34-7 Im christlichen Europa ist der persische Name dibä meines Wissens nur von den Venetianern für ihre reichen Goldstotfe angenommen worden m). Dieselben genossen selbst noch im XVIII. Jahrhundert inner- halb der osmanischen Reichsgrenzen einen bedeutenden Ruf; doch waren sie dort im Gegensatz zu den Constantinopler (islämbül dibäsi m) und griechischen Brokaten (dibäi rümf) m) zugleich mit den Wiener Gold- steifen (Betsch kjdri) unter der allgemeinen Bezeichnung Wenedik kjäri (Venetianer-Fabricat) gangbar m"). Bleiben wir bei dem arabisirten dibädsch. Er entspricht nach ein- helligem Urtheile der muslimischen Gelehrten dem Atlas-Gewebe. Und dies vermögen wir wohl auch aus der ältesten uns vorliegenden Iexicalischen Quelle, dem berühmten Werke Dschauharfs (1- 1003) herauszulesen, weil dort, wenn auch ohne Worterklärung, dem Dualis von dibädsch 1neto- nymisch die Bedeutung der beiden Wangen zuerkannt, derselbe demnach wegen seiner Glätte auf ein glänzendes Angesicht bezogen wird m). Man verstand also darunter einen glatten, haarlosen Stoff, dessen Kette und Einschlag aus Ibrisam-Seide bestanden m); auch gehörte er in jene Reihe von Luxusartikeln, deren Verwendung den rechtgläubigen Muslimen kanonisch untersagt war m). 21 aus diesem kostbaren Stoß gefertigte Mantel (kisd) zu Gnadengeschenken (Ibn Ad- hari, l. c. II, 319). Allein nicht nur in Spanien, sondern auch in Italien, namentlich in Calahrien und Sicilien wurde Musehelseide verarbeitet. Dies fuhrt uns auf die meines Wissens bisher noch nicht entdeckte Herkunft des nSalamanderu-Gewebes der deut- schen Dichtung. Nach derselben kamen diese kostbaren pfellel, wie wir oben gesehen, aus dem Berge Agremant, Agremuntin oder Agremontin was Bartsch I. c. Bd. III S. 307 s. v. auch als ein nLand mit einem feurigen Berges nimmt, auf Spanien hin- deutet (Germ. Stud. 1875, II, 157) und in der Note zu IX, 1900 etymologisch wder scharfe Berg (prov. ngre, acer)u erklärt. So viel ich sehe, steckt aber nichts anderes dahinter als der Acremonte bei Palazzuolo in Sizilien, auf dessen steiler Anhöhe ehemals die Stadt Agrae (af 141191111, 1411912) lag: also kommt Agrernontin nicht vom provenea- lischen agre, sondern vom griechischen 5111m, d. i. Spitze, Gipfel. Aber weder da oben, noch drinnen, sondern bei dem Agremontin in der in Seidenmanufacteu thätigen Provinz Syrakus, werden im Mittelalter die köstlichen v-Goldstotfe- Salamander zu 111x111}; 2 kisd z murrte! und anderen Bekleidungsstucken verbraucht worden sein. m) Peyssonel, Traite sur Ie commerce de Ia mere noire, I, 36, 40. m) Tärichi Wasif Efendi, gedr. in Konst. 121g (1804), I, p. 305, Jahr 1767. m) Husein Wehbi, Sür name, d. i. Buch der Hochzeitsfestlichkeiten, türk. Handschr. der k. k. Hofbibl. in Wien, H. O. 94, Fol. 51 rev., vom Jahre 1132 d. H. s 1710. '") Tarichi 'lzzi, gedr. zu Konst. 1199 (1784) Fol. 95, Jahr 1746. "') Dschauhari l. c. l, p. 149. - Vgl. auch oben Anm. 4. '") Zamachschari (1- 1144), Lex. arabicum-persicum ed. Wetzstein, p. 62. - Sch1r'at el-Isläm vom Imäm Rukn-el-Isläm Muhammed ibn Abi Bekr lmämzäde el- Hanefi (1- 1177) mit Commentar von Jaküb ibn Seijid 'Ali (s. Hädschi Chalfa, IV, p. 41, n. 7544), arah. Handschr. in meinem Besitz, Fol. 159 av. - Tadsch el-'arüs, II, p. 37. '") Das was Bock, Gesch. d lit. Gew. I, 37, Anm. 3 -scharf- vorn Korän über das Verbot der Seidenstoffe gesagt sein lasst, ist, wie wir oben Anm. 77 gesehen haben, Wortlaut der Sunna.