Matielli auch sonst an dem bildnerischen Schmucke des Altars beteiligt war. Wir wollen hier noch auf eine Einzelheit der Altaranlage in Mariazell hinweisen, nicht um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen, sondern um andere anzuregen, bei weiteren Forschungen darauf zu achten. Bekannt- lich hatte die, heute ziemlich hoch aufgestellte, Weltkugel ursprünglich auf dem Altare selbst ihre Stelle, war zu öffnen und diente als Taber- nakelf Eine verwandte Lösung finden wir bei dem Altare der Pfarr- kirche zu Dürnstein in Niederösterreich, wo aus der Wand über dem Altar- tische eine Halbkugel heraustritt, die sich durch ihre ganze Erscheinung und die iigürlich-sinnbildliche Darstellung gleichfalls als Weltkugel darstellt, gleichfalls zu öffnen ist und gleichfalls als Tabernakel dient (Abb. 7)". Dieses, nach der Überlieferung von Johann Schmidt, Vater des sogenannten „Kremser Schmidt", in Holz ausgeführte Werk trägt die Jahreszahl 1726, ist also jünger als der Mariazeller Altar, so daß wir bei ihm sehr wohl an eine Beeinflussung durch das Vorbild des weltbekannten Wallfahrtsortes denken können. Wir werden dann noch ein drittes Werk kennen lernen, nämlich das von Känischbauer ausgeführte Pazifikale in der geistlichen Schatzkammer zu Wien, das gleichfalls eine Weltkugel, und zwar diesmal eine kristallene Hohlkugel, als Hauptmotiv zeigt und in der Mitte ein Kreuz mit Kreuzpartikel enthält (Abb. 8). Ob es sich aber um eine solche Reliquie handelt oder um die I-Iostie, jedesmal soll offenbar ausgedrückt werden, daß Christus und die heilige Lehre den Mittelpunkt der Welt bilden.""'"" Der Gedanke liegt der christlichen Anschauung so nahe, daß es wohl vergeblich sein wird, nach- zuforschen, wo er mit Worten zuerst ausgesprochen wurde; etwas anderes ist freilich die bildliche Darstellung dieser Idee, von der wir uns nicht erinnern, sie vorher in ähnlicher Art gefunden zu haben, so daß wir sie vielleicht als eine Tat der barocken Kunst dieser Zeit, ja Fischers von Erlach selbst, ansehen dürfen. Wir kehren jedoch wieder zu Känischbauer zurück. P. Rodler erwähnt auf Seite III (unter Nr. 1141 des Schatzkammer- verzeichnisses) auch noch: „Ein Kruzifix samt Postament aus Achatstein, die Figuren aus Silber, emailliert, mit Rauten, Brillanten und Smaragden geziert" und führt fort: „Als Karl (späterer Kaiser Karl VI.), der zweitgeborene Sohn Kaiser Leopolds I., von diesem am 11. September 1703 unter dem Namen Karl III. zum König von Spanien erklärt wurde, kam er am I5. Sep- tember 1703 mit seinem ganzen Gefolge hieher und opferte dieses Kreuz, welches vermutlich vorn kaiserlichen Kammergoldschmidt ]ohann Kanisch- bauer aus Hohenried angefertigt wurde." Nebenbei bemerkt, sind die daran i" Rodler, a. a. 0., Seite 63, 64. '" „Österreichische Kunsttopographie", wonach unsere Abbildung, Band I, Figur 28 und 29 (auf Seite 95 und 96), Beschreibung auf Seite 99. f" Die Kreuzpartikel nehmen in der katholischen Kirche bekanntlich eine besondere Stellung ein; so verhält sich der katholische Priester vor einer ausgesetzten Kreuzpartikcl so, wie wenn sich das Allerheiligste irn Tabernakel verschlossen befinde. Es kann uns hier also die ähnliche künstlerische Behandlung nicht über- raschen.