35 bürgerlicher Absicht", und da dieselbe zu den weniger gelesenen gehören dürfte, ist es wohl gestattet, diejenigen Gedanken des grossen Philosophen zu citiren, welche unserem Autor vorgeschwebt zu haben scheinen. Kant sagt dort unter AnderemfwDa die Menschen in ihren Bestrebungen nicht blus instiuctmässig, wie Thiere, und doch auch nicht wie vernünftige Welt- bürger, nach einem verabredeten Plane im Ganzen verfahren, so scheint auch keine planrnässige Geschichte (wie etwa von den Bienen oder den Bibern) von ihnen möglich zu sein . . . . Es ist hier keine_ Auskunft für den Philosophen, als dass, da er bei Menschen und ihrem Spiel im Grossen gar keine vernünftige eigene Absicht voraussetzen kann, er versuche, 0b er nicht eine Naturabsicht in diesem widersinnigen Gange menschlicher Dinge entdecken könne, aus welcher von Geschöpfen, die ohne eigenen Plan verfahren, dennoch eine Geschichte nach einem bestimmten Plane der Natur möglich seilu Und weiter: wAm Menschen sollten sich die- jenigen Naturanlagen, die auf den Gebrauch seiner Vernunft abgezielt sind, nur in der Gattung, nicht aber im Individuum vollständig entwickelnp in welchem Zusammenhange dann auf die Ueherlieferung der Aufklärung, wie Kant sagt, der Cultur, wie wir sagen würden, hingewiesen wird. Und endlich: "Die Natur thut nichts überflüssig und ist im Gebrauch der Mittel zu ihren Zwecken nicht verschwenderisch. Da sie dem Menschen Vernunft und darauf sich gründende Freiheit des Wissens gab, so war das schon eine klare Anzeige ihrer Absicht in Ansehung seiner Ausstattung. Er sollte nämlich nun nicht durch lnstinct geleitet oder durch aner- schaffene Kenntniss versorgt und unterrichtet sein", er sollte vielmehr alles aus sich selbst herausbringen. Die Erfindung seiner Bedeckung seiner äusseren Sicherheit und Vertheidigung (wozu sie ihm weder die Hörner des Stieres, noch die Klaue des Löwen, noch das Gebiss des Hundes, sondern blos Hände gab), alle Ergötzlichkeit, die das Leben angenehm machen kann, selbst seine Einsicht und Klugheit, und sogar die Gutartig- keit seines Willens, sollten gänzlich sein eigenes Werk sein. Sie scheint sich hier in ihrer grössten Sparsamkeit selbst gefallen zu haben, und ihre thierische Ausstattungso knapp, so genau auf das höchste Bedürfniss einer anfänglichen Existenz abgemessen zu haben, als wollte sie, der Mensch sollte, wenn er sich aus der grössten Rohheit dereinst zur grössten Geschicklichkeit, innerer Vollkommenheit der Denkungsart und (so viel es auf Erden möglich ist} dadurch zur Glückseligkeit emporgearbeitet haben würde, hiervon das Verdienst ganz allein haben, und es sich selbst nur verdanken dürfen. Gleich als habe sie es mehr auf seine vernünftige Selbst- schätzung, als auf sein Wohlbefinden angelegt . . . . Befremdend bleibt es immer hierbei, dass die älteren Generationen nur scheinen um der späteren willen ihr mühseliges Geschäft zu treiben, um nämlich diesen eine Stufe zu bereiten, von der diese das Bauwerk, welches die Natur zur Absicht hat, höher bringen könnenn- (Schluss folgt)