dorthin zu versetzen ist. Es
handelt sich hier anschei-
nend um eine der Arbei-
ten, wie sie im XVII. und
Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums.
Louis-Seize-Brokal Breite dieses Stückes 5x Zentimeter Jahrhunderte 0St-
asien nach europäischer
Zeichnung und in eu-
ropäischem Auftrage
ausgeführt wurden, da
Arbeitskraft und Mate-
rial im Osten billiger
waren ;allerdings waren
wederAusführungnoch
Material dort so gut
wie in Europafi Tat-
sächlich zeigt dieses
Stück auch weniger
gute Technik und we-
niger haltbare Fäden
als die gleichzeitige eu-
ropäische Weberei"
doch scheint es uns
ein geschichtlich und
künstlerisch wertvol-
Neuer-Werbung der Texnlsammlung des Österreichischen MuseumsWeberei-
les Dokument zu Sem. Meisterstück, w... um.
Ein ganz anderes
Zeugnis für die Einfuhr ostasiatischer Erzeugnisse nach Europa bietet uns
das Bildnis eines jungen Mädchens, das wir auf Seite 487 wiedergeben.
Die Dargestellte erscheint in der Tracht der späteren Louis-XIV-Zeit, mit
der Spitzenschürze, die für diese Zeit kennzeichnend ist; am wichtigsten für
unsere jetzige Betrachtung ist aber der Kleiderstoff, der besonders an den
Ärmeln deutlich hervortritt. Es ist hier von dem sonst nicht gerade hoch-
stehenden Künstler mit großer Gewissenhaftigkeit ein bemalter oder schablo-
nierter ostasiatischer Stoff wiedergegeben, dessen weiß endende Blumen-
blätter ganz denen auf chinesischen Porzellanen um 1700 gleichen. Über
die gewaltige Einfuhr bedruckter und anderer ostasiatischer Stoffe zur Zeit
Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. möge man des Verfassers Künstlerische
Entwicklung der Weberei und Stickerei" Wien, 1904, Seite 263 ff. nach-
sehen; man muß sich aber auch der gleichzeitigen Einfuhr ostasiatischen
Porzellanes erinnern.
Unter den TapisserieGobelinarbeiten wäre zunächst das auf Seite 488
abgebildete Stück zu nennen. Die Zeichnung erinnert an niederländische
Vorbilder, besonders Cornelius Floris. Die kleinen Groteskgestalten zur Seite
haben eine ganz auffällige Verwandtschaft mit einem Blatte des Antwerpener
Cornelis Matsys vom Jahre 155mm" im Ornamentalen näher steht aber das
Blatt eines unbekannten Niederländers mit dem Bildnisse des Kaisers Galbaq"
Vgl. Kunst und Kunsthandwerk, xgo5, S. 650.
Es sind auch ungesponnene Pflanzenfasern zur Verwendung gelangt.
illustrierter Katalog der Omamentstichsamrnlung des k. k. Österreichischen Museums. Wien, x87 r. S. 39.
Das. S. 39. letzte Nummer 1880.
484
wo das korbartige Gebilde in der Mitte zu vergleichen wäre." Wenn auch
Virgil Solis und andere Vergleichbares bringen, so scheint uns doch alles mehr
auf die Niederlande oder die verwandte französische Richtung der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts hinzudeuten. Man wird dann auch die Aus-
führung in diese Gegend zu versetzen haben, um so mehr, als sie für die
Tapisseriearbeit überhaupt die
wichtigste war. Doch sind die
Formen selbst zeitlich noch bis
in den Anfang des XVILJahr-
hunderts möglich.
Auffällig ist der himbeer-
rote Hintergrund, der dem
Stücke einen besonderen Reiz
verleiht, ohne jedoch in Ver-
bindung mit den andern Far-
ben der Zeit zu widersprechen.
Weniger als Einzelstücke
als durch den Zusammenhang
mit einer ganzen Gruppe an-
derer Werke sind die auf Sei-
te 489 dargestellten Arbeiten
von Bedeutung. Sie sind ganz
in farbiger Seide mit viel Me-
tallfäden ausgeführt, wobei
das Silber zumeist über eine
größere Kettenanzahl gefloch-
ten ist. Bei der Flamme Seite
48g oben ist Gold, in schräger
Lage, eingestickt. Das Metall
wird vielfach auch zur I-Iöhung
der Glanzlichter verwendet,
Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Wle dles vom Xvluiahrhundert
Museums. Weherei-Meisterstück, mehrfarbig lanciert, Wien, an und besonders
erstes Viertel des äirlggfäljklalkligläuzgleritiläseite dieses Stückes war. Szenen sind
der Geschichte von Amor und
Psyche nach Apulejus entnommen. Ursprünglich offenbar in größerer
Anzahl vorhanden, dienten diese Bilder vermutlich zum Schmucke der im
XVII. und XVIII. Jahrhundert üblichen Wand- oder Falttaschen, die senk-
recht untereinander geordnet eine Reihe von Einzeltäschchen zeigten?"
Die Form des Stuhles, der bis zum Boden bedeckte Tisch und anderes
weisen auf die Zeit Ludwigs XIII., wie wir sie aus den Stichen Abraham
Aber auch sonst das Rankem. Beschlagwerk und die Draperie.
Ein ganz erhaltenes späteres Beispiel dieser Art, eine Schweizer Arbeit vom Jahre r784, wurde im
Jahre xg13 neu erworben. Von einem älteren Stücke sind die einzelnen Zierstücke in sehr erhobener Gold-
stickerei vorhanden; sie zeigen noch frilhbarocken Charakter.
485
Bosses kennen, allenfalls auf die Frühzeit Ludwigs XIV.; dazu stimmen auch
die Kleidung, insbesondere die Haartracht der sitzenden Psyche. Wir weisen
dann noch auf die na-
turalistischen Rosen im
Rücken dieser Gestalt hin.
Durch diese Arbei-
ten, die zu uns übrigens
aus Paris gelangt sind,
hat sich auch die Frage
nach der Herkunft eines
älteren Besitztums unse-
res Museums gelöst, ei-
nes Stückes, das wir auf
Seite 490 als einziges
schon früher erworbenes
bringen.
Erzeugnisse dieser
Art sind nicht gerade
häufig und waren bisher
ziemlich umstritten. In
Farbe,MaterialundTech-
nik vor allem in dem brei-
ter gearbeiteten Silber-
grunde stimmt das Stück
jedoch ganz mit den
eben besprochenen über-
ein. Die barocke Kraft
und dabei etwas steife
Führung der großen Blät-
ter, der Naturalismus der
Blumen, sogar die Vor-
liebe für bestimmte Pflan-
zenarten lassen sich gleich-
falls mit der angeführten
Zeit vereinigen."
Als technische Eigentüm-
lichlteit wäre noch zu erwähnen, daß
das keineswegs sehr große Stilck
nicht in einem, sondern in drei Strei-
fen gearbeitet ist, von denen der
mittlere am schmalsten ist; diese
Teilung tritt auch in der Abbildung
deutlich hervor.
E1
d'r-a" i.
Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums.
Kasel aus verschiedenen persischen Stoßen des XVI. bis XVII. Jahr-
hunderts
Man könnte hieraus vielleicht schließen, daß es sich hier nicht um die Arbeit einer großen Manufaktur,
sondern um die eines vornehmen Hauses handelt, wo man über kostbares Material, Fleiß, Zeit und künstlerische
Ausbildung verfügte, aber allzu ungefilge Rahrnenarbeit scheute. Doch wollen wir in unseren Folgerungen nicht
zu weit gehen, da wir die alten Betriebe noch zu wenig kennen.
53
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen
Museums. Brokat, golden und farbig auf weinrotem Grunde
Breite 75 Zentimeter
Diese Arbeit läßt uns dann
auf ein anderes Stück weiter
schließen, das auf Seite 491 ab-
gebildet ist und wieder zu den
Erwerbungen der letzten Jahre
gehört. Es ist die Hälfte eines
geknüpften Teppichs. Das Blu-
menwerk hat sowohl in der
Zeichnung als in der Farbe die
größte Ähnlichkeit mit dem
eben besprochenen Stücke. Da-
zu kommen noch klassizisti-
sches Akanthusgeranke, Füll-
hörnerund Quastengehänge, die
alle zu dem eigentümlich stren-
gen Barock der französischen
Kunst des XVII. Jahrhunderts
gehören.
Die Knüpfart ist die der
kleinasiatischen Teppiche, wo-
bei aber der eine Kettenfaden
immer schräg hinter dem an-
dern liegt, so daß es zunächst
aussieht, als wären die Knoten
immer bloß um einen Ketten-
faden gelegt, wie dies bei ganz
alten Teppichresten und spa-
nischen Arbeiten vorkommt und
auch für die älteren französi-
schenSavonnerie-Erzeugnisse
charakteristisch sein soll. Lei-
der sind wir über die Technik
der alten Knüpfarbeiten und
insbesondere über die ältere
europäische Teppicherzeugung
noch zu wenig unterrichtet,
als daß wir hier Schlüsse zu
ziehen wagten. Jedenfalls ist
die Zeichnung und Farbenge-
bung so ausgesprochen euro-
päisch und ohne jeden frem-
den Einschlag, daß es schwer
ist, an eine außereuropäische Werkstätte zu denken, ja kaum an eine andere
als eine französische. Über die 1643 gegründete Manufacture Royale des
Tapis de Turquie et du Levant" haben wir in der Illustrierten Geschichte
des Kunstgewerbes" Berlin, bei Oldenbourg, Band II, Seite 122 ff. einige
Nachrichten gebracht und wiederholen hier eine dort angeführte Stelle aus
dem Dictionnaire du Citoyen" Diese Fabrikanten die Gründer der
genannten Manufacture" bewunderten mit Recht die herrlichen Farben,
die auf den Teppichen der Levante ausgebreitet sind; aber sie konnten ebenso
wenig wie das ganze Publikum die kindische Musterung ertragen, wie sie die
Asiaten durch kleine Quadrate, kleine Ovale, kleine Streumuster eines
lächerlicher als das andere bilden und so dem Auge nur eine bizarre
Auswahl von Farben darbieten. Diese durch den Genius ihrer Kunst erleuch-
teten französischen Fabrikanten fügten zu den schönen Farben und dem
Glanze des Flors die Richtigkeit der Zeichnung Wir werden wohl
nicht mit Unrecht an diese, die Zeit so kennzeichnenden, Worte erinnert.
Die Arbeiten der französischen Barockkunst wurden in der Zeit Louis
Philippes allerdings viel-
fach wiederholt; wir ha-
ben aber kein Werk
aus dieser Zeit gesehen,
das in Farbe und Zeich-
nung einen so unver-
fälscht alten Charakter
aufgewiesen hätte.
In die französische
Barockzeit führt uns,
beiläufig bemerkt, auch
das auf Seite 492
wiedergegebene Ölge-
mälde. Der ganze dar-
gestellte Raum gehört
noch der früheren Louis
XIV-Kunst an, wie sie
uns etwa durch die Sti-
che des Jean Lepautre
vorAugen geführt wird.
Bemerkenswert sind
auch die Kostüme, um
derentwillen das Bild
für die Textilsammlung
erworben wurde.
Auch unter den
neu hinzugekommenen
Stickereien sind einige
barocke Arbeiten vor-
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums.
handen; wir bringen Kinderbildnis, Ölgemäldz auf Leinen
qoo
auf Seite 496 zunächst die Abbildung eines Lehnenbezuges, der in Kreuzstich
auf schütter gewebter Leinwand in farbiger Wolle ausgeführt ist. Er gehört
noch einem jener breiten barocken Sessel an, die von der Mitte des XVII.
bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts in Verwendung standen. Bei der
abgebildeten Arbeit, die einem Wiener Nonnenkloster entstammt, handelt
es sich wohl schon um ein späteres Beispiel. Es konnten gleichzeitig übrigens
noch andere Teile solcher Sitzmöbelbezüge erworben werden; sie wurden
sonst in den letzten Jahren aus unseren Ländern leider sehr viel nach England
ausgeführt, wo sie dann im Originale oder in neuerNachahmung auf Queen
Anne"-Lehnstühlen Verwendung fanden?
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Tapisserie, niederländisch Breite Meter
47 Zentimeter
Der Wiener Spätbarockkunst ist weiters ein auf Seite 496 dargestelltes
Antependium zuzurechnen, das demselben Kloster wie das früher erwähnte
Stück angehörte und offenbar dort auch hergestellt worden ist. Über die
bemerkenswerte Technik haben wir schon vor mehreren Jahren in der
Zeitschrift für christliche Kunst Köln, xgoö, Seite 341 genauer berichtet.
Das Wesen dieser Technik besteht darin, daß man die Form der aufzu-
nähenden Blume oder andern Zierform auf Papier aufzeichnet und das
Innere der Form bis auf die Rippen und andern Linien ausschneidet; dann
werden die leeren Stellen mit Stoffstücken hinterklebt und das außen über-
schüssige Papier bis auf einen schmalen Rand entfernt. Alle Papierlinien
werden am Schlusse, nach dem Aufnähen, mit Seide überstickt. Man kann
so bei gleich vorgezeichneten Formen durch Hinterkleben mit verschiedenen
Stoffen große Abwechslung erreichen, wie dies hier zum Beispiele auch bei
Wir kennen auch eine Stelle in Wien, die seit Jahren Nachahmungen dieser Arbeiten gugfühm
den beiden mit
Maschen gebun-
denen Gehängen
der Fall istf
Diese Tech-
nik ist für uns auch
deshalb wichtig,
weil sie nicht nur
sehr wirkungsvoll
und eigenartig ist,
sondern anschei-
nend besonders
in Österreich zur
Zeit Karls VI. und
Maria Theresiens
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Tapisserie-
ubhch War- Elne arbeit, farbige Seide mit Silber und Gold Breite 27 Zentimeter
weitere bemer-
kenswerte Barockarbeit bietet die Abbildung auf Seite 493. Sie wirkt
zunächst wie eine Spitze, und zwar ganz in der Art der sogenannten Vene-
zianer Reliefspitzen, die einen bezeichnenden Typus großzügiger Barock-
arbeit bilden; wir haben hier jedoch keine wirkliche Spitzenarbeit, genäht
oder geklöppelt, vor uns, sondern eine Leinenstickerei, die mit Schnüren
umnäht und in starkem Relief ausgearbeitet, dann ausgeschnitten und auf
einen blaßroten Seidenrips aufgenäht ist, worauf sodann noch in den Grund
selbst verschiedene Füllstiche eingetragen wurden. Ähnliche Stücke sind
in der Sammlung des Museums wohl schon vorhanden, aber in keinem so
großartigen Beispiele, wie dieses.
Die vorliegende Arbeit stammt aus der wertvollen und reichhaltigen
Schenkung der inzwischen verstorbenen Marie Grätin I-Ioyos-Amerling, der
Witwe des berühmten Künstlers. Diese Schenkung, die uns im Sommer des
letzten Jahres zugekommen ist, enthält außerordentlich viel schöne und
seltene Spitzen
und Stickereien;
doch wird es bes-
ser sein, darüber
erst in anderem
Zusammenhange
ausführlicher zu
berichten. Auch
eine andere be-
Indenletztenjah-
ren wurden übrigens auch
noch einige andere derar-
tig ausgeführte Arbeiten Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums. Tapisserie-
erworben. arbeit, farbige Seide mit Silber und Gold Breite 27 Zentimeter
490
deutende Widmung, die der Textilsammlung im letzten Jahre durch Herrn
Professor Dr. Heinrich von Ficker in Graz zugekommen ist, soll hier nur
durch ein Beispiel vertreten sein, weil auch diese Arbeiten in anderer Ver-
bindung weit besser zur Geltung gelangen werden. Bei dem auf Seite 498
Textilsammlung des Österreichischen Museums. Tischdecke, Tapisserie, farbige Seide mit Silbergrund ältere
Erwerbung
abgebildeten Stücke handelt es sich um einen rnit farbiger Seide gesticktem
GesichtsschleieW aus Ost-Bocchara. Es ist ein altes und vorzügliches
Beispiel einer eigenartigen und künstlerisch hochstehenden Volkskunst.
Andere zentralasiatische Erzeugnisse, zum Teile kirgisischen Ursprunges,
reihen sich an und zeigen die eigentümlichsten Übergänge von vorclerasia-
tischer zu ostasiatischer Kunst, dabei zugleich von einem ganz eigentüm-
491
lichen Schönheitsgefühl zeugend. Unsere volkskundliche Sammlung, die
bisher schon aus den verschiedensten Erdgegenden wenigstens Haupttypen
zeigte, hat dadurch eine glückliche Ergänzung gefunden, die man anders als
durch einen an Ort und Stelle forschenden Gelehrten wohl kaum erlangt hätte."
Schon im vorhergehenden haben wir auch auf einige Gemälde hin-
gewiesen, die als nützliche Ergänzung der Textilsammlung dienen konnten.
Wir haben vor einigen Jahren mit dem Sammeln solcher Werke begonnen
und konnten außer den bereits angeführten noch eine Reihe bemerkens-
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Geknüpfter Teppich, farbig auf braun-
schwarzem Grunde Breite Meter 47 Zentimeter
werter Stücke erwerben, von denen hier nur einige im Bilde vorgeführt
seien. Wir bemerken auch sofort, daß für uns natürlich hauptsächlich der
kunstgewerbliche und kulturgeschichtliche Maßstab der entscheidende war;
der rein künstlerische kam erst in zweiter Linie. Besonders erfreut waren
wir aber begreiilicherweise, wenn wir nach beiden Seiten hin Befriedigendes
erlangen konnten.
Das auf Seite 494 wiedergegebene Gemälde ist rechts oben bezeichnet
Sophia Marggrevin zv Brandenburg, geborne Herzogin zv Bravnschweig
vnd Lüneburg. Anno 1603".
Auch auf eine größere Anzahl wertvoller ünnischer Volksarbeiten, die in ihren Datierungen bis in das
XVIII. Jahrhundert zurückreichen, sei hier nur kurz hingedeutel, ebenso auf eine Reihe schleswigscher
Arbeiten, die alle erst in letzter Zeit erworben wurden.
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Tanzunlerhaltung im Saale, Ölgemälde
auf Leinwand Breite 88 Zentimeter
Das Kleid ist mit reichen Spätrenaissanceornamenten in Perlstickerei
geschmückt, die Leinenwäsche mit entsprechender Spitzenarbeit. In der
Abbildung tritt leider das reiche Kollier mit Gehänge vor der Brust nicht
deutlich hervor; es ist eine Arbeit in Gold mit Edelsteinen, Perlen und ver-
schiedenfarbigern Schmelze. Auch der Anhänger selbst ist mit geschrnelztexf
Rundiiguren reichlich geschmückt.
Künstlerisch reizvoller ist das auf Seite 495 wiedergegebene Bildnis,
wenn es leider auch ziemlich beschädigt ist. Rechts vom Kopfe erkennen
wir ein Wappen und die Worte Maria Clara Mathisin, Geborne Grattin
Aeta Suae rg Anno 1664". Das äußerst liebenswürdige und auch
farbig anmutige Bild soll einer österreichisch-alpenländischen Familie ent-
stammen. Hier sei nur auf die fein dargestellte Frühbarockspitze hingewiesen,
die noch viel von derSpätrenaissance an sich hat und entwicklungsgeschicht-
lich vor den Venezianer Reliefspitzen liegt. Bemerkenswert ist auch der
an rot-weiß-roter Masche befestigte Brustschmuck mit entsprechenden
Armbändern sowie der Halsschmuck; im Haare ist eine gleiche Kette, wieder
mit rot-weiß-roten Bändern, angeordnet. Ein treffliches, dem Chev. Lely
Pieter van der Faes zugeschriebenes, Damenbildnis interessiert in diesem
Neuerwerbung der Textilsarnmlung des Österreichischen Museums. Teil einer Leinenstickerei in Art der
venezianischen Reliefspitzen, auf blaßrosa Seide aufgenäht Breite Meter 17 Zentimeter
Zusammenhange besonders wegen der reichen Klöppelspitze, die durch
einen, stellenweise dreifachen, Dünnstofikragen hindurch scheint; doch ist
das Werk auch an sich von erfreulichen Eigenschaften Abb. auf Seite 497.
Ob die vornehm in Schwarz gekleidete Dame mit ihrem offenbar höchst
wertvollen Perlenschmucke Henriette von Frankreich, die Gemahlin Karls I.
von England, sein soll, wagen wir nicht zu entscheiden, wenn eine gewisse
Ähnlichkeit mit ihr auch tatsächlich vorhanden ist."
Unter den hier nicht abgebildeten Gemälden wäre vielleicht noch auf
das Bildnis des Herzogs Johann Kasimir von Sachsen 1564-1633 hinzu-
weisen, ferner auf eine Reihe von Alt-Wiener Kostümbildern und auf eine
größere Anzahl Empirebilder aus der unlängst verkauften Weiherburg bei
Innsbruck.
Es war somit möglich, die vorhandene Sammlung nach den verschieden-
sten Seiten hin auszubauen. Wie gesagt, geschah dies auch für die mittel-
alterliche Periode, worüber aber ein andermal zu berichten sein wird.
Wir wollen hier nur darauf hinweisen, daß der schöne und eigenartige
lucchesische Brokat aus dem Anfange des XV. Jahrhunderts, den Otto von
Falke a. a. O. Abbildung 524 nach dem einzig bekannten Exemplar des
Nur erscheint ihr Kinn sonst etwas schmäler.
64
"I5"?
Österreichischen Museums wiedergibt und bespricht, ein Stück, das seinerzeit
als Schenkung des Herrn Alfred Walcher Ritter von Molthein an das Museum
gelangt ist, nun durch ein zugehöriges Stück vergrößert und so zu bedeu-
tenderer Wirkung gebracht werden konnte. Dieser Stoff hat noch dadurch
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Bildnis der
Markgräün Sophie von Brandenburg 11603", Ölgemälde auf Leinwand Breite
32 Zentimeter!
besonderen Wert, daß der oben genannte Forscher Otto von Falke, dem
wir das Stück vor zwei bis dreijahren als damals neu eingetroffene Schenkung
zeigten, nachweisen konnte, daß sich ein ganz ähnlicher Stoff auf einem
Bilde des Meisters von Flemalle aus der ersten Hälfte des XV.ahrhunderts
in der Frankfurter Galerie dargestellt vorfände."
Vgl. Otto von Falke, Kunstgeschichte der Seidenweberei", Berlin. 1913, Abb. 525.
495
Kurz sei nur noch erwähnt, daß auch die Nebenabteilungen der Textil-
sammlung mehrfache Bereicherung erfahren konnten, so die Sammlung rein
oder vorherrschend technischer Muster aus älterer und neuerer Zeit, wobei
besonders die Sammlung älterer Wiener Bortenweberei des XVIII. und
Neuerwerhung der Textilsamrnlung des Österreichischen Museums. Bildnis der
Maria Clan Mzthis 1664, Ölgemälde auf Leinwand Breite 75 Zentimeter
XIX. Jahrhunderts durch ganze Reihen verschiedenartiger Proben erweitert
wurde. Auch konnten zahlreiche gestickte Mustertücher erworben werden,
worunter ein schönes Stück aus dem Jahre 1722 und ein besonders zartes
aus der Zeit um 1800 hervorzuheben wären; die letztgenannte Arbeit ist als
Schenkung der Frau Oberst Romax de Lattre an das Museum gelangt.
Unter dem Gesichtspunkte des Technischen wurden besonders auch
die bereits erwähnten volkstümlichen Sammlungen ergänzt. Vor allem
konnte die Gruppe der
kroatisch-slawonischen
Arbeiten neuerdings
ausgebaut werden; es
lagen hier schon aus
den ersten Zeiten des
Museums umfangrei-
che Bestände vor; so
waren seinerzeit unter
anderem von Felix Lay
in Essegg gegen tausend
Stücke auf einmal er-
Neuerwerbung der Texvilsammlung des sxerreichischen Museums.
Antependiurn, Aufnäharbeit aus farbigem Samt, Brokat und Seidenstoi auf worben Wordelm Tmtz"
weißem Atlas Breite Meter 68 Zentimeter dem war der Reichtum
dieses Arbeitsgebietes
für uns damit noch nicht erschöpft, so daß es als Glücksfall angesehen
werden muß, wenn es noch kurz vor dem Tode des erwähnten fleißigen
und kenntnisreichen Sammlers gelungen ist eine größere Anzahl bisher uns
noch fehlender Typen und
Arbeitsmuster aus dessen
einzigartiger Sammlung, die
nun in alle Winde zerstreut
ist, für unser Museum zu
erwerben. Die k. k. Fach-
lehrerin für Kunststickerei
Fräulein Emilie Stiasny in
Wien, die auch auf diesem
Gebiete vielfache Erfahrung
besitzt, hatte die Güte, uns
bei der Auswahl des tech-
nisch Bemerkenswerten wie-
derholt beratend zur Seite
zu stehen.
Sonst konnte besonders
die Abteilung slowakischer
Stickereien außer in künst-
lerischer auch in technischer
Beziehung erweitert werden.
Für ein ganz anderes
Gebiet der Forschung käme
dann die neu erworbene, von
Forbes Watson herausge-
gebene Sammlung indischer
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums.
Stuhllehne, Kxeuzstickerei in farbiger Wolle mit schwarzem Grunde
Textilerzeugnisse hier in Breite a9 Zentimeter
Betracht. Dieses Werk? das schon wegen des außergewöhnlichen Preises
nur an wenigen Orten zugänglich ist, konnte zu entsprechenden Bedingungen
erworben werden und bietet nun mit seinen siebzehn großen Quartbänden,
nicht etwa von Abbildungen, sondern von eingeklebten Originalstücken,
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Darnenbildnis.
Ölgemälde auf Holz, dem Sir Peter Lely Pieter van der Faes zugeschrieben
Breite 58'5 Zentimeter
eine sehr erwünschte Ergänzung unserer nicht unbedeutenden Sammlung
indischer Gewebe und indischer Schalerzeugnisse. Besonders die Technik
der letzteren, von der unsere Kenntnis im allgemeinen noch sehr gering
ist, erfährt dadurch eine wesentliche Aufklärung. Es schien uns dies urn
so wichtiger, als wir außer indischen Schalstücken verschiedener Art
Collection of Specimens of xhe Textil Manufaczures of lndia", London.
auch vorderasiati-
sche und inselgrie-
chische Arbeiten,
worunter etliche
schöne Erwerbun-
gen der letzten Jah-
re, besitzen, und
als bekanntlich in
der ersten Hälfte
des XIX. Jahrhun-
derts auch in Wien
eine große Schal-
erzeugungbestand,
die nun im weite-
renZusammenhan-
ge mit ihrenVorbi1-
demundVorstufen
ganz anders als bis-
her erscheint.
DieSammlung
von Papiertapeten
wurde unter an-
derem durch sehr
schöne, in Deck-
farben gedruckte
Neuerwerbung der Textilsammlung des Österreichischen Museums. Gesichts- Friese Vernlehrt-
schleier, gestickt in farbiger Seide auf weißer Baumwolle, Ost-Bocchara Breite drei an
59 Zentimeter
scheinend für einen
Raum gedachten Stücke, von denen das eine die Bezeichnung Monquin 180g"
trägt, zeigen arkadische und Ruinenlandschaften in der geschmackvollen und
fein empfindsamen Weise jener Zeit.
Übrigens wird auch auf diesem Gebiete der bedruckten Wandbespan-
nungen die früh erwähnte, von uns neu übernommene Sammlung älterer
österreichischer Erzeugnisse manche unerwartete Aufklärung bieten, da sich
zum Beispiele schon bei oberflächlicher Durchsicht ein früher als italienisch
geltendes Stück unserer Sammlung als österreichische Arbeit herausstellte.
Natürlich wird die Durcharbeitung dieser gewaltigen Mengen noch
längere Zeit erfordern; doch suchte man Teile der reichen Schätze so viel
als möglich sofort zugänglich zu machen. Und es war uns da besonders
erfreulich, daß diese, wie auch die übrigen Neuerwerbungen, nicht nur der
wissenschaftlichen Forschung, wovon oben schon die Rede war, dienen
konnten, sondern alsbald auch von verschiedenen Betrieben der Stickerei,
Weberei und Teppicherzeugung als anregende Objekte zum Studium erbeten
wurden.
419
1T1.s.c11E AUS" Qlslßla.
vom ALFR" ÄÖIDFWALGHERWIIN
INE männliche Büste, aus Ton modelliert und in
bunten Farben glasiert, ein von mancher Seite
hinsichtlich der Echtheit angezweifeltes Werk
gotischer Tonplastik von hervorragender Wichtig-
keit für die Geschichte deutscher Keramik, wurde
-ä.i.!; kürzlich vom Grafen Wilczek für seine Burg
Kreuzenstein erworben.
Hi
113a. 11g Diese Büste Abb. und stellt einen bart-
SJÄ losen Mann im reifen Alter dar. Er trägt gelb-
braunes, pelzverbramtes Gewand mit stlllslertem
Granatapfelmuster und darüber einen breiten Pelzkragen von graublauer
Farbe. Ein Schmuckstück, eine gelbe Blume mit fünf dreigeteilten Blättern,
dient als Gewandagraffe. Das zu Locken gewellte lange dunkle Haar fällt
bis zu den Schultern und das Haupt deckt eine schwarze, hohe, ziemlich
steife Mütze. Die Arme, deren Finger in der Mehrzahl fehlen, hält der Mann
verschränkt.
Die Büste ist 59 Zentimeter hoch, 40 Zentimeter breit und 23 Zentimeter
tief. Im Rücken hohl ausgearbeitet, war sie an die Wand bestimmt und ihre
Anbringung, wie dies aus dem stark geneigten Kopf des Dargestellten und
dem etwas übermäßig langen Brustteil zu ersehen, in beträchtlicher Höhe
gedacht.
Sie kommt aus einer Straßenkapelle in der Nähe des Ebnerhofes bei
Gars am Inn. Dort hat sie lange gestanden und wurde vom Volke als Eben-
bild des heiligen Ulrich verehrt. Zwischen der Büste und dem Kloster Gars
besteht vermutlich eine Beziehung, für welche ich im nachfolgenden die
Erklärung suche.
Redemptorist P. Alois Meier veröffentlicht die kurze Geschichte des
Klosters im Kalender für katholische Christen xgoxxoz, dem wir in Kürze
das Wichtigste entnehmen. In der Nähe der zwei ehemaligen Benediktiner-
abteien Rott und Attl, Stiftungen des 1077 erloschenen Geschlechtes der
Grafen von Rott, beziehungsweise der Grafen von Wasserburg und des
ehemaligen, 1235 vom Grafen Konrad von Wasserburg gegründeten Domini-
kanerklosters Altenhohenau sowie des Chorherrenstiftes Au liegt das Kloster
Gars am Inn.
An seiner Stelle bestand schon in der Mitte des VIII. Jahrhunderts eine
klösterliche Niederlassung; um das Jahr 1050 etwa wurde diese von den
Grafen von Mögling-Frontenhausen, welche weithin alles Land am Inn und
an der Alz beherrschten und auch das Augustinerstift Au am Inn gründeten,
zu einem Chorherrenstift für denselben Orden ausgebaut. Als eigentlicher
Gründer rnuß aber Konrad I., Graf von Abensberg, Erzbischof von Salzburg
106- 147 gelten, der auch die Klöster Au am Inn, Baumburg, Chiem-
see, Berchtesgaden, St. Zeno bei Reichenhall und Höglwört ins Leben rief.
Dem Augustiner-Chorherrenstift Gars stand von 59 bis 4ögjohannes IL,
der Moshaimer, als Propst vor; ihm folgte Johannes III. Stockkammer,
einer der bedeutendsten Vorsteher des Klosters, und diesem 1494 Jakob V.
Abb. und z. Büste aus gebranntem Ton mit bunten Glasuren, aus Oberbayern, um 1500 Burg Kreuzenstein
an der Donau
Zollner, welcher im jahre 1510 wegen andauernder Kränklichkeit resi-
gnierte. Die weitere Reihe der Pröpste ist für unser Thema belanglos, denn
die Tracht der Büste läßt ihre Entstehung nur für die Zeit 1470 bis 1510 zu.
Der Dargestellte ist gewiß kein Heiliger und seine Verehrung als heiliger
Ulrich daher auf ein Mißverständnis zurückzuführen. Auch das Ebenbild
eines Propstes oder Chorherrn der Augustiner kann mit dieser Büste nicht
beabsichtigt gewesen sein, denn die Tracht ist eine rein amtliche, jene eines
Richters, Lehrers, eines Notars oder Advokaten. Wir haben hierfür den
Beleg in zahlreichen Holzschnitten des ausgehenden XV. Jahrhunderts. Der
sackförrnigen, steifen Mütze, welche die Gelehrten und Juristen um die
501
Wende des Mittel-
alters trugen, begeg-
nen wir auf den
Titelblättern meh-
rerer Druckwerke
aus der Ofiizin des
Michael Furter in
Basel. Diese Holz-
schnitte sind 149g
entstanden. In noch
höherem Maße trifft
die Übereinstimmung
bei einem Titelblatt
derLucidarius-Aus-
gabe der Straßbur-
ger Bartholomaßls Abb. 3. Zwiegespräch zwischen einem Lehrer und seinem Schüler, Holzschnitt
KISÜCT und Matthias vom Titelblatt des Lucidarius, Straßburg 15m
Hupfuff zu Abb. 3.
Dargestellt ist das Zwiegespräch zwischen einem Magister und seinem
Schüler. Die gleiche Form des Kragens sehen wir auf Darstellungen in den
von 1500 bis 1508 für die Schuldrucke des Heinrich Quentell in Köln ver-
wendeten Holzstöcken. Derselbe
Verlag brachte in früheren
Drucken der Jahre 1496 bis 1497
nmidw Accipiesbilder, auf denen der
nmmimffg; Kragen des soutanenartigen Klei-
fm"","'f,!, des mit einer Agraffe zusammen-
51.2""? gehalten wird Abb.4. In diesem
225m Kölner Donat ist Thomas von
Aquino als Lehrer dargestellt.
Für den Beruf der Advokaten
und Notare wird diese Mützen-
form und das Standeskleid mit
dem breiten Kragen in den Holz-
schnitten zu Rodericus Zamo-
rensis, Spiegel des menschlichen
Lebens", Augsburg, J. Bämler,
1479 nachgewiesen Abb. 5. Mit
diesem letzten Beleg ist die
Übereinstimmung derTracht und
.V ..
Dämäfxißfäägrfiifribriißm" der Nachweis des Berufes, dem
der Dargestellte angehörte, aus
der engeren Heimat der Ton-
Petrus Hispanus", Cöln, Heinrich Quentell, 149671497 büste erbracht.
Abb. 4. Thomas von Aquino als Lehrer, Holzschnitt aus
55
Es fehlt nunmehr ei-
ne glaubwürdige Beziehung
zu dem nur von Geistlichen
bewohnten Stift Gars. Und
da erfahren wir aus der
Chronik die überraschen-
de Tatsache, daß unter
Propst Jakob V. Zollner
1494-1510 zum ersten-
mal rechtskundige Laien
als Assessoren bei den Ar-
chidiakonalkonsistorien an-
gestellt wurden. Im Stifte
Abb. 5. Bestechung eines Advokaten, Holzschnitt aus Rodericus herrschte damals Mangel
Zamorensis, Spiegel des menschlichen Lebens", Augsburg 147g an fechtskundlgen Chof-
herren, und dieser Übel-
stand währte bis nach der Reformation. Erst dann konnten wieder alle Stellen
mit Chorherren besetzt werden, mit Ausnahme des öffentlichen Notars, der
auch dann noch ein Laie blieb. So haben wir denn in diesem frühen süd-
deutschen Bildwerk aus Ton, der Schöpfung eines oberbayrischen oder
Salzburger Hafners, das Ebenbild eines nach Stift Gars am Inn berufenen
Beisitzers aus dem rechtskundigen Laien-
stand oder des öffentlichen Notars im Chor-
herrenstift zu suchen.
Die Frage der eigentlichen Herkunft
ist damit nicht gelöst. Die Büste kann in
Oberbayern, welches mit dem Relief in der
Pfarrkirche zu Neumarkt an der Rott ein
bedeutendes Werk gotischer Tonplastik
aufzuweisen hat, ebenso gut entstanden
sein wie in Salzburg. Obwohl unbeholfener
in der Durchführung, kann hier das Haus-
zeichen eines Bäckers in der Sammlung
Figdor zum Vergleich herangezogen werden
Abb. 6. Die gleiche Behandlung des Kra-
gens, Übereinstimmungen in der Verwen-
dung der Glasurfarben sowie vor allem der
Einfall, bestimmte Persönlichkeiten porträt-
mäßig aus Ton darzustellen, entscheiden
hier eher für das in regen Beziehungen zu
Italien stehende Salzburg als für das im
XV. Jahrhundert dem Süden ziemlich ent-
rückte Gebiet des heutigen Oberbayern. Zu
Abb. 6. Bunte Nischenkachel mit der Halbflgur
dem kOITllTlt nOCh, daß der Markt GZTS eines Bäckers, um 1500 Sammlung Figdor
JVJ
salzburgische l-Iofmark war. Wie die Büste in die Kapelle an der Straße in
der Nähe des Ebnerhofes kam, darüber sind nur Vermutungen zulässig. Ist
der dargestellte Notar oder Assessor der Stifter dieser Wegkapelle gewesen?
Sie kann auch aus der im Walde nahegelegenen Filialkirche zu St. Ulrich
in der Urtel" stammen! Die Büste des Stifters wäre dann durch mehrere
jahrhunderte vom Volke irrtümlich als Ebenbild jenes Heiligen verehrt
worden, dem zu Ehren er die gottgefällige Stiftung machte.
DIE KANZEL DES DOMES VON GRADOSP
VON LEO PLANISCIG-WIENSIP
IE merkwürdige, in ihrer eigenartigen Form vielleicht
einzig dastehende Kanzel des Gradenser Domes
Abb. und ist bis auf den heutigen Tag eines
der vielen kunsthistorischen Rätsel geblieben, bei
denen die Datierung um mehrere Jahrhunderte
schwankt. Bald wird sie als ein Werk der
römischen Verfallskunst" betrachtet und ins
VI. Jahrhundert versetzt; bald glaubt man in den
Reliefs, die sie schmücken, Charakteristika der
sogenannten Völkerwanderungskunst zu erblicken,
und das IX. Jahrhundert wird für ihre Datierung
vorgeschlagen; schließlich gibt es zumeist ältere Autoren, die sie als im
XII. Jahrhundert entstanden betrachten. Abgesehen von diesen Meinungs-
verschiedenheiten, ist es wichtig festzustellen, daß die meisten neueren
Kunsthistoriker, die sich mit der mittelalterlichen Skulptur Oberitaliens
beschäftigten und andere Werke in Grado kennen und erwähnen, unsere
Kanzel ganz außer acht lassen. Weder Cattaneoi noch Rivoirai" sprechen
von diesem Denkmal. Auch Zimmermanni" und Gabelentzi- gehen still-
schweigend vorbei, obwohl die Kanzel dem Gebiete ihrer Forschungen
entsprechen müßte und in der von ihnen benutzten Literatur des öfteren
Erwähnung findet. Schließlich weiß auch VenturiJ-T dem sicher nicht die
nötige Materialkenntnis mangelt, von unserer Kanzel kein Wort zu erzählen.
Dieses Verschweigen eines durch seine charakteristischen Eigenschaften
stark ins Auge springenden Denkmales scheint mir sicher nicht auf der
Unkenntnis des Monumentes an sich zu beruhen, vielmehr auf dem Unver-
mögen, es in den richtigen Platz der Entwicklung einzureihen, mit andern
Worten in der Schwierigkeit, es ohne ein passendes Vergleichsmaterial zu
datieren. Denn, wie anfangs erwähnt wurde, ist über die Kanzel in der
R. Cattaneo, L'Architettura in Italia dal Secolo VI al Mille circa. Venedig 1888.
G. T. Rivoira, Le Origini deIPAi-chitettura lombarda, Mailand 1908.
M. G. Zimmermann, Ober-italienische Plastik im frühen und hohen Mittelalter. Leipzig x8g7.
H. von der Gabelentz, Mittelalterliche Plastik in Venedig. Leipzig 1903.
A. Venturi, Storia dell'Arte italiana. Bd. I-IV. Mailand xgoß.
kunstwissenschaftlichen Literatur des öfte-
ren die Rede gewesen Eitelberger" hatte
sich bereits 1858 mit ihr eingehender be-
schäftigt, sie als das Produkt zweier Kunst-
perioden hingestellt, zwei wesentlich in Zeit
und Stil getrennte Teile darin erblickt, einen
frühromanischen Unterbau und eine vene-
zianisch-odentalische Bekrönung Mothes
1859 präzisierte die etwas vage Behaup-
tung seines Vorgängers und versetzte den
Unterbau der Kanzel ins XII. Jahrhundert,
ohne aber dabei den kuppelartigen Ab-
schluß zu erwähnen. Für eine frühere Da-
tierung treten Magnim und Jackson-l- ein.
Obwohl bereits Eitelberger erkannt hatte,
daß die auffallend rohe Weise in der Be-
handlung der Formen" etwas Barbari-
sches" an sich hat, was ganz verschieden
ist von den Formen aus der Verfallszeit
der römischen Kaiser", behauptet Magni
das Gegenteil, indem er der Kanzel uno
stile romano di decadenza" zuschreibt und
sie ins VI. Jahrhundert verlegt, während
er die Kuppel als ein Werk des XIII. Jahr-
hunderts betrachtet. Jackson, der wie die
andern Autoren die von Eitelberger sta-
tuierte Zweiteilung der Kanzel beibehält,
versetzt den Unterbau ins IX., die Kuppel
sogar ins XV. Jahrhundert.
Aus dem Angeführten können wir
ersehen, daß die Meinungen verschiedener
Autoren um mehrere Jahrhunderte schwan-
ken. Wem sollen wir nun glauben? Da
keine der Behauptungen an I-Iand von Be-
weisen, das heißt mittels datiertem oder
datierbarem Vergleichsmaterial erbracht
wurde, so sind sie alle als rein willkürlich
zu bezeichnen, somit für uns inakzeptabel.
R. von Eitelberger, Der Patriarchensizz und die
Kanzel zu Grado und das Baptislerium zu Aquileja, in .,Mittel-
elterliche Kunstdenkmale des österreichischen Kaiserstaates",
Abb. x. Grade, Dom, Kanzel Phot. Alinari herausgegeben von Heider, Eitelberger und Hieser. Bd.
S. 1x4. Stuttgart 1858.
O. Mothes, Geschichte der Baukunst und der Bildhauerei Venedigs. Leipzig 185g.
B. Magni, Storia dell'Arte italiann. Rom 1900. Bd. I.
H. Jackson, The Shores cf the Adriane. London 1908.
Wir müssen uns von
allem literarischen
Ballast befreien und
uns vorurteillos fra-
gen Ist es möglich,
diese verschiedenen
und entgegengesetz-
ten Datierungen, die
fallweise jenen Ge-
bieten entsprechen,
in denen der betref-
fende Autor am we-
nigsten bewandert
war, durch eine auf
sicherem Vergleichs-
material beruhende
Stilanalyse zu er-
setzen, aus der dann
eine Zeitbestimmung
sich ergeben könnte?
Ich glaube, dies hät-
ten Rivoira und Ven-
turi wohl versucht.
Wahrscheinlich ha-
ben sie richtig er-
kannt, daß die Kanzel
unmöglichimVLjahr-
hundert und ebenso
wenig im IX. oder
XII. Jahrhundert ent-
standen sein kann.
Da sie eben nichts
Besseres vorbringen
konnten, erwähnten
sie das Denkmal über-
haupt nicht sicher-
lich eine bessere und
gesündere Methode,
als einen traditio-
nellen Unsinn mehr
oder weniger gewäs- Abb. z. Grade, Dom, Kanzel
sert siehe Jackson
weiterzuschleppen. Um unsere Frage nach Möglichkeit erschöpfend zu
beantworten, ist eine nähere Kenntnis des Denkmales erforderlich. Eine
506
kurze Beschreibung dürfte dafür genügen. Das Weitere ergeben die Repro-
duktionen.
Die Grundform der Kanzel ist die des Sechspasses. Sie wird von sechs
kurzen und dünnen Säulen getragen, von denen zwei spiralförmig gedreht
sind. Sie ruhen einzeln auf viereckigen Basen, das Ganze sodann auf einer
als Postament dienenden sechsseitigen Steinplatte. Dem Sechspaß ent-
sprechend hat die Kanzel sechs ausgebauchte Wangen, wovon vier mit
tiguralen Reliefs, die fünfte mit einem gleicharmigen Kreuze in Flachrelief
geschmückt werden. Die sech-
ste ist offen und dient als Ein-
gang. Die Reliefs dieserKanzel-
brüstungen stellen die Tetra-
morphen dar den Engel
des heiligen Johannes, schrei-
tend, mit langem Gewande
und großen Flügeln, ein Buch
in den Händen haltend, auf
dessen aufgeschlagenen Sei-
ten LIBER GENERATIONIS
zu lesen ist; den geflügel-
ten Ochsen des heiligen Mat-
thäus, ebenfalls mit einem offe-
nen Buche, worauf geschrie-
ben steht
FVII INDIE
BVS I-IERO
DISR EGIS
Vor dieser Platte ist ein voll-
ausgearbeiteter kleiner Kopf
unvermitteltangebracht; den
Löwen des heiligen Markus
Abb. 3. Gemona Dgm mit einem Buche ohne In-
schrift; den Adler des heili-
gen Lukas mit dem aufgeschlagenen Evangelium und der Inschrift IN PRIN-
CIPIO VER.Zwischen den einzelnenWangen erheben sich dünne sechsseitige
Säulen, ebenfalls sechs an der Zahl, die eine auf einfachen Kapitellen ruhende
Kuppel, eine Art Cuba" tragen. Diese besteht aus runden, zweilappigen, stark
geschweiften Bogen und einer darauf ruhenden, etwas erweiterten Halb-
kugel. Die Bogen wie die Kalotte sind weiß-rot inkrustiert diese mit einem
Schachbrettmuster, jene mit verschiedenen geometrischen und vegetabilen
Motiven geschmückt.
Pli
Bei einer ersten, raschen Betrachtung unserer Kanzel werden wir uns
kaum wundern, wenn Eitelberger darin zwei Kunstperioden erblickt hat
eine frühe, altertümlichere, für den Unterbau, den eigentlichen Ambo, und
eine spätere, scheinbar einem ganz verschiedenen Geiste entsprechende, für
die Dachbekrönung. Wenn wir dazu noch den Stand der Kenntnisse der
mittelalterlichen Skulptur im allgemeinen und der italienischen im besonderen
am Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Betracht
Abb. 4. Gernona, Dom, Hauptportal
ziehen, so müssen wir doch das Urteil Eitelbergers bewundern, das allge-
mein betrachtet im Sinne der allgemeinen Stilerkenntnis wohl richtig sein
mag, aber für unseren speziellen Fall, wo außerhalb der allgemeinen Stil-
entwicklung noch lokale Fragen in Erwägung gezogen werden müssen,
nicht mehr stichhaltig ist. Die mittelalterliche Skulptur Oberitaliens, nament-
lich die venezianische, ist noch wenig bekannt, lokale Eigentümlichkeiten,
Kreuzungen zwischen nordischen und orientalischen Einflüssen, traditionell
weitergeführte Schemen von anderswo bereits überwundenen Stilepochen,
3510
dies alles ist noch zwischen den Karnischen und Julischen Alpen, die Ebene
herunter bis Padua und weiter noch hinaus zu erforschen. Bei der Betrach-
tung unserer Kanzel müssen diese Faktoren berücksichtigt werden. Grado
selbst nimmt wie in der Geschichte so auch in der Kunst eine merkwürdige
Stellung ein durch den Abfall von Aquileja trennt es sich vom Abendlande,
gerät zuerst unter byzantinische, dann unter venezianische Einflußsphäre,
ringt mit Aquileja um die Vorherrschaft und wird im XI. Jahrhundert
bezwungen. Während Aquileja im XIII. und XIV. Jahrhundert und später
auch in der Renaissance, Zeiten der Selbständigkeit, des Aufschwunges und
der Blüte erlebt, bleibt Grado ein vernachlässigter Exponent Venedigs.
Der Gedanke liegt somit nahe, in Venedig selbst Beispiele zu suchen, die
zum Vergleiche mit unserer Kanzel passen könnten.
Bevor wir zu dieser Aufgabe übergehen, wollen wir die Tetramorphen-
Reliefs ins Auge fassen, dazu eine Gruppe von Skulpturen unserer Betrach-
tung heranziehen, deren Vergleich mit den erwähnten Reliefs von großem
Werte für die Datierung unserer Kanzel sein wird.
Am Fuße der Karnischen Alpen, am Tagliamento, liegen nicht weit
voneinander zwei Ortschaften, die im Mittelalter eine wichtige Rolle als
Zoll- und Grenzstationen auf der großen Alpenstraße bildeten Gemona
und Venzone. Diese beiden Ortschaften, stets in Fehde miteinander, bald
unter der Herrschaft Aquilejas, bald unter jener der Grafen von Görz oder
kleinerer einheimischer Geschlechter, wußten sich das ganze Mittelalter
hindurch und noch hinauf bis ins XVI. Jahrhundert zu halten. Ihr Wohl-
stand kam von den Zöllen, die sie, sei es für das aquilejensische Patriarchat,
oder für sich selbst, erheben durften. Die gegenseitigen Kämpfe beruhten
auf der Rivalität beider Städte, einzeln ihre Selbständigkeit aufrecht zu
erhalten. Erst am Anfange des XIV. Jahrhunderts, als der Patriarch Bern-
trand von St. Ginnes Venzone bezwang, trat eine kurze Periode der Ruhe
ein, die zur Vollendung zweier bedeutender Kirchenbauten beitrug. Gemona
errichtete 1290 an Stelle einer älteren Gründung eine neue Kirche. Venzone
tat 1308 dasselbe.
Nun sind die Skulpturen der Portale dieser beiden Kirchen für die
Bestimmung der Gradenser Kanzel von besonderer Wichtigkeit. Wir wollen
sie deshalb kurz in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen?"
Der Dom Santa Maria von Gemona Abb. ist im Jahre 1290 von
einem einheimischen Meister namens Johannes" erbaut worden, wie es eine
Vergl. N. Barozzi, Gemona suo disu-eno, Venedig 185g. V. Baldiasen, Da Gemonn Venzone.
Gemonn 1891. V. Joppi, Contrihuto qunno ed ultima all Storia dell'Arte nel Friuli, Venedig 1894. L. Planiscig,
in L'Arte", Rom, Bd. XIV. lgn. G. Bragnto, Da Gernonn Venzone, Bergamo 1913, in Kuli artisticn",
Bd. 70 gute Abbildungen, Text schlecht.
Joppi, op. cit., nennt diesen Künstler Giovanni dann Griglio da Gemona. Woher er den Beinamen
Griglio, den Bragato. op. cit., kritiklos wiederbringt, her hat, weiß ich nicht.
509
Inschrift besagt, die sich über dem Kirchenportal befand und bei Restau-
rierungsarbeiten im Jahre 1825 etwas mehr nach links verrückt wurde
MILLESIMO CCLXXXX QVOD MAG. IOHANNES FECIT HOC
OPVS.
1337 muß diese Kirche größtenteils vollendet gewesen sein, da sie in
diesem Jahre vom Bischof von Parenzo, dem Delegierten des aquilejensi-
scheu Patriarchen Bemtrand von St. Ginnes, geweiht wurde.
Bereits 1331 hatte Magister Johannes zusammen mit seinem Sohne die
Meter hohe Statue des heiligen Christophorus an der Kirchenfassade voll-
endet." 1340 arbeitete ein Magister Buzeta an dem großen Radfensterßi"
Abb. 5. Gemona, Dom, Hauptponnl, Tympanon
Aus diesen wenigen Daten ersehen wir, daß die Skulpturen außerhalb
der Kirche diese wurde im Laufe des XV. Jahrhunderts erweitert größten-
teils in das beginnende Trecento zu versetzen sind. Mehr als der gigantische
Christophorus oder die Skulpturengruppe Maria mit dem Kinde und die
heiligen drei Könige die unter Bogennischen an der Fassadenwand über
dem Haupteingang angebracht sind, interessieren uns, hinsichtlich der
Gradenser Kanzel, die Reliefs des Tympanons am Hauptportal.
Hier Abb. und ist Christus sitzend, in Frontalansicht, mit aus-
gebreiteten Armen, dargestellt. Unmittelbar zu seinen Seiten sehen wir die
Passionswerkzeuge links das Kreuz und drei Nägel, rechts die Lanze und
die Stange mit dem Schwamm. Zwei niedrige Brüstungen flankieren den
Vergl. Joppi, op. cit.
Vergl. Joppi, op. cit.
66
Thron, worauf je drei weibliche Orantenfiguren mit bedeckten Köpfen und
erhobenen Händen im Relief dargestellt sind. Hinter den Brüstungen erheben
sich rechts die Madonna in gleicher Stellung wie die Oranten, links der
heilige Johannes Baptista, an seinem Tierfellmantel erkenntlich. Diese
Skulpturen sind roh und primitiv eine zurückgebliebene Kunst, welche zwar
die Kenntnis frühgotischer Darstellungsmotive voraussetzt, in der Aus-
führung aber äußerst provinziell sich erweist. Während zu gleicher Zeit in
Venedig und im Veneto, durch eine einheimische Umarbeitung und Um-
wertung byzantinischer Überlieferungen, eine Skulptur geschaffen worden
war, die bereits den Keim für die Rezeption der neuen toskanischen
Errungenschaften in sich schloß, treffen wir in dem am Fuße der Alpen
gelegenen Gemona Skulpturen, die insofern noch zur venezianischen Gruppe
zu rechnen sind, als sie mit jenen Werken des Dugento, die mitten in einer
byzantinisierenden Kunst an den Portalbogen von San Marco entstanden,
eine gemeinsame Quelle verraten. Es ist die Kunst von Verona, Ferrara und
der Emilia, die Kunst der Meister Nikolaus und Wilhelm, sowie jene
Benedetto Antelamis, die hier einen letzten Abklatsch zur Zeit Giottos und
Giovanni Pisanos hinterläßt.
Dasselbe gilt für Venzone." Kurz nach dem Dom von Gemona wurde
hier, 1308, die Kirche Sant'Andrea errichtet. Eine Inschrift, die auf einer
Patere oberhalb des linken Seitenportals angebracht ist, lautet folgender-
maßen
MAG. IOHANNES FECIT HOC OPVS ANNO MCCCVIII.
Eine andere Inschrift an der Hauptfassade bringt den Namen eines
weiteren tagliapietra", der hier beschäftigt gewesen sein wird
SCACO ME FECIT.
338 wurde die Kirche vorn Patriarchen Berntrand feierlich eingeweiht.
Wenige Jahre nach Gemona arbeitet also höchstwahrscheinlich der-
selbe Magister Johannes an der Kirche von Venzone. Der Stil der Skulpturen,
die wir im folgenden betrachten wollen, läßt kaum an der Identität des
Bildhauers oder der Werkstatt zweifeln.
Auch in Venzone kommen für uns die Skulpturen der Portale in Betracht.
A. LINKES SEITENPORTAL Abb. 6. An Skulpturen das reichste.
Die Ausstattung der Leibung mit Wülsten ist der Kunst des XII. und
XIII. Jahrhunderts, der Lombardei und der Emilia entnommen. Das Motiv
erhält sich in den venezianischen Ländern noch im XIV. Jahrhundert, wofür
das Portal von San Lorenzo in Vicenza aus den vierzigerJahren des Trecento
erwähnt sein mag. Über dem äußeren, mit einer Ranke und mit dem doppelten
Zahnschnitt verzierten Bogen die Patere mit der schon angeführten Künstler-
inschrift. Auf dem Tympanonrelief Christus thronend in der Mandorla von
einem Sternhimmel umgeben und die vier Evangelistensymbole.
B. RECI-ITES SEITENPORTAL Abb. 7. Auch hier dasselbe, wenn
auch nicht so reich ausgestattete Architekturmotiv. Auf dem Tympanon-
Siehe Anmerkung auf Seite 508.
Slx
relief die Krönung Marias. Christus und die Muttergottes sitzen auf einem
Doppelthron, welcher von zwei fliegenden Engeln getragen wird.
C. DAS PORTAL DES I-IAUPTSCI-IIFFES Abb. 8. Die Architektur
entspricht den zwei erstgenannten, jedoch die Kapitelle sowie das Tympanon-
relief sind Arbeiten des vorgeschrittenen Trecento und stehen mit dem
Magister Johannes nicht im Zusammenhang. Das Relief mit der Kreuzigung
Christi am Tympanon ist, wie auch auf der Reproduktion deutlich entnommen
werden kann, in späterer Zeit eingefügt worden. Dem Stile nach zu urteilen
Abb. G. Venzone, Dom, linkes Seitenportal
ein einheimisches Werk unter lombardischem Einüuß. Für unsere weiteren
Ausführungen kommt dieses Relief nicht in Betracht.
Wie in Gemona ist der Charakter der Skulpturen an den Portalen und
provinziell und zurückgeblieben. Auch hier dieselben zackigen, scharf
gebrochenen Falten an den Gewändern. Während aber in Gemona die
Gesichter mit großen Augen in die Leere starren, finden wir in Venzone,
besonders an den Figuren des rechten Seitenportales, jenes archaische
Lächeln, das, freilich mehr als ein Jahrhundert vorher, ein Charakteristiken
der Frühgotik gewesen war vielleicht ein Fortschritt in der Entwicklung der
Kunst des Magister Johannes oder wahrscheinlicher das Mitarbeiten anderer
tajapiera". Wie dem auch sein mag, eine Tatsache müssen wir nun fest-
31x
stellen Die Hguralen Portalskulpturen an den Kirchen von Gemona und
Venzone, die größtenteils am Anfange des Trecento, wie es aus Inschriften
unzweideutig hervorgeht, entstanden sind, zeigen in ihrer stilistischen
Behandlung auffallende Ähnlichkeit mit den Reliefs an den Brüstungen der
Kanzel in Grado. Man vergleiche den Engel des heiligen Matthäus auf der
Abb. 7. Venzone, Dom, rechtes Seitenportal
Gradenser Kanzel mit einem der throntragenden Engel des rechten Seiten-
portals von Venzone es ist ein und dieselbe Mache, dasselbe Niveau einer
zurückgebliebenen Kunst. Die Kopfstruktur, die niedrige Stirne mit tief
herunterreichendem Haarwuchs, das hochstehende Ohr, die scharfgeschnit-
tenen Augen, wobei die Augen- und Nasenlinien zusammenlaufen, das spitze
Kinn, dies alles kehrt an beiden Beispielen in derselben Art wieder. Dann
auch die Gewandbehandlung die Figuren sind beiderseits in dünn gefaltete
4'.
Gewänder gehüllt, die einzelnen Falten sind scharf geschnitten und verlaufen
zickzackartig an den Säumen. Die Füße sind kaum gegliedert und zeigen
sowohl in Venzone wie auch in Grado dieselbe stumpfe Form. Wir können
unseren Vergleich mit demselben Erfolg auch an den andern Figuren der
Kanzel fortsetzen wie für das Symbol des heiligen Matthäus finden wir in
Venzone auch für die anderen Gestalten schlagende Parallelerscheinungen.
Wir brauchen nur die Tetramorphen des linken Seitenportales dieser Kirche
heranzuziehen. Auch hier dieselben glotzenden Augen, die stark abseits-
stehenden Ohren, die niedrige Stirne. Die Tierdarstellungen unserer Kanzel
nähern sich in der rohen Leere, die ihnen eigen ist, noch mehr den Figuren
Abb. 8. Venzone, Dorn, Portal des Hauptschiffes
des Gemonenser Portaltympanons. Es ist ein und dieselbe zurückgebliebene,
ins Rohe übertragene Kunst, ein charakteristisches Beispiel für die Zähig-
keit, mit welcher in abgelegenen Orten stilistische Motive der Vergangenheit
festgehalten und verwertet werden.
Wir dürfen aber die Reliefs der Kanzel in Grado nicht als eine Prämisse
für jene in Venzone und Gemona ansehen. Nicht Grado ist im Besitz der
hohen Kunst, die dann in der Provinz vergröbert wiedergegeben wird. Das
Verhältnis dürfte wohl ein anderes sein! Die Skulpturen von Gemona und
Venzone, die als Nachklang der großen architektonischen und bildhaueri-
sehen Tätigkeit des oberitalienischen XII. und XIII. Jahrhunderts zu be-
trachten sind, scheinen mir aber in einem indirekten Verhältnis zu dieser zu
stehen. Jenseits der Alpen, in Kärnten und Salzburg, wofür der Dom in
Gurk und die Franziskanerkirche in Salzburg erwähnt sein mögen, hatte der
Abb. g.
Venedig, San Marco, Bogen über der Tür zum Tesoro
PhonAlinari
oberitalienische Einiluß
bereits im XIII. Jahrhun-
dert gewirkt, so daß mir
zu glauben berechtigt er-
scheint, in Gemona und
Venzone, somit auch für
Grado, eine Rückwirkung
dieses Einflusses anzu-
nehmen, eine von Norden
kommende Welle, die am
Anfange des Trecento
kümmerliche Spuren der
einst entlehnten großen
Kunst, am südlichen Fuße
der Alpen hinterläßt. Die
alte Heeres- und Handels-
straße mag diesen Einiluß
vermittelt haben.
Als Ergebnis dieser
Erörterung können die
Kanzelreliefs von Grado
nur als eine gleichzeitige
und vielleicht auch noch
spätere Parallelerschei-
nung oder Folge der Por-
talskulpturen von Gemona
und Venzone betrachtet
werden. Was für manche
Kunsthistoriker das Produkt der römischen Verfallszeit" oder der Völker-
wanderung" war, entpuppt sich nun als eine zurückgebliebene, provinzielle
Arbeit, die, gegenüber von sicher datierten Parallelbeispielen, frühestens
ganz an das Ende des XIII. Jahrhunderts versetzt werden kann.
es
Dadurch hätten wir einen sicheren Anhaltspunkt für die Datierung der
Reliefs der Kanzel gewonnen. Indem wir uns dafür Sicherheit geschafft
haben, ergibt sich das Weitere von selbst, die gotische Sechspaßgrundform
der Kanzel findet ihre Erklärung, und die Frage drängt sich auf, ob wir
wirklich blind der Behauptung Eitelbergers folgen und zwei Perioden für
die Entstehung der gesamten Kanzel annehmen sollen.
In dem Augenblick, wo wir nun wissen, daß die Reliefs am Ende des XIII.
oder am Anfang des XIV. Jahrhunderts entstanden sind, liegt stilistisch kein
Hindernis vor, die Dachbekrönung der Kanzel in diese Zeit zu datieren. Um
aber auch hierfür das passende Material zu Finden, müssen wir den anfangs
angekündigten Weg ein-
schlagen und uns nach Ve-
nedig wenden.
Das Auffälligste an dem
oberen Teile unserer Kanzel
ist die geschweifte, zweilap-
pige Form des Bogens. Es
handelt sich also in erster
Linie zu untersuchen, ob
um diese Zeit eine ähnliche
Gestaltung des Bogens vor-
kommt. Daß dies in Venedig
der Fall ist, können wir an
einem besonders geeigneten
Beispiele, an dem Bogen über
der Tür zum Tesoro in San
Marco Abb. ersehenßi
Dieser Bogen, wie aus der
Baugeschichte der Kirche
und stilistisch aus dem darin
umrahmten Mosaik unzwei-
deutig erhellt, ist während
der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts entstan-
den. Ein zweites Beispiel
aus dem Ende des Dugento,
ebenfalls in San Marco, ist
der Doppelbogen über der Nordtüre, die vom Narthex ins linke Querschiff
führt Abb. I0. Die daran ausgeführten Skulpturen geben uns einen sicheren
Anhaltspunkt für seine Datierung es ist der neu aufgetretene byzantinische
Einiiuß, vermengt mit der Kunst der älteren Portalbogen von San Marco,
deren Ursprung in den Werken Benedetto Antelamis zu suchen ist. Beide
Bogen haben mit unseren die Form gemeinschaftlich zweilappig-geschweift,
oben lanzettartig endigend. Es ist hier nicht der Platz, zu forschen, woher
und durch welche Modalitäten dieser Spitzbogen, der im gewissen Sinne
abseits von der Entwicklung der Gotik steht, nach Venedig kam und hier
Verbreitung fand. Uns genügt, für den speziellen Fall, den wir vor Augen
haben, nur die Tatsache feststellen zu können, daß seine Form in der in
Frage kommenden Zeit nichts Außergewöhnliches bedeutet. Andererseits ist
es wohl klar, daß wir sowohl in Venedig wie in Grado mit Produkten eines
orientalischen Einflusses zu tun haben die Kalotte unserer Kanzel ist wohl
Abb. m. Venedig, San Marco, Portalbogen am nördlichen Ende des
Narthex Phot. Alinari
Siehe P. Selvatico, Sulla Architektur aulln Scultura in Venezia, Venedig 1847, dann speziell das
große Werk von Ongnnia, Bnsilica di S. Max-eo; und Gabelentz, op. cit. S. x68.
Gabelentz, op. ciL. S. 168, datiert mit Recht diesen Bogen um 1300.
mohammedanischen Ursprungs, so wie deren bichrome Omamentierung, die
geometrischen und die Rankenmuster auf den Orient hinweisen. Eine Tat-
sache, die uns nicht wundern kann, zumal, wenn wir bedenken, wie stark
noch die venezianische Kunst am Ende des Dugento unter byzantinischem
Einfluß stand, einem Einfiuß, der langsam erst im Laufe des XIV. Jahr-
hunderts überwunden wurde, der aber in Hinsicht auf die Architektur durch
die ganze Gotik bis in die Renaissancezeit Venedigs hinauf, nie gänzlich
verschwand und vielleicht noch zum letztenmal in den buntfarbigen In-
krustationsarbeiten der Lombardi-Fassaden einen Ausklang fand. Denken
wir uns aber die sechs Bogen unserer Kanzel in eine Fläche aufgerollt, so
werden wir das für den venezianischen Palazzo der Gotik so häufig wieder-
kehrende Motiv des otTenen Balkons bekommen, wofür das Anführen von
Beispielen wohl überflüssig ist.
Vor der zweiten Hälfte des Dugento finden wir aber diese Art von
Bogen in Venedig nicht. Bauten aus der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts,
wie etwa das untere und erste Geschoß des Palazzo Loredan am Canal
Grande, zeigen den dem byzantinischen Palastbau entnommenen erhöhten
Rundbogen. Es ist wohl andererseits unsinnig, unseren Bogen, wie es
Jackson tat, ins XV. Jahrhundert zu datieren wir brauchen nur an die
Ca d'oro zu erinnern, um sofort zu erkennen, welche venezianisch-ein-
heimische Umwertung die Gotik hindurch die ursprüngliche Bogenform hier
erfahren hat.
Es wäre somit stilistisch festgestellt, daß sowohl die Reliefs der
Brüstung wie auch die Kuppelbekrönung unserer Kanzel zu derselben Zeit
entstanden sein können, somit die seit Eitelberger allgemein angenommene
Ansicht zweier voneinander weit entfernten Kunstperioden als hinfällig
bewiesen.
Alles Weitere ergibt sich von selbst. Die Säulen, welche die Kuppel
tragen, sind schon im Sechspaß gedacht. Die Form der Kapitelle entspricht
der veralteten Stilsprache der Brüstungen. Man vergleiche die dreifach
gegliederten Abaci mit der ähnlich gegliederten Umrahmung der einzelnen
Brüstungsplatten. Ähnliche Kapitelle kommen übrigens auch an den Seiten
des Türbogens von Gemona vor, obwohl ihr Ursprung älter ist, wie wir es
an den Stützen des Ambo im Dorn von Torcello sehen können.
Es erübrigen uns nur noch die sechs Säulen, auf welchen der Kanzel-
körper selbst ruht. Meiner Ansicht nach sind diese wovon zwei spiralförmig
gedreht spätantike oder frühchristliche Spolien, die beim Bau der Kanzel
verwendet wurden, etwas nicht Seltenes in Venedig San Marco, Aquileja
und Grado selbst. Man betrachte die später hinzugefügten Basen. Diese
allein, in ihrer ausgesprochenen gotischen Form, könnten den Ursprung
unserer Kanzel wenn auch nicht direkt erklären, so wenigstens nicht zu dem
Schlusse verleiten, sie sei spätantik, aus der Völkerwanderungszeit oder aus
der Mitte des XII. Jahrhunderts. Die Kapitelle dieser Säulen erinnern sehr
stark an jene zweier anderer Säulen, die den Baldachin des Patriarchenstuhles
hinter dem I-Iauptaltar derselben Kirche tragen Abb. u. Dieser Kirchen-
stuhl besteht aber auch aus Spolien verschiedener Zeiten und wurde im
Laufe der Jahrhunderte öfters restauriert. Darin stimmt auch Eitelberger
überein, der ganz richtig hervorhebt, daß die beiden Säulen und ergänzend
sagen wir, auch deren Kapitelle nichts mit den Völkerwanderungsplatten,
aus denen wahllos die Kathedra zusammengestellt ist, zu tun haben. Ob
nun die für uns in Fra-
ge kommenden Kapitelle
gleichzeitig mit den Kan-
zelbrüstungen entstanden
oder auch Spolien einer
früheren Periode sind,
magdahingestelltbleiben.
Zu den Säulen, die spät-
antik oder frühchristlich
sind, gehören sie nicht.
Sie weisen zwar manche
Ähnlichkeit mit den Kapi-
tellen in der Krypta von
Aquileja auf, daraus aber
einen Schluß zu ziehen,
wäre nicht ratsam, da die-
se Kapitelle selbst schwer
zu datieren sind. Bei der
Zurückgebliebenheitman-
cher Kunstzweige im aqui-
lejensischen und graden-
sischen Gebiet könnte
man schließlich auch an-
nehmen, die Kapitelle un-
serer Kanzel, respektive
jene der Kathedra seien
im XIII. Jahrhundert ent-
standen. Da wir aber da-
für keinen strikten Beweis erbringen können, lassen wir die Frage offen und
begnügen uns mit den hier erbrachten Feststellungen.
Danach ist die Gradenser Domkanzel ein zeitlich einheitliches Werk,
das am Ende des XIII. oder am Anfang des XIV. Jahrhunderts zu datieren
ist. Dieselbe ist in einem Orte entstanden, in welchem einerseits der venezia-
nische Byzantinismus, andererseits die von Norden durch die Alpenstraße
kommenden Einflüsse sich kreuzten. Einheimisch ist die provinzielle, rohe
Umwertung. Aus Spolien der Spätantike, aus bäuerischen Reliefs, in denen
kaum mehr ein Hauch der großen Kunst zu spüren ist, der sie ursprünglich
entstammen, aus venezianisch-byzantinischen Architekturmotiven wurde eine
Abb. n. Grade, Dom, Kathedra Phon. Alinari
n.
5I8
Kanzel zusammengestellt, die als solche in ihrer malerischen Gesamt-
erscheinung doch zu den merkwürdigsten ,,kosmopolitischen"Kunstprodukten
der alten venezianischen Länder gehört. Ein Rätsel war ihre Datierung dieses
glauben wir im vorliegenden Aufsatze gelöst zu haben.
DAS BOSNISCHE HAUSSCP VON HARTWIG
FISCHEL-WIENSW
IE Kenntnis der Typen des volkstümlichen Hauses ist
leider noch nicht weit genug entwickelt. Gerade
die österreichisch-ungarische Monarchie besitzt
durch die große Mannigfaltigkeit ihrer Natio-
nalitäten und das hohe Alter, die Ursprünglichkeit
vieler Ansiedlungsgebiete ein besonders reiches
Arbeitsfeld für die spezielle Hausforschung. Diese
ist bisher von wissenschaftlichen Gesichtspunkten
ausgegangen. Die ethnographische und technische
Seite der Hausformen hat wiederholt den Gegen-
stand von Detailstudien gebildet. Die künstlerische
Seite ist dabei aber zumeist ganz in den Hintergrund getreten. Beim Haus
der Alpenländer, insbesondere demjenigen Tirols, Steiermarks, Salzburgs hat
wohl eine Berücksichtigung der hohen künstlerischen Qualitäten ihrer Raum-
gestaltung stattgefunden, und einige gründliche Veröffentlichungen haben
sich auch mit der äußeren Erscheinung beschäftigt. Leider fehlen aber für
viele andere Gebiete jene Studien, welche den volkstümlichen Charakter der
Wohngebäude, ihre Stellung zu der Natur, ihren künstlerischen Reiz in der
äußeren Erscheinung festhalten, welche das Haus im Zusammenhang mit
den Besonderheiten der Raumgestaltung und Einrichtung und seiner aus
Material und Zweck hervorgegangenen konstruktiven Eigenart behandeln
würden.
Wie lohnend die Ausbeute auch in solchen Ländern sein kann, in
welchen die Kultur noch keinen Hochstand erreichte, in welchen die mate-
riellen Hilfsmittel keine reichen sind, das zeigt ein kurzer Überblick über den
Hausbau der mohammedanischen Bevölkerung Bosniens; hier hat das Zusam-
mentretTen orientalischer Lebensgewohnheiten und Bautraditionen mit süd-
slawischen Einflüssen eine eigenartige Bauweise entstehen lassen, die großen
Reiz besitzt.
Der Holz- und Steinreichtum des Landes einerseits, das bewegte, viel-
fach gebirgige Terrain andrerseits haben seine Entwicklungsbedingungen
geschaffen. Ein ausgebildeter Sinn für malerische Wirkung, der besonders
orientalischen Völkern eigen ist, hat dabei eine Rolle gespielt. Sicherlich ist
die Art, wie die Häuser in die Natur gestellt wurden, nicht allein zufällig,
sondern zumeist ganz absichtlich eine reizvolle geworden.
D19
Schon der Aufbau der Ortschaften an den Berglehnen zeigt einen sicheren
Instinkt. Besonders wirkungsvoll sind Jajce und Vranduk alte Ansiedlungen
mit Resten starker Befestigungen angelegt. Das Steildach der Wohnhäuser,
ihre freie Gruppierung an den Lehnen, passen vortrefflich zur Bodengesta1-
tung, aus der sie hervorgewachsen erscheinen. In der Savegegend kommen
malerische Pfahlbauten vor.
Andrerseits zeigen Städtebilder wie jenes von Serajevo in ihren ältesten
Teilen die mannigfaltigen Zufälligkeiten, wie sie durch die vorgekragten Ober-
geschosse, die hölzernen Stock-,
werke entstehen, welche von den
Mohammedanern gerne ange-
wendet werden und die bei der
gekrümmten Straßenführung ab-
wechslungsreich in Erscheinung
treten.
Die einfachsten, zumeist ein-
räumigen nur aus einem Erdge-
schoß bestehenden Wohnhäuser
der bosnischen Landleute sla-
wischer Nation gehören in ihrer
primitiven Ursprünglichkeit dem
ältesten Typus des Rauchhauses
an. Der I-Iauptraum ist zugleich
die Küche Kuca mit dem über
den Boden nur wenig herausge-
hobenen offenen I-Ierdplatz, des-
sen Rauch durch eine Öffnung
im Dache entweicht. Selbst die
Decke fehlt diesem südslawischen
Herdraum. Bei fortgeschritteneren
Typen ist eine überdeckte Stube Kroatisches Bauernhaus in Dugaresa Giebel
Soba von der Küche abgetrennt.
Nach außen tritt über dem aus Luftziegeln gemauerten oder aus Lehm-
Wänden hergestellten Geschoß schon das hohe Steildach, nach beiden Seiten
abgewalmt als Keildach, hervor. Ganz verwandte Typen finden sich auch im
westlichen Kroatien. Während die Gegend von Agram das Strohdach zeigt,
ist im Oguliner Kreis bereits das steile Langschindeldach üblich. Interessant
ist die vorgelegte Laube, die in Kroatien selten fehlt; besonders in holz-
reichen Gegenden, wo der Blockbau herrscht; es ist charakteristisch, daß
der Zusammenstoß der Balken bei Ogulin mit Lehm verstrichen und geweißt
wird, so daß mit Zuhilfenahme vertikaler Striche eine Art Netz oder Fugen-
schnitt entsteht. Noch weiter wird dann die Annäherung an den Putzbau
gebracht, indem das Holzwerk manchmal ganz mit einem Flechtwerk über-
zogen und verputzt wird, so daß von außen der Blockbau nicht erkennbar
Kroatisches Bauernhaus in Dugaresa Laube
ist. In Bosnien ist das Erdgeschoß
in der Regel verputzt und geweißt,
besonders bei wohlhabenden Be-
sitzern.
Das Haus der Mohammedaner
ist durchwegs besser ausgestattet
und zumeist stockhoch. Das Ober-
geschoß wird zum eigentlichen
Wohngeschoß, insbesondere für
den Sommer, tritt stark über dem
Erdgeschoß vor und wird in den
meisten Fällen fast ganz aus Holz
konstruiert. Aber das I-Iolzwerk der
Konstruktion wird mit Flechtwerk
und Lehm verbunden, und das
Ganze wird verputzt und geweißt,
so daß nach außen nur die weiße
Fläche unter dem grauen Schindel-
dach sichtbar wird. S0 wird das
mohammedanische Haus in Bos-
nien von dem südslawischen Typus
wesentlich abweichend durch seine
charakteristische äußere Erscheinung; wenn auch die Verwandtschaft der
Grundrißbildung bei den einfachen Typen nachgewiesen werden kann, im
stockhohen Haus
treten ganz neue
Elemente auf.
Schondadurch,
daß die Moham-
medaner Bosniens
zumeist der wohl-
habenderen Be-
völkerungsschich-
te angehören und
außer den Über-
resten des alten
bosnischen Feu-
daladels Grundbe-
sitzer, Kaufleute,
Handwerker um-
fassen,ist derHaus-
typus einer verhält-
nismäßig mannig-
faltigenundstellen-
Kroatisches Bauernhaus bei Ogulin
321
weise auch sogar reicheren Durchbildung unterworfen worden. In der
Beschreibung von bosnischen Sitten und Gebräuchen von A. Hangi ist
mancherlei Interessantes über die Wohnsitten gesagt, während die Studien
Professor Meringers über das bosnische Haus eine Reihe interessanter Auf-
nahmen zeichnerischer und geometrischer Natur bieten, die mit den ethno-
graphischen Untersuchungen
des Verfassers zusammen-
hängen, aber seiner Theorie
widersprechen. Über die re-
zenten Pfahlbauten Bosniens
in Donja Dolina hat V. Cur-
Öic eine besondere Studie ver-
öffentlicht.
Das k. k. Volkskunde-
museum in Wien besitzt ein
interessantes Hausmodell und
mancherlei Hausrat des bos-
nischen Hauses. Das Modell
mit seinen abhebbaren Ge-
schossen gibt einen guten
Einblick in das Innere und
stellt einen sehr charakteri-
stischen Haustypus dar.
Es bildet eine gute Er-
gänzung zu dem von Meringer
veröffentlichten Hause des
Dedo und I-Iasan Muftiö in
jezero, einem alten und typi-
schen Gebäude, das einer Fa-
milie osmanischer Herkunft
gehörte.
Hangi beschreibt das
Wohnhaus in folgenderWeise
Die I-Iäuser der Mos-
15m5 in Bosnien und in der Bauernhaus und Bäuerin aus llidie
Hercegovina sind zumeist
vorwiegend aus Holz gebaut. Erst in den letzten Jahren haben einige nur
hartes Material, Steine oder Ziegel zum Baue ihrer Häuser verwendet.
Während der früheren ottomanischen Verwaltung gehörten ganz gemauerte
Häuser zu den Seltenheiten. Einen solchen Herrensitz nannte das Volk
Kula" Turm und schätzte nach dem Äußeren den Reichtum des Besitzers
ab. Die I-Iäuser besitzen immer einen viereckigen Grundriß, sind innen und
außen mit Kalk weiß getüncht und zeichnen sich durch reinliches Aussehen
aus. Nahezu alle mosleminischen I-Iäuser in Dorf und Stadt sind einstöckig.
Herdraum eines Bauernhauses in llidie
Das Erdgeschoß vieler I-Iäuser ist aus Steinen aufgeführt. Altextümliche
Häuser in Bosnien, namentlich jedoch die der Moslems sind im Erdgeschoß
Mühlen aus der Umgebung von jajce Pfahlbauten. nach einer Aufnahme von Oberingenieur A. Dachler
D23
seichter als im Stockwerk, so daß dieses den Unterbau bedeutend überragt.
Im Erdgeschoß wohnt der Moslem im Winter, im Stockwerk während
der wärmeren Jahreszeit. Das Erdgeschoß bietet wenig Luft und Licht, denn
es besitzt bloß wenige Fenster. Dafür besteht das erste Stockwerk fast
ganz aus Fensterwänden. Aus dem Erdgeschoß führt nach oben gewöhnlich
eine schmale steile Trep-
pe mit einem Geländer
aus geschnitzten Brett-
chen, das zumeist rot
oder gelb angestrichen
wird. Die Treppe mündet
nach oben in ein großes
polygonales Vorzimmer,
aus dem die Türen nach
den übrigen Wohnräumen
führen. Das ist eine nicht
bloß praktische. sondern
vielfach höchst notwen-
dige Einrichtung.
Die bosnisch-herce-
govinischen Moslems sind
große Naturfreunde und
haben dafür wenig Sinn,
daß ihre Häuser an der
Straße oder in Reihen ne-
beneinander stehen, sie
siedeln sich am liebsten an
Bächen und Flüssen und
an Bergeshängen an, wo
sich ihnen ein freier Aus-
blick in die Natur nach
allen Seiten darbietet.
Der Dachstuhl der
Häuser ist steil abfallend,
zumeist höher als das
Haus selbst. In waldreichen Gegenden werden die Dächer mit schmalen
Holzbrettem eingedeckt Langschindeln, in waldarmen, namentlich in der
Hercegovina, mit Steinplatten und in neuerer Zeit mit Dachziegeln.
Jedes Haus weist auf dem Dache eine Öffnung auf, durch welche der
Rauch entweichen kann Badza. Auch bei den vornehmsten Moslems wird
heute noch auf offenem Herde Feuer gemacht.
In den Dörfern und Flecken und auch in manchen Städten, namentlich
im nordwestlichen Teil Bosniens, der Krajina" und dem Gebiete der Save,
ist fast jeder Hof eines mosleminischen Hauses von einer Bretterwand
Bauernhaus in jajce
Bosnische Bauernhäuser nach einer Radierung von Krizrnan
Tarabe eingefaßt, damit kein Unberufener einen Blick in den Hofraum
zu werfen vermag. Die I-Iäuser der Reichen, namentlich angesehener Begs
oder Agas, besitzen eine hohe Umfassungsmauer, welche von allen Seiten
den Einblick in den I-Iofraum verwehrt."
In den Städten ist das Erdgeschoß meist nur untergeordneten Zwecken
gewidmet; den Vorratsräumen, Stallungen, manchmal, aber selten, der
Werkstätte oder dem Kaufladen des Besitzers; letztere sind durch die Basare
von den Wohnhäusern zumeist unabhängig.
Die straßenseitige fensterarme Frontmauer verbindet sich mit der
Hofeinfriedung, welche den Eingang enthält, so daß im Zusammenhang
mit den vergitterten Stockwerksfenstern die Außenseite eher einen
abwehrenden als einladenden Eindruck macht.
Freistehende Häuser erhalten durch das enge Erdgeschoß, den allseits
vertretenden Stockwerksbau und das steile Keildach oft etwas Turm-
artiges. Sicherlich hat die notwendige Bereitschaft gegen häufige Unruhen
Straße in Sarajevo nach einer Radierung von Krizrnan
auf diese Bauweise Einiiuß geübt, die der Verteidigung günstig ist. Andrer-
seits ist die strenge Abgeschlossenheit des Privatlebens ein osmanischer
Charakterzug.
Auffallend tritt der Gegensatz der Bauweise als Ausdruck von Lebens-
gewohnheiten und Traditionen dort auf, wo mitten unter der an der Adria
lebenden Küstenbevölkerung der geschilderte mohammedanische I-Iaustypus
vorkommt. Das glatte italienische Steinhaus mit großen Fenstern im Erd-
geschoß, Pergola und Balkon gegen die Straße, mit dem flachen Ziegeldach,
das in Reihen gestellt ist, kontrastiert lebhaft mit dem nach innen gekehrten
Charakter des verputzten Holzhauses des Moslems. In Buccari steht solch
ein altes türkisches Haus wie ein Fremdling mitten unter den italienischen
Typen der aus Bruchsteinen und Quadern erbauten Stadt.
Der eigenartigste Bauteil des bosnischen Hauses ist das Stockwerk, das
Wohngeschoß, das eine typische Zentralanlage aufweist. Dabei ist der
zentrale Vor- und Verbindungsraum zumeist ohne Decke, manchmal aber
mit einem Erker verbunden. In diesen Raum müssen alle Türen der
kleinen, niedrigen, voneinander getrennten Wohnräume für Frauen und
Männer ringsherum münden; diese sind aber überdeckt und fast wie große
68
Gasse in Bisoko nach einer Aufnahme von Oberingenieur A. Dachler
Kisten ineinandergereiht und in das Obergeschoß hineingestellt. ln reicheren
Beispielen hat dieser zentrale Vorraum eine Art Atrium auch Divans oder
Ruhebänke und Ausblick in den Hof. Die Wohnräume sind zumeist ganz
Straße mit Stadttor in ce
527
ohne Mobiliar, außer der bankförmigen Ruhe- und Schlafgelegenheit. Dagegen
fehlt selten die Badenische Hamam, mit einer I-Iolzgittertür verschlossen,
die mit der Ofennische verbunden ist, in der ein oft kegelförmiger Kachel-
ofen steht. Diese Anordnungen hängen mit den Gebräuchen der Orientalen
zusammen, welche das Waschen und Baden als eine Kultusangelegenheit
betrachten. Durch die Gewohnheit, mit untergeschlagenen Beinen auszu-
ruhen, können sie unserer Sitzmöbel entbehren außer ihrer erhöhten Ruhe-
bank. Die mohammedanischen Bosnier haben diese Lebensgewohnheiten
oft vollständig angenommen und auch die Zentralanlage des orientalischen
Butrnir, Wohnhaus eines Mohammedaners
Hausgrundrisses in das Wohngeschoß übertragen. Die Außenseite dieser
Häuser ist besonders dort sehr reizvoll, wo die Zufälligkeiten der Straßen-
führungen und Vorkragungen der Obergeschosse abwechslungsreiche Gliede-
rungen ergeben, deren Entwicklung teils durch örtliche Verhältnisse und
teils absichtsvoll entsteht.
Auch über Eck gestellte Vorkragungen kommen vor, weil in den Ober-
geschossen Erkerbildungen nicht selten sind; die Vorliebe der Frauen für
die Gewohnheit, in der Fensternische ruhend durch das Gitter die Straße zu
überblicken, hat zu häufigen Vorkragungen in Verbindung mit längeren
Fensterreihen geführt, die rnit großen Hohlkehlen an das Erdgeschoß
angeschlossen werden. Sie bilden einen charakteristischen Gegensatz zu
der meist fensterarmen Mauer, welche die Straßenseite des Erdgeschosses
bildet und nur vom überdachten I-Iofeingang unterbrochen wird. Trotz der
J-..
technisch oft recht primitiven Durchführung ist dieser typischen Anordnung
ein künstlerischer Reiz eigen.
In der Gegend von Serajevo ist das Dach solcher I-Iäuser flacher und
weiter vorspringend, es nähert sich auch in seiner äußeren Erscheinung
mehr dem orientalischen Haus.
Die wohlhabenden Kreise wenden der inneren Ausstattung reichere
Mittel zu. Der Boden des Wohnraumes wird mit schönen Teppichen
bedeckt, die Zimmerdecke erhält sogar flaches Getäfel, die Türen der Bade-
nischen und Wandschränke sind mit Gitterwerk und aufgesetztem Stabwerk
von reichem kleinen Detail nach türkisch-arabischer Art geschmückt. Die
umlaufenden Divans erhalten Polsterschmuck, die Fenster darüber jene ein-
fachen Gitter mit dreikantigen gekreuzten Stäben, die diagonal verlaufen,
welche dem reichen gedrechselten Gitterwerk des Fensters im türkischen
Hause Muscharabieh entsprechen.
Der Ofen ist gemauert, mit eingesetzten Kacheln versehen und besitzt
fast stets auch die Vorrichtung zum Kaffeekochen im Zimmer er ist hoch
und schmal.
Größere Anlagen widmen auch dem zentralen Vorraum, der zur
Divanhanah" wird und nach der Seite von Hof und Garten einen Ausblick,
manchmal auch eine offene Veranda erhält, größere Sorgfalt. An der Hof-
seite pflegt eine hölzerne Laube" mit Treppenaufgang angeordnet zu sein.
Der wohlhabende Moslem
errichtet auf seinem Hofe oft
mehrere Wohngebäude, indem
er für sich selbst ein eigenes
Haus Ahar", Selamluk" er-
baut und für seine Familie ein ab-
gesondertes Gebäude Harem",
l-Iaremluk" errichtet, das mit
dem vorgenannten zumeist in
Verbindung gebracht wird. Da
der Bosnier sehr gastfreundlich
ist und gern viele Freunde und
Bekannte, besonders an Feier-
tagen, bei sich sieht, welche
den Harem nicht betreten dürfen,
so ist der Selarnluk zugleich
der Sammelpunkt seiner Gäste;
manchmal ist es nur das Ober-
geschoß seines Hauses, wenn
unten Stallungen und Magazine
sind, manchmal nur mehr ein
größerer Wohnraum, wenn seine
Hof im Hause eines Mohammedaners in Serajevo Verhältnisse bescheiden Sind, WO
kann.
Da gelangen dann die aus-
gedehnten Ruhebänke Min-
der" in Verwendung, längs
welcher die Gäste Platz
nehmen.
Zur Verbindung mit dem
Leben der Straße dienen dann
nur die Erker. welche in den
I-Iarems vergittert sein müssen.
In den zentralen Vorräumen
größerer Wohnhäuser sind sie
nach dem Garten gerichtet.
Auch diese Plätze werden mit
Ruhebänken ausgestattet.
Diese Sitzgelegenheiten,
zugleich Lagerstätten, zeigen
ein längs der Fensterwände,
mitunter auch um die Ecke
laufendes, niedriges und brei-
tes Holzgestell Seöya", das
am Fußboden befestigt ist
und mit einem Teppichstoff
Makat" geschmückt wird.
MitSchafwolleMinder"oder
auch mit feinen Gräsern ge-
füllte POlSteT machen dieses Türkisches Haus in Buccari Kroatien
wichtigste Möbelstück weich
und bequem. Die Überwürfe sind von den einfachsten Rohrmatten und
Wolldecken bis zu seidenen goldgestickten Decken ein Gradmesser für den
Wohlstand und das Luxusbedürfnis des Bewohners.
Auch die über dem Secya" an die Wand gelehnten Kissen geben dem-
selben farbenfreudigen Geschmack Ausdruck, der den Glanz der edlen Metalle
ebenso wie die bunte Seide liebt.
Der Fußbodenteppich pflegt auch bei ärmeren Bosniern nicht zu fehlen,
aus Tuchresten verfertigte sind die primitivsten. Für Wohlhabende hat das
Bedürfnis eine kunstgewerbliche Tätigkeit ins Leben gerufen, die eine mehr
als lokale Bedeutung erlangt hat; die Decken und Fußbodenteppiche aus
Schafwollgeweben, die im Lande erzeugt wurden und heute wieder eine
Rolle zu spielen berufen sind, besitzen den Reiz einer alten eingeborenen
Handfertigkeit, die großen Sinn für einfaches geometrisches Flachornament
mit geschmackvoller Farbengebung verbinden. Sie genießen schon einen
wohlverdienten Ruf.
Die Sitte, beim Betre-
ten des Wohnraumes das
Schuhwerk abzulegen und
den Teppich zu schonen,
ermöglichte einerseits die
Anwendung feinerer Ge-
webe, andrerseits ihre lan-
ge Erhaltung.
Als Schränke werden
in der Regel Wandni-
sehen benutzt, die mit
Gestellen versehen sind
Dolaf". Außerdem gibt
es Truhen, insbesondere
Für Frauengewänder, die
oft schöne Schnitzarbeit
zeigen. Sie haben die Form
der mittelalterlichen Tru-
he, weisen auch Kerb-
schnitt und ganz in der
Fläche liegendes Pflan-
zenornament auf. In die-
sem letzteren mischen sich
Palmetten und andere
orientalische Motive un-
ter die geometrischen des
Kerbschnittes.
Die häufigste Schlaf-
gelegenheit ist der Fuß-
Baderaurn undOfen eines mohammedanischen Hauses jetzt im Landes-
mumm Smjevo, boden, der mit Matratzen
und Polstern für die Nacht
vorbereitet wird. Die metallischen Gegenstände der Einrichtung des bos-
nischen Hauses, darunter große flache Messingschüsseln auf niederen
Gestellen als Tische verwendet, die Waschgefäße Ibrik" und Wasser-
behälter aus Kupfer oder Messing, die oft reich verzierten Kohlenbecken
Mangala" und Waschbecken Legenj" sind in ihrer Formgebung und
ihrem Schmuck ganz von der orientalischen Metallarbeit abhängig und
gleichen den vielfach auch vom Handel verbreiteten türkischen Erzeugnissen,
wenn auch bosnische Metallarbeiter häulig ihre Verfertiger sind.
Die alte Tauschiertechnik, welche in Bosnien besonders an Holzgeräten
mit Silberdrähten, aber auch an Metallgegenständen viel geübt wurde, bildet
ebenso wie die textile I-Iausindustrie Gegenstand der heute schulmäßig
gepflegten Wiederbeleburigstätigkeit durch die österreichisch-ungarische
Verwaltung.
Bevölkerung eine passendeWohn-
531
Ihre reichlichere Verwendung hängt aber mit dem Wohlstand der
Bevölkerung und mit dem städtischen Luxus zusammen.
Die Erzeugungsstätten waren häufig auch mit den Verkaufsläden
verbunden. Sie bilden zusammen in den dafür bestimmten alten Stadtteilen
die Basare", welche von den eigentlichen Wohnvierteln getrennt sind
Öarsija.
Die zumeist in der Mitte der Orte gelegenen Straßen und Gäßchen mit
ihren gleichförmig gebildeten typischen Gassenläden sind vollkommen den
orientalischen Basaren nachgebildet; auch die Art ihrer Verwendung gemahnt
an den Orient.
Diese Stadtbilder sind nicht so charakteristisch für Bosnien wie die
von Gärten belebten Wohnviertel. Während hier im Zentrum oft auch
die Moscheen mit ihren Kuppeln und Minaretten, die Begräbnisstätten
mit den türkischen Denkmalformen ganz den allgemeinen orientalischen
Eindruck erwecken, ist dort den Gebirgsabhängen mit den zerstreuten
Steildächem zwischen grünen Flächen mehr ein spezifisch bosnischer
Reiz eigen, der wohl häufig auch noch durch besondere Naturschön-
heiten unterstützt wird. So ist Jajce über den Kaskaden eines breiten
Wasserfalles aufgebaut. Oft gewähren auch die alten Kastelle 'wie in
Maglaj und an andern Orten einen malerischen Abschluß der Ortschaften.
Als eine besondere Eigenart der Savegegenden seien die bosnischen
Pfahlbauten erwähnt, die wohl
durch Rücksichten auf Über-
schwemmungsgefahr entstanden.
Es sind meist primitive Holz-
bauten auf Pfählen, Mühlen, aber
auch Wohnstätten einfachsterArt,
die oft zu großen Gruppen ver-
einigt sind. Sie besitzen zumeist
großen malerischen Reiz und bie-
ten auch vom ethnographischen
Standpunkt Interesse, die Haus-
formen sind aber in ihrer Anlage
zumeist ungemein primitiv und
dürftig. Sie bieten nur der ärmeren
gelegenheit.
Die reichsten und mannig-
faltigsten Haustypen gehören na-
turgemäß den größeren Ortschaf-
ten an und hier wieder jenen im
gebirgigen Terrain.
Als eine Vergrößerung des
Wohnhaustyps erscheint der Mohammedanisches Wohnhaus in Sarajevo
Ju-
Hanf das Einkehrwirtshaus,
ohne daß prinzipiell große Ab-
weichungen stattfinden. Das ge-
mauerte Erdgeschoß ist hier
nur stets und vorwiegend den
Pferden vorbehalten, während
im vorspringenden Obergeschoß
für die Reisenden gemeinsame
Schlafräume angeordnet sind,
in denen ebenfalls am Boden
ausgeruht wird.
Die Ausbildung der Zen-
tralanlage, welche das Wohn-
Stockwerk zeigt, erfährt eine
besonders große Ausdehnung
im Amtswohngebäudeä im
Kona in welchem der Typus
des Wohnhauses die größten
Dimensionen annimmt. Der zen-
trale Vorraum wird hier zu
einem allgemeinen Warteraum, die umliegenden Stuben werden zu Amts-
räumen, Empfangsräumen und so weiter. Hier tritt eine noch deut-
lichere Annäherung an die Hofbildung im Sinne des Atriums auf, über
welchem nur das hohe steile Holzdach statt des Firmamentes ruht.
S0 zeigt sich der uralte im Abendland wie im Morgenland verbreitete
Baugedanke der zen-
tralen Halle, des zen-
tralen Hofes als le-
bendige Übung im
bosnischenI-Iaus und
macht es zu einer
ebenso interessanten
wie anregenden An-
lage. In charakteristi-
scher Form reichen
sich Orient und Ok-
zident hier die Hän-
de. Sicherlich ist das
eingehendere Stu-
dium, solange die a1-
ten Reste vorhanden
sind, wertvoll und
dankbar. Mohammedanisches Wohnhaus in Sarajevo
Mohammedanisches Wohnhaus in Serajevo
EIN WERK DES JOACHIMSIALER ZINN-
GIESSERS HANS WILDT IM OSTERREICHI-
SCHEN MUSEUM 50 VON DR. EDMUND
WILHELM BRAUN -TROPPAU Sh
dieser Zeitschrift war bereits zweimal von
IM?
den kräftigen und ansprechenden Kannen und
'13 Krügen eines Zinngießers aus der alten böh-
mischen Bergstadt St. Joachimstal die Rede, die
neben dem Stadtzeichen, einem Bindenschild
mit gekreuzten Hämmern und den Buchstaben
S. I. St. joachimstal noch die Meistermarke
H. W. 83 mit einer Glocke tragen. Die Anzahl
der uns bekannten signierten Arbeiten dieses
Meisters H. W. war bisher nicht sehr groß.
Derniani" und Walcherfl" welchen wir Nachrichten verdanken, zählen
deren vier, denen Walcherd" mit großer Wahrscheinlichkeit eine fünfte,
einen Krug des Salzburger Museums, anreihte.
Die Liste der mir bekannten Arbeiten des Meisters H. W. ist folgende
1. Krug im Österreichischen Museum Abb. 1-4. Signiert mit Stadt-
und Meisterzeichen und dekoriert mit einem breiten Mittelfries, den vier
biblische Darstellungen ausfüllen, sowie mit zwei weiteren schmäleren
Friesen mit Rankenwerk. Der Deckel trägt einen umgehenden Fries von je
zwei geflügelten Engelsköpfchen und Muscheln. Den Fuß bilden drei
geiiügelte Engelsköpfchen. Im Innern des Bodens erblickt man den Abguß
einer nicht seltenen Joachimstaler Medaille aus dem Jahre 154g mit der
Anbetung der drei Königerl- Auf die vier figürlichen Darstellungen werden
wir zurückzukommen haben.
2. Walzenförmiger Zinnkrug in der ehemaligen Sammlung Demiani-
Leipzigyf-i- jetzt im Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Dresden. Signiert
wie Nr. und dekoriert mit den sitzenden Gestalten der vier Evangelisten.
Das Gefäß ruht wiederum auf den drei Engelsköpfchen. Das Deckelrelief
zeigt die liegenden Figuren der vier Jahreszeiten, ferner Vasen und Blumen-
zweige.
3. Große Zunftkanne der Fleischhackerinnung zu Preßnitz in der
Sammlung Dr. Figdor. Signiert wie Irl-Ti- Der Mantel ist von zwei breiten
Rand- und schmalen Mittelfriesen bedeckt, von denen der eine jagdszenen
Sächsisches Edelzinn. Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde XXV, xgo4,
S. 23 u. 205.
Deutsches und französisches Edelzinn aus zwei Wiener Sammlungen. Kunst und Kunsthand-
werk VII, S. 65 ff.
Deutsches Edelzinn im Museum zu Salzburg. Kunst und Kunsthandwerk XIII, S. 646 H.
Katalog Donebauer 4328. Katalog Loebbecke 49x. Katalog Lanna III, 1413.
T1" Vgl. Demiani a. a. D. S. 23.
TH- Die Angaben bei Walcher Kunst und Kunsthandwerk VII über die Marken sind ungenau und bei
Demiani berichtigt.
D34
trägt, während die beiden andern
ornamentaler Natur sind. Der obere
Puttenfries ist nach Plaketten Peter
Flötners abgegossenfk für die unteren
Reliefs haben Nürnberger Plaketten
aus der Dürer-Schule, darstellend
Passionsszenen, vorgelegenßp"
4. Krug bei Dr. Figdor-Wienfm"
früher in der Sammlung Lippmann-
Lissingen. Signiert wie I. Den
I-Iauptfries bilden drei, verschiedene
Male wiederkehrende, in Nischen
stehende allegorische Standiiguren.
Nach Walcher sind es die drei
tapferen Frauen Judith, Kleopatra
und Lukretia, nach Demiani Glaube,
Stärke und Klugheit. Es sei hier
gleich bemerkt, daß dieselben Fi-
guren auf einer großen Kanne des
Louvre, welche das Annaberger
Stadtzeichen trägt und auf einer
unbezeichneten kleineren Kanne
der ehemaligen Sammlung Lanna-l
wiederkehren; letztere trägt zwei-
mal den gleichen ornamentalen
Fries wie auf der Figdorschen
Kanne, so daß ihre Joachimstaler
Abb. x. Joachimstaler Zinnkrug des Österreichischen Provenienz wohl gleichfalls zwei
Museums. um 1583
fellos ist. Was nun die drei alle-
gorischen Figuren auf der Kanne im Louvre und den beiden Krügen bei
Dr. Figdor und ehemals bei Lanna betrifft, so sind dieselben nicht nach
Flötner-Plaketten gegossen, wie der Katalog Lanna schreibt. Sie sind aber
leider auf allen drei Stücken ziemlich verrieben, so daß die Deutung nicht
leicht ist. Eine Vergleichung der Figuren auf den Kannen ergibt aber
folgendes. Klar erkenntlich ist auf der Figdorschen Kanne die Judith mit
dem Haupte des Holofemes in der Linken und dem Schwerte in der
Rechten. Die zweite Figur hält, wie an der Kanne bei Lanna ersichtlich ist,
das Kreuz in der Linken und den Kelch in der Rechten, ist also sicher die
Fides, und die dritte endlich kann nur die Kleopatra sein, die mit der
Rechten den Kopf der Schlange an den Busen legt. Wenn die Zusammen-
stellung dieser drei Frauen, wie sie oft in der deutschen Renaissance vor-
Vgl. meinen Aufsatz im Repertorium für Kunstwissenschaft, 1913.
Vgl. meinen Aufsatz im Archiv für Medaillen- und Plakettenkunde ll.
Abg. bei Walcher a. a. O. S. 68 irrtümlich als Nürnbergischß und bei Derniani.
Abg. Katalog Lanna I., Nr. 328.
JOD
kommen, keine zufällige ist, haben
wir dem Glauben des Neuen Testa-
mentes eine heldenmütige Frau des
alten Bundes und der römischen
Geschichte beigesellt.
5. Der soeben erwähnte Krug
bei Lanna, den bei der Auktion ein
Frankfurter Händler erstand und
der keinerlei Stadt- oder Meister-
zeichen aufweist. Nur das Henkel-
ornament, ein aufrecht stehender
Blattfries, trägt erhöht die Buch-
staben S. M., die also in der Form,
dem Model, vertieft waren und so-
mit die Initialen des Modelschnei-
ders bilden, der den Model, eine
Bleiplakette oder ein Holzmodell
geschaffen hat. Den Deckel der
Kanne zieren wiederum die vier lie-
genden Figuren der Jahreszeiten.
6. Der gleichfalls unbezeichnete
Krug des Salzburger Museums mit
den oben angeführten Abgüssen der
Nürnberger Passionsplaketten und
dem Jagdfries wie auf der Preß-
nitzer Zunftkanne. Auch sie ist auf
Grund dieser Übereinstimmung
wohl als eine Arbeit des Joachims-
taler Meisters zu betrachten.
7. Nach einer mir durch Professor Dr. Berling-Dresden übermittelten
Notiz Demianis befindet sich in Schloß Friedrichshof ein schlankes Wein-
kännchen mit den schon zweimal angeführten Jahreszeitenüguren auf dem
Deckel.
Der kürzlich veröffentlichte Band XL der deutschen Ausgabe der
böhmischen Denkmälertopographiei behandelt die von Dr. Richard Schmidt
bearbeiteten Denkmäler des politischen Bezirkes St. Joachimstal.
In diesem Buche werden wir nun mit einer weiteren signierten Arbeit
des Meisters I-I. W. bekannt gemacht Nr. meiner Liste, dem Tauf-
becken der Joachimstaler Dekanalkirche, das 1575 entstand und neben zwei
ornamentalen Rankenfriesen die bereits dreimal genannten Nürnberger
Passionsdarstellungen trägt.
Abb. 2. joachimslaler Zinnkrug des Österreichischen
Museums, um 1583
Prag 1913.
Abg. bei Schmidt S. 57 und in meinem ahenerwihnten Aufsatz im Archiv für Mednülen- und
Plakettenkunde.
35x,
Gleichzeitig erfahren wir durch die 1594 gegossene Glocke der Kirche
zu Gottesgab den Namen unseres Meisters; Hans Wildt in S. Joachimstal
lis mich flissen" besagt die Inschrift auf der Glocke.
Wir machen also, wie so oft in Böhmen, Mähren und Schlesien die
Beobachtung, daß die Zinngießer sich gleichzeitig auch mit dem Guß von
Glocken beschäftigen, worauf übrigens auch die Glocke im Meisterzeichen
des Hans Wildt hinweist.
Die vier biblischen Reliefs an dem Kruge Hans Wildts im Öster-
reichischem Museum Abb. 1-4 sind Abgüsse von Plaketten, doch gehen
sie auf keine originalen Erfindungen des Modelleurs zurück, sondern sind den
in den zahlreichen Ausgaben verbreiteten, vielfach kopierten Holzschnitten
Hans Sebald Behams zum Alten Testament Pauli 271-358 entnommen.
Da ist zunächst das erste Relief Abb. darstellend jakobs Traum unter
der Himmelsleiter, welches im Vergleich mit dem betreffenden Holzschnitt
Behams Pauli 286, Abb. er-
kennen läßt, daß der Modelleur
des Reliefs sich ganz genau an
sein Vorbild gehalten hat. Das-
selbe ist der Fall bei der zweiten
Darstellung Abb. die
veranschaulicht, wie der
Prophet Jonas aus dem
Schiffe dem Walfisch vor-
geworfen wird Pauli 343,
Abb. 6. Für das folgende
Bild Jonas sitzt betend vor
Ninive, dessen Bauten im
Hintergrund sichtbar wer-
den Abb. diente gleich-
falls der betreffende Holz-
schnitt Behams Pauli 344,
Abb. als Vorlage, aber
nicht direkt, sondern wohl
in einer gegenseitigen Kopie, wie
sie für diese Beham-Illustrationen
öfters nachzuweisen sind.
Was nun das vierte Relief
Abb. betrifft, das Simson zeigt,
wie er die Stadttore von Gaza da-
vonträgt, so finden wir ein direktes
Vorbild dafür in Behams Holz-
schnitten nicht. Pauli erwähnt
Abb. 3. Joachimstaler Zirmkrug des Österreichischen Zwar N13 357 ein Blatt, welches
Museums, um 1583 Slmson nach links schreitend ver-
33'!
anschaulicht und von dem es
wohl auch gegenseitige Kopien
gibt, aber ob eine
derselben dem Mo-
delleur vorgelegen
habe, ist vorläufig
nicht zu entschei-
den. Die Darstellung
selbst ist außeror-
dentlich häufig in der
lkonogr aphie der deut-
schen Renaissance
nachweisbar und die
dafür vorliegenden
Fassungen des Mo-
tivs, wie sie die ver-
schiedenen Meister der Graphik
geben, weichen verhältnis-
mäßig wenig voneinander ab.
Dasselbe ist übrigens auch bei
der Darstellung von Jakobs
Traum der Fall.
Aus der Fülle von kunst-
gewerblichen Kopien nach den
Holzschnitten H. S. Beharns
zum Alten Testament, nenne
Abb.4. Joachimstaler Zinnkrug des Österreichischen Museums,
um 1583
liefs, Güsse, die aus der Samm-
lung Loebbeke versteigert wurden Katalog Nr. 895-897. Unter denselben
gab es eines, das gleichfalls den Traum Jakobs nach dem auf Abbildung
mitgeteilten Holzschnitte genau im Gegensinne kopiert; es befindet sich jetzt
in der Sammlung des Herrn Alfred Walcher von Molthein in Wien.
Betrachten wir den Krug Hans Wildts im Österreichischen Museum
genau, so fällt uns auf Abb. daß diese Szene mit Jakobs Traum zur Hälfte
links vom Henkel wiederholt ist. Das gibt Gelegenheit zu einem kleinen
technischen Exkurs. Die dem Relief zugrunde liegenden Blei- oder Bronze-
plaketten nämlich, die im XVI. Jahrhundert von den Orten ihrer Entstehung
Nürnberg, Augsburg, Basel und so weiter überallhin vertrieben wurden und
zum unentbehrlichen Inventar der Zinngießerwerkstätten gehörten, hat der
Meister jeweils nach Bedarf streifen- oder reihenweise geordnet, abgeformt
und dann in Zinn abgegossen. Das auf diese Weise gewonnene Stück, in
unserem Falle ein Streifen mit fünf aneinanderstoßenden Reliefs, von denen
das eine zweimal vorkommt, wurde rund gebogen, um den Gefäßkörper
538
gelegt und zusammengelötet. Dabei
mußte man, damit der so entstandene
Reif dem Gefäße sich genau anpasse,
einen Teil des Streifens beschneiden,
auch wenn dies auf Kosten der Voll-
ständigkeit einer der Reliefdarstellun-
gen geschah.
Eine historisch-kritische Darstel-
lung der künstlerischen Tätigkeit der
deutschen Zinngießer in der Re-
naissance rnuß, wenn das gesamte
Abb. 5. jakobs Traum, Holzschnitt von H. S. Beham Material einmal vorliegt Haupt"
augenmerk darauf richten, festzu-
stellen, was diejenigen Werkstätten, welche künstlerisch verzierte, mit Relief-
auflagen versehene Arbeiten lieferten, ihre Zahl wird, im Gegensatz zu
den rein handwerksmäßige Waren produzierenden zahlreichen Zinngieße-
reien, welche glatte Kannen, Krüge, Teller, Schüsseln, Leuchter und so
weiter lieferten, wahrscheinlich nichtsehr groß gewesen sein für ein
Inventar an Plaketten und andern Gußmodellen besaßen, weil sich auf Grund
dieses Werkstattinventars unbezeichnete Arbeiten genau lokalisieren lassen,
so wie dies auf Grund der vier signierten Arbeiten des Joachimstaler Meisters
Hans Wildt bei den andern oben angeführten Werken desselben der Fall
war, die weder ein Stadt- noch ein Meisterzeichen tragen.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
HARTWIG FISCHEL-WIENSß
RUDOLF VON WEYR. Mit dem Tode Rudolf von Weyrs schied eine populäre
Erscheinung aus dem Wiener Kunstleben, welche für dasselbe lange Zeit als eine
typische gelten konnte und als solche für einen Teil der Wiener Künstlerschaft führend
Abb. 6. Jonas wird dem Walfisch vorgeworfen, Holz-
schnitt von H. S. Beharn
wurde. Eine sonnige Persönlichkeit, voll
Weltfreude und lebhafter Teilnahme an allen
äußeren Ereignissen des großen städtischen
Lebens, war er eine Anziehungskraft inner-
halb der Wiener Künstlergenossenschaft, die
ja stets den Kontakt mit einem großen Teil
der Wiener Gesellschaft zu pflegen verstand.
Als Künstler hat er der sonnigen Seite
seines liebenswürdigen Wesens oft Ausdruck
gegeben. Der lebhaft bewegte Bacchusfries
an der Attika des Wiener Burgtheaters kenn-
zeichnet die produktivste frühere Arbeits-
periode, in der er vielbesehäftigter Mitarbei-
ter an einigen der Monurnentalbauten der
ersten Stadterweiterung wurde. l-Iasenauer
hat ihn oft herangezogen und in ihm einen
verständnisvollen Plastiker gefunden, in dem
die Beweglichkeit und das Temperament der
Wiener Barockzeit anzuklingen schien. Seine
Eignung, sich einem architektonischen Rah-
men einzufügen, hat ihn auch später noch mit
Architekten und Bauwerken zusammenge-
führt. So hat er dem Nußdorfer Schleusen-
bau Otto Wagners die prächtigen Löwen ge-
geben und der Peterskirche das große Relief
eingefügt. Er liebte Reliefs von starker ma-
lerisch-naturalistischer Art, in denen aus
einem Rachen Grunde heraus bis zur Voll-
plastik alle Wirkungsmittel angewendet wer-
den konnten so schmückte er auch das Abb. 7. jonas sitzt betend vor Ninive, Holzschnitt
Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten von H. s. Beham
mit bewegten Reliefs, die seine Art charak-
terisieren. Erst in letzter Zeit hat Weyr an den Denkmälern Wiens eine selbständige
Beteiligung gefunden, und die Figur Canons sowie das Brahms-Denkmal geben Zeugnis
dafür, wie sich in seinen reifsten Jahren ein würdiger Ernst entwickelte. Immerhin blieb
er auch da jener realistischen Tradition treu, die vor dem Eintritt der modernen Bewegung
die Wiener Plastik beherrschte. Für diese Periode wird Weyr als einer der produktiven
und typischen Repräsentanten gelten.
an. mum
DENKMAL DER GRÄFIN ANDRÄSSY. Der Vorgarten des städtischen
Waisenhauses auf der Hohen Warte im Parke der Villa, welche einst der Familie
Andrassy gehörte, hat einen neuen Schmuck erhalten. Dem Andenken der Gräfin F.Andrassy
wurde ein Denkmal errichtet, das vor dem Neubau an sehr markanter Stelle inmitten
eines ansehnlichen dreieckigen Platzes zwischen zwei konvergierenden Straßenzügen Auf-
stellung fand.
Professor Bitterlich hat die Aufgabe reizvoll gelöst. In Dimensionen und Aufbau fügt
sich das würdige Denkmal gut in die unmittelbare Umgebung, welche einen künstlerisch
erfreulichen Anziehungspunkt sehr nötig hatte.
Eine Charitas, verkörpert durch die anmutig bewegte Hauptfigur des Denkmals, neigt
sich zu einem Kindlein, das auf dem reliefgeschmückten Sockel kniet. So wird die Sil-
houette von der frei erfundenen Frauengestalt beherrscht.
Die Erinnerung an jene Frau, deren Andenken die ganze große Anstalt gewidmet
wurde, bleibt durch das Porträtrelief lebendig. Der Wohltätigkeit selbst gilt aber das Haupt-
motiv, und damit hat der Künstler sich die Beherrschung des Aufbaues frei gehalten. Er hat
seine ganze Kraü in jener Gestalt konzentriert, deren edler Umriß nun sein Denkmal aus
der Umgebung heraushebt.
Dieses wird durch schöne Verhältnisse und würdigen Inhalt so zum Mittelpunkt der
ganzen Gartenanlage, welche erst jetzt mehr wurde als ein durch Straßenkreuzungen
gebildeter Vorplatz.
UNSTSALON HELLER. MAX WOELFLE. EMMY ZWEYBRÜCK.
In dem kleinen Raum, der schon manchen anziehenden, wenn auch begrenzten Über-
blick über künstlerische Einzelleistungen geboten, hat l-I. Heller wieder eine kleine Schau
veranstaltet. Er hat dem Graphiker Max Woelfle und der Kunstgewerblerin Emmy Zwey-
brück Wände und Vitrinen zur Verfügung gestellt.
Man muß konstatieren, daß diesmal Max Woelfle mehr den femininen und Emmy
Zweybrück mehr den maskulinen Künstlertyp repräsentiert. Der aus dem Simplicissimus"
und aus Buchillustrationen bekannte Künstler gehört jener Gruppe an, die dem bizarren
zopiigen Linienreiz der Kostüme, Bauformen, Möbel aus dem sterbenden XVIII. und
beginnenden XIX. Jahrhundert immer wieder nachhängen. Sie finden darum oft den
treffenden Ausdruck für Stimmungen, in denen sich moderne Lyriker nicht selten mit
ebensoviel Sympathie verlieren.
Woelfle erreicht nur in einigen landschaftlichen Blättern stärkere, einfachere Wir-
kungen, bleibt aber immer liebenswürdig und sehr geschickt.
Emmy Zweybrück hingegen setzt in farbenkräftigen textilen Arbeiten, in denen groß-
formige stilisierte Blüten über leuchtenden Stoffiächen ausgestreut sind, mit den stärksten
Effekten ein, die von Stickereien erreicht werden können. Diese kühnen und doch gut-
abgewogenen Farbenflecke und Ornamentgebilde bewirken einen förmlichen Farbenrausch,
der wohl Theaterstimmung atmet, aber eine gute; der kraftvoll ist ohne Sentimentalität
und dabei durchaus modern und gegenwartsfroh.
UNSER KAISER. Im Festsaal des k. und k. Militärkasinos findet zu wohltätigem
Zwecke eine Ausstellung von 80 Gemälden statt, deren Gegenstanddie Darstellung
von Episoden aus dem Leben unseres Kaisers während des jüngstverliossenen Jahrzehntes
bildet.
Die Bilder stammen aus dem Besitz eines Wiener Verlegers, sie entstanden zum
Zweck der Reproduktion und besitzen dadurch eine gewisse Einheitlichkeit des Formates,
eine Verwandtschaft der Darstellungsweise, welche den Eindruck einer fortlaufenden Er-
zählung, einer anregenden Schilderung zusammenhängender Art erweckt.
Wenn der vornehme Festsaal einen würdigen, an den Glanz der höchsten Gesell-
schalt gemahnenden Rahmen bietet, so erweckt die Bilderfolge in ihrer steten Beziehung
zur ehrwürdigen Gestalt der Allerhöchsten Person das Gefühl, als ob man dieser selbst
nun näher rücken dürfte.
Man blickt in den Arbeitsraum des Monarchen und empfindet die Stimmung eines
Raumes, den er persönlichsten Bedürfnissen anpassen ließ. Man sieht den Kaiser im
ungezwungenen Verkehr mit seinen nächsten Angehörigen und lindet ihn mit den
Kleinsten am häufigsten beschäftigt. Man kann seine Lieblingsspaziergänge verfolgen und
ihn bei der so gern ausgeübten Jagd im Gebirge beobachten. Bei offiziellen Empfängen,
Festzügen und Paraden lernt man die zahllosen repräsentativen Aufgaben kennen, welche
neben der regelmäßigen Regierungsarbeit zu erfüllen sind.
Diese Vorgänge sind nicht immer solche, welche auch für die künstlerische Darstellung
günstige Gelegenheiten bieten. Farbenprobleme, Lichtwirkungen sind in unserer Zeit bei
repräsentativen Schaustellungen lange nicht so leicht herauszuholen, wie in früheren Zeiten,
wo die Kostüme und Uniformen auf dekorative Wirkungen berechnet waren. Die stärkeren
malerischen Begabungen unter den Künstlern haben darum solche Vorgänge gewählt, die
Nationalkostüme oder kirchliche Festkleider zurGeltung brachten, die bosnischen Empfänge,
die Tiroler Feste. Manches Bild erfreut durch den glücklichen Griff, mit dem solch ein
malerisch interessanter Ausschnitt mit kräftigem Pinsel herausgeholt wurde.
Dann wieder sind weite Ausblicke und landschaftlich anregende Vorgänge bei den
Manöver- und jagdbildern gewählt worden, welche abwechslungsreiche Naturschilderungen
bieten.
Sicherlich tritt überall das gegenständliche Interesse in den Vordergrund, und darum
sind die geübten Illustratoren unter den Künstlernamen am häufigsten vertreten. Die
Aufgabe, ein künstlerisches Problem zu lösen, tritt hinter jenen zurück, welche die Dar-
stellung eines bestimmten Milieus, eines historisch gewordenen Vorganges stellen. Und
wenn man dabei bedauern muß, daß in der Zeit des überwiegenden Einflusses der Moment-
aufnahme jene traditionelle Sicherheit verloren gegangen ist, welche frühere Generationen
bei solchen Problemen besaßen, so darf man doch auch konstatieren, daß der moderne
Künstler manches hinzuzufügen versteht, was auf die Möglichkeit einer neuen und groß-
zügigen Lösung derselben Aufgabe schließen läßt.
Wenn in allen Kunstepochen die Verkündung großer Augenblicke und Vorgänge der
Weltgeschichte zu den vornehmsten Aufgaben gezählt hat, so wird die große Zeit, die
wir jetzt durchleben, sicherlich einmal auch die kraftvollen Künstler finden, die das
ungeheuere Geschehen künstlerisch zu fassen vermögen.
In diesem heftigst aufgewühlten Empfinden des Tages gibt der Blick, der auf die
ehrwürdige Gestalt des friedliebendsten Monarchen gerichtet ist, zugleich Beruhigung und
Erhebung.
In ihm und seinem Wirken sind jene Kräfte gesammelt, welche eine ungewöhnlich
lange und friedensreiche Regierungszeit erfüllten. Zu dieser friedvollen Erscheinung wenden
sich darum gern alle jene, welche in der Unrast des Tages Sammlung und Ausgleich
der Kräfte erstreben.
EIHNACHTSAUSSTELLUNG FÜR DIE KRIEGSFÜRSORGE.
Im I-Ialbstock des Equitable-Hauses sind einige intime Räume mit einer Ausstellung
von Kunstwerken gefüllt, welche in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt wurden. Es gilt
das Weihnachtsfest der Soldaten im Felde vorzubereiten. Eine ganze Reihe angesehener
Persönlichkeiten aus den Kreisen der Wiener Künstler-Damen und Herren-Graphiker,
Maler und Kunstgewerbler, ohne Betonung einer besonderen Richtung der Anschauungen
haben sich mit Beiträgen eingefunden, denen eine freundliche Aufnahme durch die wohl-
habenden Kreise lebhaft zu wünschen ist.
Die Mannigfaltigkeit des Gebotenen erleichtert die Beteiligung; die gute künstlerische
Qualität verschiedener Stücke bürgt dafür, daß hier die Wohltätigkeit auch ihren irdischen
Lohn findet. Und gerade weil einerseits die vorhandenen Arbeiten den Wünschen undBedürf-
nissen verschiedenartiger Neigungen und nicht zu anspruchsvoller Kunstfreunde andrer-
seits entgegenkommen, wird der erhoffte Erfolg wohl auch leicht erreicht werden können.
KLEINE NACHRICHTEN S0-
ÜNST IM KRIEGE. Die Ausstellungen, die um diese Zeit sonst veranstaltet
wurden, beginnen nur zögernd ihre Tätigkeit. Voran ging das Künstlerhaus, das,
dem Kriegsgenius der Stunde huldigend, eine Bildersammlung zur Schau bot, die zwar vom
Kriege handelte, der aber der Genius mangelte.
Unter diesen stoHlichen panoramahaften Darstellungen, die im Grunde Atelier-
manöver sind, und die nicht lebendiger wirken, auch wenn A. von Werner 1870 lebendig
zwischen den Schlachten dabei war, fällt malerisch angenehm die Arbeit Lünstroths auf.
Wir sahen schon im Sommer in der Großen" ein gutes Stück von ihm graufröstelnde
Morgenfrühe, im Feld schlafend hingewälzte Truppen, das Gewehr im Arm, darüber auf-
steigend am Horizont der wolkig in Mantelfalten stehende Wachtposten. Ausbeute der
Waffenübung des Sommerleutnants" war das, hier begegnen nun Skizzen aus dem
gleichen Umkreis Abendstimrnung voll schurnmrigen Graugrüns beim Marketenderwagen
mit dem runden luftschiifartigen Plan; Biwak xnit Kochfeuerlohe, die über blaurote
Soldatengruppen flackert. Lünstroth ist jetzt mit draußen in der Front, er wird nun nach
den Generalproben das ernste Spiel kennen lernen, und das möge ihm und seiner Kunst
gut bekommen.
Bei Paul Cassirer, der selbst beim freiwilligen Automobilkorps im Westen ist, sieht
man eine Auslese friedlich farbenreicher Gemälde von vier wehrhaft und feldgrau Gewor-
denen mit dem Pinsel Sezessionisten, mit den Waffen jetzt in Reih und Glied.
Hier hängen beieinander die mit zartestem Farbensinn und seltenster Feinschmeckerei
für die Reize keramischer Flächen und schillernder StoEe gebundenen Stilleben Breyers,
der statt der bildenden Kunst jetzt mit robusterem Griff die ausbildende, also mehr ange-
wandte Kunst bei jungen Rekruten übt.
70
Fritz Rhein, aus alter Soldatenfamilie, Generalssohn, ging als Vizefeldwebel im Re-
giment seines aktiven Bruders mit und haust in französischer Erde im Schützengraben.
Von seiner früheren Existenz zeugt hier eine an Fontanesche Wanderung erinnernde
märkische Dorflandschaft mit Kirchturm und ein Bildnis voll kräftiger Herausmodellierung
des geistigen Lebens.
Konrad von Kardorff, Husar, zeigt sich hier auf den stilleren Pfaden, da er sich in
die Beschaulichkeit der Sans-Souci-Wege mit Philosophen- und Kaiserhermen versenkte
und in das Studium der strengen Gehim-Architektur des Diels-Kopfes, des klassischen
Philologen-Types.
Der letzte des malerischen Militärquartetts ist Walter Rösler Rang- und Quartier-
listiges weiß ich von ihm nicht näher zu vermelden. Seine Waldszenen aber sind voll
Heftigkeit und Leidenschaft, voll zuckender Wipfel, gepeitschten Gezweiges gleich sturm-
zerrissenen Fahnen und voll prasselnden Durcheinanderstiebens dürrer Äste im Flocken-
treiben.
Danach kommt eine tiefe Beschwichtigung aus dem schönen Abendbild der
Pferdetränke von Thorna, das hier unter den jungen hängt. Eine Musik der Vollendung
klingt daraus; das große stille Leuchten strömt, und man fühlt eratxnend Schön ist der
Frieden.
Solche Andacht voll Einkehr ohne Abkehr kann man auch in der Nationalgalerie
halten. Ihr Leiter, Professor Justi, hat sich zu den Fahnen gemeldet, in Kottbus wurde er
ausgebildet. Es blieb gewiß nicht ohne Eindruck, als der hochgewachsene, aber zarte spitz-
bärtige Kriegsfreiwillige auf die Frage nach seinem Zivilberuf Direktor der Nationalgalerie
angab. Inzwischen soll er gleich Dehmel in Geschwindschritt der Beförderung Unter-
offizier geworden sein.
In seinem Haus verkünden derweilen einige Neuerwerbungen Böcklins Gedächtnis
ein Frauenbildnis voll mattem Schmelz des blassen Gesichts im Rahmen schwarzen
Schleierstolifes; das Fest in der römischen Villa, voll rauschenden Farbenglücks, über das
der Opferdampf sieghaft zum Himmel zieht; eine Skizze zur Pieta, die aus schwerem Blau
in strahlende Helle und in ein Rot voll Auferstehungsstärke erlöst emporklingt, viel harmo-
nischer in Akkord als bei dem ausgeführten Gemälde.
Die Kriegsstimmung der Stunde kann sich noch nicht im Bilde äußern, ihren Nieder-
schlag findet sie augenblicksprühend im liegenden Blatt.
Solch flüchtige Geschöpfe, echte Kriegskinder, tauchen denn auch als Begleit-
erscheinung der Weltgeschichte wiederum auf. Volkstümlich, Alt-Ruppiner Form sich
nähernd, geben sich die bunten Bilderbogen des Vereins der Kunstfreunde, die unsere
führenden Männer abbilden, Kaiser und Kronprinz mit der forschen schiefen Mütze im
Zeichen des Immer feste druff", den sinnierlich blickenden Wittelsbacher Rupprecht, den
schnauzbärtigen Hindenburg, der Rußland dorthin brachte, wo es eigentlich zu Hause ist,
in den Sumpf, und neben Generalen und Generalissimis im Kommißrock den Kriegs-
freiwilligen Ludwig Frank mit der machtvollen Stirn, die eine französische Kugel durch-
bohrte .. und goß den reinen Geist als Opfer aus" .. Daneben werden dann bewußt
bänkelhaft von Stern oder Christophe Randeinfälle verstreut über die Brummer", über
die Streiche unserer Marine über und unter dem Wasser. Diese spaßhaften Neben-
geräusche des ehernen Ernstes haben nichts Unwürdiges, immer behauptete sich in
schwerer Zeit der Soldatenhumor, und diese Bilder und Texte sind im Grunde der
Widerhall der drallen Marschlieder, die rauhkehlig gesungen, wenn die Soldaten durch
die Stadt marschieren", stets das beste Zeichen für Verfassung und Laune der Truppen
angibt.
Von höheren Graden sind die Nummern der Kriegszeit", die der Verlag Cassirer
durch Alfred Gold verölfentlicht. Sie hält sich in den strengeren Formgrenzen der Griffel-
v1.1
kunst, schwarz und weiß. Sie faßt impressionistisch auf und hält dabei lapidar fest. Ihr
Patron scheint der tacitäische Stilist, der Generalquartiermeister von Stein, der fürunsere
bewundernde Freude zu früh vom Hauptbuchamt des Krieges zur Tat fortberufen wurde.
Ihn grüßt denn auch das jüngste Blatt mit dem Vers
Von Stein, Infanteriegeneral
Schrieb Feldbriefe stark wie aus Stahl,
Stählern, da die Front ihn begehrt
Schreibe jetzt sein Schwert.
Wesentlich an diesen Flugblättern erscheint, daß sich hier, anspruchslos auftretend.
eine neue Monurnentalkunst regt. In einigen Lithographien von Otto Hettner Die erste
Fahne", Zerschossene Batterie" spürt man, wie chaotisches Gewühl zerkrampfter Leiber,
Sattelsturz, geballtes Durcheinander von Menschen und Pferden zu höherer Form
gebändigt wird, und das Gedächtnismal für Frank wird zum Lebenssinnbild einer frucht-
baren Einheit von Krieg und Friedenswerk.
Leichtere Spiele tummeln sich daneben. Die so echt erfaßten Tiere Gauls, die früher
ihr Leben an sich vegetierten, werden jetzt, wie so manche andere zweibeinige Kreaturen
Gottes politisch, und die deutschen Adler fegen über russischen Bär, britischen Leu und
gallischen Hahn hin wie Ungewitter und daß sie zu so ungewohntem allegorischen Dienst
eingezogerW wurden, verringerte ihre Natürlichkeit mitnichten.
Sehr lebhaft betätigt sich bei diesem guten Werk, das übrigens zu gemeinnützigen
Zwecken für fünfzehn Pfennig vertrieben wird, Max Liebermann.
Seine Stärke ist die visionäre und doch leibhaftige Wiedergabe der wogenden Massen
der Straße voll zitternden Erregungsrhythmus die Menge vor dem Schloßbalkon, auf dem
der Kaiser spricht, das Gedränge um die Extrablätter in der Abendstunde, finstere dahin
sich schiebende Gefangenenzüge.
Und solch ein Liebermannstück" sah ich in Wirklichkeit, als ich von Cassirer und
den friedlichen Bildern der Soldaten gewordenen Maler auf die Viktoriastraße hinaustrat;
einen langen Remontetrupp ausgehobener Pferde, Schecken, Füchse, Falben, mit Kreide-
zahlen an der Flanke, voll Gewieher und Gestampf und in die Zügel steigend am Halfter-
griff sich anstemmender Burschen. Dazu ratterten oben im Blau die Propeller eines Luft-
schiffes über die Viktoriastraße, ein glückhaftes Omen Da vergaß ich die stillen Bilder
und fühlte voll Erregung Euphorion, den Krieger und Flieger
Träumt ihr den Friedenstag
Träume, wer träumen mag.
Krieg! ist das Losungswort,
Sieg! und so klingt es fort. Felix Poppenberg
ÜRDERASIATISCHE KNÜPFTEPPICHE. Von dem, allen Forschern und
Kunstfreunden wohl vertrauten, Buche Wilh. Bodes über Vorderasiatische Knüpf-
teppiche aus älterer Zeit" liegt eine neue von Ernst Kühnel umgearbeitete und erweiterte
Auflage vor Über die Bedeutung der ursprünglichen Arbeit braucht hier wohlnicht
erst gesprochen zu werden, denn sie bildet neben den Veröffentlichungen des k. k. Oster-
reichischen Handelsmuseurns, des k. k. Osterreichischen Museums, den Untersuchungen
Alois Riegls und denen des Schweden F. R. Martin sowie einiger Engländer und Amerikaner
nicht nur bis heute die Grundlage unserer Erkenntnis, sondern wird sie wohl noch auf jahre
hinaus bleiben. Es war darum auch sehr erwünscht, dieses Werk, das wohl schon seit
längerem vergriffen ist, unter klugerI-Iinzuziehung aller neuen Forschungen und Erkenntnisse
uns von neuem zugänglich zu machen. Die Hauptgliederung des alten Buches wurde
gewahrt, ja vielleicht noch deutlicher gemacht. Auch im Wortlaute selbst konnte sehr
vieles völlig unverändert bleiben; doch wurden schon aus dem ersten Hauptkapitel über die
persischen Tierteppiche" einige Abschnitte, wie der über die sogenannten Polenteppiche",
Leipzig, bei Klinkhard! und Biermann, 1914.
in spätere Abteilungen abgezweigt. Der zweite Hauptabschnitt über Teppiche mit
PHanzenmustem" konnte wieder dadurch eine große Klärung erfahren, daß man sich auf
die persischen Arbeiten dieser Art beschränkte und die nun als kleinasiatisch, indisch,
armenisch oder sonst deutlicher bestimmbaren Stücke einer später folgenden, gemein-
samen Behandlung zuwies.
Den sogenannten Polenteppichen" ist nun ein eigener Abschnitt zugewiesen, dem mit
Recht auch die verwandten gobelinartigen Wirkteppiche eingeordnet sind. Gleichfalls
einen besonderen Abschnitt haben die indopersischen Teppiche" erhalten, von denen,
nebenbei bemerkt das Österreichische Museum in Wien wohl die beiden schönsten
Exemplare besitzt." Gerade auf dem Gebiete indischer Teppicherzeugung haben sich die
Anschauungen in den letzten Jahren übrigens sehr geändert.
Neu ist auch der Abschnitt über Sogenannte armenische Teppiche", die früher
vielfach und teilweise noch von Martin in die älteste Zeit bis in das XIII. Jahrhundert
versetzt wurden.
Auch der III. Hauptabschnitt des ursprünglichen Werkes, der über die klein-
asiatischen und verwandten Teppiche, erscheint nun in mehrere Kapitel aufgelöst. Wichtig
sind in der ersten Gruppe frühe kleinasiatische Teppiche" besonders die Stücke aus Konia,
die wohl tatsächlich die ältesten erhaltenen, oder wenigstens die ältesten uns heute
bekannten asiatischen Knüpfteppiche sindfh" In besonders glücklicher Weise konnten hier
die Teppichdarstellungen auf älteren italienischen Gemälden zur Ergänzung unserer Vor-
stellung herangezogen werden.
Es folgt dann ein klares und übersichtliches Kapitel über kleinasiatische, sogenannte
Uschak-Teppiche", dem sich eine gleichfalls überzeugende Besprechung der älteren Gebet-
teppiche" anreihtsl"
Es folgen dann die kleinasiatischen Teppiche mit geometrischer Stilisierung", die in
einleuchtender Weise zusamrnengefaßt und wieder rnit älteren europäischen Darstellungen
verglichen werden, sowie als neues KapitelDie sogenannten Damaskus-Teppiche", die wohl
mit Recht als Erzeugnisse türkischer Hofmanufakturen angesehen werden.
Die späteren Teppiche, besonders die heute in den Handel kommende, auch die
bessere, Marktware ist nicht berücksichtigt; es lag dies außerhalb des Planes und wird in
dem gut geschlossenen Ganzen auch nicht vermißt. Wir dürfen wohl sagen, daß das
Gebotene in allen I-Iauptsachen den klarsten und deutlichsten Begriff unserer heutigen
Kenntnis der Form- und Farbengebung vorderasiatischer Knüpheppiche bietet und daß man
bei aller selbstverständlichen Benützung der vorhandenen Arbeiten immer das Gefühl hat,
daß diese Erkenntnisse aus dem reichen Born eigener Erfahrung und selbständiger Arbeit
geschöpft sind. Die Klarheit des Ganzen zeigt uns auch, wo ein weiterer Ausbau möglich
und nötig ist. T-l-T Hier sind aber die sicheren Grundlagen weiterer Arbeit gegeben. D.
Abb, 4a und 47.
0b Teppiche in der Art desjenigen auf Abbildung 45, mit ziemlich frei verstreuten phantastischen
Tieren, tatsächlich schon in die Zeit um 1500 fallen, wäre vielleicht noch weiter zu untersuchen. Sollte es sich,
wie so oft in der Textilkunst und insbesondere bei der Teppicherzeugung, nicht eher um eine Entartung als um
eine Vorstufe handeln? Das Merkwürdige in der Textilkunst ist ja, daß künstlerische Auflösungen und
Entartungen gerade bei Völkerstämmen vorkommen, die rein technisch sehr Gutes leisten.
Um diese wichtige Erweiterung unserer Kenntnis hat sich Professor Friedrich Sarre in Berlin
große Verdienste erworben.
Manches Neue und Ergänzende wird hier wohl eine in Aussicht genommene Veröffentlichung des
Budapester Kunstgewerbemuseums bringen können, das im letzten Jahre eine äußerst lehrreiche Ausstellung
siebenbürgischef Teppiche veranstaltet hat.
Das schönste Stück dieser Art besitzt das österreichische Kaiserhaus, das in dem weltberühmten
Tierteppich auch das herrlichste Beispiel einer ganz andern Art sein Eigen nennt.
H-f Das Technische der Teppiche betreffend möchten wir nur erwähnen, daß es bei einer Neuauflage
vielleicht gut wäre, nicht nur die eine Knotenart, die auf Seite beschrieben ist, sondern auch die ganz anders
geartete sogenannte "persische" Knüpfung näher darzulegen, da gerade die technischen Unterschiede zu den
wichtigsten Kennzeichen der Teppichaiten gehören.
DIE ALTPERSISCHEN TEPPICHE. EINE STUDIE ÜBER IHRE
SCHQNHEITSVVERTE VON KARL HOPFÜk Ganz anderer Art als das
eben besprochene Werk ist die hier angeführte Abhandlung. Es werden zwar auch einige
ältere Hauptwerke erwähnt und abgebildet, das Schwergewicht wird aber offenbar auf die
späteren und ganz neuen, im Handel verbreiteten, Stücke gelegt. Eine solche Besprechung
hätte gewiß Wert, wenn sie die Haupttypen natürlich unter Berücksichtigung aller Über-
gänge in klarer Weise künstlerisch und technisch auseinanderhielte und Hilfsmittel zur
Scheidung des wirklich Guten vom scheinbar Guten an die Hand gäbe. Es wäre hier noch
sehr verdienstliche Arbeit zu leisten, die uns hoffentlich das von demselben Verfasser in
Aussicht gestellte umfangreichere Werk über Orientalische Kleinteppiche" bieten wird.
Aus der blütenreichen Sprache und andern Kennzeichen zu schließen, scheint der
Verfasser große Liebe zur Sache und auf dem Gebiete des Teppichhandels reiche persön-
liche Erfahrung zu besitzen. Der bekannte Verlag hat fir guten Druck und geschmack-
volle Ausstattung Sorge getragen. D.
RELIGIOSE MEISTERBILDER. Dr. Ulrich Schmid ist seit einiger Zeit in
anerkennenswerter Weise damit beschäftigt, Meisterwerke religiöser Malerei in
möglichst guten farbigen Wiedergaben breiteren Kreisen zugänglich zu machen." Ein-
leitungen hervorragender Fachmänner, wie des Hofrates Prälaten Professors Heinrich
Swoboda in Wien, Prälaten Professors Albert Meyenberg in St. Gallen, Prälaten Stiftsbiblio-
thekars Dr. Adolf Fäh in Luzern schildern die geistigen Bedingungen, unter denen die Werke
entstanden sind."'"' Es ist ja eine eigentümliche Erscheinung, daß man es zwar für nötig
hält, griechische, indische, persische und andere Werke aus ihrem Ideenkreise zu erklären,
daß für die meisten Kunsthistoriker" Werke der christlichen Kunst aber bloß Farbilecke
oder Zeichnungsprobleme sind. Es wäre das kein so schlimmes Zeichen, wenn die geistige
Auffassung hier eben etwas Selbstverständliches wäre, über das man nicht erst Worte
zu verlieren brauchte. So möge nun jeder aus den Einleitungen entnehmen, was ihm gerade
Ergänzung oder Bestätigung von Empfindungen und Kenntnissen ist. Uns liegen vor die
Disputa, die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor im Vatikan und das Sposalizio
in der Brera zu Mailand von Raffael, die Darstellung Jesu im Tempel von Fra Barto-
lommeo im Wiener Hofrnuseum, die Steinigung des heiligen Stephanus von Francesco
Francia in der Villa Borghese zu Rom sowie Michelangelos Moses und dessen Pietaxi-
Von der Schule von Athen hat derselbe Herausgeber übrigens auch eine große farbige
Wiedergabe im Formate x10 zu 80 Zentimeter im Lucas-Verlage zu München erscheinen
lassen, die sich zugleich als hervorragende technische Leistung Angerer Göschls in
Wien darstellt. Diese im Preise sehr niedrig gehaltenen Blätter können als Zimmerschmuck
oder in Mappen in allen Kreisen Freude und Genuß verbreiten. Dasselbe gilt von der Neu-
ausgabe einiger Folgen Führichscher Kunst Christ ist erstanden", Der Bethlehemitische
Weg", die wir demselben Dr. Ulrich Schmid verdankenrl-i die Verbreitung solcher Werke
in guten und allen Volkskreisen zugänglichen Wiedergaben kann nicht freudig genug
begrüßt werden. D.
ÜBKE-HAUPT. GESCHICHTE DER RENAISSANCE IN DEUTSCH-
LANDJfff In größerem Format und mit mehr als der doppelten Anzahl Abbildungen
ist dieses bekannte Handbuch Lübkes neu herausgegeben worden. Die Holzschnitte der
Zweite, bedeutend vermehrte Auflage. München, F. Bruckmann, 1913.
Verlag Glaube und Kunst" in München. Die Blätter haben die Größe von etwa 3a zu 4c Zentimetern.
Uns ist augenblicklich nur ein Teil der Veröffentlichungen zugänglich, so daß wir auf Vollständigkeit
der Aufzählung verzichten müssen.
Diese beiden in einfarbigem Drucke.
Lucas-Verlag, München.
TH Geschichte der neueren Baukunst II Geschichte der Renaissance in Deutschland, zwei Bände von
Wilhelm Lübke, neu bearbeitet von Albrecht Haupt. Eßlingen a. N., Paul Neffs Verlag Max Schreiber, xgxq.
ersten Auflage sind hier zumeist durch gute, vielfach vorzügliche photographische Auf-
nahmen ersetzt. Der Wert der Neuauflage liegt vor allem in der starken Vermehrung der
Abbildungen, die das Werk zu einem brauchbaren Nachschlagebuch erheben. Geringere
Befriedigung bieten die Wiederholung und die Ergänzung des Lübkeschen Textes, dessen
Mängel in inhaltlicher Beziehung leider zum größeren Teil mit übernommen sind. E.
IEN. DIE WIENER PORZELLANSAMMLUNG VON KARL
MAYER. Bei der im Jahre r9r2 in Wien abgehaltenen Tagung des Museen-
verbandes wurde mir wie den meisten der daran teilnehmenden Herren unter anderem
auch Gelegenheit gegeben, mich an dem Anblick der an schönen und seltenen Stücken
besonders reichhaltigen Wiener Porzellansammlung des Herrn Karl Mayer zu erfreuen.
Diese mit großem Geschick in jahrelangem Bemühen zusammengebrachte Sondersammlung,
die uns von dem seine besonderen Lieblinge gebührend hervorhebenden Besitzer selbst
gezeigt wurde, ist mit ihren über 500 Stücken derartig vielseitig, daß sie auf ihrem immerhin
eng begrenzten Gebiete ein ziemlich umfassendes, abschließendes Bild von dem Werden,
Blühen und Vergehen einer der bedeutendsten österreichischen Kunstindustrien vor Augen
zu führen vermag. In diesem Sinne darf sie als eine recht gute und lehrreiche Ergänzung
zu dem Bestande der öffentlichen Museen angesehen werden.
Der eigentliche Nutzen einer solchen Sondersammlung für die Gesamtheit bleibt
indessen immerhin solange fragwürdig, bis sie eine angemessene, fachmäßige Durch-
arbeitung und Veröffentlichung erfahren hat. Das ist nunmehr in dem mir zur Besprechung
vorliegenden Buchef geschehen. Daß dies der Fall ist, und daß diese Aufgabe äußerlich
wie innerlich in gleich vortrefflicher Weise gelöst wurde, dafür sind wir dem Besitzer zu
besonderem Dank verpflichtet.
Der Verlag von Artaria Co. in Wien hat in Papier, Lettern und Druck an vornehmer
Wirkung das beste geleistet. 220 von den insgesamt 530 besprochenen Porzellannummern
sind abgebildet, davon die meisten in gut getönten, klaren Schwarzlichtdrucken. Auf elf
Tafeln sind 22 der schönsten Stücke in Farbenlichtdruck wiedergegeben. In ihrer trefflichen
Ausführung vermögen sie den Originalen sehr nahe zu kommen. Als ganz besonders
gelungen möchte ich folgende Stücke hervorheben die reich mit Gold verzierte blau-
grundierte Vase Taf. die beiden kleinen Terrinen in Rosa und Gold sowie in Grün und
Gold Taf. 25 und 26, das Frühstücksservice mit Amoretten auf Rosagrund Taf. 27 und den
Teller in Gold und Grau auf weinrotem Grunde Taf. 4x. Die 19 Porzellane, die auf neun
Tafeln in farbigen Autotypien wiedergegeben sind, vermögen nicht ganz zu befriedigen.
Das heutzutage bei dieser Technik noch nicht zu vermeidende Vorherrschen besonders der
violetten Töne wirkt immerhin etwas störend, denn es bringt fremde Farbenwerte hinein.
Was nun den Bearbeiter des Werkes anlangt, so konnte der Besitzer wohl kaum
einen Berufeneren linden als J. Folnesics, der mit Braun zusammen das 1907 erschienene,
grundlegende Buch über die Geschichte der Wiener Porzellanfabrik verfaßt hatte. In der
bei ihm gewohnten Weise hat er auch hier mit großem Fleiß den Stoff gesichtet und
anschaulich behandelt. Es sollte sein letztes größeres Werk sein, denn am 30. August
ist Folnesics nach kurzemKrankenlager gestorben.Was die Kunstwissenschaft, insbesondere
die Geschichte der Keramik an ihm verliert, ist an anderer Stelle in dieser Zeitschrift
gewürdigt worden.
Als ein kleines Meisterstück möchte ich die historische Einleitung bezeichnen. Kurz,
klar, übersichtlich wird dem Leser unter stetiger Bezugnahme auf die Sammlung Mayer
die Entwicklung der Wiener Manufaktur vor Augen gebracht. Folnesics führt uns über die
tastenden Anfänge mit den chinesischen Blumen und Landschaftsmotiven hinweg zu den
"deutschen" Blumen und dem Barockcharakter in der Form und Ornamentation. Er
Die Wiener Porzellansammlung Karl Mayer, Katalog und historische Einleitung von J. Folnesics,
Erstem Vizedirektor des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, mit B5 Tafeln. Wien rgx4,
Verlag von Anaria Co.
schildert, wie die chinesischen den europäischen Figuren weichen müssen, und nennt diese
Art der Dekoration die vornehmste und künstlerisch höchststehende Gattung der vor-
kaiserlichen Zeit. Daran schließt er die Besprechung der damals in Wien häufig aus-
geführten Malerei in Schwarzlot, Eisenrot und Bisterton.
Als Du Paquier, der Gründer der Wiener Fabrik, diese 1744 an den Staat verkaufte,
waren die schweren Lehrjahre beendet; mit der Kaiserzeit" begann die eigentliche
Ruhmesperiode. Diese wurde zunächst durch allerhand technische Verbesserungen vor-
bereitet. Nunmehr bekannte man sich auch in Wien zu den Rokokoformen, denen gegen!
über man sich verhältnismäßig lange spröde verhalten hatte.
Folnesics unterscheidet hierbei ein nur spärlich auftretendes, wahrscheinlich auf den
Bildhauer Ludwig Lück zurückzuführendes, zierliches und ein in zahlreicheren Beispielen
vorkommendes derberes Rokoko. Plastisches oder gemaltes Schnörkelornament wurde jetzt
viel verwandt, auch der von Kändler eingeführte Korbtlechtrand kommt gelegentlich vor.
Die Blumenmalerei, deren naturalistische Behandlung weiter vorschreitet, eroberte sich
ein immer größeres Feld. Verhältnismäßig früh, jedenfalls schon Mitte der sechziger Jahre,
machte sich bei dem Wiener Porzellan die antikisierende Richtung geltend.
Feinsinnig, wie meistens bei den allgemeinen kulturgeschichtlichen Betrachtungen,
weiß Folnesics den Umschwung zu schildern, den die Fabrik anfangs der siebziger Jahre
erfuhr. Der mächtige Einfluß der ältesten und bedeutendsten Porzellanfabrik, der von
Meißen, war im Verlaufe des Siebenjährigen Krieges stark ins Wanken gekommen. An
ihrer Stelle wurde nunmehr Sevres tonangebend. Daß sich diese Änderung in Wien rascher
und gründlicher als anderswo vollzog, lag wohl vor allern mit darin begründet, daß der
österreichische mit dem französischen Hof durch die 1770 erfolgte Vermählung der Maria
Antoinette mit dem Kronprinzen von Frankreich aufs engste verbunden worden war.
Kokette Grazie, feminines Kunstemptinden, überfeinerte Sensibilität und süßliche Senti-
mentalität" so drückt sich Folnesics hierüber aus veränderten auch in der Porzellan-
fabrik den bisher üblichen künstlerischen Charakter ihrer Erzeugnisse."
Damit war der Boden gewonnen für Wiens ruhrnvollste Zeit, das ist die Periode
Sorgenthal, in der von 1785 bis 1805 die schönsten Stücke geschaffen wurden. Jetzt hatte
man vor allem die künstlerischen Aufgaben in den Vordergrund gerückt. Die Formen
zeigten klare Absicht und sicheres Stilemphnden, die Malerei bei höchster technischer
Vollendung, treffliche Zeichnung und einen staunenswerten Phantasiereichtum. Die rein
dekorativ gehaltenen Dessins", die vor allem das Akanthusblatt und die Palmette variieren,
und die zumeist Reliefgold auf Leithnerblau" oder verschiedenfarbigem Lüstergrund zeigen,
sind originell und künstlerisch reizvoll behandelt. Aber auch die Malereien von Figuren,
Landschaften und Blumen standen während dieser Zeit in Wien auf voller Höhe. Allerdings
nicht lange, bald schwindet der Glanz wieder. Nach 1825 ist fast nur noch ein jetzt stark
naturalistisch behandelter Blumenschmuck übrig geblieben. Dann kommt der Biederrneier-
stil mit seiner Vereinfachung sowie dem Tasten und Suchen nach neuen Formen und
Dekorationsarten und in der romantischen Periode ein Anlehnen an gotische, dann an
Rokokoformen. Man strebte auch jetzt nach Vereinfachung auf der ganzen Linie und
derber, klarer, nüchterner Gesamtwirkung". Wir sehen unsere Großväter auf der Suche
nach einem Gegenwartsstil, aber die Ungunst der Zeit lähmt Ausdauer und Kraft. Ein
Versinken in traurigste Kunstlosigkeit war das Ende." 1864 erfolgte die Auflösung der Fabrik.
Wie Folnesics in seinem ersten Abschnitte die Geschichte der Fabrik in bezug auf
die Gefäße und Geräte" behandelt, so tut er das in seinem zweiten in bezug auf die
Figurenplastik". Er schildert uns hier, wie diese in der ersten Zeit vernachlässigt worden
ist und erst mit Niedermayers Eintritt in Wien 1747 Bedeutung gewinnt.
Auch hier war zunächst Meißen vorbildlich. Wien kopierte verschiedene Gruppen
und Serien, wie die Callot-Figuren, das Affenkonzert, die Bergleute mit mehr oder weniger
Veränderungen oder hielt sich wenigstens an die gleichen Ideenkreise, denen Meißen
damals seine sich so großer Beliebtheit erfreuenden Motive entnahm.
548
Dann hat auch Wien einen eigenen Typus ausgebildet, über dessen charakteristische
Erscheinungen Folnesics feinsinnige Beobachtungen wiedergibt. Ich meine hier besonders
solche Bemerkungen wie, der männliche Teil der Figuren sei sehr oft flüchtiger durch-
gebildet als der weibliche, oder die Auslassungen über die Modelleure und deren Buch-
stabenzeichen. Auf einen kleinen Irrtum, der dem Verfasser bei einer nebensächlichen
Bemerkung unterlaufen ist, möchte ich aufmerksam machen. Die Serie der Meißner
französischen Ausrufer" hat nichts mit Acier zu tun, wie man früher annahm und auch
Folnesics auf Seite 6c schreibt. Sie waren schon fertig, bevor dieser nach Meißen kam.
Nach der historischen Einleitung folgt zunächst ein mit großem Fleiß hergestelltes
Verzeichnis der Porzellane und dann die von mir oben bereits gewürdigten 86 Tafeln
Abbildungen. Auch hier ist die Zweiteilung der Einleitung beibehalten worden.
Außer den von mir schon erwähnten hervorragenden Stücken der Sammlung Mayer
möchte ich wegen ihrer Seltenheit noch folgende erwähnen Spülkumrne aus Meißner
Porzellan, die Hunger x7x7 mit Gold und Email bemalte Schokoladenbecber mit
13 Farbproben, der 1745 für Graf Kinsky gemalt wurde 77, und die Stücke mit den
Bezeichnungen der Maler Weixlbaurn, C. Herr, Schaller, Perger, Scheicht und Sartory. Alle
diese Namen Endet man auf der dem Werk beigefügten Markentafel verzeichnet.
Die Sammlung Meyer. die Folnesics in solch mustergültiger Weise veröffentlicht hat,
zeigt eine Mannigfaltigkeit, eine Vollständigkeit und eine Fülle von Seltenheiten, daß sie
wohl mit Recht die repräsentativste unter allen Wiener Porzellansammlungen" genannt
zu werden verdient. Zu ihr und zu ihrer Bearbeitung in der vorliegenden Veröffentlichung
kann man ihrem Besitzer aufrichtig Glück wünschen. Berling
ITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50'
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden im Monat Oktober von 7820 Personen, die Bibliothek von 1300 Personen
besucht.
ÜNSTGEVVERBESCHULE. In Kladrub an der Elbe verschied am xz. Oktober
im 60. Lebensjahre nach längerem Leiden der ehemalige Leiter des chemischen
Laboratoriums der Kunstgewerbeschule Regierungsrat Professor Dr. Linke. Er erfreute
sich als Chemiker und Technologe auf dem Spezialgebiete der keramischen, Glas- und
Emailindustrie sowie der Maltechnik eines wohlverdienten Rufes als hervorragende Fach-
autorität und hatte während seiner langjährigen Lehrtätigkeit in steter Fühlung mit dem
Kunstgewerbe vielfach Veranlassung, fördernd und belehrend einzugreifen.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 5h
TECHNIK UNDALLGEMEINES. hEvffgsA-dS-yifian11worgs undlfß vgiiedelr-
ung Cf OfillVCn E1181. 8111i ODE
Sammler-Zeitung, VI. zu.
LICI-IER UNTERRICHT Rössuan, A. Frauen und die Kunst. Stickerei-
cox-m bl Zeimng" mm
CHIC GI" ID liC G11 uns G1 ..
Saum für büdv Kunst, Xxv' m. WESTHEIM, P. Der Quahtatsbegnü" 1m Zeitalter
HARTERJiART, 1. Oben-österreichische Kunst man" Dekomm MM"
Plastik, Malerei und Kunslgewerbe. Reise und W1TTE- Avhorismeq über rßliziösß Kßßsl- Zeil-
Spon, 0km schuf für christhche Kunst, XXVII, 3.
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Gerhaert von Leyden. Münchener Jahrbuch der
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Die Zeichnung des Kopfes in der Glasmalerei.
Zeitschrift für Alte und Neue Glasmalerei,
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Zur
1v. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
FESTE. LEDER- UND BUCH-
BINDERARBEITEN
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Zeitung, XIV, g.
Von deutschen Stickereien.
XIV, 12.
LANG-DANOLI. Spitzen aus alter und neuer Zeit"
Ausstellung in Darmstadt. Stickerei-Zeitung
XIV.
Was muß man von der Spitze wissen? Stickerei-
Zeitung, XIV, 2.
M. Bildstickereien von Herta Koch. Stickerei-Zeitung,
XIV, 4.
R. Stickereien aus der Bukowina. Stickerei-Zeitung,
XIV, 2.
R. Stickereien von Lizzie Marx-Diestelmann. Stickerei-
Zeitung, XIV, 6.
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UHREN. BRONZEN ETC. so-
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historische WaEenkunde, VI, 10.
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IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNSTsb
CI-IURCI-IILL, S. J. A. Nicola da Guardiagrele, der
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Kunstwissenscbaft, VII, 3.
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Staurothek im Kloster Marienstern. Monatsbefte
für Kunstwissenschaft, VII, 7.
Zwei Reliquienbüsten in Engelberg. Monatshefte
für Kunstwissenscbaft, VII, 4.
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schen Instituts, Athen. Abteilung, XXXVIII, z.
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NUMISMAT. GEMMENKUNDE.
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und Plakettenkuude, z.
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für Medaillen- und Plakettenkunde, 2.
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und Plakettenkunde, z.
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für Medaillen- und Plakettenkunde, 3.
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für Medaillen- und Plakettenkunde, 3.
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Archiv für Medaillen- und Plakettenkunde, 3.
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BLANKENBURG A. HARZ
BOI-ILMANN, R., s. Gr. VIII.
BRÜNN
LEISCHING, Jul., s. Gr. VI.
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KIEL
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KONSTANTINOPEL
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Kunst in Konstantinopel. Kunstchronik, N. F.
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KREUZENSTEIN
WALCI-IER, A. v. Burg Kreuzenstein an der
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von Pauken. zoo Lichtdr. Taf. mit XIV S. Text,
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M. 4a.
LEIPZIG
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für Bücherfreunde, N. F. VI, 4.
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der Leipziger Buch-Weltausstellung. Archiv für
Buchhinderei, Juni ff.
KRIEGER, B. Die Sonderausstellung der könig-
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Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik. Zeit-
schrift für Bücherfreunde, N. F. VI, 4.
LEIPZIG
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Archiv für Buchgewerhe, 1914, 5.
WOLF, I-I. Die zeitgenössische Graphik auf der
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Zeitschrift für Bücherfreunde, N. F. VI, 5-6.
ZEITLER, J. Buchgewerbe und Buchkunst auf
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für Bücherfreunde, N. F. VI, 5-6.
Ein neues kunstgewerbliches Museum
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Graphik. Kunstgewerbebl, N. F. XXV, 1a.
LEMBERG
STRONER, Lud., s. Gr. IV.
MANNHEIM
W. F. St. Die Mannheimer Ausstellung Neues
Bauen". Deutsche Kunst und Dekoration, Juni.
PADERBORN
FUCHS, A. Der Paderborner Domschatz. 32 S. m.
12 Abb. 8'. Paderborn, Bonii-Druckerei. M. o'5o.
PARIS
DREYFUS, A. Die Sammlung Camondo im
Louvre. Zeitschrift für bild. Kunst, N. F., XXV,
11.
OTTMANN, N. A-propos sur le Salon d'Autornne.
L'Art Decorarif, Jün.
SAUNIER, Ch. Une Exposition d'Art Decoratif
111mm de la Revue Les Arts". Les Arts,
Juni.
VAILLAT, L. L'Art decorativ Anglais au Pa-
villon de Marsan. L'Art et les Artistes, Juni.
STUTTGART
PANTLE, R., s. Gr. II.
TRIER
WEBER, P. Anleitung zur Besichtigung des
Domschatzes zu Trier. 3a S. m. Abb. KL-B". Trier,
Paulinus-Druckerei. M. 0'441.
TROPPAU
SCHWEDELER-MEYER, E. Die Liechtenstein-
Erinnerungs-Ausstellung inTroppau. Der Cicerone,
v1, 10.
WIEN
LEISCI-IING, J. Juhilierende Museen. Deutsch-
Österreich, 1. Sept.
RÖSSLER, A. Zur Fünfzigjahrfeier des k. k.
Österreichischen Museurns für Kunst und Industrie.
Deutsche Kunst und Dekoration, Juni.
WALDE, K., s. Gr. IV.
WALDE, K. Ausstellung österreichischer Kunst-
gewerbe. Innen-Dekoration, Febr.
Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe
1913-1914. Textile Kunst und Industrie, VII, a.
WÜRZBURG
KNAPP, F. Würzburg und seine Sammlungen.
Münchener Jahrbuch für bild. Kunst, 1913, a.
in
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrifg
Wien, I., Stubenring zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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und Zinkätzung, davon farbig. Tafelband im Formate
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verkäuflichen Dedikationsexemplaren. Subskriptionspreis
für beide Teile gebunden in Original-Halbleinenband 96.
Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom
k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht herausgegebenen
Serie von Werken, die das Schaffen hervorragender österrei-
chischer Künstler in musterhaften Wiedergaben und in monu-
mentaler Weise zur Anschauun bringen sollen. Der Verfasser,
Regierungsrat Vizedirektor Dr. reger, Dozent an der Wiener
Universität und an der Akademie der bildenden Künste in
Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäftigt und konnte
bisnun ganz unbekannte Quellen benützen. Der Tafelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht
unmittelbar nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
JOSEF FÜHRICHS WERKE
nebst dokumentarischen Beitrixgen und Bibliographie, gesammelt von
HEINRICH VON WOER DLE unter Mitwirkun von ERICH
STROHMER. Herausgegeben vom k. k. Ministerium Für Kultus und
Unterricht mit Abbildungen. Preis broschiert 15, in Original-
Leinenband 16'50. Dieser Oeuvre-Katalog" bildet die Ergänzung
zu der oben angezeigten großen Monographie. Beide Werke sind zu
beziehen durch alle Buch- und Kunsthandlungen sowie durch den Verlag.
DIE WIENER PORZELLAN-
SAMMLUNG KARL MAYER
KATALOG UND HISTORISCHE
EINLEITUNG VON j. FOLNESICS
ERSTER VIZEDIREKTOR DES K. K. ÖSTERREICHISCHEN
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Die umfassende Bedeutung dieser Sammlung ließ es berechtigt erscheinen, dem
eigentlichen Katalog eine historische Einleitung vorangehen zu lassen, die in großen
Ziigen an der Hand der vorhandenen Objekte ein Bild der geschichtlichen Entwicklung
der Wiener Porzellanfabrik vor Augen führt und die Bedeutung der einzelnen besonders
hervorragendenObjek- in farbigen Autotypien
te klarlegt. Sie stammt von j. LOWY ausge-
aus der Feder des Mit- e. fuhrt, welche die cha-
arbeiters an der 1907 rakteristische Farben-
erschienenen bereits wirkung der Originale
vergriffenen umfang- mit bisher kaum er-
reichen Geschichte der reichter Treue veran-
Wiener Porzellanma- schaulichen.
nufaktur, des ersten Das Werk er-
Vizedirektors am k. k. scheint im Format die-
Österreichischen Mu- ses Prospektes in ei-
seum, Regierungsrates ner auf 350 Exempla-
JOSEF FOLNESICS, re limitierten Auflage,
und ist mit 86 Tafeln v0nwelcher300Exem-
versehen, die uns 220 plare mit den Num-
dererlesenstenoderge- mern bis 300 in den
schichtlich bedeutend- Handel gelangen.
sten Stücke der Samm- Der in Leder ge-
lung vorführen. Davon ICTorleTain Fabrik bundene Band enthält
sind 20 Tafeln teils in Mrällhßlw SV? 117-- etwa 20 Druckbogen
Farbenlichtdruck, teils Text auf Büttenpapier
und 86 Volltafeln, davon 10 Farbenlichtdrucke, 10 farbige Autotypien und 66 einfarbige
Lichtdrucktafeln. DER SUBSKRIPTIONSPREIS FÜR EIN GEBUNDENES
EXEMPLAR BETRAGT lO0'- M. 85'-. DIE ERHÖHUNG DES LADEN-
PREISES NACH ERSCHEINEN DES WERKES IST VORBEHALTEN.
Subskriptionen werden von allen Kunst- und Buchhandlungen entgegengenommen
sowie vom Verlag ARTARIA CO
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BERLIN s.w. WIEN PARIS
J. C. ERBS 1., ROTENTURMSTRASZE 10 13, RUE D'UZES
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34. UNION SQUARE, EAST 14, POLAND STREET
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