kein längerer Aufenthalt in Paris-Sevres berichtet wird, tatsächlich unser vollstes Lob verdient, wird erst recht einleuchtend, wenn wir etwas von seinen Arbeiten in starker Vergrößerung betrachten. Es ist dies bisher meines Wissens noch nie versucht worden, mag auch zunächst etwas befremden, da wir Abbildungen von Deckengemälden oder mindestens Supraporten gegenüberzustehen scheinen, und doch kann man nur auf diese Weise einen Einblick in die charakteristische Malweise erlangen und die Grenzen des individuellen Könnens erkennen, da der kleine Original- maßstab verschiedene Verzeichnungen und sonstige Unvollkommenheiten nur zu leicht verdeckt. Gerade Loehnig aber zählt zu den wenigen, die diese Prüfung nicht nur vertragen, sondern geradezu glänzend bestehen. Man betrachte nur die Vergrößerung. eines Löffels aus dem oben genannten Reiseservice des Stuttgarter Landes-Gewerbemuseums (Abb. 13) oder eines Ausschnittes aus der Anbieteplatte des Boucher-Amorettenservices der- selben Sammlung (Abb. 14), obwohl die schwarze Wiedergabe den ganz ungewöhnlichen Reiz der ungemein geschickt ineinander überlaufenden verschiedenen Farbentupfen in ihrer trefflichen Abstufung gar nicht zur Geltung bringen kann. . Wenn durch die Gegenüberstellung einer Vergrößerung (Abb. 15) einer bezeichneten älteren Larnprecht-Arbeitö der Salzverwalter des kleinen Elbestädtchens sich neben dem anerkannt ersten, weitgereisten, auch von den Franzosen bestens anerkannten Maler der damals führenden Porzellan- fabrik in der großen Kaiserresidenz,' nämlich seinem etwas jüngeren Zeit- genossen Georg Lamprecht sen. _ nachweisbar in Wien zwischen 1772 und 1825 tätig - behauptet, so braucht zu seinem Rufe nichts weiter hinzugefügt zu werden. Wir werden aber gut tun, unser bisheriges Urteil ein wenig. zu revidieren und ebenso, wie wir in Lamprecht den ersten deutschen Empire-Porzellanmaler schätzen, in Loehnig den ersten deutschen Louis XVI-Porzellanmaler erblicken können. AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSIP VON HARTWIG FISCHEL-WIEN 54b EZESSION. I. Abteilung. In den Räumen, die einst der Freirnachung künstlerischer Kräfte von Zunftgeist und Konvention gewidmet waren, ist eine Ausstellung angeordnet, die wie eine Rückkehr in alte Geleise erscheint. Die Bilder enthalten viel Tüchtiges und Erprobtes, doch nichts von dem Geist der Befreiung, der auch heute wieder eine jüngere Generation begeistert. Wenn wir den anregenden Raum betreten, in dem Harlfmger seine Lubliner Eindrücke in reicher Folge von Skizzen, Studien und größeren Bildern wiedergibt, so haben wir wohl das Beste gesehen, was diesmal der Pinsel zu sagen hat. Geschmackvolle, frische Dar- stellungen des Lebens und der Erscheinung dieser malerischen Provinzstadt vom Einblick "K Vgl. Braun in „Kunst und Kunsthandwerk", 1917, Seite 1x9. - Das Österreichische Museum hat kürzlich einen unzweifelhaft zu Jdem a. a. O. beschriebenen Service gehörigen Teller erworben, der die Signatur Lamprechts trägt (vgl. Abb. 15). 35