INTERNATIONALER WOHNUNGS- KONGRESS 3. Professor Dr. Friedrich Rathgen, Chemiker an der Generaldirektion der königlichen Museen zu Berlin: „Zerfall und Erhaltung von Altertumsfunden und kunstgewerblichen Sammlungsgegenständen" (mit skioptischen Demonstrationen), am Donnerstag, den 15. und 22. Dezember 19m. Zahl der Eingeschriebenen: 263 Personen. 4. Dr. Franz Winter, o. ö. Professor an der Universität zu Straßburg: „Ent- wicklung der koloristischen Behandlung in der griechischen Malerei" (mit skiop- tischen Demonstrationen), am Donnerstag, den 29. Dezember 1910; Zahl der Ein- geschriebenen: x97 Personen. Ferner wurden auch die volkstümlichen Museumskurse bereits im Herbste wieder aufgenommen. Das Programm des noch in das Jahr 19m fallenden Kurses war: _ Dr. Eduard Leisching, Direktor des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie: „Einführung in die allgemeine Kunstgeschichte IV." (italienische Renaissance), am r3., 20., 27. November, 4. und n. Dezember igio; Zahl der Eingeschriebenen: 432 Personen. Den Abendvorträgen wohnten Ihre k. u. k. Hoheiten Frau Erzherzogin Maria Josefs und Herr Erzherzog Rainer, die Sektionschefs Dr. Adolf Müller und Graf Wickenburg und Sektionsrat Rudolf Baron Klimburg vom k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten bei. In der Zeit vom 24. bis 28. Oktober xgio fand mit Genehmigung des Kuratoriums und des k. k. Ministeriums für öffentliche Arbeiten im Vortragssaale des k. k. Österreichischen Museums der über Anregung und unter Förderung des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht von der österreichischen Leo-Gesell- schaß: veranstaltete 3. Instruktionskurs für kirchliche Kunst statt. Am 30. Mai wurde im k. k. Österreichischen Museum der IX. internationale Wohnungskongreß eröffnet. Dem Kongresse, welcher 1300 Mitglieder zählte, war mit Genehmigung des Kuratoriums und des k.k. Ministeriums für öEentliche Arbeiten Kir die Hauptversammlung der Säulenhof und für die Kongreßverhandlungen der Vortragssaal und die anatoßenden Räumlichkeiten überlassen worden. Der Vor- sitzende des Kongresses, Seine Exzellenz Minister a. D. Dr. Franz Klein, skizzierte in seiner Begrüßungsansprache die Ziele und die nächsten Aufgaben derWohnungs- reform. Er bezeichnete als charakteristisch für die gegenwärtige Phase der Reform- bestrebungen zwei Dinge; das Prinzip der Wirtschaftlichkeit und eine ganz eigen- artige Verbindung von Selbsthilfe und Beistand Dritter. Die gemeinnützige Woh- nungsüirsorge, so erklärte er, ist heute idealistisch in ihren letzten Zwecken und zum Teil auch in ihren Wurzeln, streng realistisch dagegen in ihrer Methode. Sie sucht sich die beiden größten Wundertäter unserer Zeit, Kredit und Technik, dienstbar zu machen; sie verleiht der auch auf anderen Gebieten des Wirtschaftslebens immer mächtiger werdenden Idee Ausdruck, daß es Zonen der menschlichen Existenz oder des menschlichen Bedarfes gibt, die der Spekulation nicht schlecht- hin ausgeliefert werden dürfen, und appelliert hier vor allem an die Selbsthilfe; sie verlangt überdies das Eingreifen der Gesetzgebung und der öffentlichen Verwaltung auf jenen Gebieten, die der Selbsthilfe entzogen sind: Wohnungsinspektion, Wohnungsnachweis, Reform der Bauordnungen, Erschließung baureifen Geländes, Änderungen des Mietrechtes und der Steuergesetzgebung. Die Wohnungsrefonn ist sozial in jedem Sinne des Wortes, indem sie nicht nur der Gesellschaft dadurch zu dienen sucht, daß sie Leben und Los einzelner Volkssehichten zu verbessern bestrebt ist, sondern auch dadurch, daß sie allgemein eine neue, rationellere und billigere Bauweise und eine gesunde, zweckmäßige, kulturell höher stehende Wohnungsweise einzubiirgern sucht. Der Staat und seine Organe können an diesen Forderungen nicht mehr vorbeigehen, die unbesiegbare Kraft derWohnnngsreform