[T] Museum selbst und durch das Mährische Gewerbemuseum in Brünn. Nicht gleich zahlreich, aber immerhin charakteristisch ist die englische Buchbinderei repräsentirt. Dagegen hat Leipzig, das in Deutschland wie für den Buchhandel so auch für die Buchbinderei die Führung hat und in letzterer Beziehung gerade in einem Wandel begriffen ist, sehr glücklich und ausreichend durch seine besten Buchbindereien ausgestellt, wofür wir insbesondere den Bemühungen des k. und k. Generalconsuls Herrn Ritter v. Seherzer zu Dank verpflichtet sind. ' Was endlich Oesterreich betrifft, so war für manche Buchbinder die bevorstehende Gewerbeausstellung in der Prater-Rotunde, mit welcher es in keiner Weise auf eine Concurrenz abgesehen war, wohl ein-Hinderniss, sich zugleich an der Special-Ausstellung des Museums zu betheiligen. Immerhin ist dasjenige, was theils von Wien, theils aus den Kronländern gekommen ist, sei es an Materialien, wie Buntpapier und Calico oder Leinwand, sei es an fertigen Einbänden, zahlreich, bedeutend und charak- teristisch genug, um über den ästhetischen Werth der Leistungen nicht im Unklaren zu sein. Der Wiener Prachteinband ist noch besonders reprä- sentirt durch eine große Auswahl des Besten aus jenen Adressen zur silbernen Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares, welche in der kaiser- lichen Farnilien-Fideicommiss-Bibliothek aufbewahrt werden. So dürfte diese Ausstellung von Bucheinbänden, so unscheinbar sie sich in ihren Gegenständen darstellt, doch geeignet sein, nach allen Seiten hin über die Buchbinderei von einst und jetzt genügend zu orientiren. Die ältere Abtheilung unserer Ausstellung gibt uns einen Leitfaden der Geschichte der Buchbinderei; folgen wir einstweilen derselben in kur- zen Zügen. Die Alten hatten die Gewohnheit, ihre Schriften auf lange, wohl- bereitete Papyrusstreifen zu schreiben, welche sie sodann aufrollten. Die Rolle (volumen) schoben sie in eine Kapsel. Als aber neben dem Papyrus- papiere das Pergament für Schriften in Gebrauch kam, entstand das Buch in unserer Form (tornus), denn das Pergament wurde in Bogen geschnit- ten, gefaltet, zusammengelegt und geheftet. Beide Seiten, oben und unten, wurden mit festen Tafeln versehen, von Holz, Elfenbein, Metall, ähnlich den antiken Notiztafeln oder Diptychen, davon uns die erhaltenen Bei- spiele der elfenbeinernen Consular-Diptychen eine vollkommene Vorstel- lung geben. Diese Form des Buches kannte also schon das Alterthum. Sie allein ging in das Mittelalter über; die Form der Rolle blieb den Documenten. - In den früheren Zeiten des Mittelalters, da insbesondere die Mönche Verfasser, Schreiber, llluminatoren und Buchbinder in einer Person waren, gab Holz ohne Zweifel das gewöhnliche Material der Buchdecke ab; vom Buchenholze hat auch das Buch selbst seinen Namen, aber wohl richtiger von jenen Buchenstäben, auf welche die Runen, die Buchstaben, ge- schnitten waren, als direct vom Holze. ln der Buchenheimat, d. h. im