JAHRESBERICHT 1907.
Der Präsident des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums Seine Ex-
zellenz Dr. Friedrich Graf von Schönbom ist am 2x. Dezember 1907 nach kurzem
Leiden im 67. Lebensjahre gestorben. Der Verblichene gehörte dem Kuratorium des
k. k. Österreichischen Museums seit dem Jahre xgoo als Mitglied, seit xg05 als
Präsident an. Das k. k. Österreichische Museum hat an dem Sarg einen Kranz nieder-
gelegt und die Direktion hat an die Witwe des I-Iingeschiedenen Ihre Exzellenz Gräfin
Therese von Schönbom namens des Instituts ein Kondolenzschreiben gerichtet,
in welchem der tiefen Trauer des k.k. Österreichischen Museums über den erlittenen
schweren Verlust Ausdruck gegeben und darauf hingewiesen wurde, daß Graf
Schönbom als langjähriges Mitglied und sodann als Präsident des Kuratoriums des
k. k. Österreichischen Museums an allen Arbeiten und Erfolgen dieser, der Pliege
historischer und moderner Kunst gewidmeten Anstalt den wärmsten Anteil
genommen hat, erfüllt von jener lauteren Begeisterung für das Schöne und jener
Achtung vor wissenschaülicher und erzieherischer Arbeit, welche seinem edlen
hohen Geist ein so vollendetes vorbildliches Gepräge verlieh.
Am mjänner xgo7 verschied nach längerem Leiden das Kuratoriumsmitglied
des k. k. Österreichischen Museums Sektionschef Dr. Otto Benndorf, Direktor des
k. k. Österreichischen Archäologischen Instituts. Er stand in der vordersten Reihe
jener Männer, welche wie Rudolf von Eitelberger vor mehreren Dezennien die
Kunstarbeit in Österreich zu organisieren unternahmen. Unmittelbar nach seiner im
Jahre 1877 erfolgten Berufung von Prag als ordentlicher Professor der Archäologie
an die Wiener Universität trat er in nahe freundschaftliche Beziehung zum k. k. Öster-
reichischen Museum und nahm an allem, was dieses Institut, seine Arbeiten und
Personen betraf, wärmsten Anteil. Wiederholt ist Benndorf als Vortragender im
Museum aufgetreten und hat durch die eigenartige Beredsamkeit und tief in die
Dinge einführende anschauliche Darstellungsweise, die ihn auszeichnete, stets
einen begeisterten Zuhörerkreis um sich versammelt.
Der Professor an der juridischen Fakultät der tschechischen Universität und
Mitglied des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums Dr. Josef Stupecky
ist am 24. August in Chlum bei l-Iartmanitz infolge eines Schlaganfalls gestorben.
Der Verblichene gehörte dem Kuratorium des k. k. Österreichischen Museums seit
dem Jahre xgoo als Mitglied an.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung
vom 2. Juni d. J. in Würdigung hervorragend verdienstlicher Leistungen und
erfolgreicher Mitwirkung bei Errichtung des Kaiserin-Elisabeth-Denkmals in Wien
dem Mitglied des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums Oberbaurat
Friedrich Ohmann den Orden der eisernen Krone III. Klasse mit Nachsicht der
Taxe allergnädigst zu verleihen geruht; ferner haben Seine k. und k. Apostolische
Majestät mit Allerhöchstem Handschreiben vom r4. Juni 1907 in Anwendung des
Grundgesetzes über die Reichsvertretung vom 2x.Dezember 1867, beziehungsweise
KURATORIUM
AUSSTELLUNGEN
des Gesetzesvom 26. jänner x9o7 Allerhöchstihrem zweiten Obersthofmeister,
Geheimen Rate und Kämmerer Alfred Fürsten von Montenuovo, Mitglied des Kura-
toriums des k. k. Österreichischen Museums, die erbliche Reichsratswürde aller-
gnädigst zu verleihen geruht.
Das Kuratoriumsmitglied Professor William Unger feierte am n. Sep-
tember 1907 sein 70. Geburtsfest; aus diesem Anlasse sandte die Direktion ein
Glückwunschschreiben an den Genannten.
Montag den 15. April um 1x Uhr Vormittags wurde in Anwesenheit zahl-
reicher geladener Gäste die Ausstellung alter Gold- und Silberschmiedearbeiten
eröffnet. Als Vertreter Sr. Exzellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht
Dr. Gustav Marchet wohnte Sektionschef Dr. Max Graf Wickenburg mit dem
Ministerialrat Dr. Adolf Müller der Erölfnung bei. Vom Direktor des Museums
Hofrat von Scala empfangen, wurde Herr Dr. Max Graf Wickenburg in die Aus-
stellungsräume geleitet, woselbst er die Ausstellung eingehend besichtigte und
sich sehr anerkennend über dieselbe aussprach.
Der am Eröifnungstag ausgegebene Katalog umfaßte 1409 Nummern und
war im Verlag des Museums um den Preis von einer Krone zu beziehen.
Von den vielen Ausstellern, die diesesUnternehmen durch ihre Bereitwilligkeit
unterstützten, müssen hervorgehoben werden Ihre k. u. k. Hoheiten die Frau
Erzherzogin Maria josefa und Herr Erzherzog Rainer, die Fürstenjohann von und zu
Liechtenstein, Engelbert Auersperg, Franz Auersperg, Karl Kinsky, Alfred von
Montenuovo, Friedrich von Oettingen-Wallerstein, Alois Schönburg-I-iartenstein,
Adolf josef zu Schwarzenberg, die Fürstin Gabriele Windischgrätz-Auersperg, die
Grätinnen Marie Draskovich-Festetits und Festetits-Hamilton, die Grafen Sigmund
Herberstein, Pius Hompesch, die Gräfin Aglae Kinsky-Auersperg, Graf Vinzenz
Latour, die Grälinnen Seilern-Wenckheim, Stadion-Loblrowitz, die Grafen Heinrich
Stürgkh, Franz Thun-Hohenstein, Heinrich Wenckheim, Max Wickenburg, Hans
Wilczek, Baron und Baronin Othon de Bourgoing, Baron AlfonsRothschild, Heinrich
Freiherr von Tucher, die Damen Klara Goldschmidt, Ema von Mises, Julie von
Rosenstock-Rostocka, die Herren Gustav Benda, C. Eßlinger, Dr. Albert Figdor,
Dr. A. Loew, Simon Ritter von Metaxa, Eugen von Miller zu Aichholz, Paul Ritter
von Schneller, Dr. J. Singer, Emil Weinberger; die Bernhardinkirche und das
Diözesanmuseum in Breslau; die Dome zuBrünn und Salzburg; die Stifte Nonnberg,
Herzogenburg, Mattsee, Melk, St. Peter, Seckau, Zwettl; die Klöster Dragomirna,
Putna, Suczawa, Suczawitza; die kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses, die städtischen Sammlungen Wien, das Archiv der Stadt Wien, das
Baron Bruckenthalsche Museum in Hermannstadt, die Genossenschaften der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Wien und die Gesellschaft für Sammlung und
Konservierung von Kunst- und historischen Denkmälern des Judentums in Wien.
Ebenso darf die dankenswerte Mitwirkung der Herren Museumsdirektoren
Dr. Braun Troppau, Dr. Chytil Prag, Lacher Graz, Leisching Brünn,
Dr. Masner Breslau und der Staatsgewerbeschuldirektoren Kolbenheyer Czer-
nowitz und Romstorfer Salzburg nicht unerwähnt bleiben.
Am 20. April haben Ihre k. u. k. Hoheit die durchlauchtigste Frau Erzher-
zogin Marie Anunziata, am 4. Mai Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin Hohenberg,
am 6. Mai Ihre k. u. k. Hoheit die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Maria Theresia,
am 9. Mai Ihre königlichen Hoheiten die Prinzen Georg und Konrad von Bayern,
am 2x. Mai Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Franz Fer-
dinand und dessen Gemahlin Fürstin Hohenberg diese Ausstellung besucht.
Vom 4. Mai bis einschließlich I. Juni veranstaltete die Direktion des Museums
fachwissenschaftliche Führungen, welche 3mal wöchentlich, und zwar am Montag,
Mittwoch und Samstag in der Zeit von bis Uhr nachmittags stattfanden.
Diese Führungen, bei welchen abwechselnd vom Vizedirektor Regierungsrat
Dr. Eduard Leisching und Kustosadjunkten Dr. August Schestag den Besuchern
an der Hand des Katalogs sowohl ein Bild der heimischen Leistungen vergangener
Zeitperioden, als auch die Entwicklung dieses Kunstgewerbes in fremden Staaten
vor Augen geführt wurde, suchten das rege Interesse für diese Exposition noch zu
vertiefen.
Die Ausstellung währte bis 2. Juni und wurde von 13.700 Personen besucht.
Zur gleichen Zeit waren im Saale VIII Arbeiten der Vereinigung der Möbel-
posamentierer Österreichs und unter den Arkaden im I. Stockwerk graphische
Arbeiten der Hofkunstanstalt J. Löwy in Wien exponiert.
Vorn I. Dezember an war eine Kollektion von Arbeiten in Metall, Email und
Miniaturrnalerei, ausgeführt von Frau Baronin Vogelsang, im Säulenhof ausgestellt;
zur gleichen Zeit waren die Ehrengeschenke Pokale, Aufsätze, Fahnenbänder etc.,
welche der Wiener Männergesangverein aus Amerika mitgebracht hatte, im
Säulenhof exponiert.
Die bereits im Jahre x9o6 begonnene Wanderausstellung von kunstgewerb-
lichen Objekten, welche auf der Weltausstellung in St. Louis ausgestellt waren,
wurde im Jahre xgo7 über Ersuchen der betreffenden Museen, beziehungsweise
Spezialkomitees noch veranstaltet in den Städten Linz Museum Francisco-Caro-
linum, Salzburg Kommission für modernes Kunstgewerbe, Troppau Kaiser-
Franz-Joseph-Museum für Kunst und Gewerbe.
Ebenso wurde die Veranstaltung von Spezialausstellungen durch Überlassung
von Sammlungsgegenständen unterstützt in den Städten Brünn Erzherzog-Rainer-
Museum für Kunst und Gewerbe Möbel, moderne kunstgewerbliche Gegenstände,
Textilien, EmailZellenschmelzobjekte und Bleiskulpturen; Prag Kunstgewerbliches
Museum der I-Iandels- und Gewerbekammer keramische und Glas-Arbeiten böhmi-
schen Ursprungs; Troppau Kaiser-Franz-Joseph-Museum für Kunst und Gewerbe
Kleinbronzen.
Desgleichen wurden so wie in denVorjahren zahlreiche Staatsgewerbeschulen
und knnstgewerbliche Fachschulen durch leihweise Überlassung von Mustern und
Vorbildern gefördert.
Aus den Mitteln des Hoftiteltaxfonds, welche statutengemäß zur Hebung des
Kunstgewerbes bestimmt sind und über deren Verwendung die Direktion des
k. k. Österreichischen Museums nach Einholung der Wohlmeinung des Kuratoriums
Anträge an Seiner k. und k. Apostolischen Majestät Obersthofmeisteramt zu stellen
hat, wurden im Jahre 1907 Subventionen bewilligt
x. An das westböhmische städtische Kunstgewerbemuseum Francisco-
Josephinum in Pilsen zur AnschaEung moderner kunstgewerblicher Erzeugnisse
österreichischer Provenienz der Betrag von 5000 Kronen.
z. An die erste Wiener Produktivgenossenschaft der Absolventen der
k. k. Kunststickereischulen zum Zwecke der Schaffung einer gemeinsamen Werk-
stätte und Verkaufsstelle der Betrag von xo.ooo Kronen.
3. An das Landesmuseum Rudolphinum in Laibach zur Anlegung einer
Mustersammlung moderner Erzeugnisse österreichischer Provenienz der Betrag
von 4ooo Kronen.
Das k. k. Österreichische Museum erhielt im Jahre 1907 unter anderm
folgende Geschenke von Seiner Durchlaucht dem regierenden Fürsten Johann
von und zu Liechtenstein zwei Altwiener Teller; von Dr. Albert Figdor, Wien
drei persische Fayencen und mehrere Altwiener Sibergeräte; von Dr. Karl Wagner,
Wien eine Plakette auf den Künstler Robert Fuchs von Benk; von Fräulein Gertrud
Schütz und Fräulein Emilie Stiaßny, Wien Schärpen der Biedermeierzeit und
seidene Bänder des XVIII. Jahrhunderts.
AUSWÄRTIGE
AUSSTELLUNGEN
SUBVEN-
TIONIERUNGEN AUS
DEM HOFTITEL-
TAXFONDS
GESCHENKE
ANKÄUFE
ÜBERNAHME DER
SAMMLUNGEN nes
K. K. ÖSTERR. HAN-
DELSMUSEUMS
Als bemerkenswerte Ankäufe älterer Kunstwerke seien hervorgehoben Zwei
Grazer Silberkannen von A. R. Rungaldier 1810; Kaffeekanne, Silber, Wien 18m;
Riechiiäschchen, Silber mit Email, deutsch, um 18 30; Sauciere,Silber,PariserArbeit,
Empire, von B. J. F.; Kanne und Platte, Silber, teilvergoldet, von Pfeffenhauser,
Augsburg, XVIII. Jahrhundert, 1. Hälfte; Kollektion von Altwiener Silbergeräten
Zuckerbüchsen, Salzfässer, Handleuchter, Kannen, Schalen, Vasen, Becher,
XVIII. und XIX. Jahrhundert, Anfang, von den Meistern Tolner, Reinhard, Moner,
Marbacher, Saget, Sedlmayer, Cocksel, Strohmayer, Riedlechner, Stelzer, Daius,
Siglener, J. J. Würth; Alt-Sheifielder Küchenkorb und Teekanne und Leuchter;
siebenbürg-ische Mantelschließe; Armband, Silber mit Email, englisch; Standuhr und
ein Paar Girandolen, französisch, Bronze, Empire, von Thomire; Wiener Standuhr,
Bronze, XlXJahrhundert, Anfang. Zwei Bochara-Schüsseln, zwei Flaschen, eine
Lampenkugel und achtFliesen, persisch, XVLJahrhundert; eine sogenannte Rhodus-
Schüssel, eine Vase und ein Krug, Delh, XVII. Jahrhundert; eine Serie hollän-
discher Fliesen, mehrere Holitscher Fayencen und ein Bunzlauer Steingutkrug;
an Meißner Porzellan ein Rokokokännchen mit Streublumen, ein Trinkkrug mit
silbernem vergoldeten Deckel, um 1725, eine Kaifeetasse mit japanischer Malerei
und eine Rokokodeckelterrine; an Wiener Porzellan vor der Marke Teile eines
Frühstückservices mit Schwarzlotmalerei, signiert KarlWendelin Anreiter von Zirn-
feld", ferner ein Kännchen und eine Tasse mit Unterschale; mit Blaumarke ein
Frühstückservice Solitär mit Rokokoliguren, um 1760, eine Potpourrivase, um
1780, ein Teller mit Landschaft und drei verschiedene kleinere Objekte. Außer-
dem ein Teller, Sevres, Pate tendre, drei Teller und eine Kumme, sogenanntes
chinesischesJesuitenporzellan und eine Kollektion Pariser Imitationen älterer fran-
zösischer und chinesischer Porzellane und französischer Fayencen. Ein so-
genannter Nürnberger Becher, Glas mit Schwarzlotmalerei, signiert Joh. Kyll
pinxit 1678; ein Mildner Glas, datiert 1791 und sechs englische Kristallgläser aus
dem Ende des XVIII. und dem Anfang des XIX. Jahrhunderts. Tür, Holz
geschnitzt, französische Renaissance; Rahmen, Mahagoni geschnitzt, englisch, Ende
XVIII. Jahrhundert; Garnitur, bestehend aus neun Stück, Holz geschnitzt, mit
StickereLXVIILJahrhundert, Mitte; Bureaukasten, Art Chippendale Tisch, englisch,
Art des XVI. Jahrhunderts; Doppellehnstuhl, englisch, Art Karl 11.; Armlehnstuhl,
Mahagoni, Art Chippendale; Lehnstuhl, Mahagoni, Art Chippendale; Armlehnstuhl,
englisch; Lehnstuhl, im Stil des englischen Barock; Kredenz, Hepplewhite-Art;
Schrank mit Glastiiren und Intarsia, holländisch, XVlII. Jahrhundert. Kollektion
altjapanischer Seiden- und Goldstoffmuster; neun alte orientalische Teppiche, be-
sonders kleinasiatische Gebetteppiche Ghördes, Kubah und andere; eine große
Leinendamastdecke von 1597; eine Sammlung alter Stoffdruckmodel aus Ober-
österreich; eine größere Anzahl älterer walachischer Spitzen und Netzarbeiten; eine
großeAnzahl englischer Stolfe, besonders aus derWerkstätte derMorris-Compagnie.
Im Laufe des Sommers wurde die orientalische Sammlung des k. k. Öster-
reichischen Handelsmuseums übernommen und im Saale VI und VIII provisorisch
installiert. Dieselbe repräsentiert eine großartige En-bloc-Erwerbung, die bedeu-
tendste des Museums seit seinem Bestand. Bisher wurden an 4ooo Nummern
inventarisiert. Den Glanzpunkt der Erwerbung bildet die Kollektion altorientalischer
Teppiche. Hier finden sich Unica an Persern, indischen und kleinasiatischen
Teppichen aus dem XVl., XVII. und XVIIL Jahrhundert, die dem Museum in
dieser Gruppe mit den ersten Rang unter den kontinentalen Instituten sichern.
An die Teppiche aus dem näheren Orient reihen sich eine größere Sammlung
von zumeist kleinasiatischen Moscheeliiesen aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert
sowie eine Anzahl ganz besonders schöner und seltener Moscheelampenkugeln
aus derselben Zeit.
ANKÄUFE
Unter den orientalischen Metallarbeiten sei der arabischen Gefäße, reich mit
Inschriften dekoriert, aus dem Anfang des XIX. Jahrhunderts, unter den Holz-
arbeiten eines Panneaus mit selten schöner arabischer Schnitzarbeit aus dem
XVI. Jahrhundert, endlich unter den Lederarbeiten einer Sammlung prächtiger
Koraneinbände aus dem XVII. Jahrhundert Erwähnung getan.
In der chinesischen Abteilung verdient vor allem die reiche Sammlung von
Sang-de-bcnuf- und Flambe-Porzellan hervorgehoben zu werden, weiters manch
gutes Stück an Bronze-, Porzellan-, Brokat- und Lackarbeiten.
Höher noch steht die japanische Kollektion mit ihren altjapanischen Por-
zellanen verschiedenster Provenienz, insbesondere aus Hizen, mit den großen
Sammlungen prächtiger Rüstungen, Schwertstichblättern, Kostümen und Geweben,
endlich mit einer Kollektion von mehr als 8000 Stück Schablonen für Textilien.
Von nicht minderer Bedeutung zeigt sich die große Sammlung alter Buddhas
und alter Kakemonos; ferner eine große Zahl von Bruchstücken eines altjapani-
schen Tempelvorbaues, welche die teilweise Rekonstruktion desselben gestatten.
Der Bibliothek des k. k. Österreichischen Museums ward ein schätzenswerter
Zuwachs durch eine Sammlung von mehr als 3000 farbigen Skizzen von ver-
schiedenen japanischen Künstlern, zumeist des XIX. Jahrhunderts, zuteil.
Die in der Kollektion des k. k. Handelsmuseums in größerer Zahl vor-
handenen modernen Stücke sollen später in einer eigenen Gruppe zusammengefaßt
werden, die zweifelsohne der heimischen Industrie reiche Anregung bieten wird.
Die Büchersammlung wurde im Jahre 1907 um 347 Werke ungerechnet
die Fortsetzungen der Zeitschriften und zahlreichen Lieferungswerke vermehrt.
Ihr Bestand belief sich im Jänner 1908 auf 14.619 Nummern, hievon entfallen
47 auf Geschenke, 300 auf Ankäufe.
Die Zahl der Bibliotheksbesucher betrug im Jahre 1907 17.249, und zwar
13.334 in den Tagesstunden und 3915 in den Abendstunden. Die Verleihungen
von Büchern und Vorlagen nach auswärts an Schulen, Kunstgewerbetreibende
und Private in Wien und in den Kronländern erreichten die Höhe von 182 Posten.
Die Kunstblättersammlung wurde im Jahre 1907 um 1890 Blätter vermehrt;
darunter sind besonders hervorzuheben 271 Blätter photographische Aufnahmen
von Gegenständen aus der Ausstellung alter Gold- und Silberschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum, 151 Blätter Photographien nach Denkmälern der Ar-
chitektur, der Plastik, der Malerei und des Kunstgewerbes in Spanien und ein
Sammelband mit 1295 eingeklebten farbigen Mustern für Flächendekoration,
Stoff- und Tapetenmuster etc. von einem Musterzeichner um die Mitte des
XIX. Jahrhunderts.
Zu den hervorragendsten Erwerbungen der Büchersammlung im Berichts-
jahre gehören Henry Bouchots prächtige Publikation über die französische
Miniaturmalerei aus derZeit von 1750- 1825, die in der k.k. I-Iof- und Staatsdruckerei
ausgeführten Nachbildungen des l-Iortulus animae aus der k. k. Hofbibliothek,
Wilhelm Bodes großes Tafelwerk über die italienischen Bronzestatuetten der
Renaissance, Karl Domanigs Publikation über die deutsche Medaille, das vom
k. k. Österreichischen Museum herausgegebene reich illustrierte Werk von Folnesics
und Braun über die k. k. Wiener Porzellanmanufaktur und Lakings Publikation
über das im Besitz des Königs von England befindliche Sevres-Porzellan, ferner
Singletons Veröffentlichung über deutsche und iiämische Möbel und Sluytermans
Tafelwerk über alte Innenräume in Holland.
Als Geschenke erhielt die Bibliothek im verilossenen Jahre unter anderm
folgende Werke Von Seiner königlichen Hoheit Ernst August Herzog von Cum-
berland ein Exemplar der von P. Deckers im Jahre 1865 hergestellten farbigen
Nachbildungen des Reliquiarienschatzes des Hauses Braunschweig-Lüneburg,
BIBLIOTHEK
ZEITSCHRIFT
SONSTIGE
PUBLIKATIONEN
VORLESUNGEN
von der kaiserlichen Porzellanmanufaktur in St. Petersburg das von derselben
herausgegebene Werk über die Petersburger kaiserliche Porzellanmanufaktur in
russischer Sprache mit einer historischen Übersicht in französischer Sprache und
von dem Hofphotographen. F. Langhans in Prag 91 Photographien in drei Mappen,
Aufnahmen von älteren Arbeiten aus Edelmetall in Prag.
Des Zuwachses, den die Bibliothek durch die im abgelaufenen Jahre erfolgte
Übernahme der orientalischen Sammlungen des k. k. Österreichischen Handels-
museums erfahren hat, wurde bereits oben gedacht.
Die illustrierte Monatsschrift des k. k. Österreichischen Museums Kunst und
Kunsthandwer vollendete ihren X. Jahrgang.
Von dem durch das k. k. Österreichische Museum im Verlag von Karl W.
Hiersemann in Leipzig herausgegebenen Werke Altorientalische Teppiche" sind
die Lieferungen III und IV erschienen und ist diese Publikation damit zum Ab-
schlusse gelangt. Das Werk liegt nun in drei Ausgaben einer deutschen, englischen
und französischen, vollendet vor. Es enthält auf 25 vollfarbigen Tafeln 28 aus-
gezeichnete Beispiele altorientalischer Teppiche, ein Vorwort von Direktor Hofrat
A. v. Scala, eine Einleitung von Geheimrat Wilhelm Bode, einen historischen
Überblick über die Geschichte der älteren orientalischen Teppiche von Professor
Dr. Friedrich Sarre und eine technische Untersuchung der einzelnen abgebildeten
Stücke durch Professor Severin Schröder.
Im Berichtsjahre erschienen ferner die vom k. k. Österreichischen Museum
herausgegebene Geschichte der k. k. Wiener Porzellanmanufaktur, Text von Josef
Folnesics und E. W. Braun, mit 42 Tafeln, darunter 12 farbigen, Markentafel und
147 Illustrationen im Text Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei
und der Katalog der Ausstellung alter Gold- und Silberschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum.
In der Zeit vom 23. Jänner bis 23. März 1907 wurden sechs Vortragszyklen,
und zwar zwei zu je drei Vorträgen und vier zu je zwei Vorträgen veranstaltet. Die
Teilnahme an diesen Zyklen erfolgte auf Grund einer Einschreibung, für welche
eine Gebühr von Kronen für jeden Zyklus eingehoben wurde.
Nachstehend das Programm
Vortragszyklenfx. Architekt Karl Mayreder, o. ö. Professor an der k. k. tech-
nischen Hochschule in Wien Die Entwicklung des Stadtbildes; Altertum und
Mittelalter; Neuzeit uudGegenwart" rnitskiopüschen Demonstrationen,am 23. und
5. Jänner; Zahl der Eingeschriebenen 280 Personen. 2. Architekt Georg Stibral,
Direktor der k. k. Kunstgewerbeschule in Prag Das slawische Ornament" mit
skioptischen Demonstrationen, am 30. Jänner und 1. Februar; Zahl der Ein-
geschriebenen 210 Personen. 3. Dr. E. Schwedeler-Meyer, Direktor des nord-
böhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg 50Jahre deutsche Malerei, 1800 bis
1850" mit skioptischen Demonstrationen, am 6., 8. und 13. Februar; Zahl der
Eingeschriebenen 23a Personen. 4. Dr. Moritz Dreger, Kustos am k. k. Öster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie, Dozent an der k. k. Akademie der
bildenden Künste, Privatdozent an der k. k. Universität in Wien Über Johann
Lukas von I-Iildebrandt, den Erbauer des Wiener Belvederes" mit skioptischen
Demonstrationen, am 5. und 20. Februar; Zahl der Eingeschriebenen 255 Per-
sonen. 5. Dr. Adolf Schrnid, o. ö. Professor an der k. k. deutschen Universität
in Prag Kunstrichtungen im Zeitalter Maximilians" mit skioptischen Demon-
strationen, am 1. und 8. März; Zahl der Eingeschriebenen 250 Personen, und
6. Regierungsrat Dr. Eduard Leisching, Vizedirektor des k. k. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie Altwiener Malerei. Von Füger bis Waldmüller"
mit skioptischen Demonstrationen, am 27. Februar, 6. und 13. März; Zahl der
Eingeschriebenen 390 Personen.
ZEITSCHRIFT
Die Direktion hat ferner wie in den Vorjahren im Laufe der Monate jänner,
Februar und März an Sonntagnachmittagen zwei volkstümliche Museumskurse für
Lehrpersonen und kunsthandwerktreibende Arbeiter veranstaltet.
Der erste Kursus, vierstündig 27. Jänner, 3., io. und 17. Februar hatte den
Titel Geschichte des Porträts vom Altertum bis auf die neuere Zeit" mit skiop-
tischen Demonstrationen. Vortragender Regierungsrat Dr. Eduard Leisching,
Vizedirektor des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie; Zahl
der Eingeschriebenen 415 Personen; der zweite Kursus, vierstündig 24. Februar
3., 10. und 17. März hatte den Titel Die Entwicklung der Architektur in Öster-
reich, Italien, Deutschland und Frankreich im XVII. und XVIII. jahrhundert"
mit skioptischen Demonstrationen. Vortragender Kustosadjunkt Dr. August
Schestag des k. k. Österreichischen Museums; Zahl der Eingeschriebenen 310 Per-
sonen.
Am 29. November hielt der Vorstand der Skulpturensammlung des Louvre
und Verfasser des großen Werkes über Boucher, Professor Andre Michel einen
Vortrag in französischer Sprache über Die Kunst des XVIII. Jahrhunderts in
Frankreich" mit skioptischen Demonstrationen. Diesem Vortrage wohnte Ihre
k. u. k. Hoheit die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Maria Josefa bei; die
Besucherzahl betrug 380.
Die Zahl der Besucher des Museums betrug im Jahre 1907 78.707. Davon
kommen 54.928 auf die Sammlungen und Ausstellungen, 6530 auf die Vorlesungen,
17.249 auf die Bibliothek, 13.334 bei Tag und 3915 am Abend. 2874 zahlten Ein-
trittsgeld.
Zahl der Besucher in den Monaten
jänner 9.193
Februar 8.720
März 7.785
9-947
April ..
Mai 8.125
juni. 4.340
Juli .. 3.007
August 3.472
September .. 4.309
Oktober 4.416
November 5.929
Dezember .1o.364
78-707
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung
vom zo. April 1907 dem Direktor des k. k. Österreichischen Museums Hofrat Artur
von Scala das Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens mit dem Sterne allergnädigst
zu verleihen geruht.
Der k. k. Minister für Kultus und Unterricht hat mit dem Erlasse Z. 46934
ex 1906 vom 8. jänner 1907 den Kanzlisten Johann Platzer mit 1. Februar 1907
zum Ofßzial ernannt.
Die Baulinie und das Niveau des Museumsgebäudes wurde durch das Stadt-
bauamt am 11. September 1907 ausgesteckt.
Die Erdabgrabungsarbeiten wurden am 26. August 1907 begonnen und so
fortgesetzt, daß mit der Pilotierung für die Fundamentmauern schon am 26. Sep-
tember 1907 begonnen werden konnte.
Die Betonierung und Ausmauerung der Fundamente wurde am 8. Ok-
tober 1907 in Angriff genommen und wurden die Arbeiten so betrieben, daß die-
selben mit dem 28. Oktober 1907 beendet wurden.
Mit dem Aufmauem des Souterrain-Lichtmauerwerks Souterrainmauern
wurde sofort nach Fertigstellung eines Teiles der Fundamentmauern begonnen.
FREQUENZ
PERSO NAL-
NACHRICHTEN
ZUBAU ZUM MUSEUM
Aus der kaiscrl. künigl. l-lof- und Stnatsdruckerei.