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KUNSTHANDVE
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HODATSSCHRlFT-HERAU
GEGEBED-VOM- K. KCSTELIfiI
RElcHlscHEn-MusEuM-F rx-
KU nsT- um annu STRI E.
VEUAG VON ARTARIA Co. VIER. XVIILJAHRG. 1915. HEFT 11.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
um JÄHRLICH 12 HEFTE zu
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
HOFTIS GHLER
Zu Känischbsuer und am gß; KW XX
der Bsroekplsshk in
Österreich von Moriz
m.
Tve
Dreger 52x
Das Schwert des heili-
gen Stephan im Pra-
ger Domschatz von
Anton Mstejöek .543
Der Meißner Porzellan-
obelisk in Lernberg
von Karl Beriing 548
Aus demWienel-Kunst-
leben von Hsrtwig
Fische 555
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 557
Literatur des Kunstge-
.560
521
ZU KANISCHBAUER UND DER BAROCK-
PLASTIK IN ÖSTERREICH 50' VON MORIZ
DREGER-WIEN S0-
i."il"'gff"' US älterem Wiener Besitze kam uns vor kurzem
die hier Abb. und dargestellte silberne Medaille
zu Gesicht, die auf der einen Seite die Anbetung
des heiligen Kindes durch seine Eltern, auf der
anderen die heilige Barbara zeigt, das Christkind
verehrend. Beiläufig bemerkt, konnte das Stück
während der Drucklegung dieses Aufsatzes für
das k. k. Österreichische Museum erworben
werden. Die Medaille trägt auf beiden Seiten die
Bezeichnung Januario". Über mehrere Träger.
dieses Namens Januario oder Gennari, insbesondere über den für uns
wichtigsten darunter, Antonio Maria, hat vor Jahren Dr. Heinrich Kabdebo
in seiner Schrift Matthäus Donner und die Geschichte der Wiener Graveur-
akademie" Wien, 1880 eingehend gehandelt!"
Antonio Maria de Gennaro wurde im Jahre 1679 in Neapel geboren,
wo sein Vater an der Münze Amtsmeister und sein Bruder später Stempel-
schneidet war. Im Jahre 1712 kam Antonio Maria nach Wien und ward
hier, zunächst vorläufig und im Jahre 1713 endgültig, als Münzeisenschneider
des Münzamtes angestellt. In demselben Jahre wurde er noch kaiserl.
Metallen- und Münz-Crraveur-Instructions-Director", in welcher Stellung er
in einen bemerkenswerten Streit mit dem damals emporstrebenden Matthäus
Donner geriet. Im Jahre 1744 starb dieser Gennaro."
Es ist kein erquickliches Bild, das uns Kabdebos Forschungen von
dem Charakter und den Fähigkeiten des Neapolitaners bieten. Übrigens
kommt bei seinen Angelegenheiten auch die Wiener I-Iofbuchhalterei, die
sich in alles einmischte und selbst in reinen Kunstangelegenheiten sich ein
Urteil anmaßte, ziemlich schlecht weg; doch ist dies eine Sache für sich.
Kabdebo sagt, daß ihm nur
drei Medaillen von Antonio Maria
bekannt seien und daß dieser
sonst die Köpfe für die laufenden
Münzen geschnitten habe. Karl
Domanig bietet in seinem Werke
über die Porträtmedaillen des
Erzhauses Österreich" Wien,
1896 unter Nr. 212 eine Medaille
auf Kaiser Leopold I., bezeichnet
Seite 15 B".
Nach Kibdebo, a. a. 0., Seite 15, An-
merkung 33, nannte er sich anfänglich" Jnn- Abb. und z. Taufmedaille aus Silber von Anton Maria
narius; vgl. auch Anmerkung 4x, Seite 23. Gennaro wirkliche Größe
G. F. Gennaro fecit, unter Nr. 231 eine auf die Kaiserinwitwe Amalie nach
1711, bezeichnet DE GENNARO-F, und unter Nr. 243 eine auf Kaiser
Karl VI. vom Jahre 1725, bezeichnet DE Gennaro f., ferner in dem Werke
über Die deutsche Medaille" Wien, 1907 unter Nr. 402 eine Medaille
auf den Herzog Ferdinand Karl von Mantua, bezeichnet G. F. ohne Jahr,
unter Nr. 403 eine auf einen Grafen Collalto vom Jahre 1723, bezeichnet
GEN-F, endlich unter Nr. 735 eine Waldsteinische Medaille aus dem
Jahre 1716, bezeichnet IANVARIO F. Auch ist einiges bei Domanig
abgebildet zu finden. Die einstweilen vollständigste Aufzählung seiner Werke
gibt L. Forrer in seinem Biographical Dictionary of Medallists" London
1904 im zweiten Bande, Seite 240, und ebenda im dritten Bande, Seite 61.
Die bei Forrer von Kabdebo abweichend angegebenen Lebensdaten müssen
aber wohl als unrichtig angesehen werden.
An Cajetano Gennaro, den Neffen Antonio Marias, dürfen wir bei der
oben erwähnten Medaille kaum denken, da sie, wie wir sehen werden, jeden-
falls vor dem Jahre 1723 geschaffen worden ist, und Cajetano erst um das
Jahr 1730 zu seinem Oheim nach Wien kam, wo er dann im Jahre 1737
die mit Geldunterstützung bedachte Stelle eines Scholaren der Graveur-
akademie erhielt. Für unsere Medaille kommt er also nicht in Betracht;
höchstens könnte man noch an seinen in Neapel zurückgebliebenen Vater
denken. Doch ist es nach dem ganzen Sachverhalt, den wir sofort kennen
lernen werden, wohl sehr unwahrscheinlich, daß ein anderer als der in
Wien tätige Antonio Maria Gennaro der Urheber der Medaille war.
Was dem, uns zunächst nur zufällig zu Gesicht gekommenen, Stücke
in unseren Augen sofort einen ganz besonderen Wert verlieh, ist seine
Verwendung als Taufmedaille oder vielmehr die damit zusammenhängende
Inschrift. Die Medaille war zu diesem Gebrauche mit einem Silberreifen
umgeben worden, der, ganz einfach gehalten, oben eine Öse zum Anhängen
trägt. Dieser Silberring zeigt nun außen folgenden Wortlaut in lateinischer
Kursive in zwei Zeilen eingraviert
1723. den 6. bris Um 101. Morgens in Zeichen des Widers ist
Gebohren bey S. Stephan Getaujft Maria Barbara jordonin die
Gefadtern Waren johann Känischbauer von Hohen Ried, dessen Ehefrau
Maria Barbara
Wir hören hier also den Namen eines der berühmtesten österreichischen
Goldschmiede und seiner Gattin, deren hier genannter Vorname Barbara
übrigens, wie wir noch sehen werden, mit dem sonst überlieferten überein-
stimmt. Bemerkenswert ist die enge Beziehung der Darstellungen auf den
beiden Seiten der Medaille zu den Taufnamen der Patin und dem-
entsprechend zu denen des Patenkindes. Daß beidemal eine Anbetung des
Christkindes gezeigt wird, ist sehr sinnig; sehr hübsch ist auch die
Erscheinung des Christkindes als Weltenherrscher, segnend und mit der
Weltkugel in der Linken, gewissermaßen an Stelle der Hostie einer
Monstranz, übrigens keine damals neue Idee.
D4.
Die Anbetung des Kindes durch seine Eltern, die wir das einemal
sehen, ist an sich wohl nicht gerade auffällig, obgleich bei den uns bekannten
Taufmedaillen gewöhnlich die Anbetung durch die Hirten oder durch die
heiligen drei Könige dargestellt ist. Und daß Maria bei unserer Darstellung
in den Mittelpunkt ge-
rückt erscheint, darf
man vielleicht auch als
etwas ansehen, was
sich von selbst ergab;
immerhin ist zu bemer-
ken, daß dieseMöglich-
keit ausgenützt wurde.
Die Wahl der heiligen
Barbara für die andere
Seite muß aber als et-
was Besonderes erschei-
nen, was für eine Tauf-
medaille von vornher-
ein nicht gegeben war
und die allgemeine Ver-
Wendung des Stückes
sowie den Absatz der
Arbeit in weiteren Krei-
sen eigentlich nicht för-
dern konnte.
Da beide Darstel-
lungen jedoch für den
vorliegenden beson-
deren Fall so außer-
ordentlich gut passen,
möchte man vermuten,
daß die beiden Seiten
getrennte Prägungen
und hier nur durch
dgn äußgfen zu- Abb. 3. Sogenannte Strahlenmonstranz in der Schatzkammer von Maria
Loretto auf dem Hradschin in Prag, ausgeführt von Känischbauer und
Stegner
sammengefaßt wären;
es ist dies aber nicht
der Fall es ist ein einheitlich geprägtes Stück?! Es wäre nun möglich,
daß trotzdem die beiden Seiten zu verschiedenen Zeiten gearbeitet wären,
daß die eine oder andere vielleicht schon für andere Zwecke Verwendung
gefunden hatte nachweisen läßt sich das aus den bisher bekannten Arbeiten
des Künstlers jedoch nicht.
Herr Juwelier und Goldschmied Franz Halder in Wien hat den Ring sorgfältig abgenommen und
wieder herumgefügt.
D24
Wir wissen somit auch nicht, ob die Medaille von dem Ehepaare
Känischbauer gewählt wurde, weil sie für die Namen Maria Barbara" so
gut paßte, oder ob Gennaro sich aus irgendeinem Grunde veranlaßt sah,
das Stück mit Rücksicht auf die Gattin des berühmten, in Hof- und
Künstlerkreisen wohl einflußreichen, Kammergoldschmiedes und Schatz-
kammeradjunkten besonders auszuführenf
Kurz abtun wollen wir hier zunächst den in der Umschrift genannten
Namen des Täuflings. Den Träger dieses Namens festzustellen, ist wohl
sehr schwer, aber auch ziemlich belanglos, da es sich anscheinend
um keinen damals berühmten Namen handelt. Wenn wir die früher
übliche weibliche Endigung des Familiennamens weglassen, so kommen
wir auf ordon", was an sich sehr unwahrscheinlich klingt und
nur durch die süddeutsch-österreichische Aussprache als ordan" zu
erklären ist.
In den Hoff-Protocollen und kays. Resolutionen in Parthey-Sachen"
im k. und k. I-Iaus-, Hof- und Staatsarchiv finden wir nun im November des
Jahres 1713 Band 1713-17, Bl. einen Attilio jordann, Leib-Laquay"
erwähnt, der alss mit Ihro mayest. der regierenden Kayserin letzt. aus
Spanien gekommeneh Leib-Laquay" von neuem confirmirW das heißt im
Dienste betätigt wird. Am 23. Juli 1716 ebenda Bl. 547 hören wir dann von
einem Iohann jordann, neuaufgenohmeneh Leib-Laquay". Viel später, im
Jahre 17 39," ist dann von einem Anton Jordan die Rede, der als vormahliger
Fourir Unter dem Kays. Althanschen Regiment" bezeichnet und mit einem
andern zusammen anstat zweyer zu dienen ohnfähigen Kays. arcieren"
Hatschieren aufgenommen werden soll.
In diesen Kreisen haben wir vielleicht die Eltern des Patenkindes
unseres Hofgoldschmiedes zu suchen. Es scheint uns dies nach dem, was
wir über die Gattin Känischbauers finden konnten und im weiteren berichten
werden, noch wahrscheinlicher.
Bei einem Gesuche vom 1. Oktober 1722 a. a. 0., Band 171822,
Bl. 591 heißt es nämlich Der verstorbenen Kays. Hof-Zuckerbacherin
Maria Beckerin Hinterlassener dreyen Töchter Barbara Kanischbauerin,
Sabina Catharina Auerin, vnd Eva Sabina Schmidin alle gebohrene Marzanin
confirmation. Bey der Lieferung der Beschau Confecturen Schaugerichte,
vnd des eingcmachtens".""'""
Die supplicirende drey Schwestern" werden darnach wiederbestätigt;
aber nur die älteste Barbara Kanischbaurin" erhält das Recht, den Titel
kaiserl. HojT-Zuckerbacherin zuführen".
Oder wenigstens eine Seite zu ergänzen. falls die andere schon vorhanden war. Man kann wohl auch
annehmen, daß mehrere Exemplare geprägt wurden, da das Ehepaar ja öfter in die Lage kommen konnte, eine
Patenstelle zu übernehmen. Daß einstweilen nur ein Stück nachweisbar ist, wird niemanden verwundern, der
weiß, wie wenig altes Silber sich durch die großen Krisen des XVIII. und des beginnenden XIX. Jahrhunderts
hindurch erhalten hat.
A. a. 0., Jahrgang r739-v4o, Bl. 130.
Die drei genannten Töchter stammen wohl aus einer früheren Ehe der Maria Becker mit irgendeinem
Manne namens Marzan oder Marzano.
32b
Wir befinden uns
mit dieser Nachricht
also nur ein Jahr vor
dem in der Medaillen-
umschrift genannten
Zeitpunkte, so daß man
wohl annehmen darf,
daß die auf der Tauf-
medaille bezeichnete
Gattin des Känisch-
bauer Maria Barbara
und die in der Urkun-
de angeführte Barbara
Kanischbauerin, Hof-
zuckerbäckerin und
Tochter einer solchen,
ein und dieselbe Person
sind. Noch im Jahre
1736 hören wir dann
ebenda jahrgang 1735
bis 1738, Bl. 247 verso
von den Galanterie
Hof-Zugger-bäckerin-
nen Barbara Känisch-
baurin, Sabina Stri-
seckin und Eva
SchmidinW"
Die Beschäftigung
einer Goldschmiede-
gattin als Galanterie
Hof-Zuckerbäckerin"
ist übrigens nicht so
sonderbar, als es im
ersten Augenblick er-
scheinen mag, handelte
es sich bei diesem Be-
rufe doch um eine halb
künstlerische, minde-
stens um eine kunst-
gewerbliche, Tätigkeit;
Abb. 4. Monsuanz im Schanze von Klosxerneuburg, ausgeführt von Känisch-
bauer nach Mathias Steindls Entwurfe nach dem Jahrbuche des Stiftes
Klosterneuburg, Band II
man braucht sich ja nur der großartigen Tafelaufsätze aus Tragant und so
weiter zu erinnern, wie sie auf manchen alten Bildern und Stichen noch zu
Ob Sabina Striseckin mit der früher genannten Sabina Catharina Schmidin eins ist, wissen wir nicht;
doch wäre es unter Annahme einer neuen Verheiratung durchaus wahrscheinlich.
sehen sind. Wundern könnte man
sich allerdings, daß ein um vier
Jahre später erfolgtes Bittgesuch
der Witwe des inzwischen verstor-
benen Känischbauer gar keine An-
spielung auf ihre Hofzuckerbäcker-
tätigkeit enthält. Doch wollen wir
gleich bemerken, daß eine solche
Unterlassung auch absichtlich er-
folgt sein mag, da wir bei Bitt-
gesuchen in den genannten Akten
wiederholt und auch in diesem
Falle sehen, daß geleistete Arbei-
ten, wenn sie besonders vergütet
wurden, der Bewilligung einer
Unterstützung eher hinderlich als
förderlich waren, was an sich
auch zu verstehen ist. Andrerseits
läßt der Umstand, daß die Witwe
Känischbauers in dem betreffenden
Gesuche erwähnt, sie habe zu dem
Unterhalte ihres Mannes, da dieser
seine zugesagten Einkünfte nicht
erhalten habe, selbst beitragen
müssen, darauf schließen, daß sie
auch selbst eine Einnahmequelle
besaß, wenn sie diese inzwischen
vielleicht auch wieder verloren
hatte. Bei der Wichtigkeit, die das
eben erwähnte Gesuch für die Erkenntnis der ganzen Lebensgeschichte des
verstorbenen Gatten besitzt, wollen wir es im weiteren übrigens noch ein-
gehender behandeln. Die bisher ausführlichsten Angaben über Känischbauer,
die uns Dr. Kamillo List in seinem trefflichen Aufsatze Zur Geschichte der
Wiener Goldschmiedekunst" und in seinem, mit Prof. K. Drexler heraus-
gegebenen Werke über die Goldschmiedearbeiten in dem regulierten Chor-
herrenstift Klosterneuburgw" geboten hat, scheinen uns dadurch auch eine
wesentliche Ergänzung zu erfahren?" Nach den bisher also bekannten Nach-
richten ist Johann Baptist Känischbauer, der später als Edler von Hohenried
geadelt erscheint, im Jahre 1668 zu Angem in Niederösterreich geboren; im
Jahre 1683 kam er zu Hans Christof Muhrbeck auf sechs Jahre in die Lehre,
im Jahre 1696 wurde er Meister, im Jahre 1703 junger Vorsteher. Sein
In den Berichten und Mitteilungen des Wiener Altertumsvereines, 1898, Band XXIII. Seite x57
bis x59.
Wien, r897, Seite 13.
Vergleiche auch Alb. llg Die Fischer von Erlach" Wien. r8g5, Seite x15.
Abb. 5. Entwurf Johann Bernhard Fischers von Erlach
zum l-lochaltare in Mariazell verkleinert
Tod erfolgte am 22. Ok-
tober 173g im Kupfer-
schmiedischen Haus in
der Naglergasse in Wien
im Alter von 71Jahren".'k
Die Zeit seiner Er-
nennung zum Kays. Cam-
mergoldschmied wird
durch einen Akt vom
7. Oktober 1712 in den
angeführten Protokollen
Jahrgang I7Io-1713,
Seite 325 verso sicher-
gestellt. Es heißt da
johann Kanisch-
bauer ist Vermög inti-
mation von dem Kiiys.
Herrn Obrist Caäerern
alss Cariergoldschmid
und Schaz Cammer Ad-
junct mit Monathlichen
25 fl. Besoldung aufge-
nohmen worden, derge-
staltjedoch,daßdieseBe-
soldung Ihme Erst
januarij künftig 1713""
jahrs zu Laufen anfan-
gen solle
Wir wollen nun den Protokollvermerk des erwähnten Bittgesuches
der Witwe Känischbauers vom März 1740 a. a. 0., Jahrgang 1739-40,
Blatt 208 wörtlich wiedergeben und nur noch vorausschicken, daß sich
das Testament ihres Gatten, das vermutlich beim Gerichte in Wien hinter-
legt war, leider nicht erhalten hat. Nach dem Register im Archive des
Landesgerichtes im k. k. Justizpalaste müßte sich ein, Joh. Bapt. Kanisch-
bauer betreffender, Akt aus dem Jahre 1740, also wohl auf das Ableben
oder das Testament bezüglich, unter Nr. 4ggojl74o vorfinden; leider ist
aber der ganze Aktenfaszikel, der die Nummern 4900-5000 umfaßt, seit
langem in Verlust geraten, so daß wir auf diese Quelle aller Voraussicht
nach für immer verzichten müssen.
Abb. 6. Ansicht des Hochaltars in der Gnadenkirche zu Mariazell
llg a. a. 0., Anm. 315 gibt ganz andere Daten. Siehe auch Ed. Leisching Zur Geschichte der
Wiener Gold- und Silberschmiedekunst" Sonderabdruck nus Kunst und Kunsthandwerk", 1904, Seite 4x, wo die
mit dem Jahre 1722 beginnenden Listen der Vorsteher und Zechenmeister des Wiener Goldschmiedmittels
abgedruckt sind; unser Meister erscheint den als Ißhmn Känischbaur Edler von Hohenried der Köuigl. Knysl.
Mayas. Camrner goldschmidt Undt Schaz Cammer ndiunct", und zwar gleich unter den ersten, die ihre Stellung
damals nlo schon längere Zeit innegehabt haben.
Wir lassen also den amtlichen Vermerk vom Jahre 1740 aus dem Haus-,
Hof- und Staatsarchiv im Wortlaute folgen, da er uns, wie gesagt, manche
neue Aufklärung zu bieten scheint.
Es bittet des Cummer-goldt-Schmidts und schaz-Carieradjuncten
johann Känischbauer hinterlassene wittib nach dem im vorigen jahr
erfolgten Todt ihres Manns um Unterstützung, wozu es dann heißt
Vorgedachtes Obrist Cammerer Amt erwehnet nicht minder von dieser
Supplicantin Ehe Mann in obigen Bericht, daß Selber noch zu zeiten Mays.
Beeder glorwiirdigen Römisch. K. K. Leop0ld- und joseph Höchst Seel. an-
denckens schon als CarHergoZd-Schmidt so gejließen, wie Embsig gedienet
habe, auch Vnter Ew. Kays. May. 712, anbey zu einem Schaz-Carier ad-
juncten resolviert, vnd Ihme zu gleich das drittel der Bey der Kays. Schaz
Cammer einkommenden accidentien verwilliget worden, zu dessen genuss
jedoch Er ohneacht seines vielfaltigen Sollicitirens, niemahls gelangen
können, dahero sich auch die wittib gänzlich erarmet und hilf-loß befände.
Von derley Cafn-er goldt Schmidts-Wittiben ist annoch kein Exemplum
vorhanden, daß ihnen etwas wäre gereichet worden, wiezumahlen aber der
verstorbene Känischbaur gegen die 50. jahr Bey Hof als Can-iergoldschmidt
gestandten, über dieß auch den genuß des Ihme zuerkenten drittels Bey der
Kays. Schaz Cafrier, So Von 712 Biß zu dessen erfolgten absterben durch
27. jahr gleichwohlen etwas ausmachen würde, hat entbehren müssen, vnd
eben der Vrsachen halber die Wittib zu Ihrer Beeden Subsistenz ihre eigene
Mittel daran gestreckt, daß Sie zumahlen von ihrem Mann Seel. keine Ver-
lassenschajft iiberkomen, sondern sich nach mehreren Inhalt ihrer Beweg-
lichen Vorstellung völlig verarmet, anbey ganz gebrechlich und krank
Befindet; Also wäre diese Wittib wohl einer Besonderen Coriiseration
würdig, Vnd dahero die Treu gehorsamste Concertations Cofüission nicht
abgeneigt, für dieselbe ex Suma paupertate etwan mit jährl." 120 jl. aujf
ihre noch etwan wenig übrige Lebens Täg, jedoch sine Consequentia für
andere derley Hof-Künstlers Wittiben gehorsarnst einzurathen."
Dazu erfolgte nun die kaiserliche Entschließung Resolutio Caesarea
Res" Caesa." obwohl der Mann nicht viel gearbeithet, noch gedienet,
auch darumb sonders Bezahlt worden, kan ihr, damit kein consequenz, loco
Eleemosynae aujf einmahl 300 fl. geben werden."
Die Ausfertigung ist vom 29. März datiert. Ebenda Blatt 232 v.
Es wird uns hier also nicht nur das Jahr 1712 als Jahr der Ernennung
Känischbauers zum Schatzkammeradjunkten bestätigt, sondern auch zur
Kenntnis gebracht, daß er vorher schon lange als Kammergoldschmiecl tätig
war und als solcher bereits für Kaiser Leopold I. und Kaiser Joseph I. ge-
arbeitet hat. Nach dem Worte gegen die 50 jahre" gelangen wir, vom
Todesjahr 1739 zurückrechnend, in die erste Zeit der Neunzigerjahre des
XVII. Jahrhunderts als den Anfang seiner Tätigkeit für den Hof.
Wichtig ist dann noch der Vermerk des Kaisers, daß Känischbauer
nicht viel gearbeithet" habe. Es mag sich dies aber nur auf die Tätig-
keit für den Hof beziehen; denn wir werden unter den nachweisbaren
Werken des Künstlers sogleich einige finden, die nicht für den Hof aus-
geführt waren. Andrerseits sind schon die wenigen gesicherten Arbeiten
zum Teile so umfangreich und von so wunderbarer Durchführung, daß es
begreiflich erschiene, wenn Känischbauer nicht gerade durch die Zahl der
ausgeführten Arbeiten Eindruck machen konnte. Daß er sich aber trotz der
geringen Anzahl seiner
Werke auch bei Hof
eines sehr geachteten
Namens erfreut haben
muß, geht wohl schon
aus der Adelsverlei-
hung hervor und auch
aus dem Tone des gan-
zen Aktesfi
SF ßk
ßk
Wir wollen nun
rasch einen Überblick
über die gesicherten
Werke des Künstlers
zu gewinnen suchen.
Das älteste von
List angeführte Werk
unseres Meisters ist
die sogenannte Strah-
lenmonstranz in der
Schatzkammer von
Maria Loretto auf dem
Hradschin zu Prag
Abb. 3. Die Vorge-
schichte dieser Spen-
de reicht bis in das
Jahr r695 zurück. Die
Arbeit war dem Wie-
ner Hoüuwelier Mathias Stegner übertragen worden; doch überließ dieser
einen Teil davon dem Känischbauer. So erklärt sich die Inschrift des
Werkes?" Durch Matthiam Stegner und johann Khiinischbaurn Inven-
tiert und gemacht Inn Wienn 1699." Aus den von List gebrachten Nach-
richten geht hervor, daß Känischbauer das Modell und die eigentliche Silber-
Abh. 7. Tabernakel der Pfarrkirche zu Dilrnstein nach der Österreichischen
Kunsttopogrsphie, Band
Man bemerke, daß Känischbauer in dem Akte von 1712 noch nicht als sdelig erschien. Nach Alex.
Hajdecki Die Dynasten-Familien der italienischen Bau- und Maurerrneister der Barocke in Wien" Mitteilungen
des Altertumsvereines zu Wien, XXXIX, Seite 16 erfolgte die Erhebung in den Adelsstand im jahre x721.
List a. a. 0., Seite x58; Dr. Anton Podluba und Ed. äinler Lorelansky poklad Praze" Der
Lorenoschatz in Prag", Prag, rgox, wonach auch unsere Abbildung; vgl. Seite Hi, Tafel XIII und XIV.
6B
530
arbeit verfertigt hat. Der Umstand, daß Känischbauer für das Modell bezahlt
wird, allein zwingt allerdings noch nicht zu der Annahme, daß auch der
ursprüngliche vielleicht nur zeichnerische Entwurf von ihm herrühren
müsse; denn oft lagen in früheren Zeiten und liegen heute noch plastische
Modelle zwischen dem ersten Entwurfe und der eigentlichen Ausführung.
Jedenfalls haben wir in diesem Fall aber nicht an den künstlerischen Entwurf
eines dritten, hier ungenannten, Künstlers zu denken; sonst könnte es
kaum heißen inventiert und gemacht" von Stegner und Känischbauer.
Dagegen müssen wir bei dem auf die reichste Steinwirkung angelegten
Werke wohl an eine wirklich gemeinsame Tätigkeit der beiden Genannten
denken; denn wer einmal mit solchen Dingen näher zu tun gehabt hat,
weiß, welch ungewöhnliche Erfahrung dazu gehört, sich Steinwirkungen
von vornherein richtig vorzustellen. Man darf hier also auch die Tätig-
keit des Juweliers beim ursprünglichen Entwurfe nicht zu gering ein-
schätzen.
Ein weiteres Werk Känischbauers ist dann die berühmte Monstranz
von Klosterneuburg. Wir haben ihrer schon in der vorliegenden Zeitschrift
in einem Bericht über die Düsseldorfer Ausstellung vom Jahre 190g gedacht?
Bei dieser Arbeit rührt, wie List in einem Aufsatz in den Berichten und
Mitteilungen des Wiener Altertumsvereins" und besonders in dem Werke
über die Goldschmiedearbeiten in Klosterneuburgi" eingehend auseinander-
setzt, der Entwurf von Mathias Steinl oder Steindl her.1' Der Vertrag des
Prälaten von Klosterneuburg mit Känischbauer ist vom 9. August 1710
datiert; es heißt darin ausdrücklich, Känischbauer habe das Werk dem
ihme durch Herrn Mathias Staindl vorgegebenen riss und modell nach" zu
verfertigen.
Die Monstranz ist als eine Gabe zur Feier des öoojährigen Bestandes
dieses ehrwürdigen Stiftes, die in das Jahr 1714 fiel, gedacht und bringt
darum die bekannte Gründungssage, die Geschichte vom Schleier der
Gemahlin Leopolds des Heiligen, zur Anschauung Abb. 4.
Ein späteres Werk Känischbauers aus dem Jahre 1717, das sogenannte
Goldene Kindl", wurde im Auftrage Kaiser Karls VI. nach dem Tode seines
Söhnchens Leopold als Weihgabe für Mariazell ausgeführt; leider mußte
es während der Franzosenkriege eingeschmolzen werden-H-
Nach Schlager-Hi- rührte das Modell von dem berühmten Bildhauer
Lorenz Matielli her, der hiefür und für das Modell zu einem Altarkreuze
xooo B. erhielt. Auch dieses wurde übrigens nach Schlager durch Känisch-
Kunst und Kunsthandwerk", XII rgng, Seite 425 H.
Seite x58.
Tafel XXVIII und Text dazu.
Vgl. auch die Arbeit von Dr. Wolfgang Pauker über Mathias Steinl im Jahrbucbe des Stiftes Kloster-
neuburg, lI. Band, Seite 32x lT.
Die Vorgeschichte dieser Weihgabe finde! man ausführlich bei P. Berthold Sternegger Sechstes
Jahr-Hundert der zu Mariarn nach Zell in Steyerrnark angefangenen Wallfahrt". Maria-Geil, bey Joh. Adam
Holzmayr 1757, Seite 325 B".
H1- Cveorg Raphael Donner" Wien, m53, Seite 3c; vgl. desselben Matex-ialien" Seite 83.
bauer, und zwar in Silber, ausgeführt; wir werden im folgenden noch darauf
zurückkommenf"
Wie Schlager weiter berichtet?" erhielt unser Künstler für das im
Jahre 1719 in Lebensgröße angefrimmte und gelieferte Metallene Crucifix
in die Kays. Schatzkammer oder Gallerie 1500 fl". Aus einer anderen
Stelle bei Schlager Materialien", Seite 95 erfahren wir, daß der Hofbild-
hauer Franz Schickh in demselben Jahre 171g für das schwarz gebeizte Kreuz
zu dem metallenen Kruzifix in die Gallerie oder Schatzkammer bei I-Iof 30 fl."
empfing. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir dieses schwarz geheizte
Kreuz für das halten, an dem Känischbauers Crucilixus angebracht wurde.
Schlager bemerkt zu der eben gebrachten Nachricht über Känischbauer
Das in der Burgkapelle hinter dem Hauptaltar befindliche Krucifix kann nun
allerdings von der Hand Kunischbauers Känischbauers und später aus der
Schatzkammer an seinen gegenwärtigen Standpunkt übertragen worden
sein." Eine Stütze könnte diese Vermutung durch eine Nachricht in den, auch
sonst so ergebnisreichen, Schatzkammerregesten Heinrich Zimmermanns
erhalten, woraus wir erfahren, daß Johannes Poy, Kustos der kaiserlichen Hof-
und Burgpfarre, am 1. August 1751 bestätigt, vom Generaldirektor der k. k.
Schatzkammern und Galerien Joseph de France verschiedene Gegenstände
erhalten zu haben Erstlich ein sehr großes crucifix von composition, so
in der hofcapellen negst dem hochaltar stehet; dann zwei andere, von holz
geschnitzt auf die seitenaltär zu gebrauchenßßt
Da es nach dem ganzen Aufbau des im Jahre 1748 unter Kaiserin
Maria Theresia neuerrichteten Altars als ganz sicher gelten darf, daß das
heute über diesem befindliche Kreuz erst eine spätere Zutat ist, kann man
wohl annehmen, daß ein ursprünglich danebenstehendes Kreuz, wie das
im Jahre 1751 erwähnte, später erst über dem Altar angebracht wurde.
Das Kreuz trägt nach Schlager-f kein Künstlerzeichen, so daß uns das
deutlichste äußere Merkmal zur Zuschreibung fehlt. Leider ist das Werk
heute so ungünstig aufgestellt, daß wir uns jeder näheren Untersuchung des
Stückes selbst enthalten müssen; wir bemerken nur, daß der Crucifixus
aus Bronze Komposition", Metall" besteht und auf einem Holzkreuze
aufgebracht ist Abb. 13.
Nicht übersehen dürfen wir aber, daß die Bezahlung an Känischbauer
nur die technische Arbeit zu betreffen braucht, und daß das Modell von
jemand ganz anderem herrühren kann.
Wir wollen im weiteren übrigens noch einiges bringen, was vielleicht
zu einer späteren Klärung dieser Frage beitragen kann; doch halten wir es
für vorteilhaft, dies erst am Schlusse unserer Abhandlung zu tun, da wir
Unter den Geschenken Karls VI. zählt Sternegger a. a. 0., Seite 334 ein Kreuz und sechs Berg-
kristalleuchter mit silber-vergoldeten Füßen auf, die hier aber nicht in Betracht kommen können. Diese
Stücke wurden im Jahre 1722 gewidmet. Bei Rodler sind sie a. a. O. auf Seite 124 besprochen und auf Tafel VIII
unter Nr. 1527 abgebildet.
Georg Raphael Donner", Seite m3.
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses", XVI, Rg. Nr. 12607.
Raphael Donner", Seite 102.
den kurzen Überblick
über die Tätigkeit Kä-
nischbauers sonst an
einer Stelle allzusehr
aufhalten müßten, wo
es der Bedeutung der
Sache im Verhältnis
zum Ganzen keines-
wegs entspricht.
Von einem neuen
Werke Känischbauers
hörenwir dann aus dem
Jahre 1720; in diesem
erfolgte an unsern Mei-
ster eine größere Zah-
lung für einen silbernen
Gottvater," der zwei
Jahre darauf über dem
I-Iochaltare der Gna-
denkirche zu Maria-
zell angebracht wurde,
sowie eine weitere Zah-
lung von 1200 H. für
ein silbernes Kruzifix.
Über den Haupt-
altar der Mariazeller
Kirche, der durchaus
nicht mit dem Gnaden-
altar verwechselt wer-
den darf, haben wir im
kunstgeschichtlichen
Jahrbuche der k. k. Zen-
tralkommission für Er-
Abb. s. Goldenes Pazilikale, bezeichnetes Werk Känischbauers vom jahre forschung und Erhai"
ms in der Geistlichen Schatzkammer der k. k. x-lnrbiirg zu Wien tung der Kunst- und
historischen Denkmale,
II. rgo8, Seite 139 Hi, gehandelt und dort auch den Originalentwurf Fischers
von Erlach d. ä. für ihn gebracht?"
Der Mariazeller Altar hat schon in älterer Zeit verschiedene Wandlun-
gen erfahren; der silberne Christus am Ebenholzkreuze und der gleichfalls in
Schlager, a. a. 0. x7zo erhält Känisehbauer für den nach Msria-Zell Verlobten silbernen ,Gott-
vater' 2915 H." Nach SchlagerG. R. Donner", Seite 30, wären es 2025 H.
Wir bemerken hiebei, daß der Altarriß für die Kirche in Sallapulka von Job. Bernh. Fischer von
Erlach aus dem Jahre 1720. den Prof. Wolfgang Panker a. a. 0., Tafel IX, veröffentlicht, im Figürlichen große
Verwandtschaft mit dem Mariazeller Entwurf zeigt.
Silber ausgeführte
Gottvater sind aber
noch erhalten. Nä-
heres findet man bei
P. Gerhard Rodler
Geschichte und Be-
schreibung der Gna-
denkirche Mariazell"
Mariazell1go7, Sei-
te 64, und in unserem
eben erwähnten Auf-
satze, wo der ur-
sprüngliche Entwurf
und das heute be-
stehende Werk ein-
ander schon im Bil-
de gegenübergestellt
sind vgl. Abb. und
6. Auch ist dort die
Beschreibung des P.
Marian Sterz aus den
Jahren 18x4 bis 181g
zum Abdrucke ge-
langt."
DerEntwurfJB.
Fischers von Erlach
scheint schon aus
dem Jahre 1693 zu
stammen, der Grund-
stein zum neuen
l-Iochaltare wurde je-
doch erst 1697 gelegt.
Und vollendet war
das ganzeWerk nicht
vor dem Jahre r722.
Abb. g. Ausschnitt aus dem Entwurfe Johann Bernhard Fischers von Erlach
für den Triumphbogen, der beim Einzuge des neugekrönten Königs Josef I.
in Wien im Jahre rögo errichtet wurde
Es ist also sehr begreiflich, daß sich während dieser langen Jahre manches
vom ersten Plane geändert hat; vor allem scheint die Zeit der ganzen
Entwicklung der damaligen Kunst entsprechend in den Einzelformen
rnäßigend gewirkt zu haben. Der allgemeine Gedanke aber, auch beim
Cruciiixus und dem darüber schwebenden Gottvater, ist beibehalten; neu
hinzugekommen ist gegenüber dem älteren Entwurfe hauptsächlich das
Vergleiche auch das früher angeführte Werk von P. Berthold Sternegger, Seite 334. Maria und
Johannes und zwei Engel zur Seite des Kreuzes waren gleichfalls aus Silber; doch mußten die ursprünglichen
Arbeiten im Jahre 1806 eingeschmolzen werden.
Motiv der herablangenden Hand Gottvatersß" Manche Änderungen können
auf weitere uns nicht erhaltene Entwürfe Fischers zurückgehen; manches
mag sich auch erst bei der Ausarbeitung des großen plastischen Modells
ergeben haben, mag dieses nun von Känischbauer oder von einem andern
Künstler herrühren.
Das Nächstliegende scheint uns dabei doch zu sein, für den Entwurf an
Lorenzo Matielli zu denken und die früher erwähnte Notiz über das Modell
zu einem großen Altarkreuze hierauf zu beziehen."
Daß der Bildhauer aber nur das Modell, und zwar in Anlehnung
an Fischers Skizze geschaffen, die Durchführung in Metall jedoch wieder
einem andern überlassen habe, ist an sich nicht verwunderlich; bei Matielli
glauben wir sogar einen urkundlichen Beweis dafür zu besitzen, daß er
sich mit Metallarbeiten nicht beschäftigte. In den früher erwähnten Hoff-
Protocollen" Jahrgang 1713-1717, Blatt 135 verso Findet sich unter dem
9. März 174 ein im allgemeinen schon bekanntes Gesuch des Künstlers um
Bestätigung der I-Ioffreiheit" und Verleihung des I-Iofbildhauertitelsfb" Aus
der amtlichen Einbegleitung dieses Gesuches erfahren wir nun, daß der kais.
Ingenieur-Architeckt" Ferdinando Bibiena und der I-Ioff- und Kammer
Bildhauer" Conrad Rudolph um ein Gutachten angegangen worden waren
und daß beide dem Supplicanten dieses Riihmliche Zeugnis einstimmig
beylegen, das sie selbigen in der Bildhauerkunst, so wohlin stein- als
Holz vor so Capabl erkheäen, daß Bey vorfallender dergleichen Hojf-
arbeith, welche sie allein riit bestreifen könten, seiner zur nöthiger Beyhilf,
vor andern sizrh Bedienen würden,
Matielli erhält den Hofbildhauertitel tatsächlich am 7. April 1714. Was
uns hier aberbesonders bemerkenswert erscheint, ist der Hinweis auf Matiellis
Geschicklichkeit in Stein- und Holzarbeiten, während von Metallarbeiten
nicht die Rede ist; wir dürfen also wohl annehmen, daß diese nicht sein
Fach waren.
Schlager G. R. Donner", Seite 86, Anmerkung hebt hervor, daß unter
den Gründen, warum man beim Brunnen auf dem Neuen Markte zu Wien
Raphael Donners Entwürfen den Vorzug vor denen Matiellis gegeben habe,
einer auch der war, daß Matiellis Figuren aus Stein gedacht waren,
Donners Gestalten aber aus Metall, und daß Metall nach des Magistrates
Anders angeordnet sind später auch die Fliße Christi, die ursprünglich durch einen, später durch
zwei Nägel festgehalten werden. Diese Neuerung ermöglichte auch eine größere Ruhe der Anordnung.
Über die Lebensdaten und Werke Matiellis siehe Albert llg Die Fischer von Erlach", Seite 778
sowie Erich Haenel Lorenzo Matielli, der Bildhauer Chiaveris", Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XL,
Seite x06 H. und Seite 121 ff. Wir wollen hier nur eine bisher anscheinend übersehene Nachricht anfügen. lru
Jahre x72ü HOE-Protocolle" 1718- x7u, Blatt 2x4 reicht Franz Bienner um die Verleihung des Hofbildhauer-
titels ein. In der amtlichen Einbegleitung werden keine Bedenken erhoben, weil dadurch keine Belastung des
Ärars entstehe und der Kays. Bildhauer Lorenzo Mathielli nach Italien weggezogen sei. Im Jahre x72 Ilg,
a. a. 0., Seite 77g wird Matielli allerdings wieder in Wien genannt.
Lorenzo Mutielli Bildhauer Bitte! allerunterthänigt umb die ullergnädigste Confirmationn deß
gzhbs! gehorsambst Beiligenden, von lhro Mayt. der Venuittibten Kayserin als damahliger Regentin erlangten
Provisianal Decrets der würkl. Hof-Freyheit, und annebens vmb den Blossen Titl Ew. Kayl. Mtt. Hofbildt-
Hauers
D33
Ansichten jederzeit einen Wert hätte. Ilg übertreibt natürlich in seiner Weise,
wenn er a. a. O., Seite 780 behauptet, daß Matielli bekanntlich nur
darum unterlag"; aber jedenfalls sieht man aus dem Ganzen wieder, daß
Matielli kein Metalltechniker war. Wenn er jedoch ausschließlich Stein- und
Holzbildhauer war, so kann die Übertragung der Ausführung einer nur in
MetalLundzwarin
Edelmetall, denk-
baren Arbeit an
Känischbauer uns
nicht verwundem;
denn ein allen-
falls vergoldetes
Holzbildwerk an
einer so hervor-
ragenden Stelle
und als Schenkung
des Kaisers wäre
jener Zeit wohl als
Unmöglichkeit er-
schienen und eine
Steinarbeit kam
wohl kaum in Fra-
ge. Nach den von
Schlager gebrach-
ten und bereits er-
wähnten Notizen
muß man ferner
annehmen, daß die
Ausführung der
großen Kruziüx-
gruppevonMaria-
zell sich auf meh-
rere Jahre aus-
dehnte, da SChCm Abb. xo. Inneres der k. k. Hofburgkapelle in Wien mit der Darstellung der
im Jahre I7 I6 Erbhuldigungjosephs I." irn Jahre 1705, gezeichnet von J. C. Hackhofer, gestochen
von J. A. Pfetlel und C. Engelbrecht verkleinert
Anfertigung von
Modellen erwähnt wird und Känischbauer in den jahren x717 und 1720
Zahlungen für die Ausführung erhält; auch scheint es nach den näheren
Angaben bei diesen Zahlungen, daß zunächst der Crucifixus und dann
erst die Gestalt Gottvaters ausgeführt wurde, was ja auch an sich ver-
ständlich und naheliegend ist. Im übrigen darf man wohl annehmenf" daß
Es ist dies aber um so schwerer zu beurteilen, als die unteren Figuren, wie bereits gesagt, ein
minderwertiger Ersatz der früheren sind. Bei den gegenwärtigen Verhältnissen war uns ein Studium an
Ort und Stelle leider unmöglich.
Matielli auch sonst an dem bildnerischen Schmucke des Altars beteiligt
war. Wir wollen hier noch auf eine Einzelheit der Altaranlage in Mariazell
hinweisen, nicht um irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen, sondern um
andere anzuregen, bei weiteren Forschungen darauf zu achten. Bekannt-
lich hatte die, heute ziemlich hoch aufgestellte, Weltkugel ursprünglich
auf dem Altare selbst ihre Stelle, war zu öffnen und diente als Taber-
nakelf Eine verwandte Lösung finden wir bei dem Altare der Pfarr-
kirche zu Dürnstein in Niederösterreich, wo aus der Wand über dem Altar-
tische eine Halbkugel heraustritt, die sich durch ihre ganze Erscheinung
und die iigürlich-sinnbildliche Darstellung gleichfalls als Weltkugel darstellt,
gleichfalls zu öffnen ist und gleichfalls als Tabernakel dient Abb. 7". Dieses,
nach der Überlieferung von Johann Schmidt, Vater des sogenannten
Kremser Schmidt", in Holz ausgeführte Werk trägt die Jahreszahl 1726,
ist also jünger als der Mariazeller Altar, so daß wir bei ihm sehr wohl
an eine Beeinflussung durch das Vorbild des weltbekannten Wallfahrtsortes
denken können.
Wir werden dann noch ein drittes Werk kennen lernen, nämlich das
von Känischbauer ausgeführte Pazifikale in der geistlichen Schatzkammer
zu Wien, das gleichfalls eine Weltkugel, und zwar diesmal eine kristallene
Hohlkugel, als Hauptmotiv zeigt und in der Mitte ein Kreuz mit Kreuzpartikel
enthält Abb. 8. Ob es sich aber um eine solche Reliquie handelt oder
um die I-Iostie, jedesmal soll offenbar ausgedrückt werden, daß Christus und
die heilige Lehre den Mittelpunkt der Welt bilden.""'"" Der Gedanke liegt der
christlichen Anschauung so nahe, daß es wohl vergeblich sein wird, nach-
zuforschen, wo er mit Worten zuerst ausgesprochen wurde; etwas anderes
ist freilich die bildliche Darstellung dieser Idee, von der wir uns nicht
erinnern, sie vorher in ähnlicher Art gefunden zu haben, so daß wir sie
vielleicht als eine Tat der barocken Kunst dieser Zeit, ja Fischers von
Erlach selbst, ansehen dürfen.
Wir kehren jedoch wieder zu Känischbauer zurück.
P. Rodler erwähnt auf Seite III unter Nr. 1141 des Schatzkammer-
verzeichnisses auch noch Ein Kruzifix samt Postament aus Achatstein,
die Figuren aus Silber, emailliert, mit Rauten, Brillanten und Smaragden
geziert" und führt fort Als Karl späterer Kaiser Karl VI., der zweitgeborene
Sohn Kaiser Leopolds I., von diesem am 11. September 1703 unter dem
Namen Karl III. zum König von Spanien erklärt wurde, kam er am I5. Sep-
tember 1703 mit seinem ganzen Gefolge hieher und opferte dieses Kreuz,
welches vermutlich vorn kaiserlichen Kammergoldschmidt ohann Kanisch-
bauer aus Hohenried angefertigt wurde." Nebenbei bemerkt, sind die daran
Rodler, a. a. 0., Seite 63, 64.
Österreichische Kunsttopographie", wonach unsere Abbildung, Band Figur 28 und 29 auf Seite 95
und 96, Beschreibung auf Seite 99.
Die Kreuzpartikel nehmen in der katholischen Kirche bekanntlich eine besondere Stellung ein; so
verhält sich der katholische Priester vor einer ausgesetzten Kreuzpartikcl so, wie wenn sich das Allerheiligste
irn Tabernakel verschlossen befinde. Es kann uns hier also die ähnliche künstlerische Behandlung nicht über-
raschen.
537
beFindlichen Chronogramme erst im Jahre 1707 angebracht worden. P. Ber-
thold Sterneggef", der das Stück und seine Geschichte eingehend behandelt,
erwähnt unsern Künstler an dieser Stelle nicht, trotzdem er an anderer den
berühmtenWerk-
meister Känisch-
bauer" als Ver-
fertiger des großen
Altarkruzilixes,
von dem wir oben
gesprochen ha-
ben, anführt.
Wie weit die
Annahme, daß es
sich hier um ein
Werk Känisch-
bauershandle,be-
rechtigt ist, konn-
ten wir bei den
jetzigen schwie-
rigen Verhältnis-
sen nicht unter-
suchen; jedoch ist
dieses Kreuz wohl
kaum das erst im
Jahre 1720 ge-
zahlte, mag es in
alter Zeit auch vor-
gekommen sein,
daß Jahre vergin-
gen, ehe die Be-
gleichung einer
Rechnung erfolg-
te. Wahrschein-
licher ist es jeden-
falls, daß SlCh de? Abb. n. Inneres der k. k. Hofburgkapelle in Wien mit der Darstellung der Ver-
genannte Ziemlich mählung des Erzherzogs späteren Kaisers Franz mit Prinzessin Elisabeth von
Württemberg am 6. jänner 1788; nach der Natur gezeichnet von j. Ch. Sambach,
hohe Betrag auf gestochen von Johann Adam in Wien verkleinert
den erwähnten
Cruciiixus über dem Hochaltare der Kirche bezog. Ein Werk Känisch-
bauers von hohem Werte, wenngleich nicht von den äußeren Maßen wie
die bisher besprochenen, ist das goldene Pazifikale in der Geistlichen
Schatzkammer der k. k. Hofburg zu Wien, ein Prachtstück, auf das
wir in dem erwähnten Berichte über die Düsseldorfer Ausstellung gleich-
A. a. 0., Seite 320 H.
59
44'
falls bereits hingewiesen haben. Diese Arbeit Abb. trägt unter dem
beweglichen Sinnbilde des heiligen Lukas, das sich rückwärts am Fuße
befindet, die eingravierte Inschrift des Verfertigers Känischbaur 17 Hochen
Ried R. K. M. Römischer Kaiserlicher Majestät KarTler Künstler 1726." Wir
haben bereits am angegebenen Orte hervorgehoben, daß diese Arbeit den
Geist des älteren Fischer von Erlach zu atmen scheint. Da dieser Künstler
aber bereits im Jahre 1723 gestorben ist, müßte der Entwurf einige Jahre
zurückliegen. Nun wäre ja ein verspäteter Beginn oder eine mehrjährige
Arbeit nicht gerade auffällig; doch kann auch eine bloß geistige Beein-
flussung durch Fischers Art angenommen werden. Schon die ganze Anord-
nung wirkt aber wie eine Umgestaltung der Weltkugelidee von Fischers
Triumphbogenentwurfe des Jahres 1690 Abb. einer Idee, die dort
allerdings weltlichen Zwecken dient, und könnte auch als eine Weiter-
bildung des eben erwähnten Gedankens des Mariazeller Tabernakels an-
gesehen werden.
Wie das Verhältnis zu Fischer aber auch sein mag, auf jeden Fall
glauben wir, sagen zu dürfen, daß uns in diesem Werke eine der hervor-
ragendsten Schöpfungen, nicht nur der barocken Goldschmiedekunst
erhalten ist.
Wir haben hier bloß diejenigen Werke aufgezählt, die uns urkundlich
gesichert sind. Die weitere Erforschung der schriftlichen Quellen, vielleicht
auch der glückliche Fund eines Originals mögen den Kreis der Werke
Känischbauers noch erweitern; wir begreifen aber schon nach dem bisher
Angeführten, besonders nach den gewaltigen Stücken für Mariazell, daß die
Zahl der Werke unseres Meisters nicht allzugroß zu sein brauchte, um eines
Künstlers Leben zu füllen und für andere Arbeiten nur wenig Zeit übrig
zu lassen. Sollten sich gleichwohl noch andere umfangreichere Werke als seine
Arbeit erweisen, so könnte dies unsere Bewunderung nur steigern. Immer
steht uns aber das Pazifikale der Schatzkammer vor Augen vielleicht weil
wir es am öftesten gesehen haben, während wir die anderen Werke seit
längerer Zeit nicht wieder betrachten konnten und wir dürfen wohl
sagen, etwas Weicheres in der Behandlung des Goldes, etwas Ruhigeres
und zugleich Glänzenderes in der farbigen Wirkung läßt sich kaum mehr
vorstellen.
Wie weit Känischbauer nun bei seinen Goldschmiedearbeiten selbstän-
diger Entwerfer war, ist schwer festzustellen. Bei dem frühesten gesicherten
Werke, der Monstranz in Prag, haben wir bekanntlich ihn und den Juwelier
Stegner als Inventoren" und Ausführende unterfertigt gefunden. Bei der
herrlichen Monstranz für Klosterneuburg ist dagegen urkundlich Mathias
Steinl als Entwerfender nachzuweisen. Wir dürfen also vielleicht auch für
das Pazifikale der Geistlichen Schatzkammer an einen andern Künstler als den
Das Werk war im früheren Katalog der Geistlichen Schatzkammer als Geschenk Papst Klemens' XI.
verzeichnet; doch bezieht sich diese Angabe nur auf die darin befindliche Reliquie.
Abbildung des Ganzen in des Verfassers erwähntem Aufsatze im Kunsthistorischen Jahrbuch der
k. k. Zentralkommission, I1 1908. Tafel XVI.
539
geistigen Urheber
denken. Wenn wir
uns des älteren
FischervonErlach
erinnern, so dürfen
wir auch nicht
vergessen, daß die-
ser von Haus aus
Bildhauer war und
daß er auch bei
seinen Ansichten
von Bauwerken
auf die Darstellung
der Figuren immer
großen Wert ge-
legt hat.
Einige Arbei-
ten Känischbauers
gehören ja eigent-
lich schon der
großen Plastik an,
und bei ihnen müs-
sen wir wohl mit
Sicherheit anneh-
men, daß ihm nur
die Ausführung,
nicht der Entwurf
zuzuschreiben ist.
Bei dem Golde-
nen Kindl" für
Mariazell haben
wir das als sicher
vernommen und
Lorenz Matielli
als Urheber des
Modells kennen
gelernt. Daß die
rigqwragqwywgywawn-Nwwnap-a
wß-vqbgaq ....
Abb. u. Hochaltar der k. k. Hofburgkapelle in Wien im jetzigen Zustande
nach Cölestin Wolfsgruber Die k. und k. Hofburgkapelle"
großen Mariazeller Figuren wenigstens in der I-Iauptanlage auf Johann Bern-
hard Fischer von Erlach zurückgehen, darf nach unseren schon erwähnten
Untersuchungen wohl als sicher angenommen werden; ebenso kann es
mindestens als wahrscheinlich gelten, daß die großen Modelle wieder von
Lor. Matielli herrührten. Känischbauers Tätigkeit war hier offenbar die des
Metalltechnikers. Und das mag auch sonst der Fall gewesen sein, so bei dem
Stücke, daß uns noch zum Schlusse unserer Abhandlung beschäftigen soll.
Es sind Känischbauers Arbeiten aber auch dadurch noch wichtig,
daß ohne sie das Gesamtwerk manches andern Künstlers der Zeit ünvoll-
ständig für uns bliebe.
Wir wollen hier nur noch den angekündigten kleinen Nachtrag zur
Frage des Kruziiixes der k. k. I-Iofburgkapelle bringen, doch, wie gesagt,
nur um zur weiteren Verfolgung dieser Frage anzuregen.
Das heute über dem I-Iochaltar der Kapelle angebrachte Kruzifix
Abb. 12 wird gewöhnlich Raphael Donner zugeschrieben. Schlager in dem
angeführten Werke über diesen Künstler, Seite 104 entscheidet sich nicht.
Er erwähnt aber, daß dieses Kreuz dem Vernehmen nach erst vor einigen
20 Jahren also um 1830 aus der Josephskapelle der k. k. Hofburg an den
jetzigen Ort versetzt worden wäre. Die Josephskapelle auch Kammerkapelle
genannt, am Westende der äußeren Flucht des Leopoldinischen Traktes
gelegen, wurde in den Jahren 1757 und 1772 und später wieder erneuert
und umgestaltet; es kann das Kreuz also ganz gut irgendeinmal in der
eigentlichen I-Iofburgkapelle gestanden haben und bei einer Erneuerung der
Kammerkapelle in diese und später wieder aus ihr heraus in die Burgkapelle
zurückgekommen sein.
Tatsächlich sehen wir schon auf einem Stiche mit der Darstellung der
Erbhuldigung Josephs I." Abb. 10 ein großes Kreuz neben dem Altare der
Hofkapelle stehen. Da dieser, sehr eingehend durchgeführte, Stich aber
den Zustand des Jahres 1705 vor Augen führt, kann es sich hier nicht
um das erst im Jahre 171g von Känischbauer gelieferte Kreuz handeln.
Auch unterscheidet sich das hier dargestellte Kreuz, soweit man sich auf
einen Stich verlassen kann, in der ganzen Haltung sichtlich von dem
heutigen. Der Crucifixus auf dem Stiche vom Jahre 1705 hat den Kopf stark
nach vorne geneigt und den Körper weit herabhängend, so daß die Arme
schräg herabgezogen und die Beine im Knie auffällig gebeugt erscheinen;
der heute über dem Altare befindliche Crucilixus zeigt dagegen den ganzen
Körper viel straffer gehalten und hebt das Haupt nach links, wohin er
auch den Blick emporrichtet Abb. 13.
Wir können nun die alte Darstellung einfach für ungenau halten; wir
müssen es aber durchaus nicht und dürfen es wohl auch solange nicht, als
uns kein zwingender Grund zu einer solchen Annahme drängt. Wir haben
auch zu bedenken, daß die ganzen Altäre, die auf dem Stiche vom Jahre 1705
erscheinen, aller Wahrscheinlichkeit nach noch aus der Zeit Ferdinands III.
stammen und aus Holz bestandenik; es ist also möglich, daß auch das ursprüng-
liche, seitlich stehende, Kreuz aus Holz gearbeitet war, und daß man später
erst ein metallenes an die Stelle setzte. Nach dem Wortlaute der früher
Siehe Cölestin Wolfsgruber "Die k. und k. Hofburgkapelle", Wien, 1905, Seite 138i. Es wurde auch
später im XVlLJahrhunderr in der Kapelle gearbeitet; so erhält der Hofhildhauer Johann Frühwirth im Jahre x58
zusammen mir dem Maler Johann Christoph Werner wegen verrichrer Arbeith bei dem aufgerichren Neuen Altar
in der k. Hof-Capeln" 3x3 H. Schlager, Materialiemß Seite 62. Doch ist dies wohl kaum der Hochalrar.
54h
I4I'IJU'I4D'AJ' 81A"
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Abt
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Abb. I3. Crucitixus über dem Hochaltare der k. k. Hofburgkapelle in Wien, nach einer mit Bewilligung
Seiner k. und k. Apostolischen Majestät Ohersthofmeisleramtes hergestellten photographischen Aufnahme
angeführten Urkunde von 1751 müßte man eine Erneuerung des seitlichen
Kreuzes sogar als sicher annehmen. Denn es wird dort ja ausdrücklich gesagt,
daß das Kreuz bis dahin nicht der Kapelle, sondern der Schatzkammer gehörte.
Und es ist doch höchst unwahrscheinlich, daß zwischen der tatsächlichen
Dia
Übertragung des Kreuzes in die Kapelle und der Bestätigung der Übernahme
in diese ein halbes Jahrhundert oder vielleicht noch mehr verHossen wäre;
das Wahrscheinlichere ist jedenfalls, daß die Übertragung des Kreuzes und
der weiterhin im Jahre 1751 genannten Gegenstände nicht allzulange vor
der Bestätigung, vielleicht bei der Erneuerung der Kapelle im Jahre 1748,
erfolgt ist.
Zum ersten Male, so viel wir uns erinnern, erscheint das heute über
dem Altare befindliche Kreuz oder ein ganz ähnliches an derselben Stelle
auf einem Stiche des Jahres 1788, der die Vermählung des Erzherzogs
späteren Kaisers Franz mit der Prinzessin Elisabeth von Württemberg
darstellt Abb. n.
Hier sehen wir das Kreuz bei einer festlichen I-Ierrichtung des Raumes
unter einem Baldachin, dessen Rückwand beinahe das ganze Fenster hinter
dem Altare verdeckt; doch ist es so jedenfalls besser untergebracht als heute.
Aber vielleicht gab diese gelegentliche Verwendung oder der Stich darnach
die Veranlassung, eine ähnliche Anbringung des Kreuzes später endgültig
durchzuführen, mag das Kreuz inzwischen in der Kammerkapelle gewesen
sein oder nicht.
Es ist also keineswegs unwahrscheinlich, daß sich in der Hofburg-
kapelle zuerst ein vielleicht hölzernes Kreuz seitlich vom Altare befand und
dort seit der Zeit Ferdinands III. stehen mochte. Sicher finden wir so
merkwürdig dies auch vom liturgischen Standpunkte aus erscheint dort
eines im Jahre 1705." Wenn dieses seitliche Kreuz aus Holz war, so mag es
beim Umbau der Kapelle und der Altäre unter Kaiserin Maria Theresia
durch ein metallenes aus der Schatzkammer ersetzt worden sein. Daß ein
solches metallenes Kreuz neben dem I-Iochaltare stand, ist, wenigstens für
das Jahr 1751, wieder urkundlich erwiesen. Im Jahre 1788 wird dann
anscheinend dasselbe Kreuz bei einer gelegentlichen Festdekoration über
dem I-Iauptaltare verwendet, und mindestens seit der Zeit um 1830 ist es dort
dann dauernd aufgestellt, wenn auch recht unorganisch und nur mit
ziemlich rohen Mitteln angebracht. In der Zwischenzeit könnte es auch in
der Josephs- Kammer- Kapelle aufgestellt gewesen sein.
Vieles spricht jedenfalls dafür, daß das heute über dem I-Iochaltar
befindliche Kreuz das der Schatzkammer entnommene ist, und dann ist es
eben das von Känischbauer ausgeführte. Über den Urheber desEntwurfes und
des Modells ist, um es zu wiederholen, damit jedoch nichts Bestimmtes gesagt.
Wir erkennen aus unsern ganzen Betrachtungen aber wieder, wie
schwierig es oft gerade bei näherliegenden Zeiten ist, zu wirklicher Klarheit
zu gelangen. Manchmal kann man, wie bei der besprochenen Taufmedaille,
Auf dem Stiche vom Jahre r7o5 ist kein eigentliches Altarkreuz zu sehen. Sollte das seitliche Kreuz
als Ersatz dienen? Zu dem Altarkreuze vergleiche auch Cöl. Wolfsgruber Die k. und k. Hofburgkapelle"
Wien 1905, Seite 25x.
Es steht hinter dem Altanische, hinter dem noch ein schmaler Durchgang vorhanden ist, auf einem
breiten wandartigen Holzsockel, wie zufällig. darauf. Besonders unvermittelt wirken die eisernen Bänder in der
Fortsetzung des Querarrnes.
3'117
fast in die kleinsten und intimsten Einzelheiten eindringen; manchmal stellt
uns jedoch die Fülle, vorläufig unvermittelter, Nachrichten vor immer neue
Fragen. Wir können diese jedoch nicht lösen, wenn sie einstweilen nicht
wenigstens aufgeworfen sind. Die Gefahr, daß die Antworten einmal anders
ausfallen, als wir heute vielleicht vermuten, darf uns dabei nicht zurück-
schrecken. Und dann erkennen wir auch, wie vorsichtig man mit rein stil-
kritischen Untersuchungen gerade bei der Barockkunst sein muß; denn es
ist oft eine ganze Reihe von Künstlern, die an der Gestaltung eines und
desselben Werkes zusammenwirkt, so daß die Leistung des einzelnen gegen
die der Zeit sehr häufig zurücktritt?
DAS SCHWERT DES HEILIGEN STEPHAN
IM PRAYGER DOMSCHATZSIP VON ANTON
MATEJCEK-WIEN
ASS ich die Provenienzfrage des der kunstgeschicht-
lichen Forschung nicht unbekannten Schwertes
des heiligen Stephan im vorliegenden Aufsatz
nochmals berühre, geschieht aus dem Bestreben,
dieser Frage, die noch immer der endgültigen
Lösung harrt, auf Grund des vorhandenen
Vergleichsmaterials näher zu treten. Seitdem
F. Bock das Schwert zum erstenmal im Anhang
zu seiner Publikation Die Kleinodien des heiligen
römischen Reiches" Wien 1864 und später in den
Mitteilungen der k. k. Zentralkommission" XV,
1870, Seite 14, Abb. 23 abgebildet und besprochen hat, wandte die Forschung
diesem interessanten Denkmal öfters ihre Aufmerksamkeit zu. Zuerst hat
man sich mit dem Abschreiben von Bocks Ausführungen und Kopieren der
Da wir hier ziemlich viel über die Hofhurgkapelle sprechen rnußten, so benützen wir die Gelegen-
heit, um zwei kleine Irrtümer zu berichtigen, die bei den Unterschriften der Abbildungen rg und in dem
bereits angeführten Werke über die Baugeschichte der k. lt. Hofburg in Wien" Österreichische Kunst-
topographie", Band XIV. Wien 1914 unterlaufen sind. Bei der Fillle der Einzelheiten, aus denen eine
solche Arbeit herauswächst, wird man den Irrtum oder das Übersehen wohl entschuldbar linden; denn es
handelt sich eigentlich nur um irrtümlich unter die Abbildungen geratene, bloß filr Studienzwecke bestimmte,
Autorvermerke darum auch noch die Fragezeichen bei den Unterschriften. Wie schon an anderer Stelle
vgl. den Bericht über den Deutschen Historikertag vom jahre 1913 im Auszuge der Festrede des Verfassers
hervorgehoben, stellt die eine Figur Abb. 2a natürlich nicht die heilige Barbara, sondern die heilige Katharina
dar, mit der Gestalt des überwundenen Heidentums zu ihren Filßen. Ferner erscheint die zweite Statue auf
Abb. rg wohl nur durch die, im Texte erwähnte, Überkalkung der ganzen Bildwerke als weibliche Figur und
soll, wie uns Herr Dozent Dr. Robert Stiassny in dankenswerter Weise aufmerksam macht, offenbar den
heiligen Ägidius mit dem Rehe darstellen.
An der Hauptsache unserer Feststellungen, dem engeren oder weiteren Zusammenhange dieser Statuen
mit Nikolaus von Leiden, der unseres Wissens nicht bezweifelt worden ist, ändert dies übrigens durchaus nichts.
Einige andere Ergänzungen, die wir unseren Untersuchungen der Hofburg beifügen könnten, hoHen wir
in nicht zu ferner Zeit im Zusammenhang und an einem Orte bringen zu können, wo man sie von vornherein
suchen wird, so daß wir holien dürfen, die Geschichte dieses Mittelpunktes österreichischer Kunst, auf den man
stets wieder bingelenkt wird, allmählich immer mehr klären zu können.
von ihm beigebrachten Abbildung begnügt und so ist es zu erklären, daß
in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in der Literatur über das
Schwert nur Gemeinplätze zu lesen waren und daß die Abbildung, die schon
bei Bock die Gestalt des Schwertes falsch wiedergab und im Detail über
das Erhaltene hinausging, durch Nachzeichnen immer mehr entstellt wurde.
Die Zeichnungen in A. Demmins Kriegswaffen" und W. Böheims Waffen-
kunde" bieten abschreckende Beispiele der Entstellung dieses Bildes. Man
besaß zwar eine mustergültige Aufnahme des SchwertgriHes imF.B.Mikovec'
Photographischen Album der böhmischen Altertümer" Prag 1862; Heft
Taf. III, die durch einen kurzen, von F. Bock inspirierten Text begleitet
wurde, diese ist aber wahrscheinlich in Vergessenheit geraten und man
mußte mit Bocks Holzschnitt vorliebnehmen.
Schon Bock hat auf die romanischen Laubornamentationen, wie sie in
der Frühzeit des XI. Jahrhunderts gang und gäbe waren", sowie auf die
bekannten Bandverschlingungen" und die auf dem Knauf und Parierstange
zu sehenden phantastischen Tiergestalten, die deutlich an die arabesken-
artigen historisch figurierten Kapitäle des XI. Jahrhunderts erinnern", hin-
gewiesen und auf die unleserlichen Überreste der lateinischen Buchstaben"
auf der Schwertklinge aufmerksam gemacht. B. Grueber" und alle, die später
über das Schwert geschrieben haben, übernahmen Bocks Ausführungen,
ohne sie einer Kritik zu unterziehen.
Die Arbeiten der böhmischen Kunstforscher haben nichts Bedeutendes
über das Schwert gebracht. J. L. Pfc reproduzierte anläßlich der retrospektiven
Ausstellung in Prag im Jahre 1891 eine gute Abbildung des Schwertes und
sprach die Meinung aus, daß das Ornament des Griffes irischen Charakter
zeigt und die Entstehung des Schwertes in das ausgehende X. oder
beginnende XI. Jahrhundert zu setzen ist." Eine genaue- Beschreibung des
Schwertes, die mit tadellosen Abbildungen versehen wurde, veröffentlichte
der gelehrte Kanonikus des Prager Domes Dr. A. Podlaha in einem Aufsatze
derPrager archäologischen Mitteilungen und konstatierte, daß das verwischte
Ornament des Knaufes und der Abwehrstange zwei verschlungene Drachen-
gestalten, die durch phantasievolle Bandverschlingungen umwickelt sind, in
sich birgt.""'"' In der böhmischen Kunsttopographie hat Podlaha anläßlich
der Inventarisierung des Prager Domschatzes die Beschreibung und
Abbildung neuerlich gebracht-J-
Die ungarische archäologische Literatur beschäftigte sich wiederholt
mit dem Schwerte, welches, bevor es durch Anna, Schwester des Königs
Stephan V., nach Prag verschleppt wurde, einen Bestandteil der ungarischen
Kroninsignien bildete. Eine Abbildung des Schwertes nach der Reproduktion
Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, XVII 1871, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen",
Seite XXXV.
In Pamätky archeologicke mfstopisnd" Archäologische und topographische Mitteilungen XV
1891, Seite 324.
XIX 1900, Seite 1525.
Kunsttopographie II, Der Domschatz in Prag" 1903, Seite 16, Abb. 11; eine andere Bearbeitung
desselben Materials ist in der Publikation Chrämovy poklad Sv. Vfta" Prag 1913, Seite 194, zu finden.
Bocks findet man schon in Monu-
menta Hungariae Archaeologica",
V01. II, pars Budapest 1875176,
Seite 12 die mit dem Schwerte zu-
sammenhängenden archäologischen
Fragen hat jedoch erst der nor-
wegische Forscher Ingwald Undset
in den Ungarischen archäologischen
Anzeigen" berührtf" Undset hat das
Schwert zum erstenrnal in Verbin-
dung mit der damals nur in unklaren
Umrissen bekannten Gruppe von
Schwertern fränkischer Provenienz
gebracht, deren Klingen den Namen
des Erzeugers trugen." Eine größere
Abhandlung widmete unserem
Schwerte erst Geza Nagy in J. For-
sters großer Publikation Andenken
des ungarischen Königs Bela III.",
und stützte sich hiebei auf die Beob-
achtungen des Professors J. Neu-
wirth, die ihm dieser schriftlich mit-
teiltefi" Die stilkritischen Ausfüh-
rungen über das Schwert sind als
Eigentum Neuwirths zu betrachten;
Geza Nagy wandte seine Aufmerk-
samkeit vielmehr der Geschichte des
Schwertes zu und erörterte haupt-
sächlich Fragen historischer Natur,
die mit dessen Übertragung nach
Prag zusammenhängen. Neuwirth
versuchte, aus den Schriftspuren die
Majuskelbuchstaben KEKIU oder
KERIU herauszulesen und spricht
weiter die Vermutung aus, daß es
vielleicht möglich wäre, den Namen
TIBERIUS auf der Klingenfiäche
anzunehmen. Auf der anderen Seite
Archaeologiai rämsitä, Neue Folge
1890, Seite 164-167. im Aufsatze über einen Fund
im Komilal Turöcz.
Es sind die bekannten Ulfbehrr- und
lngelredschwengruppen, die in die fränkischen Rhein-
lande lokalisiert werden. Vgl. Lorange, Den lngre
Das Schwer! des heiligen Stephan Mikovexf Aufnahme
Jemalders Svaerd" Bergen 189g und R. Wegeli, lnschriflen auf mittelalterlichen Schwenklingen" Leipzig 1904.
H1. Bela magyar kiräly emlezekete" Budapest xgoo, Seile 32x B1, Abb. x66, 167, Taf. XI.
der Klinge fand Neuwirth Spuren von gotischer Schrift, in denen er
das Monogramm Christi ilpä vermutete. Was das Ornament des Knaufes
und der Parierstange anbelangt, so leugnet Neuwirth entschieden, daß
man in ihm eine Tiergestalt feststellen könne. Das Ornament besteht
nach Neuwirths Behauptung aus ineinander verschlungenen Bändern, die
sich keiner Tiergestalt nähern und die Spuren von Perlstäben und herz-
förmigen Schuppen aufweisen. Diese Meinung hat auch j. Hampel in seinem
großen Werke Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn" Braun-
schweig 1905; Seite 190 ff.; III, Tafel 322, wo er das Schwert als ein nach
Ungarn versprengtes Werk fränkischer Provenienz neben dem Schwerte
aus Blatnicza erwähnt, übernommen.
Soweit die mir zugängliche Literatur. Ein flüchtiger Blick auf das
Schwert belehrt, daß wir eine nachkarolingische Spatha vor Augen haben.
Die Verjüngung der Klinge, ihre breite Blutrinne sowie die Form des Griffes
sein dreiteiliger Knaufaufsatz, der mit der dicken Knaufplatte zusammen-
gewachsen ist, und die dicke, zum Griff konvexe Parierstange zwingen
uns, seine Verwandten in der Gruppe von Schwertern um das Jahr Iooo zu
suchen." Weitere Merkmale, die wir bei der Betrachtung des Schwertes
wahrnehmen können, machen den Kreis der in Betracht kommenden Typen
enger; es sind dies die Durchbildung des Knaufes und der Abwehrstange
und ihre Ausschmückung. Das Material dieser Bestandteile bietet keinen
Anhaltspunkt für die Lösung der Provenienzfrage, denn das Vorkommen
von Beingriffen ist für die Antike sowie für das frühe Mittelalter durch
Monumente belegt. Die nicht vereinzelten Beispiele der Völkerwanderungs-
zeit sowie der karolingischen Periode beweisen, daß dieses Material von
Fall zu Fall, besonders aber für Prunkschwerter, die dem kriegerischen
Gebrauch nicht gedient haben, verwendet wurde." Der eminent nordische
Charakter des Knaufes und der Parierstange lenkt unsere Aufmerksamkeit
auf einen Schwerttypus, der bis jetzt am häufigsten durch Funde aus Wikinger-
gräbern belegt ist. Eine überaus große Analogie zu unserem Schwerte bietet
ein Schwert aus einem Wikingergrabe in Warmhof bei Mewe, das jetzt im
Museum zu Danzig aufbewahrt wird.""" Auch dort ist der dreiteilige Knauf-
aufsatz mit der Knaufplatte in eins verwachsen, die untere Platteniläche
stark nach dem Griff zu konvex gebogen; desgleichen ist die Parierstange
Die Stufen der Entwicklung des frilhromnnischen Schwertes sind in der knappen, aber lehrreichen
Abhandlung über den Werdegang von Dolch und Schwert" von R. Forrer in der Publikation Die Schwerter
und Scbwertlmäufe der Sammlung Karl von Schwerzenbach-Bregenz" Leipzig 1905 festgelegt worden. Die
gründliche Bearbeitung des gesamten Materials unter Heranziehung von Quellen und bildlichen Darstellungen
durch A. Gessler in Trutzwaffen der Karolingeneit" Basel 1908 hat die Richtigkeit der von Forrer aufgestellten
Entwicklungsreihe vollauf bestätigt.
Eine Zusammenstellung derartiger GriEe findet man bei Engel, Waßengeschichtliche Studien aus
dem Deutschordensgehiet", Zeitschrift für historische Waffenkunde, xgog bis rgn, Seite Abb. 17 bis n.
Als Beispiele der spätantiken Beingriife ist der Gladius aus Bonn Forrer, Seite Abb. 3x, Gladius mit dem
Elfenbeingriffe aus dem Riirnerfriedhof in Köln a. R. S. Lindenschmit, Die Altertiirner unserer heidnischen
Vorzeit", Mainz 190a, lV, Tafel 57, Nr. zu erwähnen.
Engel, ibid.,lV 1906 bis 1908, Die Wikingerwaßen im Provinzialmuseum zu Danzig", Xlll, Seite nr,
Abb. 3.
stark nach oben gekrümmt. Die Gliederung des Knaufaufsatzes ist scharf
ausgeprägt. Diese Merkmale treten uns auch bei dem Schwerte des heiligen
Stephan entgegen, jedoch sind sie nicht so stark betont, was wohl einerseits
auf die Verschiedenheit des Materials, dessen Beschaffenheit die Form ver-
schieden beeinflußt haben mag, zurückzuführen ist, andererseits aus dem
Umstande, daß der Beingriff des St. Stephan-Schwertes stark abgegriffen
ist, erklärt werden kann. Das spröde Elfenbein hat die Formen, die im Eisen
ihren Ursprung genommen haben und der Technik der Eisenbearbeitung
entsprachen, nur mit einem gewissen Widerstand angenommen. Daß diese
prägnante Eisenform viel von ihrer Schärfe in einem anderen Material
einbüßen mußte, beweist das späte Wikingerschwert XII. Jahrhundert
des Bromberger Museums, dessen aus Hirschhorn geschnitzter Knauf und
Parierstange ähnliche Verflachung der Formen aufweist? Eine weitere
Frage, die sich bei der Betrachtung des Schwertes aufdrängt, geht dahin,
ob auch das geschnitzte Ornament des Griffes die nordische Provenienz
des Schwertes wahrscheinlich erscheinen läßt. Die Oberfläche des Knaufes
ist so abgegriffen, daß seine ornamentale Ausschmückung fast gänzlich
verlorengegangen ist. Man kann nur geringe Spuren des einst tiefen
Einschnittes am unteren Rande des Knaufaufsatzes beobachten, die jedoch
kein Urteil über das Ornamentmotiv zulassen. Weit besser erhalten ist das
Ornament der Abwehrstange, welches nur auf ihren beiden schmalen
Seiten zur Unkenntlichkeit verwischt wurde. Auch sonst hat das Rache Relief
der Parierstange seinen plastischen Wert vollkommen eingebüßt, nichts-
destoweniger sind da durch die tiefen Einschnitte die Komposition des
Ornaments, seine Gliederung und Gruppierung sowie einige Details erhalten
geblieben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Grundelement des Ornaments
auf beiden Seiten der Abwehrstange zwei Drachengestalten bilden, deren
Köpfe ganz unkenntlich sind. Sie sind symmetrisch um die Schwertachse
gruppiert und ihr Bandgeschlinge verliert sich in einem unkenntlichen Blatt-
werk; nur hie und da sind Halbpalmettenmotive wahrzunehmen. Der Stil des
Ornaments weist die Merkmale der jüngeren nordischen Ornamentik auf, in
der das frühmittelalterliche nordische Tierornament nachlebt." Sehr nahe
verwandte Schnitzereien können wir in den Beinplatten des Kordula-Schreines
im Dorn von Kammin sowie in den Beinplatten des nordischen Kastens des
Münchener Nationalmuseums, der aus dem Besitze der heiligen Kunigunde
stammen soll, feststellen."""" Die Art der Bandverschlingungen, die I-Ialbpal-
mettenmotive sowie die die Bänderfiäche ausfüllende Punktierung und Quer-
schraftierung stimmen auf diesen Monumenten vollkommen überein. Diese
Übereinstimmung läßt die Provenienz, die wir auf Grund des Vergleiches
des St. Stephan-Schwertes mit den Wikingerschwertern erschlossen haben,
umso wahrscheinlicher erscheinen.
Engel, ibirL, Seite 15. Abb. 15.
Vzrgleicbe Sophun Müller, Die Tieromamenük im Norden" Hamburg xSBx, Seite x45 1T.
"Illustrierte Geschichte de Kunatgewerbes" Berlin 1907 bis m08, Seite 2x6, Abb. x80.
Die Frage, ob in den von Rost durchfressenen Vertiefungen der Klinge
eine Inschrift zu sehen ist, bleibe dahingestellt, obgleich die Regelmäßigkeit
dieser Rostflecke auf das Vorhandensein einer Inschrift deuten mag. Solche
Schwertinschriften waren im XI. Jahrhundert keine Seltenheit, wie es die
Ulfbehrt- und Ingelredgruppen beweisen. Ein neuer Rekonstruktionsversuch
der Schwertklingeninschrift würde uns in das Reich von phantastischen,
in tatsächlich Vorhandenem nicht im geringsten begründeten Kombinationen
führenf" Man hat keinen zwingenden Grund, an der Echtheit des Holz-
griffes des St. Stephan-Schwertes zu zweifeln. Die Form des Griffes sowie
seine Abschnürung aus dem zusammengeflochtenen sich abwechselnden
Eisen- und Golddraht, der unten in einem starken Flechtband aus Golddraht
abschließt, entspricht durchaus der Zeit, in die wir das Schwert setzen."
Fassen wir die Ergebnisse unserer Betrachtung zusammen, so gelangen
wir zu folgendem Schluß Das Schwert des heiligen Stephan ist eine nach
Ungarn verirrte Wikingerspatha des beginnenden XI. Jahrhunderts, welche
zwischen den erhaltenen Denkmälern dieser Gattung als Prunkschwert von
ganz besonderem künstlerischen Werte eine hervorragende Stellung ein-
nimmt.
DER MEISSNER PORZELLANOBELISK IN
LEMBERG 50 VON K. BERLING-DRESDEN Sie
ER außerordentlich große Formenreichtum, dessen sich
die Meißner Porzellanmanufaktur zu erfreuen
hat, gibt dem Liebhaber ihrer Erzeugnisse in
bezug auf Deutung der Einzelheiten und auf
Datierung immer wieder von neuem Rätsel zu
lösen auf. Denn staunenswert in ihrer Ver-
schiedenheit sind die Geschirre, Figuren, Gruppen
und sonstigen Dinge, die die Meißner Künstler
während des über zweihundertjährigen Bestehens
der Fabrik für den Verkauf geschaffen haben, aber
noch interessanter diejenigen Stücke, die man
hier auf Bestellung oder für einen besonderen Zweck hatte anfertigen lassen.
Vor allem waren es die beiden Kurfürsten Friedrich August I. und II.
gewesen, die für den eigenen Gebrauch und zu mancherlei Geschenken die
Kunst ihrer Fabrik in weitestgehender Weise in Anspruch genommen hatten.
Unter der Regierung des Zweitgenannten folgten auch eine Menge der
übrigen Machthaber nach, bei denen es bald Sitte wurde, sich in Meißen
Tafelservice zu bestellen. Die Bescheidenen begnügten sich dabei mit
Im Texte des Mikovec-Albums finden wir die nicht belegte Behauptung, daß diese Inschrift mut-
maßlich bei einer Restaurierung im Jahre 1781 weggescblilfen wurde.
Vgl. die Schwerter aus dem Funde aus Buxtehude, Lindenschmir, Alxertiirner Mainz 1900, IV.
Taf. 6a.
den vorhandenen Mu-
stern, denen sie, um sie
von andern zu unter-
scheiden, ihre Wappen
aufmalen ließen. Die
Anspruchsvolleren und
Phantasiebegabteren
ließen sich hierzu auch
besondere, ihrem per-
sönlichen Geschmack
entsprechende Formen
anfertigen.
In der Größe und
Vielseitigkeit ihrer Be-
Stellungen übertraf alle
andern der damals all-
mächtige Minister Graf
vonBrühl, derzunächst
die Vermittlung zwi-
schen Kurfürst und Fa-
brik übernommen hat-
te, von 173g an bis zu
seinem 1763 erfolgten
Tode die Oberdirek-
tion" in Meißen führte.
Infolge hiervon hat die
Fabrik das darf kei-
neswegs verkannt wer-
den in den Haupt-
stücken wie den drei
großen Konfektauf-
Sätzen", in den beiden
Kaminen, vor allem
aber in dem alles Ähn-
liche an Phantasie und
Reichtum übertreffen-
den Schwanenservice
Werke von höchster
Bedeutung geschaffen,
Werke, die außeror-
dentlich viel zum Ruhm
Meißens beigetragen
Fig. Tafelaufsatz des Ministers Hennicke von x745, neu aus alter Form
haben. Diesem ersten Minister folgten nun bald, natürlich in entsprechendem
Abstand, die kleineren Größen mit ihren Bestellungen nach.
Von einer solchen Arbeit, und zwar einem Tafelaufsatz aus Meißner
Porzellan, die ich im Jahre 1900 nach einer mir durch Professor Dr. von
Boloz-Antoniewicz zugesandten Photographie veröffentlicht habe," soll hier
die Rede sein.
Als ich vor kurzem durch eine Zeitungsnotiz erfuhr, daß die Russen
sich nicht gescheut hätten, den Inhalt des Museums des Stauropigianischen
Instituts in Lemberg nach Kiew zu verschleppen, wurde ich wieder an sie
erinnert. Denn auch sie befand sich in einer Lemberger Sammlung, und zwar
in der Pawlikowskischen Bibliothek, und der Gedanke liegt nahe, daß sie
das gleiche Schicksal habe teilen müssen.
Zufällig erhielt ich gleichzeitig einen weiteren Anstoß, mich mit dieser
Arbeit zu beschäftigen. Ein Berliner Sammler, Dr.Dosquet, hatte die gleiche
Gruppe, die allerdings nicht vollständig war und in Einzelheiten von der
Lemberger abwich, erworben. Er wandte sich an mich, um näheren Auf-
schluß darüber zu bekommen.
Mit freundlicher Hilfeleistung von Professor Hösel und der Fabriks-
leitung in Meißen, die eine neue Ausformung aus den alten Formen anfertigte
und dem Dresdner Kunstgewerbemuseum überließ, habe ich nun ver-
sucht, mir Klarheit zu verschaffen über Besteller, Entstehungszeit und
Bedeutung der Gruppe. Das Ergebnis dieser Untersuchungen, von denen
ich annehme, daß sie weitere Kreise interessieren werden, fasse ich in dieser
Stelle zusammen.
Früher, als ich die Gruppe nur aus einer Photographie kannte, hatte ich
angenommen, daß sie aus der von 1763 bis 1774 anzusetzenden Punktperiode
stamme. Die etwas wilde Rokokokartusche, der übermäßig schlank gebildete
Obelisk und die antikisierenden Verzierungen des kleinen runden Altars
waren es wohl vor allem gewesen, die mich zu einer so späten Datierung
verleitet hatten. Nun hat sich aber herausgestellt, daß die Kartusche eine
spätere Variante bedeutet und nichts mit dem Ursprungsmodell zu tun hat.
Was den Obelisken anlangt, so kommen solche Formen wohl derartig häufig
in den klassizistischen Perioden vor, daß man bei ihrer Verwendung zunächst
an sie denken möchte. Indessen lassen sie sich bei Meißner Porzellan bereits
in den vierziger und fünfziger Jahren des XVIII. Jahrhunderts verschiedent-
lich nachweisen."
Daß man aber bei ihnen schon in der Mitte der vierziger Jahre einzelne
Teile mit antikisierenden Ornamenten schmückte, wie das bei dem Altar,
und zwar mit vollem Bewußtsein geschehen ist, habe ich bis dahin nicht
geglaubt, annehmen zu dürfen.
Aus den Meißner Fabriksakten geht indessen mit völliger Sicherheit
hervor, daß das Modell zu dieser Gruppe im Jahre 1746 von keinem Gerin-
Berling, Das Meißner Porzellan, igoo, Fig. 200.
Sponsel, Kabinettstiicke des Meißner Porzellans, igoo, Seite 223. Im Inventariurnß das das in der
Conditorey" des Ministers Bdihl beündliche Porzellan aufzählt, gibt es eine besondere Abteilung Kap. 26, die
nur von Aufsätzen und Pyramiden hier soviel wie Obelisken handelx. Es sind hier ganz große, große, kleine,
durchbrochene, mit Weintrauben uinwundene und verschiedene andere aufgezählt. Berling, a. n. 0., Seite x87 f.
geren als dem großen Bildhauer Johann Joachim Kaendler geschaffen
worden ist, und zwar auf Bestellung des kurz vorher in den Grafenstand
erhobenen Johann Christian von Hennicke," eines der Brühlschen Günst-
linge, der von einem Lakai am Zeitzer Hofe bis zum königlich polnischen
und kurfürstlich sächsischen Konferenzminister und wirklichen Geheimen
Rat emporgestiegen war.
Hennicke hatte die Meißner Fabrik schon früher für sich arbeiten lassen.
Ganz besonders scheint dies der Fall gewesen zu sein, als er zu ihr in
dienstliche Beziehung trat. Denn er war 1739 zum Stellvertreter des Ober-
direktors, ein Amt, das man, wie oben erwähnt, Brühl übertragen hatte,
ernannt worden. Damals, vielleicht auch schon ein paar Jahre früher, hat er
sich ein Speiseservice machen lassen. Er begnügte sich dabei mit vor-
handenen Formen und Verzierungsweisen und hatte nur verlangt, daß man
sein Wappen" auf den Rand male. Eine große, zu diesem Service gehörige
Schale besitzt das Kunstgewerbemuseum zu Dresden. Sie zeigt aus-
geschnittenen, braun gehöhten Rand, ein kleines Rundmedaillon mit primi-
tiver, chinesierender Landschaft sowie Kornähren- und Streublumen-
musterfi"
Später scheint er sich zu diesem Service Ergänzungen haben machen
lassen. Wenigstens melden die Aktenj- daß Kaendler im Jahre 1740 das
Tonmodell für eine ovale Glocke zum Credenz Teller des Herrn Geheim.
Raths von I-Iennicke" angefertigt habe. Über das Aussehen dieser Braten-
glocke näheres in Erfahrung zu bringen, ist mir bis jetzt nicht geglückt.
Im September 1746, also ein Jahr nach der Erhebung Hennickes in den
Grafenstand, modellierte für ihn, wie oben bereits erwähnt, Kaendler den
großen Tafelaufsatz in Gestalt eines Obelisken. Der Künstler hat seine
Arbeit in den Meißner Formenbüchern wie folgt beschrieben
Fiir Ihro Hoch-Reichsgräfl. des Herrn Geheimden Conferenz-Minister
von Hennick Excellenz ein groß Aufsatz Stück, auf die Mitte der Tafel zu
setzen poussiret modelliert. Erstlich zeiget sich ein großer natürlicher
Er war 1681 inI-lalle geboren, erhielt unterm n. Juli 1728 den Adel des Heiligenkömischen Reiches",
der am 1a. März 1733 in Sachsen notiliziert wurde, und ist am B. Februar 1741 in den Freiherren- und am 7. Sep-
tember 1745 in den Grafenstand erhoben worden. Beides letztere geschah, während Sachsen das Reichsvikariat
führte. Am 8. juni 1752 ist er gestorben. Flathe in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Band 11, Seite 772
und nach freundlicher Mitteilung A. Freiherrn von Zedtwitz in Dresden.
Das einfache Adelswappen, das l-Iennicke von 1728 bis 1741 führte, hat folgendes Aussehen Der
Schild ist durch eine vom untersten Schildrande aufsteigende schwarze Spitze von Rot und Blau gespalten.
ln der Spitze befindet sich ein goldener gekrönter Löwe. Auf dem gekrönten Helm ist zwischen einem rechts
von Blau über Rot und links von Gold über Schwarz geteilten Flügel der goldene gekrönte Löwe wachsend. Sein
freiherrliches Wappen 1741-1745 änderte dies insofern, daß das linke blaue Feld des Schildes in ein silbernes
umgewandelt wurde. Außerdem erhielt der Schild als Schildhalter zwei einwiirts gekehrte ungekrönte goldene
Löwen. Unmittelbar über dem Schild kam eine fünfperlige, damals in dieser Gestalt übliche Freiherrnkrone zu
liegen. Darüber als mittelster von drei Heimen derjenige des Stammwappens ohne die Flügel und rechts und
links davon ein Helm mit je einem Pfauenfederbusch. Das griifliche Wappen 1745-1752 zeigt sich nur dadurch
anders, daß nunmehr die schildhaltenden Löwen gekrönt wurden und unmittelbar über dem Schild eine sieben-
perlige Krone zu liegen kam. Nach freundlicher Mitteilung des Freiherrn von Zedtwitz in Dresden.
Eine mit demselben Muster und Wappen, also zu diesem Service gehörige Tasse befindet sich im
Besitz der Frau von Holleuffer auf Schloß Wiederau bei Pegau. Dieses Gut gehörte dem Minister l-lennicke, der
hier auch begraben liegt.
Dresden, Hauptstaatsarchiv, Loc. 1342, Vol. XI, 1740, Seite 196.
552
Fig. z. Tafelaufsaiz des Minisiers Hennicke von 1746, Lernberger Variante,
neu aus aller Form, Vorderansicht
Felsen, worauf unter-
schiedliche Thiere, als
Hirsche, Rehe, Schaafe
und Vasanen sich wei-
den und darauf ruhig
befindemAuf gedachten
Felsen stehet ein Obe-
liscus auf einen Posta-
ment,darneben wohlbe-
laubte Palmen Bäume
zu sehen, da auf einem
ein Adlersitzet, welcher
eine Crone über Ihro
Königl. Majst. Aller-
höchstes Bildnis, wel-
ches sich an der Pyra-
mide mit dem goldenen
Fließ anhangend befin-
detf hält.
Ferner siehet man
unter dem Obelisco
das Bild der Liebe
sich nahen, mit dem
brennenden I-Iertzen,
welches sie Ihro Kö-
nigl. Majst. in Devotion
überreichet, darbei ein
Opfer Altärlein mit
Bocks-Köpfen auf an-
tique Art zu sehen,
worauf die Liebe die
Worte schreibt Au-
gusto Sacrum. Oben
auf dem Obelisco sitzet
eine Taube mit dem
Oel-Blatte im Munde,
welche die allezeit ob-
waltende Gnade Gottes
über das ganze Königl.
I-Iaus bedeutet."
Die Figur stellt
diesen Tafelaufsatz dar
Das will soviel heißen, daß August III. in dem an die Pyramide gelehmen Reliefbildnis den Orden des
goldenen Vließes auf der Brust trägt.
nach einem vorkurzem
aus den alten Formen
angefertigten Exem-
plar. Er deckt sich im
wesentlichen mit dem
oben erwähnten des
Berlin er Sammlers und
unterscheidet sich von
dem leicht in Farbe
behandelten Lember-
ger vor allem dadurch,
daß sich bei ihm das
vonKaendlerbeschrie-
bene Reliefbildnis am
unteren Teil des Obe-
lisken befindet, wäh-
rendhierbeidemLem-
berger statt dessen eine
Rokokokartusche, auf
die man das kursäch-
sisch-polnische Wap-
pen gemalt hatte, an-
gebracht ist.
Die Figuren und
zeigen diese Lember-
ger Variante in Vor-
der- und Rückansicht
gleichfalls nach einer
heutigen Meißner Aus-
formung. Hier wie in
Lemberg fehlt die Tau-
be auf der Spitze des
Obelisken.
Wie man auch
sonst mehrfach be-
obachten kann, ent-
sprechen die Beschrei-
bungen in den Formen-
büchern nicht in allen
Einzelheiten den noch
vorhandenen Original-
stücken. Kaendler hat
sicher dasjenige, was
Fig. 3. Tafelaufsatz des Ministers Hennicke von 1745, Lemberger Variante.
neu aus alter Form, Rückansichi
er beschreibt, in Wirklichkeit auch modelliert. Im Laufe der Arbeit dürften
'11
v".
aber wohl dem Künstler aus eigenem Antrieb oder auf Verlangen anderer
hin und wieder kleine Änderungen angebracht erschienen sein, die er
vernahm, ohne dies im Formenbuch mit zu bemerken. So fehlen in den
abgebildeten Stücken zum Beispiel Hirsche und Rehe, die Kaendler aus-
drücklich erwähnt, statt dessen sind ein Löwe und eine Schlange außer den
Schafen und Fasanen mit am Sockel angebracht worden.
Wo der von Hennicke bestellte Tafelaufsatz hingekommen ist, ver-
mochte ich nicht festzustellen. In Wiederau, seiner einstigen Besitzung,
war davon nichts mehr zu entdecken, und schon 1753 ist mit seinem Sohne
Friedrich August sein Geschlecht wieder erloschen.
Daß man in dem Exemplar des Berliner Sammlers, das mit der Beschrei-
bung im Formenbuch noch am meisten übereinstimmt, ein Überbleibsel davon
zu erblicken habe, möchte ich nicht annehmen, und zwar deshalb nicht, weil
es unbemalt gelassen wurde, ich aber glaube, daß das an Hennicke ab-
gelieferte Original farbig behandelt gewesen ist. Das Lemberger Exemplar
dürfte nun wohl als eine spätere Bestellung anzusehen sein, bei der, um den
Besteller gewissermaßen im alleinigen Besitz des Originals zu lassen, eine
wesentliche Änderung vorgenommen wurde. Das war hier insofern geschehen,
daß man statt des Reliefbildnisses Augusts III. eine mit dessen Wappen
bemalte Kartusche angebracht hatte.
Der Hennickesche Tafelaufsatz verdient nach mehreren Seiten hin
unser besonderes Interesse. Er zeigt uns nicht nur ein bis dahin unbekanntes
Werk Kaendlers, sondern zugleich ein vortreffliches Beispiel dafür, wie sich
dieser große Künstler mit solchen eigentlich recht unkünstlerischen, aus
schmeichlerischen Absichten heraus geborenen Gedanken seiner Besteller
abzulinden vermochte. Denn Hennicke, der aus einem Nichts zu den höchsten
Ehrenstellen emporgestiegen und erst kurz zuvor durch seinen das Reichs-
vikariat führenden Herrn zum Grafen erhoben worden war, wollte mit einer
solchen Bestellung doch vor allem seiner Dankbarkeit, seinen devoten Empfin-
dungen diesem gegenüber Ausdruck verleihen. Sie sollte seinem Kurfürsten
König August III. geheiligt sein, ihm damit ein Ehrendenkmal errichtet werden.
In Ausführung dieses Planes griff er auf das Vorbild der alten Ägypter zurück,
denn er wählte, wie diese es so häufig getan hatten, hierzu die Form eines
mit Hieroglyphen geschmückten Obelisken, wobei indessen die Bilderschrift
wohl nicht mehr inhaltlich, sondern rein dekorativ verwendet wurde.
Dieser Gedanke erhielt nun aber nicht mehr im dauerhaften Stein und
in riesigen Ausmessungen, sondern, entsprechend der ganz anders gearteten
Zeit, in dem auf kleine Verhältnisse hindrängenden, zierlichen, aber zerbrech-
lichen Porzellan Gestaltung. Aus dem mächtigen, einen Tempelbezirk
beherrschenden Denkmal wurde ein niedliches Schmuckstück, das auf die
Festtafel zu setzen bestimmt war.
Mit der Ausführung dieser Aufgabe wurde nun Kaendler, Meißens
größter Bildhauer, betraut, der ähnliche Gedanken seiner Besteller schon
häufig und zur größten Zufriedenheit erledigt hatte.
Kaendler hat dabei, um für das Reliefbildnis Platz zu gewinnen, wohl
etwas gewaltsam am untern Teile des Obelisken ein Stück herausgeschnitten.
Ein wenig ungeschickt trägt der äußerst kräftig und lebensvoll gebildete
Adler den polnischen Orden vorn weißen Adler um die Schultern. Der Sockel
ist vielleicht-ein wenig zu reich ausgestattet; auch ist nicht recht erfindlich,
was dort, wo doch eigentlich das Land Sachsen verkörpert sein sollte, Löwe
und Schlangen bedeuten sollen.
Von diesen Schwächen, die wohl zum großen Teil auf Kosten des
Bestellers zu setzen sind, abgesehen, zeigt sich in dem Werk überall die
sichere Hand des langbewährten Porzellanplastikers. Anmutig und doch
zugleich schwungvoll in der Bewegung ist die Gestalt der das flammende
Herz dem König entgegenbringenden Liebe, vortrefflich in Auffassung und
Durchführung der auf die Wandung des Altars die Erklärung des ganzen
Denkmals Sacrum Augusto schreibende kleine Genius, denn dieser und nicht
die Liebe, wie Kaendler angibt, ist es, der schreibt. Als besonders gelungen
möchte ich weiter die Gestalt des Adlers und das Reliefbildnis hervorheben.
Sicher wird auch der nunmehr als ein Werk Kaendlers erkannte Hen-
nickesche Tafelaufsatz das Seine mit dazu beitragen, die Meinung von der
hohen Bedeutung und Vielseitigkeit dieses großen Künstlers noch weiter
zu befestigen, den Ruhm der Meißner Porzellanmanufaktur aufs neue zu
bekräftigen.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0- VON
HARTWIG FISCHEL-WIENSIP
ER WETTBEWERB FÜR KRIEGERDENKMALE. Der vom k. k.
Unterrichtsministerium ausgeschriebene große Wettbewerb für Kriegerdenkmale
erscheint in erster Linie als Ideenwettbewerb. Bestimmte Ausführungsmöglichkeiten liegen
noch nicht vor sollen aber durch die Entwürfe geweckt werden. Das weitgespannte
Programm bot Malern, Bildhauern und Architekten Raum. Örtliche Bedingungen schufen
keine Fessel sie wurden in mehreren Fällen von den Bewerbern selbst gewählt. Aus-
führungskosten sind nicht vorgeschrieben worden die Entwürfe bewegen sich darum
zwischen weiten Grenzen. Schon der Umstand, daß zirka 230 Künstler über 265 Werke
einsandten, zeigt das Streben, den Denkmalgedanken von vielen verschiedenen Seiten aus
zu behandeln.
Daß die Malerei darin am unschlüssigsten war, ist durch den Stillstand der Monumen-
talmalerei erklärt. Am zahlreichsten sind naturgemäß die plastischen Entwürfe, denen die
Freiheit, von der Einzeliigur bis zum Monumentalwerk Ausdrucksformen wählen zu können,
besonders günstig entgegenkam. Aber auch die Baukunst ist nicht zurückgeblieben. Sie hat
den Denkmalbegriff am weitesten ausgedehnt zur größten Bedeutung gehoben.
Als großgedachter Entwurf auf dem Gebiete monumentaler Malerei tritt Professor
Jettmars Fries hervor, der für die Ausgestaltung der Augustinerkirche geplant ist. Sonst
haben sich die Maler zumeist an die Baukunst angeschlossen. Auch die Bildhauer wählten
diesen Weg, wo sie über die Figur hinaus zu einem bedeutenden Aufbau strebten.
Die Weihestätte für gefallene Helden, welche Professor Josef Müllner als Ringmal
löste, zeigt die Verbindung liguraler Plastik mit einem uralten Baugedanken in glücklicher
Form. Andere gelungene Versuche streben danach, die einfachste Form des Males", den
Einzelblock in seiner kräftigsten Ausbildung, als Kunstform zu gestalten.
Der monumentale Pfeiler- oder Pylonenbau, der einem großen Platzbild festen Halt
zu geben vermag. bot um so mehr Anziehungskraft, als ihm eine Ausführungsmöglichkeit
nicht allzu ferne liegt.
Architekt Günther, Maler A. Janesch und Architekt F. Pindt haben zusammen ein
solches Denkmal entworfen, dem der Baukünstler die Gesamtform, Maler und Bildhauer
den farbigen und plastischen Schmuck in echtem Material vorausgesetzt gaben. Für
die Aufstellung dieses alle Künste vereinigenden Werkes auf dem Votivkirchenplatz
ist schon öffentlich eine gewichtige Lanze eingelegt werden.
Vom antiken Giebelbau und Rundtempel beeinfiußt, ist der Kapellenbau und selbst der
Bau von Kuppelkirchen in den Kreis dieser Denkmalaufgabe einbezogen worden. Professor
Payer Innsbruck hat allein eine ganze Folge von Varianten dieses Tempelgedankens unter
dem Leitmotiv Studien" vereinigt.
Unter allen baukünstlerischen Lösungen ragt aber Oberbaurat Ohmanns Ruhmes-
halle" hervor. Er hat die Örtlichkeit glücklich bestimmt, indem er den Donau-Abhang
des Leopoldsberges wählte und dabei auch an den Zusammenhang mit dem alten, schon
bestehenden Kirchenbau dachte. Er hat in vornehmer Weise an alte heimische Bau-
traditionen angeknüpft und dabei gerade das unsern alten Meistern so häufig eigen gewesene
Verständnis neu betätigt, in ein großes charakteristisches Landschaftsbild ein bedeutendes
Architekturwerk so einzufügen, tdaß es mit der Natur verwachsen erscheint. Damit ist
zugleich einem von anderer Seite aufgeworfenen Problem ein trefflicher Weg zur Lösung
gezeigt Burgstall.
Über die Fülle von Vorschlägen, welche zwischen den herausgegriifenen Fällen liegen,
kann gesagt werden, daß neben Naivem und Unzulänglichem Reifes und Wohldurchdachtes
einhergeht. Der Sturm einer großen neuen Zeit weht noch nicht aus den Werken, die in
der Periode des schwersten Kampfes entstanden. Aber schon liegt die wiedergewonnene
Konzentration, die Schaffenslust, die so lange gelähmt war, in manchen schönen Leistungen.
Es ist oft in diesen Tagen von künstlerischer Seite betont worden, daß große Kriege
die bildende Kunst nicht unmittelbar befruchten. Das ist nur teilweise richtig und gilt nur
für gewisse Gebiete der Kunst, welchen das Wiedergeben, Darstellen von Erlebnissen, das
Vertiefen in die Natur besonders wichtig ist, welche der Intensität des Schauens mehr als
der freien Gestaltung zustreben.
Alle Monumentalkunst bleibt aber so sehr mit großen, starken Zeitereignissen und
weltbewegenden Ideen verknüpft, daß die Nachwirkung bedeutender Kriege mit zu den
kräftigsten Impulsen für ein neues starkes Schaffen gehört.
Auch hierin ist der Ausblick in eine verheißungsvolle Zukunft der schönste Leitstern
für eine bedrängte und sorgenbeschwerte Gegenwart. H. F.
KÜNSTLERHAUS-HERBSTAUSSTELLUNG. Nach der fesselnden Studien-
ausstellung von den Kriegsschauplätzen ist wieder friedliche Arbeit in denselben
Räumen zu sehen. Aber mancher Künstler, der im Felde mit Pinsel und Stift lebendig und
eindrucksvoll schilderte, in Ausschnitt und Stimmung unter dem vollen Einiiuß seines Tem-
peraments stand, ist hier in seinen Bildern wieder in konventioneller Haltung erschienen.
Ist es allein der Zwang der Konvention, die Anpassung an die Gesellschaft, welche
so viele daran hindert, über die Skizze hinaus aufrichtig und warm zu bleiben? Von allen
Wänden blickt der gute Ton, die bewährte Form, die geschickte Mache wo ist der
packende Impuls tiefer innerer Erlebnisse, welche den Beschauer mitreißen?
Was im Felde der Reichtum und die Kraft der äußeren Erlebnisse und Eindrücke
bewirkten, daß soll in der Heimat Vertiefung und höchste Anspannung bringen!
Wie sehr fühlt man in diesem Augenblick die Farblosigkeit jenes Erlebens, das dem
allgemeinen Verständnis entgegenkommen soll!
Da ist als Hauptbild eine ileißig und sauber gemalte Festmesse im Vereins-Rekon-
valeszentenheim vom Roten Kreuz-Künstlerhaus zur Schau gestellt.
Eine illustre Versammlung, dargestellt durch viele kleine Porträtfiguren die sich
zu einer heiligen Handlung und einem gesellschaftlichen Ereignis einfanden; ein charitativer
Zweck und persönliche Aufgaben werden erfüllt ohne daß dabei ein künstlerisches
Problem gestellt wird.
Ähnliches fühlt man zumeist bei Porträten unserer Zeit. Die künstlerische Aufgabe
tritt ganz vor anderen Verpflichtungen zurück, die hauptsächlich bestimmend bleiben.
Besser steht es zumeist um die Landschaft, um die Detail- und Milieuschilderung,
die dem Verkehr mit der Natur und dem intimeren Heim entsprangen.
Wir Enden da bekannte und beliebte Namen mit gefälligen Leistungen, die nicht über
das Maß des Gewohnten hinausragen, aber gut angeordnet in sorgfältiger Aufmachung den
Freunden und Gönnern zur Einsicht bereitgestellt werden.
Wenn eine jüngere Kraft mit höheren Forderungen an sich selbst auftritt, so fällt sie
angenehm auf und zugleich aus dem Rahmen des Ganzen. Auch solche Fälle sind da, aber
gerade die Jüngeren, die Wagenden, sind ja zumeist mit rauherer Arbeit beschäftigt. Sie
werden erst wieder mit Pinsel und Stift zu ringen haben, bis die Feuerwaffen schweigen.
Indessen spiegelt sich die Stimmung der Vergangenheit in friedlicher Arbeit und
täuscht über kurze Augenblicke hinweg.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
MODEAUSSTELLUNG 1915116 IM K. K. ÖSTERREICHISCHEN
MUSEUM. Zur Unterstützung und künstlerischen Vertiefung jener Bestrebungen,
die auf die Schaffung einer von den Einflüssen des Auslandes unabhängigen Mode abzielen,
wird im k. k. Österreichischen Museum durch einen Ausschuß, an dessen Spitze Handels-
kammerrat kaiserlicher Rat Tilgner steht, eine Modeausstellung veranstaltet. Die Eröffnung
dieser Ausstellung, mit deren künstlerischer Leitung Regierungsrat Professor Josef Hoff-
mann betraut ist, soll in der nächsten Woche stattfinden. Die Ausstellung wird in mehrere
Abteilungen gegliedert sein. Bis Mitte Jänner werden Stoffe, Zubehörartikel, Spitzen,
Stickereien, Posamenterie und deren Verwendungsmöglichkeiten, auch Hüte und Kleider,
sowie Entwürfe zu Kleidern, ferner Schmucksachen und, soweit der Raum es gestattet,
auch andere kunstgewerbliche Gegenstände, die zu dem modischen Bedarf der Frau in
Beziehung stehen und von ihr getragen oder benützt werden, zur Ausstellung gelangen.
In dieser Materialschau wird der künstlerische Charakter der Wiener Modebewegung
besonders zur Geltung kommen.
Der zweite Abschnitt der Ausstellung wird Vorführungen neuer Modelle von Frauen-
kleidern auf einer im Museum geschaffenen Bühne bringen. Diese Vorführungen werden
in den Nachmittagsstunden zugunsten der Kriegsfürsorge stattfinden; im übrigen wird der
Zutritt zur Ausstellung frei sein. Der Säulenhof des Museums 1., Stubenring in dem
auch die Modebühne aufgeschlagen werden wird, ist zu diesem Zwecke besonders aus-
gestaltet worden. Im Rahmen dieses Teiles der Veranstaltung wird auch die Gesellschaft
rn. b. H. Die Herrenwelt" Gelegenheit haben, ihre Schöpfungen verbunden mit einer
Materialschau auszustellen.
Dieses Bild der Gegenwart soll aber auch einen historischen Hintergrund erhalten.
Das k. k. Österreichische Museum verfügt über reiche Schätze an Kostümen und Kostüm-
teilen wie an Stoffen, Bändern, Borten, Stickereien, Spitzen, Posamenterien, Perlarbeiten
aus vergangenen Zeiten; erst vor kurzem wurden höchst wichtige umfassende Erwerbungen
aus der Zeit des Kaisers Franz gemacht, die noch nicht öffentlich gezeigt worden sind. Und
auch eine große Zahl sehr lehrreicher Kostümbilder ist vorhanden. Die historische Abteilung
wird auf der Galerie, die Modeausstellung im Erdgeschosse des Säulenhofes untergebracht
sein. Die Modeausstellung 1915f16 wird am 16. Dezember d. J. durch die höchste Protektorin
der Ausstellung, die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Isabelle, eröffnet. Die Ausstellung
wird täglich auch Sonntags von bis Uhr geöffnet sein.
EÜERVVERBÜNGEN FÜR DIE SAMMLUNGEN. Das Österreichische
Museum hat auch während des Krieges viele hervorragende Neuerwerbungen
gemacht; sie füllen den ganzen großen Saal vor dem Vortragssaal im neuen Museums-
gebäude Wollzeile 45 und sind bis auf weiteres täglich Montag ausgenommen von
bis Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Bedeutend ist die Zahl wertvoller Arbeiten der
Goldschmiedekunst Gefäße, Dosen, Schmuck; darunter befinden sich ein Wiener Deckel-
krug mit Medaillons, XVII. Jahrhundert Anfang, ein Nürnberger Becher, XVII. Jahrhundert,
ein Augsburger Deckelbecher, XVIII. Jahrhundert Anfang, eine reiche Prager Zuckerdose
mit Widderköpfen als Henkel, 789, eine Schildkrotdose mit Silber- und Perlmuttereinlagen,
deutsch, XVIII. Jahrhundert Mitte, eine Wiener Dose, 1714, eine Prager Dose, 1805, eine
Wiener Puderdose, XVIII. Jahrhundert Ende, eine österreichische Zuckerdose auf Fuß, 1800,
eine Wiener Piquedose, 1775, eine Wiener Dose, graviert für Emaildekor, 1820. Eine Arbeit
allerersten Ranges ist eine Taschenuhr von J. Kentish jun. Co., London mit Kette in
Genfer Goldemail und Kameendarstellungen nach Pichler. Auch die Schmuckabteilung
erhielt wichtige Bereicherungen, darunter eine Anzahl antiker Fibeln, Schnallen, Armreifen
und Anhänger, ferner Augsburger Anhänger, Goldemail mit Steinen, XVII. Jahrhundert,
deutscherAnhänger, Silber mit Rauten, um 17oo, Schließe in Schlangenform, Silber vergoldet
mit Email, deutsch, um 1800, Armband, Gold mit Rubinen und Opalen, deutsch. 1840, Wiener
Armband, Gold mit Steinen, XIX. Jahrhundert, erstes Viertel, desgleichen Goldemail, 1845,
Kreuz mit geschnittenen Granaten und Email, desgleichen Anhänger Gold, deutsch, 1850,
Ringe mit Email und Steinen, Siegelring, Gold, mit Gnadenbild von Maria-Taferl, 1800,
Ring in Schlangenform, 1858, dann Herrenuhrketten, Halsketten, Ohrgehänge. Interessant
ist ein Zählapparat für Kartenspiel, Eisen mit Gold und Silber tauschiert, um 17oo, ein
Augsburger Emailflakon, XVII. Jahrhundert, ein Gürtel, deutsch, um 1700, ein Rahmen,
Kupfer versilbert, österreichisch, XVIII. Jahrhundert Mitte, eine Kollektion von Kloster-
und Stadtsiegeln in Silber, Bronze, Eisen. Hervorzuheben an Metallobjekten sind schließlich
zwei Wiener Bronzevasen, 1810, zwei reiche gotisierende Wiener Bronzekandelaber, um
1850, eine gußeiserne Ofenplatte, eine Kassette, Eisen mit Messingmantel, österreichisch,
XVIII. Jahrhundert Mitte, eine Zinnkanne, 1749, mit Salzburger Marke, zwei Kirchen-
leuchter, Zinn, ein Zinnkrug, bezeichnet Neustatler Binter Zech 1798", eine Tee-
büchse mit Schraubendeckel, Zinn, böhmisch, um 17oo, und Schlaggenwalder Zinngefäße,
vom Anfang des XIX. Jahrhunderts. Sehr bemerkenswert ist eine lebensgroße holz-
geschnitzte Büste, wahrscheinlich Joh. Ferd. Graf Herberstein, die aus der Steiermark, aus
der Zeit gegen 1630 stammt, ferner eine bemalte holzgeschnitzte Statuette des heiligen
Sebastian aus dem XVIII. Jahrhundert. Sechs große und außerordentlich wertvolle Wiener
Biskuitgruppen in der Art des Grassi verdankt das Museum einer Schenkung der Frau
Konsul Böhler in Wien; eine Porzellanfigur, das Feuer" Berlin, gegen 1770 ein
Gegenstück hiezu, das Wasser", befindet sich bereits in den Sammlungen, ist eine
Spende der Frau Henriette Feilchenfeld. Ein seltenes Stück ist ein bemaltes Rokoko-
Weihwasserbecken, Nymphenburger Porzellan, aus der ehemaligen Lannaschen Samm-
lung, dort irrtümlich als Wien vor der Marke" bezeichnet. Vielfach vermehrt wurde
die Sammlung von altem Wiener Porzellan, wobei unter anderen besonders reiche und
eigenartige Apothekergefäße der Rokokozeit hervorzuheben wären. Unter den Fayencen
ist besonders eine farbig sehr wirksame Schüssel wohl Amberg mit einer auf die
Erneuerung der Münchner Frauenkirche im Jahre 1745 bezüglichen Darstellung zu
erwähnen. Ein figürliches Weihwasserbecken aus gebranntem Ton von reichster Barock-
Wirkung ist anscheinend eine süddeutsche Arbeit aus der ersten Hälfte des XVIll. Jahr-
hunderts. Die Glassammlung wurde sowohl durch einige antike Stücke als durch zahlreiche
ältere böhmische Arbeiten bereichert; worunter Kothgasser-Gläser und eine Zuckerdose, ein
frühes Erzeugnis der gräflich Buquoyschen Glasfabriken Geschenk des Herrn Ludwig Lob-
meyr; zu den schönsten und kostbarsten Stücken gehört ein iigürlich geschliEenes Trinkglas
Wiener Arbeit? aus der frühen Empirezeit. Reichlich konnte auch die Gewebesammlung
vermehrt werden. Eine große Seltenheit ist ein lucchesischer Goldbrokat des XV. Jahr-
hunderts; es ist bisher nur ein einziges Gegenstück bekannt, das sich seit einigen Jahren
gleichfalls im Museumsbesitze befindet. Ein großer, sehr gut erhaltener Teppich ist eine
vorzügliche persische Arbeit aus dem Beginn des XVII. Jahrhunderts; ein bemerkens-
wertes Stück ist ein Pluviale aus Goldbrokat, ganz in der Art der sogenannten Polengürtel
gewebt. Auch ein Savonnerie-Teppich, der ein Bild der europäischen Teppicherzeugung
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts bietet, gehört zu den selteneren Erscheinungen
des Kunstmarktes. Eine sehr wirkungsvolle gestickte Kasel mit Kelchdecke ist durch den
bekannten silbernen Widmungsschild als seinerzeitige Schenkung der Kaiserin Maria
Theresia aus dem Jahre 1776 gekennzeichnet. Zahlreich sind die Renaissance-, Barock-,
Rokoko- und Biedermeierstoffe, worunter besonders ein großer Wandbehangstoff aus der
Zeit der genannten Kaiserin und ein ganzer Seidenrock für Krinolintracht aus der
Louis XVL-Zeit. Die ehemalige berühmte Wiener Seiden- und Bandweberei ist durch
zahlreiche Proben aus ihrer Blütezeit vertreten; es fallen darunter auch orientalisierende
Stoffe auf, wie sie hauptsächlich für die Ausfuhr nach dem Osten gearbeitet wurden. Ein
sehr schönes gesticktes Musterbuch kam unter anderem durch die Schenkung der Frau
Oberst Roma de Lattre in Wien. Eine reiche und geschlossene Gruppe stellen die älteren
schleswigschen Volksarbeiten besonders Beiderwandstoffe" dar. Ein Teil der Neu-
erwerbungen besonders die Kostümbilder ist übrigens bereits in die gegenwärtige Spitzen-
ausstellung eingeordnet, ein anderer wird demnächst in der historischen Trachten-
ausstellung gezeigt, die gleichzeitig mit der Modeausstellung eröffnet wird. Die meisten
aus den Sammlungen des k. k. technologischen Gewerbemuseums zugewiesenen Stücke
sind schon seit längerem in die einzelnen Abteilungen des Museums eingereiht.
ESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden im Monat November von 2.990 Personen, die Bibliothek von 1.219 Personen
besucht.
UNSTGEVVERBESCHULE. Der Minister für Kultus und Unterricht hat auf
Grund des der im Einvernehmen mit dem Ministerium für Kultus und Unterricht
erilossenen Verordnung des Justizministeriums vom 31. Juli 1896, R. G. Bl. Nr. 151,
betreffend die Errichtung von Sachverständigenkollegien in Sachen des Urheberrechtes,
den Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums Regierungsrat
Josef Hoffmann zum Mitglied des Sachverständigenkollegiums in Sachen des Urheber-
rechtes für den Bereich der bildenden Künste in Wien auf die Dauer der Funktionsperiode
dieses Kollegiums ernannt.
ESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER KUNSTGEWERBE-
SCHULE. In der vor kurzem abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung
dieser im Jahre 1869 auf Anregung des damaligen österreichischen Botschafters am
französischen Kaiserhofe, Fürsten Richard Metternich, begründeten Gesellschaft, welche
sich die Unterstützung der mittellosen Studierenden der Kunstgewerbeschule zun Aufgabe
gemacht und in den 46 Jahren ihres Bestandes für diesen Zweck 372.000 aufgebracht
und verwendet hat, ist der langjährige Präsident der Gesellschaft, Herrenhausmitglied
Ludwig Lobmeyr, mit Rücksicht auf sein hohes Alter von diesem Amte zurückgetreten.
Der Herr Minister für öffentliche Arbeiten hat Herrn Lobmeyr für sein an der Spitze dieser
S60
Gesellschaft durch eine lange Reihe von Jahren den Interessen der Kunstgewerbeschule
gewidmetes ersprießliches Wirken seinen wärmsten Dank zum Ausdruck gebracht.
Lobmeyr gehörte mit Fürsten Metternich, Grafen Edmund Zichy und Hofrat v. Eitel-
berger zu den Gründern der Gesellschaft; er war von x86g bis 1894 Kassier und seitdem, nach
Graf Zichys Tode, Präsident der Gesellschaft, um welche er sich die größten Verdienste
erworben hat. Die Generalversammlung nahm die Erklärung Lobmeyrs mit großem Bedauern
zur Kenntnis und sprach ihm den innigsten Dank für seine hingebungsvolle 46jährige Tätig-
keit aus. Zum Obmann der Gesellschaft wurde der Direktor des k. k. Österreichischen Museums
Hofrat Dr. Eduard Leisching, zum Kassier Herr Stephan Rath Gesellschafter der Firma
Lobmeyr gewählt. Die Gesellschaft, an deren Hilfsbereitschaft stets große Anforderungen
gestellt waren, die sich nach Kriegsende, wenn die zahlreichen im Felde gestandenen jungen
Künstler zu ihren Studien zurückkehren, in außerordentlichem Maße steigern werden,
wendet sich, um hiefür gerüstet zu sein, an die Kunstfreunde mit der Bitte, die Bestrebungen
des Vereines durch Mitgliederbeiträge und Spenden zu unterstützen. Der Sitz der Gesell-
schaft befindet sich jetzt im k. k. Österreichischen Museum I., Stubenring 5. Dem Vor-
stande gehören außer den Genannten an Hofrat Oskar Beyer, Herrenhausmitglied Ober-
kurator Moritz Faber, Regierungsrat Hermann I-Ierdtle, Vizepräsident der Handels- und
Gewerbekammer kaiserlicher Rat Rudolf Kitschelt und als Beirat der Direktor der Kunst-
gewerbeschule Professor Alfred Roller.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sh
V.SCI-IRIFT. DRUCK. GRAPI-I.
KUNSTE so
HANSEN, F. Bilder in Kriegsbilchem. Zeitschrift für
Bücherfreunde, N. F. VII, 7-8.
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Revue Österreich-Ungams, XVII, g-xc.
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freunde, u. F. vu, 7a.
VI. GLAS. KERAMIK so
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korative Kunst, Okt.
ZEI-I. E. Die oberfränkischen Emsilgläser. Der Cicerone.
VII, xg-zo.
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MOBILIEN ab
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holländischer Sprache. Onze Kunst, Mai.
BURCKHARDT, A. Sehnsucht nach großdeutschen
Möbeln. Innen-Dekoration, Juli.
E. H. Ein Damenzimrner von Ernst I-Iaiger. Deko-
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Bibl. filr Kunst- und Antiquitätensarnrnler, V.
Berlin, R. C. Schmidt Co. Mk. 8.-.
SCHUBRING, P. Cassoni. Truhen und Truhenbilder
der italienischen Frilhrenaissance. zTle. Text- und
Tafelbd. XII, 480 S. m. 46 Abb. nuf x5 Taf. und
542 Abb. auf x86 Taf. u. xo S. Text. Leipzig, K. W.
l-Iiersemann. Mk. 250.-.
TREBITSCI-I, R. Eine rumänische I-Iinge- und Trag-
wiege. Zeitschr. liir österr. Volkskunde, XXI, a.
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. ab
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des Erzherzog Rainer-Museums in Brilnn, xgr5, xo.
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Mitteil. aus dem Germnn. Nationslmum, x91
m5,
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Messer von volkstiimlicher Artung. Werke der
Volkskunst, III, r.
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holm. In schwedischer Sprache. Svenska Slöjd-
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samxnlung eroberter Bronzekanonen. Zeitschr. für
histor. Waifenkunde, VII, 2-3.
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, l.. Stubenring 5. zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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JOSEF FÜHRICH
VON DR. MORIZ DREGER. I-IERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM PUR KULTUS UND
UNTERRICHT
IIOIDIOIDICIDICIDIOIDICIDIüßißiüßiüßiüICIDICIDCIDCIDIQDCIDI
IDIOIDICIUICIDIOIÜI II In
IDIQUÄCIUICIDIOIDIOIUICIICI
Textband. 4". 17 Bogen mit 45 Illustrationen in Lichtdruck
und Zinkätzung, davon farbig. Tafelband im Formate
4536 Zentimeter, mit 60 Tafeln in Lichtdruck und Heliogra-
vüre. Einmalige Ausgabe in SOO Exemplaren und 65 un-
verkäuflichen Dedikationsexemplaren. Subskriptionspreis
fiir beide Teile gebunden in Original-Halbleinenband 96.
Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
IDICIDICIÜICIICÄUÄCICII
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom
k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht herausgegebenen
Serie von Werken, die das Schaffen hervorragender österrei-
chischer Künstler in musterhaften Wiedergaben und in monu-
mentaler Weise zur Anschauung bringen sollen. Der Verfasser,
Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger, Dozent an der Wiener
Universität und an der Akademie der bildenden Künste in
Wien, hat sich seit langem mit Fiihrich beschäftigt und konnte
bisnun ganz unbekannte Quellen benützen. Der Tafelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht
unmittelbar nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
IUIGIUIOIDICIDICIDICIDIOIDIQDQDCIDIQDICIDIÖDIDI
JOSEF FÜI-IRICHS WERKE
nebst dokumentarischen Beitra en und Bibliographie, gesammelt von
HEINRICH VON WOERlxäD LE unter Mitwirkung von ERICH
STROHMER. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht mit Abbildungen. Preis broschiert 15, in Original-
Leinenband 1660. Dieser Oeuvre-Katalog" bildet die Ergänzung
zu der oben angezeigten großen Monographie. Beide Werke sind zu
beziehen durch alle Buch- und Kunsthandlungen sowie durch den Verlag.
IICIICIDQDQIDCIUCZDiDÖDQDICIEIiDIDQIDCIDiDICIDICIUIlßlljßiüj
IÜIOIDICIDICIDICI
DIE WIENER PORZELLAN-
SAMMLUNG KARL MAYER
KATALOG UND HISTORISCHE
EINLEITUNG VON j. FOLNESICS
ERSTER VIZEDIREKTOR DES K. K. ÖSTERREICHISCHEN
MUSEUMS FÜR KUNST UND INDUSTRIE
Die umfassende Bedeutung dieser Sammlung ließ es berechtigt erscheinen, dem
eigentlichen Katalog eine historische Einleitung vorangehen zu lassen, die in großen
Zügen an der Hand der vorhandenen Objekte ein Bild der geschichtlichen Entwicklung
der Wiener Porzellanfabrik vor Augen führt und die Bedeutung der einzelnen besonders
hervorragenden Objek- in farbigen Autotypien
te klarlegt. Sie stammt von j. LOWY ausge-
aus der Feder des Mit- führt, welche die cha-
arbeiters an der 1907 rakteristische Farben-
erschienenen bereits wirkung der Originale
vergrilfenen umfang- mit bisher kaum er-.
reichenGeschichte der reichter Treue veran-
Wiener Porzellanma- e. schaulichen.
nufaktur, des ersten Das Werk er-
Vizedirektors am k. k. scheint im Format die-
Österreichischen Mu- ses Prospektes in ei-
seum, Regierungsrates ner auf 350 Exempla-
JOSEF FOLNESICS, re limitierten Auflage,
und ist mit 86 Tafeln von welcher30OExem-
versehen, die uns 220 plare mit den Num-
dererlesensten oderge- mern bis 300 in den
schichtlich bedeutend- Handel gelangen.
sten Stücke der Samm- Der in Leder ge-
lung vorführen. Davon KK urz emin ab bllndelle Band enthält
sind 20 Tafeln teils in 1701m" 1914111?" 31-71 etwa 20 Druckbogen
Farbenlichtdruck, teils Text auf Büttenpapier
und 86 Volltafeln, davon 10 Farbenlichtdrucke, 10 farbige Autotypien und 66 einfarbige
Lichtdrucktafeln. DER SUBSKRIPTIONSPREIS FUR EIN GEBUNDENES
EXEMPLAR BETRAGT l00'- M. 85-. DIE ERHOHUNG DES LADEN-
PREISES NACH ERSCHEINEN DES WERKES IST VORBEHALTEN.
Subskriptionen werden von allen Kunst- und Buchhandlungen entgegengenommen
sowie vom Verlag ART AR
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BRÜCKE, Schönheit und Fehler der menschlichen Gestxlt. BÜCHER, Die Kunlt im Handwerk. 3. Auflage 3.60
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