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den Stil der Spätzeit des Meisters. Sein stürmischer Bewegungsstil, den
er aus Werken der niederbayrischen Spätgotik geschöpft hatte, verflacht.
Er weicht von seinen spätgotischen Vorbildern immer mehr ab, indem er,
vielleicht von der Modeströmung italienischer Barockplastik nicht ganz
unberührt, an Stelle der Aufwühlung der Gewandränder und der Auf-
wirbelung der Gewandenden die einheitliche Bewegung und Zerwühluhg
großer Gewandilächen anstrebt; dabei wirkt er aber unsicher tastend und
unklar. Immerhin zeigen auch diese Figuren noch deutliche Zusammenhänge
mit heimatlichen spätgotischen Plastiken, wie ein Vergleich der Figur des
heiligen Rochus mit der im Linzer Museum befindlichen Innviertler spät-
gotischen Figur des Täufers beweist." Die Mittelgruppe des heiligen Martin
ist zweifellos von bester Qualität und
von ausgezeichneter Wirkung, es fehlt
ihr aber doch die Wucht und Frische
der Darstellung des Wolfganger Altars.
Auch die Gestalten St. Sebastians und
St. Rochus' wirken gegenüber früheren
Figuren des Meisters schwächlich und
unsicher. Der Mehmbacher Altar
scheint mir das ausgezeichnete Werk
eines alternden Meisters zu sein.
In die der Vollendung des Mehrn-
bacher Altars folgenden Jahre fallen
wieder Aufträge für das Stift Reichers-
berg. In den Jahren 1691 bis 1695 ließ
Abt Theobald Antißner den Haupt-
und den Marien-Altar der Pfarrkirche
in Münsteuer durch Thomas Schwan-
thaler herstellen. Beide Arbeiten stehen
unter der Durchschnittsqualität der
eigenhändigen Arbeiten des Meisters,
so daß wir ebenso wie in Mehmbach
zur Annahme gezwungen sind, daß der
damals öojährige Künstler bereits seine
besten Kräfte verbraucht hatte und
hauptsächlich durch Gesellen arbeiten
ließ, um seinen Unterhalt zu verdienen.
Der I-Iochaltar ist konventionell in sei-
nem Aufbau. Die Figuren sind schwach.
Am ehesten würde ich bei der Figur
des heiligen Andreas (Abb. 33) an eine
eigenhändige Arbeit Schwanthalers
denken. Die Erregung des Gewandes
Abb. 32. Mehrnbach, Oberösterreich, Pfarrkirche,
"' Vgl. Ubell, a. a. 0., Seite x61, Abb. 3a. Hochaltar, St. Rochus