563 schlechte Farbenstimmung, hier allerdings durch eine wohlthuende Patina bedeutend gemildert, sind allzu vordringliche Mängel. Aber das sind Mängel dieser Kunst, nicht des Künstlers. Fraglich ist's überhaupt, wie weit die stilistische Berechtigung dieses Zweiges der lntarsia geht. Und hier möchte ich eine Bemerkung machen, die Burckhardt') an- deutet, ohne sie indess scharf durchzuführen. Was man unter dem all- gemeinen Wort lntarsia zusammenfasst, sind eigentlich drei völlig ver- schiedene Decorationsweisen, die kaum mehr als das Material gemein haben. Verschiedenen Formengebieten entsprungen, stehen sie unter ihren eigenen technischen wie stilistischen Bedingungen. Auch in die historische Begründung bringt diese Theilung Klarheit und Sicherheit. Das zweifellos früheste war, durch Zusammenfügung verschieden- farbiger l-lolzstückchen ein geometrisches Ornament zu schaffen. Dieses Holzmosaik, wie es in klarer Hinweisung auf seinen Ursprung genannt wird, fand seine Vorbilder in reichem Mass. lm Kleinen an den C0smaten- arbeiten, im Grossen an der Facade des Doms von Orvieto und dem be- deutendsten Mosaikwerk der Zeit, dem Campanile des Giotto. Als eines der ältesten Beispiele dieser Technik, deren Höhepunkt in's 14. Jahrhun- dert fällt, gilt das von dem sienesischen Architekten Vanni dall' Am- mannato entworfene Chorgestühl des Doms von Orvieto. Mit der Darstellung des Figürlichen beginnt die zweite zeitlich nahe- stehende Gattung der Intarsia. Zeitlich, nicht technisch, denn sie unter- scheidet sich völlig von der Art, wie das Steinmosaik seine bildlichen Aufgaben löst. Sie steht vielmehr in Zusammenhang mit der Glasmalerei. Eine jüngere Schwester derselben nennt sie Burckhardt und führt zugleich einen Künstler an, der beide Decorationsformen in sich vereinte. lndess geht die Gleichheit nicht weit über die erste Anregung hinaus. Das ver- schiedene Material weist die Holzmalerei bald auf ganz andere Bahnen und auf gefährliche. Anfangs wird das Figürliche noch ohne räumliche Fiction als reine Flächendecoration gedacht. Wenn Luci") in seiner Geschichte des Or- vietaner Domes recht berichtet, so fände sich auf den obenerwähnten Chorstühlen auch die früheste Darstellung dieser Art. Um hundert Jahre früher als gemeiniglich angenommen wird, indem bis jetzt als ältestes Muster die von Pietro di Minella um 1433 ausgeführten Ergänzungen des Stuhlwerks von Orvieto galten. Die beschränkte Farbenscala des Holzes lässt aber das Schwergewicht bald vollständig auf die Zeichnung fallen. Die Perspective durchbricht die Fläche, das ursprünglich als Or- nament Gedachte wird zum selbständigen Bild. Der Hintergrund, vor Allem der bauliche, gewinnt stetig an Bedeutung und verdrängt schliess- lich die Figuren, die vermöge der schwierigen lsilodellirung immer weniger ') Burckhardx, Geschichte der Renaissance in lmlien. Stuttgart 1879. ") Luci, Storia del Duomo di Orvieto. Firenze 1866. 10' x