167 v Bezirke constatiren, dass] die Industriellen ihres Sprengels es vorziehen, ausländische Muster nachzumachen, anstatt selbst solche zu produciren. Bereits früher habe ich darauf hingewiesen, dass die Thätigkeit des Staates zwar die äusseren Bedingungen für die Thätigkeit seiner Bürger herstellen, diese Thätigkeit begünstigen und fördern, aber niemals ersetzen könne. Die industrielle Blüthe eines Landes können allein Fleiss und Aus- dauer seiner Bewohner herbeiführen; das Gesetz für sich allein kann dieses Resultat nie und nimmer zu Stande bringen. Das französische Musterschutz- gesetz ist wahrscheinlich das mangelhafteste, weil das älteste von allen, und doch ist die französische Kunstindustrie die bedeutendste und fortge- schrittenste von allen. Wir sind allzusehr gewohnt, die Hände in den Schoss zu legen und alles Unheil, das uns betriEt, der jeweiligen Regie- rung in die Schuhe zu schieben und von ihr allein Hilfe zu erwarten. Diese Gesinnung muss sich ändern. Die jüngsten Ereignisse auf wirth- schaftlichern Gebiete haben uns schrecklich klar gemacht, dass Sprünge in der volkswirthschaftlichen Entwicklung niemals zum Heile gereichen und dass auch die Börse nicht im Stande ist, allgemeinen Wohlstand zu verbreiten. Dazu kann uns nur ernste ausdauernde Arbeit verhelfen.' Es wird darüber geklagt, dass unsere Industrie schon durch den Mangel an Capital, sowie durch die I-Iöhe des Zinsfusses an der erfolg- reichen Concurrenz mit dem Auslands gehindert sei. Mag dem immerhin so sein, daraus folgt nur, dass wir trachten müssen, unsere Industrie ins- besondere auf solchen Gebieten auszubilden, wo nicht die Grösse des investirten Capitales das entscheidende ist. Und das ist insbesondere bei der Kunstindustrie der Fall. Unser Bestreben muss darauf gerichtet sein, unseren Erzeugnissen eine solche Gestalt zu geben, welche sie dem Aus- lande begehrenswerth und preiswürdig erscheinen lässt. Wie der kleine Industrielle im Stande ist, durch den guten Geschmack seiner Erzeugnisse mit dem Grossindustriellen zu concurriren, ebenso gestaltet sich dieses Verhältniss auch zwischen capitalarmen und capitalreichen Ländern. Trotz Capitalsrnangel und hohem Zinsfusse kann es uns also immerhin gelingen, auf dem höchsten Gebiete der industriellen Tliätigkeiten, in der Kunst- industrie, eine bedeutende Stellung zu erringen und zu behaupten. Gewiss ein anstrebenswerthes Ziel. Um es aber zu erreichen, dazu gehört ausser dem Talente, an welchem es bei uns nicht mangelt, Ernst, ausdauernder Fleiss und Geschäftsmoral. Gerade diese letztere ist es vor- nehmlich, welche durch das Musterschutzgesetz gefördert werden soll. Die Aufgabe unserer Industriellen wird demnach darin bestehen, sich der ihnen vom Staate zu ihrem Schutze und zu ihrer Ausbildung gebo- tenen Mittel zu bedienen und an dieser letzteren mit sittlichem Ernste und Ausdauer unausgesetzt zu arbeiten. Erst durch ein solches Streben wird die nothwendige Ergänzung geschaffen für die Thätigkeit des Staates und also auch für den von ihm gewährten Musterschutz.