wieder schildert, das er einer und derselben Raumgestaltung (seinem Heim mit der großen Baßgeige) zeigt, die er immer wieder neu studiert; auch die Menschen, die er schildert, entstammen zumeist dem gleichen Milieu und nicht selten ist er selbst der Mittelpunkt seiner Werke. In dieser Innerlichkeit und Weltabgekehrtheit, in dieser Unbekümmertheit um das, was außerhalb seines Lebenskreises lag, war die Stärke und Begrenztheit seines Schaffens begründet und das, was sein Schaffen sympathisch macht. Anders war Kurzweil geartet, dessen Nachlaß bei Wawra zu sehen war. Ein feiner, weltmännisch kultivierter, in Frankreich wie bei uns eingebürgerter Künstler, war Kurz- weil doch auch wie Stöhr in erster Reihe der Schilderer und Beobachter. Auch ihm sind die großen Formate, die l-igurenreichen Gemälde nicht das eigentliche Schaffensgebiet. Sein eleganter Pinsel beherrschte das mondaine Porträt, die farbenfrohe Naturstudie, den Aus- schnitt aus Natur und Leben; es lag wirklich nichts Umwälzendes in seinem Streben, nur eine Sehnsucht nach Lieblichkeit, Klarheit und Heiterkeit, Farbenfreude und Sonnenlicht. Ein Anknüpfen an die besten Leistungen seiner Zeit, von dem wir heute ganz und gar nicht begreifen können, wie es noch vor kaum einem Menschenalter revolutionär wirken konnte. Auch Kurzweil war aber ein ewig Strebender, der stets zu immer weiterschreitender Ver- vollkommnung seiner selbstgewählten Weise vorwärtsdrängte. Nur war ihm die Berührung mit französischer Kunst, der Kontakt mit einer weiteren größeren Welt ein förderndes Element, das eine Leichtigkeit und Frische des Schaffens begünstigte, welches mannigfaltig und lebendig blieb. Das Künstlerhaus brachte einen Überblick über das Lebenswerk von Leopold Horovitz. Seine Anfänge reichen noch in jene Zeit zurück, in der Amerlings Einüuß fühlbar war. Der früh zu tüchtigen Leistungen reife Künstler hat mit einem weiter gespannten Gesichts- kreis begonnen, als der fertige Maler auszufüllen liebte. Die ersten Arbeiten verraten einen Suchenden, der im Leben der Juden, in seiner Umgebung nach menschlichen Er- lebnissen schürfte. Dann kamen die ersten Erfolge als Porträtmaler, die sein weiteres Schaffen bestimmten. Ein glänzender äußerer Erfolg, begleitet von materieller Gunst, trat ein und blieb dem Maler treu, der seinen Pinsel ganz und ausschließlich in den Dienst der Bild- nismalerei stellte; als sich Reiche und Vornehme in großer Zahl bemühten, seine Treff- sicherheit und seine verständliche und doch repräsentative Art in den Dienst ihrer Eigenliebe zu stellen, blieb Horovitz eifrig, unermüdlich, gewissenhaft in der einmal begonnenen erfolg- reichen Bahn. So bilden die Ausstellungsräume wohl eine Revue berühmter Namen, schöner Frauen, politischer und wissenschaftlicher wie gesellschaftlicher Größen. Man kann aber nicht viel von künstlerischen Zielen sprechen. Das gegenständliche Interesse waltet vor; auch in den wenigen Zeichnungen, die vorhanden sind, überwiegt es. So tüchtig und ge- wissenhaft die Leistung ist, die künstlerische Persönlichkeit tritt immer mehr zurück, je häufiger die Aufträge werden. Selbst die Stellung technischer oder malerischer Probleme versagt sich der Künstler immer mehr, offenbar unter dem Druck jener Forderungen und Anschauungen, die den künstlerischen Vorstellungen der Auftraggeber notgedrungen .an- gepaßt werden sollten. Ein kleiner Raum war mit den Arbeiten Thomas Hrnöii" gefüllt - des Kupferstechers. In diesen ileißigen Arbeiten eines scharfen Stichels liegt die Geschicklichkeit und Begrenzt- heit einer Epoche, über die eine stürmische Entwicklung neuer Hilfsmittel und neuer An- schauungen hinwegschritt. Wir verstehen heute kaum mehr die Sauberkeit und Trocken- heit gewisser Darstellungen nach Bildern alter Meister. Verständlicher ist uns das Porträt und besonders jenes, in dem ein freierer persönlicher Geist weht, wie in dem reizvollen jugendbildnis V. Scheffels oder dem Doppelbildnis von Löwe und Laroche. Der Umstand, daß der Künstler ständig an der Staatsdruckerei tätig war, erklärt die Möglichkeit, diese Linientechnik, die so wenig Entwicklungsfah-igkeit birgt, konsequent beizubehalten. Ihr fielen Aufgaben zu, die heute das Lichtbild weit vollkommener löst, dann wieder solche, welche die freiere Stichel- und Griffelkunst der Radierung, der Lithographie glänzender und