BEILAGE Nr. 168 der „Mittheilungen des k.k.Oesterr. Museums". Knaben schon frühzeitig die Neigung zu wecken, sich einem bestimmten praktischen Lebensberuf zuzuwenden. Die meisten Kinder, deren Eltern Gewerbsleute sind, suchen bei dieser Richtung der ganzen Unterrichts- Legislative und speciell auch des Volksschulgesetzes, sich für etwas Höheres auszubilden, und die Eltern bringen auch die grössten Opfer damit die Jungen in eine höhere Schule kommen und seinerzeit social weiter aufsteigen. Sie entziehen durch diese Neigung der Industrie und dem Gewerbe mitunter die besten Kräfte und vermehren durch das Ueberwuchern der Bildungs- elemente das geistige Proletariat, welches heutigen Tages in Oesterreich schon bedeutend angewachsen ist. Wenn Ideologen, Staatsphilosophen, Männer der politischen Praxis über diese unerbittliche Consequenz des Volksschulgesetzes hinwegsehen, so ist das sehr begreiflich; denn sie brauchen ein geschultes Material für jedwede Art politischer Agitation, und ein solches Material wird durch die gegenwärtige Tendenz des Volks- scbulgesetzes erzogen. Aber für Männer, deren Beruf es ist, das gewerb- liche Leben zu heben und zu bessern, gehört es zu den Unbegreiflich- keiten, wenn verhindert werden soll, dass schon durch die Volksschule die gewerbliche Arbeit gefördert wird, wenn verhindert oder doch als tadelnswerth angesehen werden soll, dass der Junge schon frühzeitig zur Arbeit erzogen, und dass in ihm der Ehrgeiz wachgerufen wird . einmal selbst dem Gewerbe als tüchtiges Mitglied zu dienen. Leider muss ich wiederholt darauf hinweisen, dass in dieser Sache die verkehrtesten An- schauungen in den juristischen und bureaukratischen Kreisen Oesterreichs zu finden sind. (Schluss folgt.) Begulativ für den Spltzeu-Zeieheneure an der Kunatgewerhascltula du k. k. Ooaterr. Museums für Kunut und Industrie In Wien. (Genehmigt mit Erluss des h. k. k. Ministeriums Hi: Cultus u. Unterr. v. 25. Juli 1879, Z. 9965.] i. Der Spitzen-Zeichencurs, welcher vorläufig auf die Dauer von fünf Jahren errichtet wird, hat die Aufgabe, der Textilbranche angehörige, in der Kunslgewerbeschule des Oesterr. Museums herangebildete und vollständig geschulte Kräfte unter steter Berück- sichtigung der Bedürfnisse der Mode und im Einvernehmen mit der österreichischen Spitzenindustrie, d. i. mit Kaufleuten, Fabrikanten etc. ausschliesslich mit dem Entwerfen von Spitzeudessins unter Zugrundelegung guter alter Spitzenmuster zu beschäftigen. Dieser Curs ist der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie und insbesondere dem Atelier des k. k. Professors J. Storck eingefügt und steht unter Leitung des genannten Professors. 1879. XIV. 14