Einstweilen ist er auf der Suche nach Ausdruck für eine eigene Empfindungswelt und wählt dazu eine Art der. Konstrulhiom-die wohl nur begrenzte Möglichkeiten in sich birgt. Eine eigene reiche Welt allein aufzubauen, sind wohl auch diese Versuche noch nicht stark genug, wenn sie auch gewisse Wege weisen. Eine Unterbrechung im Alltag herbeizuführen und Ausblicke auf unentdecktes Land zu eröffnen, sind sie wohl fähig, und auch das ist eine tüchtige Leistung. Sie erweckt Erwartungen, die erst zu erfüllen sein werden. Wer der alten ausgetretenen Pfade müde ist, die häufiger wohl von bequemen Spaziergängern, seltener aber von Aufwärtsstrebenden, Suchenden beschritten und gepflegt werden, wird es begrüßen, wenn Mutige und Begabte neue Wege eröffnen. Das Nachwirken großer Veränderungen, mächtiger Erlebnisse drängt zu neuen Ausdrucksformen. An das abgeschlossene Werk einer Generation reiht sich das kühn erwachende Schaffen einer neuen Jugend. Was in ihr gärt und drängt, will andere Mittel benutzen, als bisher Gepilogenheit war. Sie bezieht neue Sensationen, bisher unaus- gesprochene Stimmen in ihren Gesang ein. Johannes Itten gehört wohl zu den Stärksten unter jenen, die "sich bisher bei uns um die Fahnen einer neuen Jugend geschart haben; viele sehen ihn als ihren Bannerträger an. HAUS DER JÜNGEN KÜNSTLERSCHAFT. An mehreren Stellen treten jetzt gleichzeitig kleine Künstlergruppen auf, die ein gemeinsamer Weg zusammen- geführt und die doch gering an Zahl und noch ohne öffentliche Geltung sind. Sie meiden zumeist die größeren Verbrüderungen, deren Programm und Urteil sie sich nicht fügen wollen, und irren noch heimatlos umher, sind auch untereinander gesondert. jenes alte Palais, das H. O. Miethke einst der Kunst gewidmet hat, birgt einen Aus- stellungsraum, der so vielen für unser Kunstleben wertvollen Ereignissen den Rahmen bot - in diesem hellen Saal wird nun die junge Künstlerschaft ein neues Heim finden. O. M. Miethke jun. hat sie bei sich zu Gast gebeten und damit den l-Ieimatlosen eine würdige Unterkunft eröffnet. Als erste Ausstellung erscheint eine Kollektion von Werken des „Sonderbundes", in dem wir auch ältere Gäste des Hauses wiederfinden: Faistauer, Gütersloh, Harta, Fischer, Zülow. Die warme satte Farbe Faistauers, die besonders in einem ruhenden zarten Frauen- akt leuchtend wird, die helle, kühle, schillernde Buntheit Güterslohs, die in iigurenreichen Aquarellen flimmert, betonen die stärksten Gegensätze, ebenso wie der breite, schwer- iiüssige Pinsel des Malers und die spitze, phantasievolle Feder des Zeichners verschieden sind. Unter Hartas flüchtigen Visionen fesselt besonders ein frisches männliches Porträt. Ihm steht am nächsten Johannes Fischer mit Landschaften und Porträten von stärkster Leuchtkraft in heller Buntheit. Robin C. Anderson bringt die tonige, auf farbige Einheiten und Flächenhaftigkeit reduzierte Natur mit starkem, sicherem Umriß. Hier fühlt man Ansätze zu monumentaler Kunst auch in kleinem Format. Ähnliches strebt auch H. Schröder mit seinen Häusern und Höfen an, die so ganz vom Gegenständlichen losgelöst als große, fein zusammengestimmte Töne im Rahmen nebeneinanderstehen. Hier fühlt man ein Drängen zu einfacher Größe, das manche Unzulänglichkeit vergessenmacht und in dem man die richtige Wertung der bemalten Leinwand ahnt. Sie soll wieder über' den engen Rahmen hinaus eine Einfügung in das bauliche Kunstwerk ermöglichen, sie will nicht die Wand zerreißen, sondern sie schmücken. Selbst die breiten Holzschnitte Zülows mit ihrem reichen und doch Hächenhaft stilisierten Detail wachsen zu wertvollem Wandschmuck heran. So ist hier der Maßstab ein größerer, das Ziel ein höheres als bei dem durchbildeten, präzisen, technisch korrekten Tafelbild, das bisher das Ziel so zahlreicher Maler war. Diese haben in ihrer Eigenliebe und sachlichen Gegenständlichkeit keinen hohen Wert für die Raumgestaltung und bereiten ihr öfter Verlegenheiten als Gewinn. Die helle weiße Wand ist ein strenger Prüfstein für die flächenbildenden Werke und es ist ein Vorzug dieser kleinen Bilderschau, daß so viele Arbeiten diese Prüfung bestehen.