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merkwürdig gut erhaltenen Raumes. Die Porzellane sind auf das sorgfiiltigste mit
bunten Malereien, und zwar teils mit Chinoiserien, teils mit „deutschen Blumen"
verziert. Der Charakter der Malerei weist auf die Frühzeit der Wiener Fabrik hin.
Die Porzellane sind mit wenigen unbedeutenden Ausnahmen, die sich als spätere
Ergänzungen zu erkennen geben, Erzeugnisse Dupaquiers, des Gründers der
Fabrik, und somit die umfangreichste, bedeutendste und in ihrer Gesamtheit
glänzendste Leistung aus deren Anfängen.
Das Zimmer wurde im September unter Aufsicht des Vorstandes der kera-
mischen Sammlung. Vizedirektors Regierungsrates Folnesics, durch F. Schön-
thaler ä Söhne mit größter Sorgfalt abmontiert und nach Wien gebracht. Es wird
im ersten Stock des zu diesem Zweck einer Adaptierung unterzogenen Verbindungs-
baues des neuen mit dem alten Hause zur Aufstellung gelangen. In „Kunst- und
Kunsthandwerk" wird eine_ ausführliche illustrierte Beschreibung des Zimmers
erscheinen.
Von weiteren Erwerbungen seien hervorgehoben: eine unbemalte Büste
aus der Serie der deutschen Kaiser von Joh. Joach. Kändler, und zwar „Kaiser
Matthias", ferner ein Ludwigsburger Rokoko-Tintenzeug mit zwei Putten, ent-
worfen von dem ersten Direktor der Fabrik (1758-1759) Johann Trothe; drei
Wiener Porzellantiguren, davon zwei bemalt, l-Iolzknecht und Kroate, und eine
unbemalt, Neptun, von J. Niedermayer, eine Deckelterrine aus Nove, bemalt mit
Szenen aus dem Liebesroman eines italienischen Offiziers der Napoleonzeit
(um 1800), und 10 mittelalterliche Fußbodentliesen aus dem Passauer Hof in Stein
bei Krems a. D.; zwei Glasüakons aus der Biedermeierzeit; zwei Figürliche Seiden-
tapisserien mit Gold und Silber, französisch, Mitte des XVII. Jahrhunderts; Teppich-
fragmente, persisch, XVII. Jahrhundert; spanische Stickerei, XVI. bis XVII. Jahr-
hundert; italienische Leinenstickerei, XVII. Jahrhundert; eine große Sammlung von
Stickereimustern der Wiener Barocke; gewebtes Pluviale, spanisch, XVI. Jahr-
hundert; zahlreiche Kirchengewänder, Stoffe und Spitzen des XVII. und XVlILJahr-
hunderts; 1 6 Bände mit indischen Stoifmustern; zahlreiche volkstümliche Stickereien
aus Tirol, der Slowakei, aus der italienischen Schweiz; xo alte Kostümbilder aus der
Weiherburg bei Innsbruck sowie andere Kostümbilder aus dem XVII. bis zumBeginn
des XIX. Jahrhunderts; Tapetenfriese mit landschaftlichen und figürlichen Dar-
stellungen von Monquin 1809; ein Wiener Humpen vom Jahre 1692 und ein
Venediger Reliquiar vom Ende des XVIII. Jahrhunderts (von der Auktion Bos-
kowitz); ein emailliertes Eßbesteck aus der Zeit Louis XIV (aus der Auktion
Graf Lamberg), Bernsteinschmuck aus dem XVIII. Jahrhundert, ein tauschierter
Ständer für Spitzenklöppel aus dem XVII. Jahrhundert, eine gußeiserne Ofenplatte
aus dem XVI. Jahrhundert, ein geschmiedeter Türklopfer des XVII. Jahrhunderts,
ein Wiener Stiegen- und Balkongitter aus dem XVII. Jahrhundert, ein schmied-
eisernes Wirtshausschild, Augsburg, XVIII. Jahrhundert; eine Wiener Monstranz
aus dem Jahre 1688 und eine Wiener Monstranz von 1845; ein venezianisches
Spinett, bemalt, XVI. Jahrhundert, eine Füllung, Holz geschnitzt, vergoldet,
italienisch, XVI. Jahrhundert, von Giovanni Barile (aus der Auktion Lippmann).
Die Büchersammlung wurde im Jahre 1912 um 307 Werke - angerechnet
die Fortsetzungen der Zeitschriften und zahlreichen Lieferungswerke - vermehrt
hiervon entfallen auf Geschenke 65, auf Ankäufe 242.
Die Verleihungen von Büchern und Vorlagen nach auswärts an Schulen,
Kunstgewerbetreibende und Private in Wien und in den Kronländern erreichten
die Höhe von 1750 Posten.
Die Kunstblättersammlung wurde um 1296 Blätter vermehrt. Darunter sind
besonders hervorzuheben: 49 Blätter photographische Aufnahmen von Holz-
schnitzereien aus dem Museum Francisco-Carolinum in Linz, 269 Blätter photo-