spanischen Jesuiten hatten weitgehenden EinHuß auf die Gestaltung kirchlicher Kunst geübt. Ebenso wie die bodenständigen deutschen Plastiker hatten auch die spanischen Bildhauer an der Kunstübungfestgehalten, ihre Statuen und Reliefs vorzugs- weise aus Holz zu schnitzen, sie zu bemalen und zu ver- golden. Diepolychrome Bild- nerei Spaniens dieser Zeit be- inhaltet ein Glanzkapitel euro- päischer Kunstgeschichte!" In der Tat erinnert nun eine Gruppe, wie etwa Schwan- thalers Enthauptung der hei- ligen Barbara (Abb. 10), für den ersten Moment an Werke "i? Abb. 24. Dingolting, Pfarrkirche. Holzfigur des heiligen johannes Evangelist Abb. 23. Ingolstadt, Beichtigerhaus. Anna-Selbdritr-Relief von Matthäus Kreniß spanischer Kunst des XVII. Jahrhunderts. Bei genauem Vergleich reduziert sich aber der ver- meintliche Zusammenhang im wesentlichen dar- auf, daß Schwanthalers Gruppen vielfach einen ähnlichen Verismus, eine oft geradezu verblüf- fende Naturtreue anstreben wie die spanischen Bildhauer in ihren Figuren. Und doch ist der spanische Verismus grundverschieden von dem der deutschen gleichzeitigen Kunst. Die spa- nischen Meister kopieren die menschliche Er- scheinung in kaum zu überbietender Treffsicher- heit. Juan Martinez Montafies verbildlicht den jungfräulichen Liebreiz seiner Madonnen mit der nämlichen Virtuosität, wie etwa sein Schüler Alonso Cano mit nervenerschütterndem Realis- mus das Haupt des geköpften Täufers formt. Aber die Darstellung des Übersinnlichen, des i Vgl. Marcel Dieulafoys reichillustriertes Werk „La Staxuaire polychrome en Espagne", Paris 1908.