28 Die Glasausstellung würde uns zu mancherlei Betrachtungen reizen, wir wollen aber nur das hervorheben, was uns wesentlich neu oder be- deutungsvoll erscheint. Beschickt ist sie von Ullrich, Stölzle, Kalus, La Chapelle und Bakalovits, dem regelmässigen Besucher der Weihnachts- Ausstellung meist ungewohnte Namen. Eine Wahrnehmung, die sich Dem- jenigen, der diese Dinge verfolgt, zuerst aufdrängt, ist die, dass bei den sogenannten altdeutschen Gläsern, den grünen Römern, Humpen, Pocalen endlich einmal die richtige Farbe zum Vorschein kommt. Nicht als ob das unangenehme, kalte Grün, wie es bisher in Uebung stand, ver- schwunden wäre, aber es zeigt sich daneben das richtige, warme Bou- teillengrün, zum Theile in sehr schönen Tönen und nicht vereinzelt. Kalus in Kramsach bei Brixlegg in Tirol hat sogar eine ganze Collection nur von dieser Farbe gesendet; auch La Chapelle hat einige Beispiele, denen nur bessere Form zu wünschen wäre; zahlreicher und feiner sieht man sie bei Bakalovits. Diese Firma bietet überhaupt des Neuen und des Zierlichen mancherlei, lNeues in den Farben (so auch in gelungener Nachbildung alter Irisirung) und Zierliches in Form und Zeichnung. Wie das Glas, so zeigen auch die glasirten Thonwaaren neue Namen. Steidl aus Znaim, Eichler aus Dux, Gerbing 8c Stefan aus Boden- bach waren bisher unbekannt auf den Ausstellungen des Museums. Auf einmal erscheinen sie mit sehr vorgeschrittener Emailtechnik, mit zum Theile sehr interessanten Gegenständen, denen nur mehr künstlerisches Maß, mehr Schönheitsgefühl, mehr feiner Geschmack zu wünschen wäre. Käme die rechte künstlerische Kraft hinzu, so liesse sich Ausgezeichnetes erwarten. Manches ist auch ganz vortrelflich, so von Gerbing 81 Stefan die braunen, mit Rosetten besetzten Steingutgefässe, in Doultons berühmter Manier, die ihren englischen Vorbildern nicht nachstehen. Die liebens- würdigsten, vollkommensten und harmonischesten Erscheinungen von Allem, was die Ausstellung auf dem Gebiete der Fayencen zeigt, sind die mit orientalischen Mustern decorirten Gefässe von W. Szolnay in Fünf- kirchen, durchaus fein im Tone der gelblichen Masse, farbig und doch maßvoll in ihrer Wirkung. Der Beifall, den diese Arbeiten bereits auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1878, namentlich bei dem feineren und kunstgebildeten Publicum gefunden haben, ist durchaus verdient. Als neue Erscheinung, bis jetzt aber auch nur im Stadium der Versuche, seien noch die Landschaften auf Thonplatten erwähnt, gemalt von Ober- müllner, mit den Frittefarben des Dr. Linke, Assistenten am chemisch- technischen Laboratorium des Oesterr. Museums. Ueberwiegt [in Fayencen das Neue, so im Porzellan das Alte. Die wohlbekannten Namen Fischer von Herend, Haas 8c Czizek, Rädler und Pilz, Zasche haben sich wieder eingestellt mit ihrer eigenen wohl- bekannten Art. Eigentlich Neues bringt nur Pernold mit seinem Service in Platinadecoration, welche, zierlich gezeichnet, eine feine Wirkung übt, sodann Knoll in Karlsbad mit seinen zarten Schneeballgefässen, die an-